Amtsblatt für den Aberamts-ZLezirk Wagold.

ZS SS.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 <^L 60 <>, sür den Bezirk 2 außerhalb des Bezirks 2 .L 40

Donnerstag den 22. August.

Jnscrationsqebühr sür die tspaltlge Zeile ans ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6

1878 .

Eisenbahnzüge der Station Nagold vom 15. Mai an.

Nach Calw: 6 , 59 , 10, 4S, 3,55, 5 , 2 », 9,-r.

Nach Horb: 5,s 8 , 20 , 11,S 5 , 3,-s, 7,«.

Postverbindungen:

Nagold-Altenstaig-Pfalzgrafe nweiler-Dornstetten.

Aus Nagold .

in Altenstaig.

aus Altenstaig.

in Pfalzgrafenweiler . . - aus Pfalzgrafenweiler. - -

in Dornstetten.

aus Dornstetten.

in Pfalzgrafenweiler . . - aus Pfalzgrasenweiler . . -

in Altenstaig.

aus Altenstaig .

in Nagold .

Dorm. Vorm.

8,Sv ! 11,45 10,1« 1,2SNM. 10,20

11,45

11,50

1,45

3.

3, sv

4, so

4,40 8,

6,20 9,4o

Nachm.

7.25

9.5 9,15

10,40

1.5

1.25

3.5

Nachm. 11, ir 12,55

3.5

4.5

5,

6,40

Na(

joldHerrenberg.

aus Nagold in Herrenberg

Vorm. 11,sr

1,2V

Nachm.

7.2-

9,i»

au« Herrenb. in Nagold

Dorm.

4,45

6.30

Nachm.

3,15

5,

NagoldHaiterbach.

aus Nagold in Haiterbach

Nachm.

7,->°

8,45

ausHaiterbach in Nagold

! Nachm. 1,45

! 3.

NagoldErgenzingen.

aus Nagold inErgenzingen

Vorm.

8,4V

10,40

laus Ergenz. sin Nagold

Vorm.

4,45

6,so

Amtliches.

Nagold.

An die Gemeindebehörden, bezw. an die Herren Berwaltungs-Aktnare.

An thunlichst baldige Einsendung der noch rück­ständigen Etats wird hicmit erinnert.

Den 20. August 1878.

K. Oberamt. Güntner.

Fürst Bismarck.

(ii.)

Man mag Bismarck lieben oder hassen, so muß man zugestehen, daß er geistig derselbe ist, was in physischer Be­ziehung oon ihm gesagt ist: er ist ein gewaltiger Mann. Er ist sich dessen wohl bewußt und verläßt sich ans seine Kraft in ungewöhnlichem Maße. Daher auch seine Kühnheit, welche einen hervorstechenden Grnndzng in seinem Charakter bildet. Bismarck's Leben bietet eine ganze Reihe untrüglicher Beweise für diese einzig in ihrer Art dastehende Furchtlosigkeit. Diese historische Kühnheit hat ihren Ursprung in einem ein- und angebornen Muth. Bismarck hat nicht erst dann seine Stimme laut und stolz erhoben und ist nicht erst dann in den Streit cingetreten, als er ein großer Mann geworden war: im Ge- gcntheil, er konnte sich nur zu seiner jetzigen Höhe erheben, weil er kühn gesprochen und stolz gehandelt hat zu einer Zeit, als er noch eine unbedeutende Persönlichkeit war. Zn dieser Zeit fürchtete er sich ebensowenig vor seinem Pferde, vor seinen Lehrern, seinen älteren Studenten, vor dem Ertrinken, vor Bolkshaufen, als in späteren Jahren vor dein ans ihn feuern­den Mörder, einer Parlamentsmehrheit, dem Haß einer mäch­tigen politischen Partei und endlich vor den großen Nationen, die sich in Waffen gegen seine Politik erhoben. Er hat jeder Art von Gefahr, ungeachtet er nicht blind dafür war, mit dem gleichen unerschrockenen Muthe ins Auge geblickt. Er war nicht muthlos, als ihn seine Landsleute einen Bcrräther nannten und ihn anklagten, die preußische Verfassung verletzt zu haben, und er zeigte eine merkwürdige Ruhe in den ercignißvollcn Tagen, als König Wilhelm ans seinen Rath gegen Oesterreich und dann znm Kriege gegen Frankreich anszog. Preußen be­wies sich stärker als diese Reiche. Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß, als er ins Feld zog, der allgemeine Glaube selbst unter seinen Freunden dahin ging, Preußen werde geschlagen werden. Aber Bismarck war von jenem gränzcnloscn, beinahe an Wahnsinn streifenden Optimismus durchdrungen, ohne wel­chen große Thaten nie vvllbracht worden sind, welcher die

Kühnheit begünstigt und den wir bei allen großen Eroberern finden, bei Alexander, bei Cäsar und Napoleon. Er hoffte mit Bestimmtheit, sein Spiel zu gewinnen, aber er verbarg es sich nicht, daß er selbst mit dem Spiele verloren sein würde. Dem Manne ähnlich, welcher stets bereit ist, seinen Einsatz zu ver­doppeln, und der nicht anfhört, bei jedem Spiel immer wieder sein ganzes Vermögen ans eine einzelne Karte zu setzen, hat Bismarck höher und höher gespielt. Was wäre Bismarck heute, wenn nach Düppel Preußen bei Sadowa geschlagen worden wäre, oder nach Sadowa bei Gravclottc? Er dachte daran, aber er war nie zaghaft. Der arme Landedelmann, der Jun­ker, welcher Schulden zu machen hatte, um in der Stadt leben zu können, wurde nach und nach ein einflußreicher Politiker, ein parlamentarischer Führer, Gesandter in Frankfurt, Peters­burg und Paris, Premierminister, Kanzler, Graf, Fürst, aber er blieb immer bereit, seinen Gegnern neue Gelegenheit zu geben, ihn zu schlagen und zu zerschmettern. Es ist unsere feste Ueberzengnng, daß Fürst Bismarck im gegenwärtigen Augenblick, wo er sich ans der Höhe der Macht befindet, und so zu sagen über die Geschicke der civilisirtcn Welt wacht, den­noch, den Fehdehandschuh ausnehmend, alles, was er besitzt und gewonnen daran setzend, furchtlos und kühn mit all' seiner Macht und all' seinen Waffen den neuen Kampf kämpfen würde.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Dem Beispiel anderer Slädte ist nun auch Nagold gefolgt, indem ein Stadtgeschenk sür die Handwerksgehilfen bis auf Weiteres nicht mehr verab­folgt wird. Daß der Hausbettel dadurch wieder inIFlora kommen wird, ist natürlich, denn der Polizei ist cs nicht möglich, alle Fechtbrüder abzufassen und wäre sicher auch nicht im Interesse der Stadtkasse gelegen. Wir glauben gerne, daß der Vorenthalt solcher Unter­stützungen ein stärkerer Antrieb zum Aussuchen von Arbeit zur Folge haben wird, aber wenn solche beim besten Willen eben nicht gefunden wird und dieser Fälle dürften es viele sein wer hat dann die Ver­pflichtung, die vielen Arbeitslosen vor Noth und Ver­brechen zu schützen? denn die Noth lernt nicht blos beten, sondern ist oft und viel die Grundursache von Verbrechen verschiedener Art. Man wende uns nicht ein, wer arbeiten will, findet Arbeit, dieses ist nur halb wahr, und wer solche Redensarten führt, kennt entweder die große Geschäftslosigkcit in Stadt und Land nicht, oder gebraucht solche nur, um damit seine Hartherzigkeit gegen die Noth anderer zu decken. Wir finden wohl den Beschluß der Gemeindebehörde im Interesse der Stadtkasse geboten; im Interesse der Menschlichkeit und Sittlichkeit aber hätten wir gewünscht, daß von Anfang an sich alle Bürger und Hausbewoh­ner angetrieben gefühlt hätten, durch Beitritt zu dem Verein für Abschaffung des Häuserbettels einer Cala- mität entgegen zu treten, die nun mit allen ihren Folgen auf der Einwohnerschaft wieder lasten wird.

DieDonnerstagsliste" des,.Staats-Anzeigers" veröffentlicht eine immer größere Anzahl vonGant­leuten", neuerdings besonders aus dem Stande der Wirthe und Restaurateure. Wenn das Geschäft eines Handwerksmannes nicht mehr gehen, einem aus dem Dienste tretenden Militär die Arbeit nicht munden will, so fängt er eine Wirtschaft an, betreibt einen Holz- und Kohlenhandel, eineAgentur", eine Pfandleihan­stalt u. dgl. kurz: es tritt der Anfang vom Ende ein. Nach wenigen Jahren ist abgewirtschaftet, man läßt sich zum ersten oder zweiten Male verganten, und das Ende ist fertig. (Neue Ztg.)

Sind elfin gen, 18. Aug. Ein erschütternder Todesfall trug sich heute hier auf dem Standesamt zu. Ein Brautpaar, Louise Ganzhorn von hier und Schriftsetzer Heck in Stuttgart, wollte sich trauen lassen; plötzlich sank die Braut, eben da sie unterschrei­ben sollte, zusammen. Der Bräutigam, in der Meinung, sie bücke sich nach einem ihr entfallenen Gegenstand, wollte sie stützen, vermochte aber nicht mehr, sie aufzu-

! richten; der schleunigst herbeigerufene Arzt konnte nur ^ noch den Tod derselben konstatiren. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ende gemacht. (N. T.)

Kirchheim u/T, 19. Aug. In verflossener Nacht kam die 49 Jahre alte Rothochsenwirih Götz Wittwe in Dettingen u/T. auf eine traurige Weise um ihr Leben. Ein mit Tuchwaaren auf die Stuttgarter Messe geladener Wagen sollte aus der Scheuer des rothen Ochsen auf die Straße geschoben werden, zu welchem Geschäft die Frau mit einer Laterne leuchtete. Der Wagen kam, da der Weg etwas abhängig ist, in zu starkem Lauf und stürzte auf die Straße, die Frau unter sich begrabend. Der Tod trat sofort ein, da ihr der Kopf und Oberleib total zerdrückt wurde. Die Unglücklich; hinterläßt 4 Kinder. Der traurige Fall ruft die allseitige Theilnahme wach.

Eltin gen, O.A. Leonberg, 19. Aug. Gestern Nachmittag brach hier, vermuthlich durch Kinder, welche mit Zündhölzchen gespielt haben, Feuer aus, durch welches zwei Häuser und sechs Scheuern zerstört wor­den sind. (Neue Ztg.)

Ellwangen, 16. Aug. Die Vorbereitungen zum schwäbischen Turnfest, das hier am 24. ds. Mts. beginnt, werden jetzt stark betrieben und wird dasselbe bei der bekannten Gastfreundlichkeit der Ell- wanger ein schönes werden, wenn es nicht unter Un­gunst des Wetters leiden muß. Die Anmeldungen der Festtheilnehmer laufen zahlreich ein.

Ulm, 19. Aug. Ein kleines Mädchen pflegte seit geraumer Zeit über Unterleibsschmerzen zu klagen, auch zeigte sich am Unterleihe des Kindes ein Streifen, über dessen Entstehung der Arzt keine Auskunft zu geben vermochte. Als nun gestern Vormittag die Mutter das Kind badete, ritzte sie sich die Hand an dessen Unterleib, und bei näherer Untersuchung sah sie eine Nadelspitze durch die Haut des Kindes dringen. Dieselbe mit den Zähnen erfassend, zog sie eine ganz verrostete Nähnadel mit halbem Oehre heraus. Diese Nadel war die Ursache des Streifens und der Schmer­zen des Kindes; wie die Nadel aber an diesen Ort gekommen, wird vorerst noch ein Räthsel bleiben.

Friedrichshafen, 19. Aug. Die Wiener Sänger trafen gestern Abend 6'/, Uhr hier ein und wurden mit einem Begrüßungschor der Ravensburger und von einer Deputation aus Bregenz unter unge» heurem Jubel der Bevölkerung empfangen. Auf dem Bahnhof befanden sich Generallieutenant v. Spitzem- berg, Major v. Baldinger und Major o. Gronsseld. Abends 8 Uhr trugen die Sänger eine Serenade im Innern des Schloßgartens vor, die wundervoll gesun­gen wurde. Die Königin verlangte mit lauter Stimme das altniederländische Volkslied <la capo. Im großen Saal standen lange gedeckte Tafeln für das Souper für die Meistersänger Wiens. Beim Souper toastirte Se. Maj. der König auf den Kaiser von Oestreich, Dr. Olschbaur erwiderte mit einem Toast auf den König und die Königin, der mit nicht endenwollendem Hoch ausgenommen wurde. Ihre Majestäten unter­hielten sich aufs Freundlichste mit mehreren der Sänger, namentlich mit dem Vorstand, dem Chormeister, sowie mit ihrem Führer, Oberpostmeister Steidle. Nachts um 1 Uhr waren die Sänger noch im Kursalon bei wundervollem Mondschein. Heute um 8 Uhr geht die Fahrt nach Bregenz.

Pforzheim, 18. Aug. Auch der hiesige alt- katholische Pfarrer Dilgrr, früher katholischer Geist­licher, hat sich in Folge des Beschlusses der letzten Bonner Synode verlobt.

Oberg ünzburg, 13. Aug Gestern erreignete sich hier ein gräßliches Unglück. Die Taglöhnerssran Fischler, welche im Auerbach'schen Ziegelstadel beschäf­tigt war, mußte bei ihrer Arbeit immer unter einer durch Wasserkraft getriebenen eisernen Stange durch­gehen. Unglücklicherweise erfaßte diese Stange sie