lind daselbst die Ereignisse abzuwarten. — Es gehl das Gerücht, die Nüssen seien heute in Konstantinopel eingezogen. Anderweitig wird behauptet, die Russen hätten sich bloß genähert und wollen unmittelbar vor Kon stantinopel stehen bleiben, so lange die britische Flotte im Marmara-Meer kreuze. - - Man versichert, Deutsch land ermahne Rußland zur Mäßigung. (Fr. I)
Italien.
Rom, 9. Febr. Im Vatican wurde gestern Abends um 8 Uhr mit der Einbalsamirung der Leiche des Papstes begonnen. Es leiteten dieselbe die Aerzte Ceccarelle und Antonini, welche Pius IX. in seiner letzten Krankheit behandelt hatten, und es assistirten ihnen hiebei noch sieben, sage sieben, andere Aerzte. Die Operation wurde nach dem gemischten System, nämlich mittelst Injektion von ätzendem Sublimat in den Körper und separirter Nusbewahrung der Eingeweide vorgeuommen. Da der Körper vollkommen wohl erhalten war, so erwies sich die Arbeit als keine schwere und konnte in der kurzen Zeit von nur 8'/» Stunden vollendet werden. An Stelle der Eingeweide, die da bis auf die Lunge ganz gesund waren, ward eine vorher mit ätzendem Sublimat getränkte Masse von Watte in den Körper eingesührt. Die Eingeweide ielbst wurden in eine mit conservirenden Ingredienzen gefüllte gewöhnliche irdene Urne, nach Art der von den Alten gebrauchten Aschenaeiäße, gethan, und diese mit einem Kork-Deckel verschlossen und dann hermetisch versiegelt. Diese Urne wird, wie es Brauch ist, wenn der Papst im Vatican stirbt, in der Gruft der Peterskirche deigesctzt.
Die am 8. ds. erschienene Nummer des „Osser- vatore Romano" ist allseitig schwarz berändert; auf der ersten Seite trägt sie ein großes Kreuz und darunter folgenden Nachruf: „Ein höchstes unermeßliches Unglück bat die Kirche, Rom, Italien, die Welt betroffen! Der Himmel hat sich ausgethan, um einen neuen Heiligen zu empfangen. Der höchste Pontifex Pius IX., der Statthalter Jesn Christi, der unfehlbare Lehrer der Katholiken/der gütige und großmüthige Fürst, unser oller Vater, Freund und Wohlthäter, hat gestern 5 Uhr 45 Min. Nachmittags seine Seele in Gott ausgehaucht. Die Thränen und Gebete der Christenheit haben nicht vermocht, daß die göttliche Vorsehung ihm noch länger den ewigen Lohn vorenthalte, de» der selige Engel des Vatikans durch seine Tugenden, seine Werke, seine Opser und seine unaussprechlichen und übermenschlichen Leiden sich verdient hatte. Katholiken! Beugen wir demüthig unsere Stirne vor dem furchtbaren Beschlüsse der gött lichen Vorsehung! Wersen wir uns ihr zu Füßen, um von ihrer Barmherzigkeit Trost und Hilfe für uns zu erflehen ! Und damit unsere Bitten nicht unerhört bleiben, wollen wir den Schutz dessen anflehen, der mit neuer und unsterblicher Ruhmeskrone die selige Mutter Gottes bekränzte: Pius IX. sei für uns Vermittler bei dem Allmächtigen und bei der unbefleckten Jungfrau!"
Ans Grund der Abstimmung über den Ort des Eonklaves theilt Fansulla die Kardinäle in 2 Fraktionen, eine gemäßigte, unter welchen Hohenlohe, Bonaparte, und eine radikale, welche allen Vermittlungsversuchen schroff entgegentritt, und unter welchen Ledochowski, Mauning, Simeoni.
Pius IX. war der 251. Nachfolger Petri. Die durchschnittliche Dauer einer Papstrcgicrung ist somit 17 Jahre 2^3 Monate. Pius IX. hat diese Zeit mehr als vervierfacht.
Frankreich.
Paris, 13 Febr. Die „Agence Havas" meldet aus Konstantinopel vom heutigen: Die englische Flotte hat die Dardanellen passirt und ist in das Marmara- Meer eingefahren.
Paris, 14. Febr. Die „Agence Havas" meldet aus Wien: Der Sultan habe die Königin Victoria gebeten, auf die Sendung der Flotte nach Konstantinopel zu verzichten, worauf die Königin erwidert habe: die Einfahrt der Flotte in die Gewässer von Konstantinopel habe einen friedlichen Zweck. (Fr. I )
England.
London, 13. Febr. Im Arsenal von Sheerneß fangen heute alle Arbeiter an, über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus zu arbeiten. Massenhafte Arbeitskräfte sind engagirt, um die Vollendung von 4 neuen Kanonenbooten zu beschleunigen. Eine für die türkische Marine gebaute Panzer - Corvette ist heute .aus den Docks nach Sheerneß gebracht worden. Vorbereitungen werden getroffen, die Garnison im Point-Fort in der Themse völlig auszurüsten. Auch in Portsmouth arbeiten mehr als 3000 Arsenalarbeiter über die Arbeitszeit hinaus an der Vollendung der Kriegsschiffe. Eine Menge neuer Arbeitskräfte ist engagirt worden.
London. 13. Febr. (Oberhaus.) Gras Derby antwortete ans eine Anfrage Granville's, er hoffe, am
Donnerstag dem Hause mitthcile» zu können) daß die Flotte sich unweit von oder unmittelbar vor Konstantinopel befinde. Alle Mächte haben in die Konferenz gewilligt, die einzige Schwierigkeit biete die Wahl des Konferenzortes. Er glaubt übrigens, diese Schwierigkeit sei nicht sehr groß. Ueber die Bewegung der russischen Truppen weiß Derby nur, was Gortschakoffs Cirkulär konstatirt.
Rußland.
Petersburg, 14. Febr. Russische Blätter erinnern an die vorjährigen Worte des Fürste» Bismark. daß Deutschland bei der Orient-Krisis für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens wirken werde, und fügen hinzu, daß die Rolle eines Schiedsrichters Deutschland um so mehr zukomme, als es durch sein militärisches Uebergewicht und durch das Nichtin teressirtsein an der Orientfrage die einzige Macht sei, welche diese Rolle wirksam durchführen könne, indem cs sich gegen Denjenigen entschiede, welcher den ersten Kanonenschuß abgeben würde.
Das „Eastern Budget" erfährt aus Warschau, daß im Königreiche Polen Vorbereitungen für eine neue Aushebung von circa 40,000 Rekruten im nach sten Frühjahr getroffen werden. Es heißt, daß die Verluste, welche die russische Armee in dem Kriege erlitten hat, viel beträchtlicher sind, als die amtlichen Angaben darüber ersehen lassen, und daß dies insbesondere der Falle bei der jüngsten Ueberschreitung des Balkans war, wo die Russen dreimal mehr Leute verloren, als die amtlichen Berichte angaben.
Das Gortschakoff'scbe Telegr. vom 10. bestätigt die gestrige Meldung, Rußland habe den Mächten erklärt, es habe keine Einwendungen gegen das Erscheinen verschiedener Flotten in K o nst a n t i n o p el im Sinne seiner früheren Aeußerungen. Dies wurde, wie i das amtliche Telegr. beweist, richtig dahin verstanden, daß Rußland alsdann ebenfalls Konsiniilniopel besetzen werde, angeblich ebenfalls zum Schutze russischer Un terihanen, die indessen schwerlich in Konstantinopel zahlreich vorhanden sind. Jedenfalls bestätigt Gort- schakoff selbst, daß auch andere Mächte Kriegsschiffe in die Dardanellen schicken wollen. Dies ist gewiß ein Friedensmoment. Die Petersburger Kriegsparlei, deren Uebermuth seit einiger Zeit sogar russische Kreise beunruhigt hatte, scheint ohnehin Boden zu verlieren. Dies würde den Ausgleich europäischer Gegensätze sowie eine spätere Konferenz, von welcher noch immer gesprochen wird, ermöglichen. Man muß abwarten, ob der Sultan jetzt allen Mächten das Einlaufen in die Dardanellen verweigern will. Dann würde Rußland dieselbe Sendung der Flotten, welche es den Mächten gegenüber in seinem offiziellen Tel. vom 10. zuläßt, wieder von Konstantinopel aus aus Umwegen verhin dern, was den Glauben an Rußlands Aufrichtigkeit nicht verstärken kann. Auch die Erregung in London könnte dadurch nicht vermindert werden. Will sich Rußland andererseits von der Türkei eine Flottenstation an den Meerengen bewilligen lassen, so würde auch England unzweifelhaft eine solche beanspruchen. Aber selbst die Post glaubt heute Abend, Rußland werde die Schließung der Dardanellen nicht durchsetzen, das Erscheinen der europäischen Flotten werde es verhindern. Dies war bekanntlich seit mehreren Tagen vorhergesehen.
Türkei.
Konstantinopel, 11. Febr. (Indirekt.) In der Kammer erklärte Vefik Pascha, er würde ihr innerhalb vier Tagen die Friedensbedingungen mittheilen. Thessalien sei von den griechischen Truppen geräumt worden. Im Falle die britische Flotte in die Dardanellen einlaufe, werde die Regierung dagegen protesti- ren und die ganze Verantwortung des Schrittes England zuschieben.(Fr. I.)
Handel und Verkehr re. Mittlere Fruchtpreise per Centner
vom 30. Januar bis 6. Februar.
Kernen. Roggen. (Gerste.
Biberach ii. 9. 8 85. —. —.
Haber.
Backnang
_ . - .
-. -.
8. 42.
6.
54.
Jsny
12. 14.
S. 20.
8. 80.
8.
25.
Winnenden
_ . - .
-. —.
-. -.
6.
29.
Bopsingen
10. SO.
8. 20.
S. 45.
6.
6b.
Giengen
1t. 40.
S. --
S. 50.
6.
35.
Rottweil
11. SO.
-. -.
-. -'
7.
Ebingen
11. 42.
8. 30.
6.
36.
Geislingen
11. 46.
Hall
11. 52.
-. —.
-. -.
-.
Heidenheim
11. 36.
8. 40.
S. 40.
6.
50.
Nagold
11. -.
g. 88.
S. 86.
6.
78.
Ulm
11. 23.
8. 70.
9. 14.
6.
85.
Urach
_. -.
8. 63.
8. 80.
6.
74.
Kirchheim
11. 56.
9. 17.
6.
87.
Riedlingen
10. 84.
8. SO.
8. 84.
6.
40.
Tuttlingen
11. 2S.
- . -.
-. -.
7.
7.
Backnang
—. —.
—. --
6.
54.
München, 8. Febr. i Fruchtbericht.) Tie diez- wöchentlichen ober- und niederbayerischen Märkte hatten in der Mehrzahl kleine Preiserhöhungen, was jedoch sein Motiv allein in schwacher Zufuhr findet. Die Umsätze in Getreide am diesige» Platze waren diese Woche höchst unbedeutend. Weizen ist ganz ohne Kauflust: kleine Postchen für Mühlen werden in bayerischer Waare gedeckt. Roggen im Preise gedrückt obns allen Begebr Auch für Hafer besteben dieselben Verhältnisse. — Preise: Weizen Ungar. »I. 11.50—12 50, dlo. bayer. 51. 10.80-1130, Roggen Ungar. 51. 8.30—9.—, dtv. bayer. 51. 7.50—8.25, Gerste ungarr 5l. 9.25 - 11 , dto bayer. 51. 7.50—9.50, Hafer 5l. 6.50—7 75 je nach Qualität. Alles per 100 Zoll-Pfund.
Tübingen, II. Febr. Der Zutrieb an Vieh auf den heutigen Markt war ein solch kolossaler, daß sich keine Lrchätzung auch nur annäherungsweise konstatiren läßt; nur so viel kann gesagt werden, daß auf dem Markte das Vieh so dicht ausgestellt war. daß man den ganzen Platz aus dem Rücke» des Viehes hätte begehen können, ohne Gesahr zu laufen, auf den Boden zu kommen. Die seitherigen Preise dielten sich aus der gleichen Höhe, namentlich im Zug- und Melkvieh. 30—40 Karotin sür Zugstiere ist dermalen der landläufige Preis. Auch in Fettvieh war die Nachfrage heute stärker, doch konnten die Mezger mit 44—48 Karotin nach ihrem eigenen Urldeil nicht ohne Nutzen beikommen: kaufen auch gerne, insbesondere Gäuvieh, weil bei den niedrigen Fruchlpreije» die Kölnerfütterung ihre wohlthätigen Folgen nicht verkennen läßt. — Der Schweinemarkt war buchstäblich überführt, besonders an Läuferschweinen, die im Preise weil hinter den eigenttich-n Milchschweinen zurückbliebcn und nicht zur Hätsle Liebhaber sanken Die Beschränktheit des neuerstellten Piehmarttes gab auch beute wieder zu allerlei Ausstellungen Anlaß.
Leonberg, 13. Febr. Bei dem gestern gehaltenen Pferdemarkt lind 650 Pferde zum Verkauf vvrqesührt worden. Käufe: waren viele da, allein die Preise sind bei den gegenwärtigen Verhältnissen zu hoch und es wurde deß- halb nur wenig gehandelt.
Nürnberg, 13. Febr. (Hopfen.) Von den feinsten Qualitäten sind Spalter Stadt und Nebentage zu 139 bis 150, Posener zu 60, dto. ausgcwählt zu 80, verschiedene Würllemberger zu 60-80 gekauft worden: 18 Ballen Marklhopsen erzielten 55. In gleich ruhiger Tendenz gestattete sich der Einkauf am gestrigen Dienstagsmarkt: eure kleine Partie prima Hallertauer kostete 80, dto. größere Partien 'Mittet 60-62, 18 Balten Aitch- gründer ^ 52, dto. bessere Qualität 55—68, gute Ge- birgshovien 60-66, Württemberg?,: 60—78.
Ans der Pfalz, N. Febr. Der im vorigen Jabr begründete pfälzische Lo h rl n d e n - Mar k l wird Heuer am 12. 'März in Kaiserslautern gehalten. Es kommen dabei 62,000 Elr- Lohrinden aus vtaats-, Gemeinde- und Privat- Waldungen der Pfalz zum Aufwurf.
Bielefeld, 9. Febr. Das Garn - GZchäst gestaltete sich diese Woche recht tevhail, und es gebt nicht allein die volle Production ab, sondern es räumen sich die Lager auch mehr und mehr, so daß einzelne Garnsorten bereits fehlen. Preise sind fester und lehnen bie Spinner alle Gebote unter Listenpreisen ab. Im Leinengeschäfl ist es etwas lebhafter und vsr Absatz in een meisten Sorten befriedigender, als dies bisher der Fall war.
Allerlei.
— Werth der Straßen erde. Straßenerde ist das Produkt der Zermalmung von Gestein durch die Wagenräder und enthält außerdem organische Stoffe aus den Excrementen der Thiere und ans den Pflanzen, die am Rande der Lckraße wachsen. In neuerer Zeit ließ der „iandwirlhschaftliche Verein" im Canton Bern Straßenerde untersuchen. Dieselbe enthält 1.14 pCt. Gyps, 1.13 pCt. phosphorsauren Kalk, 1.79 pCt. lösliche Kieselsäure, 0.051 pCt. Chloralkalicu, 720 pCt. organische Substanz und 0.2 pCt. Stickstoff. Hiernach eignet sich die Straßenerde trefflich zur Bereitung von Dünger, namentlich für Wiesen, und gibt in der Thal die günstigsten Resultate, besonders dann, wenn man ihr noch etwas Holzasche zusetzt. Man benutzt im Canton Bern die Straßenerde sehr sorgfältig sür land- wirthschaftliche Zwecke, und eine einfache Berechnung zeigt, daß in derselben allerdings eine Quelle fließt, aus welcher wir unsere Felder mit bedeutenden Mengen der wichtigsten Düngstoffe versehen können. Die Straßen des Cantons Bern liefern jährlich sicher nicht weniger als 15,000 Centner phosphor.sauren Kalk.
Zweisilbige Charade.
Leise wie der Geister Reigen In geheimnißvollem Schweigen Nahet sich aus leichten Sohlen Meine Erste ganz verstohlen.
Nicht ertrotzen, nicht erhaschen Läßt sie sich: doch überraschen Mag sie gern, und wenn zu Zeiten Sie uns findet in der Zweiten,
Ist zu schließen, daß beim Mahle Wir geleeret die Pokale,
Nicht im traulich stillen Zimmer,
Angehaucht vom Lampenschimmer Uns auf ernste Studien legten Und dabei im Ganzen pflegten.
Frankfurter Gold - CourS vom 14. Februar 1878*
20-Frankenstücke.16 19—23 «I
Englische Souvereigns.20 „ 30—35 „
Russische Imperiales.16 „ 65—-0 «
Holländische fl. 10-Stücke.16 „ 65 G.
Ducaten. 9 „ 50—55 ,
Dollars in Gold. 4 „ 16—19 »