mnngt» errege» können. Nicht einmal über die Dauer der Waffenruhe hat etwas verlautbar werden könne»; ebensowenig scheint irgend welche Demarcations-Linie festgestellt zu sein, während andererseits die Mittheilung, daß man in Rodosto eine russische Einquartierung wünscht, um die Stadt vor der Plünderung durch die Baschi-BozM zu schützen, sehr viel zu denken gibt. Es ist daher sehr natürlich, daß unter diesen so hoch gespannten Verhältnissen auch an unserem Hose eine auffallende Ungeduld sich bemerkbar macht. Hat es doch erst einer directen Ansrage bei der hiesigen russischen Botschaft bedurft, um endlich das , äthselvolle Schweigen derselben auch der allerhöchste» Stelle gegenüber zu brechen. (Fr. I)

Berlin, 6. Febr. Der deutsche Reichstag wurde heute durch den Finanzminister o Camphausen eröffnet. Nach Auszählung des geschäftlichen Theils, der den Reichstag erwarten wird, geht der Minister auf die Stellung nach außen über und schließt : Meine Herren! Bei der Eröffnung des vorjährigen Reichstags war die Erwartung noch nicht ausgeschlossen, daß die türkische Regierung aus eigener Entschließung zur Ausführung der Reform schreiten werde, über welche die europäischen Mächte sich aus der Konferenz in Konstantinopel ge einigt hatten. Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen. Seine Majestät der Kaiser hofft jedoch, daß nunmehr ein baldiger Friede die Grundsätze jener Konferenz zur Anwendung bringen und dauernd sicher stellen werde. Die verhältnißmäßig geringere Belhei ligung der Interessen Deutschlands im Orient gestaltet für die-Politik des Reichs eine uneigennützige Mitwir­kung an der Verständigung der belheiligten Mächte über die künftigen Garanlieen gegen eine Wiederkehr der Wirren im Orient und zu Gunsten der christlichen Bevölkerung. Inzwischen hat die von Sr. Majestät dem Kaiser vorgezeichnete Politik ihre Absicht bereits insoweit erreichen können, als sie wesentlich dazu mit gewirkt hat, daß der Friede zwischen den europäischen Mächten erhalten worden ist und zu ihnen allen Deutsch kands Beziehungen nicht nur friedliche, sondern durchaus freundschaftliche geblieben sind und mit Gottes Hilfe bleiben werden.

Die erste Sitzung des Reichstagees begann gegen 3 Uhr 20 Min. v. Forckenbeck fungirte vorläufig wiederum als Präsident. Eingegangen sind: Die Rechts­anwaltsordnung, die Rechnungen der Oberrechnungs­kammerkasse pro 1875, die Gesetzentwürfe, betr. den Spielkartenstempel und die Ausnahme einer Anleihe, sowie der gesummte Reichshaushaltsetat nebst Anlagen; die Ankündigung der letztgenannten Vorlage wurde mit Beifall ausgenommen Der Namensaufruf ergab 216 Anwesende, also die Beschlußfähigkeit des Hauses.

Der Oberkirchcnrath hat aus Anlaß der in jüngster Zeit hervorgetretenen Agitation der Sozial-Demokraien zum Massenaustritt aus der Landeskirche gegen die Führer derselben, Most, Dentler u. A., einen Straf- Antrag wegen Beleidigung und Beschimpfung der ev. Landeskirche bei der Staatsanwaltschaft eingereicht.

Aachen, 31. Jan. Es kursiren in der Stadt aufregende Gerüchte über eine Massenvergiftung durch arsenikhaltiges Kochsalz. Tatsächlich festgestellt ist: Vor ungefähr 8 Tagen erkrankten in der Kölnstraße in zwei Häusern die sämtlichen Einwohner, ohne daß man eine bestimmte Ursache entdecken konnte. Appetit losigkeit, Leibschmerzen, aufgedunsenes Aussehen zeigten sich bei allen Patienten. Als nun in den letzten Tagen noch 2 weitere Familien unter denselben Symptomen erkrankten, gerieth der behandelnde Arzt auf den Gedanken, das Kochsalz chemisch untersuchen zu lassen, und siehe da, es wurde ein nicht unbedeutender Gehalt von Arsenik in demselben festgestellt. In dem betreffenden Spezerei­laden, wo das Salz verkauft worden, wurde der Salz- vorrath versiegelt; die gerichtliche Untersuchung wird wohl das Nähere ergeben. Sämtliche Erkrankte sind jedoch außer Gefahr.

Man kann es manchem braven Manne nicht ver­denken, daß er die Russen in Adrianopel bedenklich von der Sette ansieht; denn es ist nicht zu leugnen, daß sie ohne Schlüssel in das fremde Haus gekommen sind. DieSchlüssel von Adrianopel" liegen nemlich seit manchem Jahre im Zeughause in Berlin. Im Kriege von 1829 lieferten die Türken diese Schlüssel dem Russen Diebitsch aus und Kaiser Nikolaus schenkte sie später dem König von Preußen. Da Bismarck diese Schlüssel den Russen schwerlich ausgeliefert hat, so müssen die Russen mit den berühmten Krupp'schen Nachschlüsseln hineingekommen sein.

Bremen, 30. Jan. Ein gräßliches Unglück hat heute Nachmittug in dem benachbarten Woltmers Hausen 4 Familien in die größte Trauer versetzt. Nach­dem wir den ganzen Winter noch keine eigentliche Kälte

gehabt, ist der seit einigen Tagen eingetretene Forst, der die Gräben und das überschwemmte Land mit einer leichten Eisdecke belegt hat, natürlich von der Jugend mit größter Freude begrüßt worden, und wie immer hat sie die Zeit nicht erwarten können, daß die Eisdecke die gehörige Sicherheit bieten würde. So vergnügten sich auch heute Nachmittag eine Anzahl Kinder aus einem von einem früheren Deichbruche herrührenden Weiher mit Schlittschuhlaufen, als plötzlich die weiche Schneeeisdecke brach und 6 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in der Tiefe verschwanden In einem be­nachbarten Hause wohnt ein Schneider, Drewes, der, als er das Unglück sieht, aus dem Hause stürzt, um die Kleinen zu retten, aber ebenfalls in der Tiefe ver­sinkt, ebenso wie seine Frau, die ihren Mann mit dem Tode kämpfen sieht und ihm Rettung bringen will. Von allen Seiten eilen Leute mit Stangen und Brettern herbei, auch die Eltern mehrerer der ertrinkenden Kinder, aber das Rettungswerk ist mit den größten Schmierig keilen verknüpft, und von 13 Personen, 6 Kindern und 7 Erwachsenen, können nur 5 an das Land gebracht werden. Drei Erwachsene (der Schneider, seine Frau und die Großmutter eines der drei eingrbrochenen Knaben) und 5 Kinder haben erst als Leichen aus der eisigen Fluth gezogen werden können. Eine andere (die Tochter jener Großmutter) liegt so schwer darnieder, daß man an ihrem Auskommen zweifelt. Die Szene, die sich in der Wohnung des Schneider? abspielte, als man die Leichen brachte und die beiden hintcrlassenen Kinder im Alter von 4 und 2'/, Jahren, welche die Eltern mit süßen Schmeichelworten aus dem vermeint­lichen Schlafe aufzuwecken strebten, war eine unsäglich traurige. Nur mit Mühe konnten die Kinder fortge­bracht werden.

OesterreichUngarn.

Wien, 4. Febr. DiePol Corresp." enthält folgende Meldungen: Aus Belgrad, 4. Febr. Großfürst Nikolaus hat der Anzeige von dem Abschluß des Waf­fenstillstandes die Versicherung beigefügt, die Interessen Serbiens würden gebührende Berücksichtigung finden. Aus Cettinje. Der russische Agent Jonin hat den Fürsten vom Abschluß des Waffenstillstandes benachrich­tigt und denselben aufgcfordert, die Feindseligkeiten einzustellen

Wien, 5. Febr. DiePolit Corr." meldet aus Athen von heute: Die Ankunft der türkischen Flotte unter Hobart Pascha wird signalisirt. Die Panik in Athen und in ganz Griechenland ist groß. Trotz der Erklärung des Ministers des Aeußern an den türkischen Gesandten Photiades Bey, daß der Einmarsch der griechischen Truvpen in Thessalien erfolgte, um Gräneltbaten daselbst zu verhindern, qualificirte Pho­tiades Bey das Vorgehen der griechischen Regierung als eine Kriegserklärung und telegraphirte nach Kon siantinopel um Kriegsschiffe, um ihn abzuholen. Die Regierung ist bestürzt und will die Intervention der Schutzmächte anrufen (Das ganze Vorgehen Grie­chenlands wäre geradezu unbegreiflich, wenn man nicht Ursache hätte, eine russische Jntrigue zur Lähmung der Friedenskonferenz dahinter zu suchen.) (N. Z)

Wien, 6 Febr. DiePresse" meldet: Die Türken müssen außer den Donaufestungen auch noch die auf der Donau befindlichen Kriegsschiffe, 8 Monitors und 12 Dampfer, den Russen übergeben. Aus Sulina und Varna werden die Kriegsschiffe vorher entfernt.

Wien, 6. Febr. Rußland hat den Vorschlag in Wien die Conferenz abzuhalten, abgelehnt und Lausanne als Conferenzort vorgeschlagen. Demzufolge hat Deutschland die bereits gemachte Zusage zurück gezogen und ebenfalls abgelehnt, nach Wien zu kommen. Die Situation wird als ernst bezeichnet. Oesterreich hat sich im Wesentlichen England genähert.

Ueber das Detail wegen der Uebergabe der bul­garischen Festungen erfährt diePresse" :Die Ueber­gabe derselben gehört nicht zu den Friedensbedingungen selbst, sie wurde vom Großfürsten als unerläßliche Vorbedingung für den Eintritt in die Verhandlungen bezeichnet. Die Uebergabe der Festungen ist eine be­dingungslose und muß im Beisein der fremden Militär- Attaches bis Mitte Februar beendet sein. Widdin wird an die Rumänen übergeben, ebenso werben sie Nikopolis besetzen und dort die Civil-Administration übernehmen. Die Dauer des Waffenstillstandes ist nicht festgesetzt." Die beiderseitigen Kriegsschiffe müssen in den Häfen verbleiben, wo sie sich eben befinden. Die Truppen in Rumelien rücken in Cantonnements ein."

Frankreich.

Paris, 4. Febr. Aus Calais wird gemeldet, daß gestern, am Sonntag, im Circus ein Mensch^ der bis jetzt unbekannt geblieben, plötzlichFeuer!" rief.

In Folge des Schreckens stürzte» die Zuschauer nach den Eingängen; 10 Zuschauer kamen dabei ums Leben, eine große Anzahl wurde verwundet.

Paris, 6. Febr.Agence Havas" meldet aus aus Athen: Die Vertreter der Mächte beabsichtigen, den Piräeus gegen die Eventualität eines Bombarde­ments zu schützen, da derselbe unter der Voraussetzung, daß keine Armirung erfolge, als offene Stadt zu be­trachten sei. Der Minister des Auswärtigen empfing den englischen Legationsrath Wyndham. Im Lande herrscht große Aufregung anläßlich des Gerüchts von der Annäherung der türkischen Panzerschiffe mit 8000 Mann an Bord Trotz starkem Schneefall rückten die griechischen Truppen bis Domoko vor und besetzten die umgebenden Positionen.

Italien.

Rom. 7. Febr. DieAgenzia Stefan!" mel­det : Der Papst ist heute Nachmittags 3 Uhr gestorben. Das Conklave wird sogleich zusammentreten. (N. T.)

Griechenland.

Athen, 6 Febr. General Soutzo erhielt Befehl, die Occupation Thessaliens fortzusetzen. Die mobile Nationalgarde wird in die active Armee eingereiht. Die Türkenstadt Domoko, welche von 14,000 Griechen belagert wird, hat eine Frist zur Uebergabe erhalten.

Rußland

Petersburg, ft Febr. Heute Vormittag um 11 Uhr wurde ein Attentat auf den Stadthauptmann von Petersburg, General Trepoff, verübt, indem eine Frau, die mit anderen Bittstellern bei der täglich statt­findenden Audienz empfangen wurde, bei Ueberreichung einer Bittschrift zwei Rcvolverschüsse auf den General abfeuerte. Der Zustand des Generals ist bedenklich; die Kugel ist noch nicht herausgezogen. Der Kaiser und der Reichskanzler besuchten den General. In der Stadt herrscht große Erregung. Die Verbrecherin verweigert jede Auskunft.

Türkei.

Bukarest, 6 Febr. Rußland hat Rumänien für Bessarabien, die Dobrutscha mit der Sulinageorgs- Mündung und für Silistria fünfzig Millionen Francs angeboten.

England.

London, 5 Febr. Einem Tel. derDaily News" aus Kars vom 4. d. zufolge ist daselbst die Uebergabe von Erzerum amtlich gemeldet und sollten die Russen die Festung am Dienstag besetzen.

London. 5. Febr. Im Oberhaus erklärte Derby: da das türkische Reich von den Mächten garantirt und Creta geschützt sei, sei keine Uebertragung Creta's an Griechenland gültigerweise möglich, ohne Sanktion der Garantiemächte.

London, 6. Febr. DieMorning Advertiser" hat Grund zu glauben, daß die britische Regierung Kunde von dem Einzug der russischen Armee in Konstantinopel erhalten habe. DieMorningpost" glaubt: Die Nach­richt, die via Bombay-Alexandria kam, bastre auf amtlicher authentischer Mittheilung.

Handel und Verkehr re.

Handwerkerbank Weilderstadt Das Berwal« tnngSjahr 1877 ergab laut Bericht des Aussichtsraths, er­stattet in der am 8. Februar abgehaltenen Generalversamm­lung, folgendes Resultat: Umsatz an der Kasse ca. S Mill. Mark, Umsatz in Wechseln circa 500,000 *6, Reingewinn 8465 75

Murrhardt, 6. Febr. Der gestrig« Viehmarkt war so stark befahren, wie es seit Jahren keiner der Bieh- märkte war. Im Allgemeinen war der Handel ein ziemlich flauer, auch waren die Preise, wie die abgeschloffenen Käufe zeigen, im Rückgehen.

Nürnberg, 5. Febr. (Hopsen.) Der MontagS- verkehr war ebenso mäßig wie der Umsatz am Schluß der Vorwoche: es ginaen kaum SOO Ballen zu gedrückten Preisen ab, von denen Hallertauer zu 5466 bl., Elsässer zu 50 bis 60 bl , Aischgründer zu 5562 bl., geringe zu 4450 bl. in kleinen Abschlüssen angezeigt sind. Das heutige Geschäft war ohne Belang. _

Homonyme»

Ich wohne nur bei Zank und Streit.

Mich flieht der Weise jederzeit,

Mit Scband und Schmach wert,' ich geboren,

Bei Spielern, Säufern und bei Thoren.

Doch war es auch ein deutscher Mann;

Wer kennt die schöpsungsreiche Bahn,

Den Genius der Harmonien,

_ In seinen schönen Melodien?! _

Frankfurter Gold-Eourk vom 7. Februar

20-Frankenstücke.16-6 1822 «k

ditto in '/, 16 . 18-22

Englische Souvereigns ...... . 20 3035

Russische Imperiales.16 6671 ,.

Holländische fl. 10-Stücke.16 65 E.

Ducaten. 9 5055

Dollars in Gold. 4 1619

Hiezu eine Beilage.