gestern von dem Wiener Kabinel an die Kabin-le der Pariser Si.,uatarmächlc abgesender worden. (St.-A.)

Wien, 5. Febr. (Meldungen derPolit. Korr.") St. Petersburg, 4 Februar. Nach Unterzeichnung der Präliminarien wird in Adrian opel unverweilt zur Verhandlung des definitiven Friedensvertrags geschritten. General Jgnatieff ist mit Führung der Verhandlungen beauftragt. (St.-A)

Die österreichische Ministerkrisis ist auf die einfachste Weise gelöst: Das gesammte Kabinet Auers perg ist wieder in Aktivität getreten.

Der Kaiser von Oestreich hat 10,000 Gulden unter die Flüchtlinge in Constaittinopel verthcilen lassen.

Der Times wird aus Wien gemeldet: man be­sorge, Rußland habe von der Türkei dis Abtretung der Flotte und die Zusicherung einer strategischen Stellung an den Meerengen erzwungen.

Die ,,Presse" sagt: Schnmla und Varna sollten ebenfalls in den Besitz Rußlands übergehen. Des­gleichen werde zeitweilige Besetzung Konstantinopels erfolgen. Die Pforte werde der von Griechenland ausgehenden kriegerischen Bewegung Widerstand leisten.

Frankreich

Paris, 2. Febr.Agence Haoas" meldet aus Athen, l. Febr.: Die griechische Regierung besohl an­läßlich der Vorgänge in den von Griechen bewohnten türkischen Provinzen, daß morgen eine Armee von 42,000 Mann die Grenze überschreite, und Thessalien, Epirus und Macedonien besetze, um die Ruhe ausrecht zu Hallen, und der Niedermetzelung der Christen oor- zubeugen. Die Kammer bewilligte der Regierung einen Kredit von 10 Millionen Drachmen.

Paris, 4. Febr. Havas meldet ans Athen, den 3. d.: Die Regierung erklärte dem türkischen Ge­sandten : Griechenland beabsichtige nicht Kriezerklärnng an - die Türkei, sondern nur Beschütznng ihrer Lands leute gegen die Angriffe der Tscherkessen. Ungeachtet des Waffenstillstandes sei die Ausführung des Programms entschieden. Die Armee rücke nach Thessalien vor.

Paris, 4. Febr. General Cialdini, Botschafter Italiens, ist hier eingetrosfen. Nachrichten ans Shanghai vom 3. d. meiden von einer Feucrsbrnnst in Tientsin, wodurch ein Frauen- und Kinder-Asyl zerstör: und wobei mehr als 2000 Menschen umge­kommen sein sollen.

Paris. Die hiesigen Blätter konstatiren mit Befriedigung, daß Graf Saint-Vallier in Berlin eine sehr freundliche Aufnahme gesunden hat.

Italien.

Rom, 26. Jan. König Humbert hat sich in Bezug auf die Civilliste musterhaft benommen. Es wird Niemanden wundern, zu erfahren, daß der König Victor Emanuel trotz der im vorigen Jahre vom Parlamente bewilligten Zuschüsse Schulden hinteriassen hat, die sich auf die erklekliche Summe von 810 Mill. belaufen sollen. Der Minister-Präsident bot nun dem neuen König an, diese Passiven durch eine neu zu bewilligende Summe zu bereinigen. König Humbert fand, daß der Augenblick schlecht gewählt sei, seine Regierung mit einer neuen Forderung an den Säckel seiner Unterthanen einzuleiten. Er lehnte das Anerbieten aufs Entschie­denste ab und hat beschlossen, Alles aus den zu ma chenden Ersparnissen zu bestreiten. Ja, mehr als Das. Da jetzt die Apanage des Kronprinzen und der Kron­prinzessin, die vor ungefähr sechs Jahren um 500,000 Lire erhöht wurde, bis zur Mündigkeit des Prinzen von Neapel wegfällt, sprachen die freigebigen Minister von einer Erhöhung der neuen Civilliste unter dem Vorwände, daß jetzt noch die Ausgaben einer Königin hinzukämen. Der König verweigerte indeß auch dies; er wünsche von der Kammer, die nach jedem Thron­wechsel die Civilliste für die ganze Regierungszeit zu bestimmen hat, nur dasselbe jährliche Einkommen, das sein Vater gehabt. Zugleich hat das neue Königspaar die Ersparnisse sofort in Angriff genommen; von den 1800 Pferden Victor Emanuels sollen 300 gleich ver­kauft werden, alle königlichen Gestüte sollen eingehen; Castel Perziano, daS Victor Emanuel um einen ungc heuren Preis vom Herzog Grazioli gekauft, soll wieder verlaust werden; der Haushalt wird vermindert rc. Nicht als ob Victor Emanuel prunkliebend gewesen sei, recht im Gegentheil. Für sich selbst gab der König außer der Jagd keine 20,000 Lire aus; aber er un­terhielt das Jahr über einen großen Hofstaat müßig, um vorkommenden Falls mit allem Glanze austreten zu können. Vor Allem war seine große Gutmülhigkeit sehr kostspielig; er ließ keinen Bittenden unbeschenkt von sich gehen. Seine zweite Familie namentlich kostete ihn gewaltige Summen. Das Alles fällt jetzt weg.

Rom, 1. Febr. In dem Antonelli'schen Erb-

schastsprozksse ist die Frage wegen Zulassung des Zeugenbeweises in der ersten Instanz zu Ungunsten der Tochter des Cardinals entschieden worden.

Rußland

Petersburg, 2. Febr. Ein Tagesbefehl deS Kaisers ordnet die Formation von 44 Bataillonen zur Bildung von 4 neuen Reservedivisioncn an

Petersburg, 3. Febr. Officiell. Adrianopel, 29. Ja». General Strukoff erhielt heute von dem Viceconsul in Rodosto die schriftliche Bitte, dorthin zu eilen, um die Stadt vor Plünderung zu retten. Ge­neral Strukoff beorderte eine Abtheilung, »ach Rodosto zu marschiren. Am nämlichen Tage rückte General Strukoff init dem Vortrab von Lülcburgas gegen Tschorlu vor. Seiner Meldung zufolge verüben die in Massen flüchtenden Muselmänner Brandstiftungen, Plünderung, Gewaltthaten und Mord. Unweit Lüle- burgas holte General Strukoff 180,000 bis 200,000 Türken ein, entwaffnete dieselben und stellte ihnen die Heimkehr oder das Weiterziehen frei. Die Flüchtlinge zeigten sich darüber sehr verwundert und sagten ans, sie seien von den türkischen Behörden gezwungen wor­den, zu emigrircn, da die Russen sie niedermetzeln würden. Eine Anzahl derselben kehrte heim, ein Theil zog weiter nach Rodosto. General Strukoff nahm mehrere Partien Tscherkessen und Reguläre gefangen, erbeutete einen Train und zwei Fahnen.

Petersburg, 3 Febr. Eine Depesche des Golos" aus Kars vom heutigen meldet: Die Türken in Erzernm sind schrecklichen Leiden unterworfen; der Typhus allein rafft täglich gegen 200 Opfer hin; weder Brennholz noch sonstige Vorrälhe sind vorhan den. Ismail Hakki Pascha liegt im Sterben. Die Türken haben zwar wiederholt die Uebergabe angeboten, bestehen jedoch darauf, daß die Truppen bewaffnet abziehen dürfen.

England.

London, 4. Febr. Graf Münster gibt am 6. d. ein Ballfest zu Ehren des Kronprinzen von Oestreich, wozu über Tausend Einladungen ergingen.

Der Brauer Raß in London zahlt täglich 5000 Mark Steuer.

Türkei.

Glauben Sie, daß die Russen nach Konstan­tin o p e l kommen? wurde der veutsche Botschafter Prinz Reuß von einem College» gefragt. Ich bin darauf gefaßt, antwortete der Prinz; denn wenn sie nicht als Feinde kommen, so werden sie als Freunde kommen. Diese Antwort legt man so aus: Die Russen werden, wenn der türkische Widerstand fortdauert, als Feinde kommen und sie werden, wenn der Friede ge­schloffen wird, als Freunde cinrücken, um sich im Bospo­rus zur Rückreise nach Rußland einzuschiffen. Wir werden, sagen die russischen Militärs, den Rückweg nicht über den Balkan, Bulgarien und Rumänien nehmen, wenn es so einfach ist, sich auf dem kürzesten Weg nach Odessa einzuschiffen. Und sie stellen gar nicht in Abrede, daß sie die Heimreise am liebsten auf türkischen Panzerschiffen machen würden. (Wir meinen, die Geschichte ist nicht übel und ein guter diplomatischer Wegweiser durch allerlei verwirrende Kreuz- und Quer wege und Gerüchte.)

Amerika.

Den Dank, Dame, begehre ich nicht. Der zoologische Garten in Philadelphia war vor etwa 14 Tagen der Schauplatz einer aufregenden Szene. Als am Nachmittag die allgemeine Fütterung war, wurden die Wärter plötzlich durch ein eigenthümliches Geräusch, welches aus dem Löwenzwinger erschallte, erschreckt. Sie eilten sofort hin und fanden, daß die Löwin ihre Mahlzeit zu hastig verschlungen hatte und daß ihr dabei ein großes Stück Knorpel im Halse stecken geblieben war, woran sie zu ersticken drohte. Ihr Wärter, welcher unter keinen Umständen das werth­volle Thier zu Grunde gehen lassen wollte, öffnete die Thür, die in den Käfig führte, sprang in den Käfig hinein und faßte die Löwin beim Schwanz, sie zugleich mit einem kräftigen Ruck hcrumschwingend. Dies half jedoch nichts und die Löwin war bereits ganz erschöpft, so daß Hilfe sofort nothwendig war. Da entblößte der Wärter seinen Arm bis zum Ellbogen, fuhr der Bestie ties in den Rachen und holte das Stück Knorpel heraus, worauf er sich schleunigst in Sicherheit brachte, ohne der Löwin Zeit zu lassen, ihrem Retter ihren Dank abzustatten.

Handel und Verkehr rc.

Stuttgart, 4. Febr. jLandeSproduktenbörse.j lieber das Getreidegeschäft bringen die auswärtigen Berichts wenig Neues und auch die inländischen Märkte haben keine nennenSwerthe Veränderung erlitten. Wir notiren per 100 Kilogramm: Walzen, baier. 23 R. 40 kt.24 stl. 25 kk..

dto. ungar. 2t 51. 75 kt., dto. bessaradilcher 24 5k. 50 kk. bis 24 51. 75 Kl.j; Kernen 23 «. 80 kk.24 51. 80 kl.! Dinkel 16 A., Gerste, württemb. 19 51., dto. Ungar. 23 51.; Hader 14 U. 70 ?k.-l5 51. 20 kk. Mehlpreise pro 100 Kilogramm inkl. Sack. Nr. 1: 37 51. 50 kk.38 K. 50 kk., Nr. 2: 33 5l. 50 ?k.34 M. so kl.. Nr. 3: 29 5«. 50 ?k. bis 30 51. 50 kk., Nr. 4: 25 51. 50 ?r. 26 51. 50 ?k

Mittlere Fruchtpreise per Centnrr

vom 23. bis 29. Januar.

Kernen.

Rozzen.

»stl »1

»erste.

»« ^1

Haber.

»« »1

Backnang

.

..

_. _

6. 54.

Biberach

11. 11.

9. 2.

9. 47^

6. 66.

Wangen

ll. 84.

9. 50.

9. 48.

7. 85.

Jsny

Winnenden

12. 21.

9. 50.

8. 88.

8. 5.

11. 25.

. _ .

6. 15.

Bopfingen

11. 15.

8. 25.

9. 50.

6. 75.

Giengen

11. 40

9.

9. 50-

6. 45.

Ebingen

11. 36.

8. 30.

3. 80.

6. 11.

Geislingen

11. 41.

8. 65.

Hall

11. 51.

_ , .

Heidenheim

11. 17.

8. 70.

9. 46.

6. 43.

Nagold

..

9. 32.

9. 57.

6. 62.

Kottweil

12. 6.

7. 6.

Ulm

11. 18.

8.' 85.

9^ 21^

6. 83.

Urach

>1. 40.

8. 49.

8. 65.

6. 83.

Kirchheim

11. 64.

_ . _,

9. 9.

6. 76

Lcutkirch

11. 21.

8. 70.

9. 25.

7. S.

Tuttlingen

11. 32.

8. 72.

7. 8.

Waldsee

11. 12.

8. 75.

9. P

6. 63. (St.-A.,

Württemb. C o mmis s i o ns da nk in Stuttgart. Wie man aus Stuttgart meidet, ist die Liquidation dieser, bekanntlich vor niedreren Jahren in Concurs gerathenen Bank nahezu vollendet. Die Gläubiger sollen etwas über 25 pCt. ihrer Forderungen erhalten. Das Institut, welches mit einem eingezahtten Actiencapitat von 120,000 arbeitete, betrieb daS sog. Ratenloos-Geschält, bis es polizeilich geschlossen und bald daraus vergantet wurde. Die Zahl der Gläubiger beträgt bei 4000.

Leonberg, 31. Jan. Der gestern gehaltene Lichtmeß- markt war sehr lebhaft und von 300 Paar Ochsen und 250 Stück Kühen und Schmaloieh besucht. Der Handel war nicht besonders, und es scheint, als ob eine Stockung in den Preise» eintcelen wollte. Die Zuckersabrik Böblingen hat 18 Paar Ochsen gekauft und dis zu 970 für das Paar be­zahlt. Der zugleich gehaltene Krämermarkt war sehr flau, weil der Geschättstosigkeit halber die Kauflust sehr gering ist.

Augsburger 7 s!.-Loose. Serien-Ziehung vom 1. Februar. Nr. 180 190 425 910 lI7 l143 1176 1375 1617 1798 190 i 2039. Prämien Ziehung am 1. März.

München. 1. Febr. Das Getreidege schält war auch diese Woche jo leblos wie bisher. Sowohl in Weizen als in Roggen und Gerste ist der Verlebr äußerst beschränkt und werden Offerte kaum beachtet. Im Hafer ebenfalls keine Nachfrage. Preise: Weizen ungar. ^ 11.7512 75, dto. dayer. »st: 10.8011.30, Roggen ungar. »st! 8.309, dto. baver 7 50 8.25, Gerste ungar. »st! 9.25ll, dto. daher, »st! 7.509.50, Hafer »stl 6.507.75 je nach Qualität. Alles per 100 Zoll Pinnd.

M--Gia c-ba ch, 1 . Febr. Ga rn und S t o sfe. Der Absatz für unsere Spinnereien und Weißwebereien bleibt schleppend: Einkäufe beschränken sich auf den augenblicklichen Bedarf und werden zu Preisen ausgesührt, welche wesentlich unter Selbstkosten eiustehen.

Manchester, 29. Jan. Der Stoff-Markt ist febr still. Einige Fabrikanten waren heute bereit, zu billigeren Preisen als vorder zu verkaufen, aber selbst ihre gegenwärtigen No» tirungen sind no v zu hoch, um Käufer anzulocken. Export- Garne sind gleichfalls sehr still, dennoch hielten Spinner beute sehr fest auf ihren Preisen und waren zu irgendwelchen Con- ceisionen nicht zu bewegen. Garne für den heimischen Con- sum batten Samstag und gestern etwas festere Stimmung, die indessen heute wieder verschwunden war.

Es ist eine alte Geschichte.

Novelle von W. v. Strachwitz.

(Fortsetzung.)

Julie!" rief die Mutter.

'Nun so fragen Sie doch das Schicksal, Herr Wohlgemuth. Aber lassen Sie mich los, Mutter wird ungeduldig."

Heinrich umschloß ihre Hand fester.

Julie," sprach er,Sie sind mein Schicksal, ich ich liebe Sie."

Aber mein Herr, das ist doch keine Frage. Undist denn Lieben ein Verbrechen," daß Sie in so ernstem Tone sprechen, als hätten Sie in der That etwas zu gestehen?"

Julie" wollte Heinrich wieder beginnen.

Julie!" rief aufs Neue die Mutter.

Gute Nacht, mein Herr! nickie ihm Julie zu, ihm entschlüpfend. Und sich nochmals umwendend flüsterte sie ihm zu :Fragen Sie meine Mutter!"

Julie eilte der Thür zu. Heinrich näherte sich ebenfalls den klebrigen, um sich zu verabschieden. Als er Julie nochmals die Hand reichte, empfand er den leisen Druck der ihrigen. Ihre Mutter nickte ihm ein freundlichesAus Wiedersehen!" zu.

Heinrich irrte noch manche Stunde durch die Straßen, ehe er in seine Wohnung zurückkehrte. End­lich war er zu einem Entschlüsse gelangt. Nach Hause zurückgekommen, schrieb er zwei Briefe, den einen an Anna, dessen Inhalt wir bereits kennen, den andern an die reiche Fabrikantenwittwe, in welchem er um Juliens Hand anhielt.