Vom Allgäu, 1». Ja». Der Sturm, welcher in der verflossenen Nacht gewüthet, hat solche Massen Schnee auf die Bahnlinie geworfen, daß die Züge stecken bleiben. In Waldsee warten wir immer noch, Nachmiltags 4 Uhr, aus den ersten Zug von Jsny her; der erste und zweite von Aulendorf her soll auch noch in der Gegend Wolfegg-Roßberg stecken. Ebenso blieb ein Zug zwischen Altshausen und Psullendorf stecken l diese letztere sind aber bald wieder flott gemacht worden,
Jsny, 15 Jan, Seit 24 Stunden erneuter, ununterbrochener Schneefall mit heftigen Schneewehen, Der Handel und Verkehr ist überall gehemmt und die Bahnzüge treffen theils unregelmäßig ein, theils sind sie ganz eingestellt. Zum Schneeränmen auf dem Bahnhof und Bahnkörper wird amtlich Mannschaft aufgeboten
Ludwigsburg, 14. Jan, Am gestrigen Sonntag Vormittag wurde »ach der hiesigen „Ztg." ein hiesiges Dienstmädchen von der Polizei wegen Verdacht des Kindsmords verhaftet und dem Gericht übergeben, Sie hatte in der Nacht vom Samstag aus den Sonntag heimlich geboren, verrichtete aber Morgens zur gewöhn ten Stunde alle ihre Arbeiten, sang und pfiff während derselben, und sah auch ganz gesund aus, so daß im ganzen Hause kein Verdacht entstand. Durch Zufall aber entdeckte ein anderes Dienstmädchen das tobte Kind, Lei der Verhaftung behauptete sie, todt geboren zu haben, was sich aber bei der heute Vormittag vor genommenen Sektion des Kindes als unwahr herausstellte, In wieweit sie am Tode des Kindes eine Schuld trifft, wird die bereits in vollem Gange begriffene Untersuchung ergeben,
Kornwestheim, 16. Jan. Heute Morgen kurz vor 7 Uhr brach in dem Hause des Hin. Metz- germcisters und Wildmanuwirths Eckert in der Nähe vom Schwanen Feuer aus, das mit solcher Heftigkeit um sich griff, daß das Wohnhaus mit 2 benachbarten Scheuern niederbrannlen.
Berlin, 15. Jan. Midhat Pascha hat in einer Unterredung mit Lord Beaconsficld daran erinnert, daß England seine Intervention versprochen, falls eine Kriegspartei erschöpft sein würde. Die Türkei sei gegenwärtig erschöpft, England aber habe sein Versprechen nicht erfüllt, Lord Beaconsfield blieb die Antwort schuldig. (Fr. I.)
Berlin, 16, Jan. Der Reichstag ist auf den 6. Februar einberuseu.
Der Chef des deutschen Justizwesens, vr, Fried bergsoll vom Fürsten Bismarck mit der Aufgabe betraut sein, den Plan sür die vielbesprochene Verschmelzung der obersten Reichsbehördcn mit den entsprechenden preußischen Behörden auszuarbeiten. Friedberg, so heißt es weiter, werde bei der Lösung dieser Aufgabe durch die Arbeitskraft Laskers unterstützt.
Von dem Mitgliede des Reichstags, Rittmeister a, D. Grafen von Ballestrem und achtzehn Mitgliedern des Hauses der Abgeordneten, ist unterm 5. Nov. v. I, dem Kaiser eine von 7 Bänden Unterschriften (mit 158,060 Namen) begleitete Petition überreicht worden. Die Petition betrifft Anträge wegen Wiederherstellung kirchlicher Zustände, wie sie vor Erlaß der Maigesetze bestanden haben und wegen Erlheilung des katholischen Religionsunterrichts in den Volksschulen. Nach der im „Reichs.-A," veröffentlichten Erwiderung, welche die Petition durch den Kultminister Falk erfahren hat, hat der Kaiser die Petition an den Kultminister mit dem Bemerken zur Verfügung gehen lassen, daß „Allerhöchstdieselben keine Veranlassung gefunden haben, den varin gestellten beiden Anträgen näher zu treten."
Für den Vorschlag einer Erhöhung der Tabaksteuer soll eine Mehrheit im Reichstage in ziemlich sicherer Aussicht stehen. Es würde dadurch die Möglichkeit erreicht werden, die Haushaltpläne der Einzcl- staateu nach Wegfall der bekanntlich nicht nach der Steuerkrast, sondern nach der Kopfzahl bemessenen Matricularbeiträge zu erleichtern. Freilich würden dadurch die Etats der Tabaksraucher erhöht werden, allein jedem derselben stände die Möglichkeit zu Gebot, durch Verringerung seines Konsums seine Beiträge zu mindern, resp. sich ganz von denselben zu befreien.
Im Deutschen Reiche bestehen jetzt 5965 organi- sirle Feuerwehren; davon treffen aus das Königreich Preußen, mit 25 Millionen Einwohner, nur circa 600, während Bayern, bei nur 5 Millionen Einwohner, 3324 organisirte freiwillige Feuerwehren besitzt, Württemberg zählt 572 und Baden 273 organisirte Feuerwehren. Im Verhäliniß zu Bayern müßte Preußen 16,600 statt 600 Feuerwehren haben.
Aus Lothringen, 14. Jan. Wölfe und
Wildschweine finden sich in unserem Bezirk immer noch in größerer Anzahl als im Interesse der öff, Sicherheit und der Landwirthschaft zu wünschen ist. Namentlich wird in den letzten Tagen seit Eintritt größerer Kälte und des Schneefalls über das Auftreten von Wölfen geklagt, welche durch Hunger gezwungen ihre Schlupfwinkel verlassen und sich den menschlichen Wohnungen nähern. Beispielsweise wurde dieser Tage ein aus Bolchen kommender Landpostbote in dem der Gemeinde Zimmingen gehörigen Walde von Wölfen angefallen, deren er sich nur mit Hilfe seines Revolvers erwehren konnte. Auch aus andern Landestheilen kommen Berichte über daS freche Auftreten dieser Raublhiere. Daß hier nicht etwa das Forstpersonal, sondern örtliche Verhältnisse die Schuld tragen, namentlich große zum Theil noch wenig durchforschte, fast unzugängliche Waldungen, sowie der Umstand, daß sich mit dem frz. Forstpersonal in den Grenzbezirken keine gemeinschaftlichen Jagden veranstalten lassen, ergibt sich daraus, daß unter der deutschen Verwaltung vom 1. Mai 1871 bis 30. April 1872 nicht weniger als 44 Wölfe, 38 Wildkatzen und 404 Wildschweine erlegt wurden. Im I. 1873 wurden 76 Wölfe, 27 Wildkatzen und 791 Wildschweine, 4874: 45 Wölfe, 25 Wildkatzen und 285 Wildschweine geschossen. Die beiden letzten Jahre weisen ähnliche Ziffern auf.
Aus Schleswig-Holstein, 9. Januar. Der aus Flensburg heute gemeldete Fall, daß ei» Engländer aus West-Hartlepool ein eisernes Dampsboot von 500 Tons bei der dortigen Schiffswerfte bestellt, ist wohl der erste Fall in Deutschland. Lange Jahre bezogen wir bekanntlich unsere deutschen Dampfer aus England und sandten Millionen alljährlich für die Vermehrung der deutschen Handelsflotte dorthin. Wir verzeichnen diese Emancipation mit Genugthuung und als einen Beweis, wie bedeutend unsere Schiffswerften fortgeschritten sind.
Oesterreich—Ungarn.
Aus Pest wird berichtet: Zwei Müller-Gesellen welche früh Morgens von Promontor nach Ofen wandelten, bemerkten am Donau-Ufer einen gut ge kleideten Mann, der dort einen klafterhohen Pflock im Schnee aufgestellt und an der oberen Spitze seinen Cylinder aufgepflanzt hatte. Sodann betrat der Unbekannte das Landeis, hüpfte von diesem auf eine vorüberireibende, größere Eisscholle, von der er sich ungefähr 50 Schritte abwärts tragen ließ, ging dann vorsichtig bis an den Rand der Eisscholle vor und sprang dann in dem Augenblicke in die Donau, als eine andere Eisscholle schon nahe war, mit seiner Scholle zusammenzustoßen. Die Müller waren mittlerweile an das Ufer geeilt, aber von dem Unbekannten konnte keine Spur mehr entdeckt werden. Auf dem zurückgelassenen Hut war ein Zettel folgenden Inhalts befestigt: „Ich heiße Christian Siauber, bin ein lustiger Bursch, aber, wie die Oestreicher schon sind, ein trauriger Ehemann gewesen. Mein Weib ist todt, meine 2 Kinder auch, das Geld ist mir schon ausgegaugen, zum Schneider» find' ich nichts, und dann habe ich auch nicht die Lust, mich nur immer für den Hausherrn und die Steuern zu plagen und mir die Gurgel austrocknen und den Magen zusammenschnüren zu lassen. Fidel habe ich gelebt, und fidel will ich sterben! Adieu, schöne Welt, auf der ich nichts mehr zu hoffen Hab! Ofen, am 8. Jänner 1878, 4 Uhr früh."
Italien.
Rom, 13. Jan. Die Einbalsamirung der königlichen Leiche erfolgte, da König Humbert die Herausnahme der Eingeweide nicht bewilligte, durch Einspritzung von 24 Liter äzenden Sublimats; dann wurde der Körper in ein 450 Liter desselben Sublimats enthaltendes Bad getaucht, endlich mittelst in aromatische Substanzen getränkter Bandagen eingebunden. Der Hals und der Bauch der Leiche sind deßhalb angeschwollen, das Gesicht stark entstellt.
Rom, 14. Jan. In Venedig unternahm ein Volkshaufe einen förmlichen Sturmangriff auf die Redaction und Druckerei des Veneto Cattolico, weil dies klerikale Blatt in einem Artikel über Victor Emanuels Tod gescherzt hatte.
Im Vatikan herrscht große Aufregung. Eine Camarilla versucht Alles, um Pius IX. zu extremen Schritten zu bewegen. Sie schreckt ihn mit den schwärzesten Nachrichten über die Absichten Humbert's und seiner Minister. Der Pabst hat die Kardinalpräfekten sämtlicher Kongregationen aufgefordert, die Lage zu prüfen und Vorschläge zu machen.
Frankreich
Paris, 16. Januar. Das „Journal officiel" veröffentlicht einen Bericht des Ministers Freycinet, welcher besagt, daß Comissionen mit der Aufgabe ein
zusetzen seien, die Vollendung der Häfen und des Netzes der Wasserwege vorzubereiten. Eine Milliarde werde für diese Arbeiten erforderlich sein. Diese Arbeiten in Verbindung mit den Arbeiten zur Vollendung des Eisenbahn-Netzes würden eine Ausaabe von 4 Milliarden Frcs. in höchstens 10 Jahren verursachen.
Spanien.
Madrid, 15 Jan Der Congreß hat mit 309 gegen 4 Stimmen der V-rheiraihung des Königs rngestimmt und der zukünstiaen Königin für den Fall ihrer Verwittwung eine jährliche Rente bewilligt.
England.
Aus London wird miigetheilt, daß am 28. Nov. v. I. der königl. Postdampfer „Alacama" in der Nähe von Caldera an der südöstlichen Küste von Südamerika gescheitert ist. Sämtliche Offiziere und Passagiere kamen in den Wellen um, nur einige Matrosen sind gerettet.
Rußland.
Petersburg, 16. Jan. Heute Vormittag wurde in der katholischen Catharinenkirche eine große Leichenfeier für Victor Emanuel abgehalten. Die ganze Kirche war schwarz ausgeschlagen und mit den Wappen des Hauses Savoyen geschmückt. Der italienische Botschafter Nigra und die Botschafts-Sekretäre machten bei der Ceremonie die Honneurs. (Fr. I.)
Amerika.
Washington, 16. Jan. Der Eisenbahnzug, welcher die Theilnehmer an einer Versammlung in Harford (Connecticut) nach ihrer Heimath zurückbringen sollte, zertrümmerte die Brücke bei Farminglon und stürzte in den Fluß hinab. Eine große Anzahl von Personen wurde getödtet und verwundet.
Kriegsschauplatz.
Wien, 16. Jan. Ein Telegramm der „Presse" aus Tirnova vom 14 d. meldet: Die Capitulations- Verhandlungen mit Widdin haben sich zerschlagen, weil der Commandant der Festung entweder Verhandlungen mit den Russen oder freien Abzug der Garnison fordert. 8000 Russen sind vom westlichen Lom gegen Widdin im Anmarsch.
Wien, 16 Jan. Die Presse meldet aus Tiflis: „Ismail Haki Pascha stellte Loris Melikoff den Antrag, Erz er um gegen freien Abzug der türkischen Truppen übergeben zu wollen "
Konstantinopel, 16. Jan. Am Montag große Schlacht zwischen Tatarbasardschik und Philippopel Am Dienstag hat der Kampf wieder begonnen. Suleiman nahm Stellungen näher Philippopel (d. h. er wurde gegen Philippopel zurückgedrängt) und forderte die Bewohner auf, den Ort zu verlassen. Die Russen kamen in Tschirpan an (südl. von Kezanlük) und marschiren auf Jeni Mahalgre (an der Straße von Philippopel nach Adrianopel.)
Nach einem Telegramm des „Pest. Ll." aus Ragufa verloren die Montenegriner seit Beginn des Krieges 4000 Todte und 7000 Verwundete, das heißt also, den vierten Theil der wehrfähigen Bevölkerung. Wenn man sich übrigens vergegenwärtigt, daß die Montenegriner mit großer Vorliebe im Handgemenge kämpfen, so kann man sich wodl kaum noch über diese so enormen Verlustziffern wundern, zumal auch der türkisch-montenegrinische Krieg (eine ganz kurze Unterbrechung im vorigen Frühjahr abgerechnet) nun schon mehr als 1 Jahre dauert. _
Handel und Verkehr rc.
Freudenstadt, 13. Jan. 1377 wurde auf der hie sigen Schranne folgendes Fruchtquantum verlaust und hiesür e-Iöst: Kernen 13,044 Zentner zu 185,688 ^ 97 - 4 , Weizen 3042 Ztr. zu 42,413 -2L 27 4, Haber 7263'/- Ztr. zu 71,514 -2L 8 4. Alles zusammen 23,696 Ztr., Erlös 303,555 32 4. <Schw. M.)
Nürnberg, 15. Jan. (Hopfen.) Die Zufuhren lasten etwas nach: es kamen gestern blos 100 Ballen per Bahn, während der Umsatz 160 Ballen betrug, welcher auS 60 Ballen Aischgründern, verschiedenen Keinen Beträgen Hallertauern zu 80. 85. 90 dis 10O 51., Württembergern zu 58-74 IN-, 7 Ballen Posener zu 72 51. bestand. Auch fanden noch einige Abschlüsse in Exportwaare zu 42—50 51. staat. Die Lagerbestände in Mittel- und geringen Sorten, namentlich an mißfarbigen Hallertauern, Württembergern und Eisästern sind nicht unbedeutend und der Absatz der letzteren um so schwerer, als man sie zur Brauerkundschast nicht verwendet und der Preis sür Export zu hoch steht.
Ueber die Leipziger Neujahrsmesse wird vom 4. d. berichtet: Das Geichäst in Manusakturwaren konnte bisber nicht in Fluß kommen; in sächsischen Kleiderstoffen fanden sehr mäßige Abichiüffe bei eher etwas niedrigeren Preisen statt. — In Tuchen gestaltete sich der Verkehr lebhafter. Während Modesachen bessere Preise brachten, stellten sich andere Waren niedriger im Wertbe. - Leder ist im Pre ise sehr gebrückt, das Geschält entwickelt sich schwerfällig.
GoldkurS der K. Staatskäffen-Berwaltung
vom 15. Januar 1878.
..16 18 4
20'Frankenstücke