Der GckMMll

Amtsblatt für dm Hbcramts-Aczirk Magold.

ZS S.

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Samstag den 19. Januar.

Jnscrationsgebühr für die Ispaltigc Zeile aus ge- wöhn!icher s^; f» .» I

Lchrist bei einmaliger Einrückung 9 n, j bei mehrmaliger je 6

1878 .

Amtliches.

Nagold.

Die Wahl der Mitglieder der Handels­und Gewcrbekannucr in Calw betreffend.

Diese Wahl ist durch Erlast K. Cenualstelle für Gewerbe und Handel aus

Montag den 28. Januar 1878 onberaumt worden und wi>d gemäß § tO der Minist.- Verfügung vom 12, November 1874 folgendes bekannt gemacht:

1) Der Oberamlsbeziik Nagold ist in zwei Ab­stimmungsbezirke eingelheilt und zwar in den Abstimmungsbezirk Nagold und Altenstaig. Au letzterem gehören die Gemeinden Altenstaig Stadt, Altenstaig Dorf. Beihingen, Berneck, Beuren, Bösingcu, Ebershardt, Egenhausen, Enzthal, Etimannsweiler, Fünsbronn, Garr Weiler, Gaugenwald, Simmersfeld, Spielberg, Ueberberg, Walddorf, Warth und Wenden, während die übrigen Gemeinden dem Abstim­mungsbezirk Nagold zngetheill sind.

2) Die Wahlhandlung findet statt in dem Rath­haussaal der Abstimmnngsorle Nagold und Allcnstaig Stadl und beginnt die Wahlhand­lung am Montag den 28. d. M., Nachmittags 2 Uhr, und wird ohne Unterbrechung fortge­setzt bis Abends 5 Uhr.

3) Wahlberechtigt sind diejenigen Handels- und Gewerbetreibenden und Handelsgesellschaften, welche

a) als Inhaber einer mit Gewerbesteuer be­legten Firma in den für den Bezirk ge­führten Handelsregistern eingetragen sind, oder, sofern dies nicht der Fall ist,

b) im Bezirk zur Gewerbesteuer veranlagt sind und ihre Aufnahme in die Wählerliste rechtzeitig angemeldct haben und in Folge dieser Anmeldung in die Wählerlisten aus­genommen worden sind. Letztere bleiben so lange Wähler, als sic die erforderlichen Eigenschaften nicht verloren oder ihren Durchstrich in der Liste nicht rechtzeitig verlangt haben.

4) Als Wahlvorsteher bei der Wahlhandlung fungircn im Abstimmungsort Nagold der Oberamlmann oder dessen gesetzlicher Stell­vertreter, und im Abstimmungsort Altenstaig Stadtschultheiß Richter daselbst oder dessen Stellvertreter.

5) Aus der Handels- und Gewerbekammer in Calw haben durch Los auszutreten die Herren : Julius Stalin, Fabrikant in Calw, G. F. Wagner, Fabrikant daselbst, E. Leo, Holzhänd­ler in Höftn, Ferdinand Schmidt, Fabrikant in Neuenbürg, und C. Klemm, Kaufmann in Herrenbtrg

Diese Mitglieder sind durch Neuwahl auf 6 Jahre zu ersetzen Die Austretenden können sogleich wieder gewählt werden.

6) Die Wahlhandlung, sowie die Ermittlung des Wahlergebnisses sind öffentlich.

7) Das Wahlrecht wird in Person durch verdeckte in eine Wahlurne niederzulegende, ohne Unter­schrift und mit keinem äußern Kennzeichen versehene Stimmzettel von weißem Papier ausgeübt.

Die Wahl ist giltig, wenn am Schluß des Wahlaktes mindestens der dritte Theil der Wahlberechtigten abgestimmt hat.

Den Ist. Januar 1878.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Oeffentliche Bekanntmachung. Diejenigen Ersatz-Reservisten erster Elaste, welche

für de» Fall der Einberufung aus Anlast häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse auf Zurückstellung An­spruch erbeben wollen, haben gemäß der Verfügung vom 6. August .1873, Reggsbl. S. 369, Punkt 4, ihr Gesuch vor Beginn des jährlichen Ersatz-Geschäfts bei ihrem Orisvorstcher auzubringeu, wovon die letzteren in ortsüblicher Weife die Betheiliglcn rechtzeitig zu verständigen habe».

Den 16. Januar 1878.

K. Obcramt. Güntner.

Nagold.

Oeffenlliche Bekanntmachung.

Der durch Dekret K Kreisregirruug vom 4. d. Mts. zum Schultheißen der Gemeinde Jselshausen ernannte Michael Lehre, Wagner und Gemeinde­pfleger daselbst, wurde heute der Gemeinde als solcher vorgcstellt, vorfchriflmäßig in Pflichten genommen und in fein Amt eingesetzt, was hiemit ve> öffentlich! wird.

Den 16. Januar 1878.

K. Oderamt. Güntner

Zur allgemeinen politischen Lage.

D.V.2. Europa befindet sich im gegenwärtigen Augen­blick wieder einmal in der Lage, daß cs gespannt der Entschei­dung wartet, die vielleicht schon der nächste Tag bringt. Die Pforte hat zwar schon die Unterhändler, welche zum Abschluß eines Waffenstillstandes ins russische Hauptquartier abrciscu sollen, darunter den Minister des Auswärtigen selbst, bestimmt; über den Inhalt der Friedensgrnndlagen, deren Annahme nach Rußlands Forderung dem Waffenstillstand voraufgehen soll, verlautet indeß noch nichts Bestimmtes. Rußland hat offenbar Grund genug, sich mit der Mittheilung derselben nicht zu be­eilen. Seine Armee ist ja in unaufhaltsamem Vordringen begriffen und eine neue siegreiche Schlacht würde ihr den Weg nach Konstantiiiopel bahnen. Die russische Regierung wartet auch ebenso wie die Pforte darauf, welche Haltung das eng­lische Cabinet bei dem demnächstigcn Zusammentritt des eng­lischen Parlaments annehmen wird. Was bisher über den muthmaßlichen Inhalt der russischen Friedensbedingnngeu be­kannt geworden, klingt aber ziemlich maßvoll, dürfte aber doch der Pforte, so lange sie noch nicht vollständig der Gnade des Siegers preisgegeben am Boden liegt und ihr noch ein Hoff­nungsschimmer von London winkt, zu hart dünken. Mit der Aufregung und Noth, die in Konstantinopel durch die zahl­reichen Hiobstposten und die endlosen Flüchtlingsschaaren her­vorgerufen worden, wächst begreiflich auch die Kopflosigkeit und der Fanatismus. Es wäre daher nicht zu verwundern, wenn man dort mit dem dcmüthigenden Friedensschluß zauderte, bis die russischen Truppen vor den Thoren der Stadt selbst ständen. In der Thal läßt der Umstand, daß der Sultan noch jüngst bei einem Erlaß an den neuen Großvezier von der Aufrecht- Haltung der Integrität seines Reiches gesprochen, nicht gerade auf friedfertige Gesinnungen schließen.

Möge indeß der Waffenstillstand in den nächsten Tagen zu Stande kommen oder nicht, so viel scheint doch gewiß, daß das Ende des Krieges nicht allzu lange inehr auf sich warten lassen und daß auch eine vorläufige Fortsetzung des Krieges keine Störung des Weltfriedens hcrbeiführen wird. Oesterreich steht nach wie vor fest zu den beiden anderen Kaisermächtcn, weil es weiß, daß seine Interessen bei dem bevorstehenden Friedensschluß nicht gefährdet werden. Italien ist durch den Thronwechsel noch näher an den Drei-Kaiserbund und zumal an die leitende Macht desselben, Deutschland, herangerückt. England aber hat schon angcfangen, sich aus der drohenden Stellung, die es bis vor Kurzem eingenommen, znrückzuzichen, da es sich überzeugt hat, daß weder Frankreich noch Italien, überhaupt keine europäische Macht seine Forderungen in Bezug auf die Meerengen billigt; es hat sogar seine Annexionsabsichten auf Aegypten abgclcugnet. Bei der Stimmung der öffentlichen Meinung in England ist es auch wahrscheinlich, daß das Par­lament keine kriegerische, russcnfeindliche Politik, sondern nur eine billige Berücksichtigung der britischen Interessen verlangen wird. Da diese aber durch die fortgesetzte Bermittlungs-Thä-

tigkcit der deutschen Regierung hinreichend verbürgt ist, wie sollte da England noch im Ernst daran denken, sich in einen Krieg zu stürzen?

Auch sonst ist keine Wolke am politischen Himmel vor­handen, welche die Aussicht in die Zukunft ernstlich zu trüben vermöchte. Sind doch die Haffmmgen des Vatikans auf den Umsturz der bisherigen Ordnung der Dinge in Europa durch die Thronbesteigung des Königs Humbert auf ein noch niedri­geres Niveau herabgcdrückt worden, als sie in Folge der Siege Rußlands und des Umschwungs der Verhältnisse in Frankreich gesunken waren. Das Entgegenkommen des Papstes gegen den neuen König von Italien trotz dessen Antipathie gegen die Kirche beweist zudem deutlich genug, daß man sich ini Vatikan vortrefflich ans Nachgiebigkeit versteht, sobald man zur Einsicht gelangt, daß mau durchRücksicht auf Zeit und Umstände" mehr erreicht als durch offenen Widerstand. Wie sollten wir denn bei dieser Lage der Dinge nicht gern unserm Kaiser bei­stimmen, wenn er in seiner Antwort auf das Neujahrs-Glück­wunschschreiben des Berliner Magistrats mit offenbarer Befrie­digung die hoch bedeutsame Erklärung abgibt, die Nation sei trotz dem Druck der noch bestehenden gewerblichen Stockungen von dem Bewußtsein getragen, in der Arbeit zur Förderung ihrer Wohlfahrt durch die politischen Stürme in andern Theilen Europas nicht behindert zu sein, und zugleich stark in dem Vertrauen, daß es dem Kaiser und seiner Regierung gelingen werde, jene Stürme auch im weiteren Verlauf fern von ihr zu halten?! __

, <1 Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold. Der seit 1868 hier bestehende Kran- kcn-Unterstützungsverein hielt am letzten Sonntag seine Plenarversammlung, um den Stand seiner Kasse zu vernehmen. Nach dem vorgctragencn sehr ausführli­chen Bericht betrugen die Einnahmen im abgelaufenen Jahr 669 98 ^>, die Ausgaben 614 -A- 11

bei welch letzteren der Unterstützungsbeilrag von 358 an 29 Mitglieder und die Beerdigungskosten von 120 für 5 Mitglieder einen deutlichen Beleg geben, wie nützlich und wohlthätig ein solcher Verein wirken kann. Das Gesammtvermögen des Vereins am 1. Jan. re- präsentirt die Lumme von 922 64 ^>. Obgleich der

Verein nun 210 Mitglieder zählt, so wäre demselben doch noch eine größere Betheiligung zu wünschen, be­sonders von Seiten derjenigen Bürger, die es nicht nöthig haben, in Krankheitsfällen eine Unterstützung zu beanspruchen und die ihren Wohlthätigkeitssinn immer gerne da betätigen, wo Würdigkeit und Dank­barkeit sich vereinen.

Stuttgart, 15. Jan. (Eine verkrachte Bank.) Gestern sind die früheren Vorstände der bekannten hiesigen Kommissionsbank, Graf und Adam von München, wohin sie sich nach ihrer Verurtheilung begaben, hier cingetroffen und nach Rottenburg gereist, um dort im Landesgefängniß ihre Strafe anzutreten, Graf 1 Jahr, Oskar Adam 6 Monate.

Stuttgart, 16. Jan. (General v. Schacht­meyer.) DasBerl. Tagbl." bringt folgende Notiz: Wie wir hören, hat General v. Schachtmeyer das Kommando des Württ. Armeekorps erhalten. Derselbe ist unverheirathet und ein sehr offener, soldatischer Charakter, dem es gelingen dürfte, weniger durch Hin- und Her-Laviren, als durch energisches Auftreten dem preußischen und deutschen Commando sein ungeschmälertes Ansehen gegen Jedermann zu sichern."

Stuttgart. Am Samstag zahlte man sür einen Centner Eis 60 , gestern nur mehr 15 bis

20 Ueber das Hotel Reuß in Cannstatt ist

Ganlversahren eingeleitet.

Stuttgart. Heute Nacht sind in den hiesigen Polizeiarresten 10 l Arrestanten, meistens männlichen Geschlechts, die höchste jbis jetzt dagewesene Anzahl untergebracht gewesen. Auch auf der k. Stadt» direktion, von welcher man Arrestlokale entlehnen, sind die vorhandenen Lokalitäten überfüllt.