zur Zeit Hunderte von Menschen an der Arbeit waren, in Brand. Die Flammen verbreiteten sich mit großer Schnelligkeit über sämtliche Räume, wodurch den in den obersten Stockwerken beschäftigten Mädchen der Ausgang abgeschnitten wurde und gegen 40 50 verbrannten. Die Scenen, die sich nach Bckanntwerden des Unfalls astder Unglücksstäitc abfpielten. spotten aller Beschreibung. Gestern sind abermals 2 Mörder, einer in Baltimore, -er andere in in diesem Staate hingerichtet und trotz alledem vermehren sich die Verbrechen mit jedem Tage.

In Montevideo explodirte eine Granate beim Kassen im Magazin und brachte auch andere zum Springen. Die ganze Kaserne stürzte zusammen und begrub mehr als 100 Leute.

Kriegsschauplatz.

London, 7. Jan.Daily News" melden aus Bukarest vom 6.: Ein Offizier der Lom-Armee berichtet, daß General Radetzky den Balkan durch den Schipka- paß überschritten habe, nachdem die Türken in Folge der strengen Kälte abgezoaen seien

Peters bürg,'5. Jan. (Amtlich.) Großsürst Nikolaus meldet an den Kaiser: Am 3. nach einem unbedeutenden Scharmützel bei dem Dorfe Wratschdcwna nahmen die Russen Sofia ein; der dabei erlittene Verlust belief sich ans nur 24 Mann.

St. Peters burg, 6. Jan. Offiziell wird aus Bogot, 5. Jan., gemeldet: Der russische Verlust beim Balkanübergang betrug nur 200 Mann, der türkische war enorm. Die ganze Komarzi-Ebene war mit Leichen bedeckt. In Zetrabkonak wurde eine Masse Kranker und Verwundeter gefunden.

K onst an t i n o p el, 6. Jan.Agence Havas" meldet: Die Russen besetzten Sofia, ohne Widerstand zu finden.

Aus Asien wird von türkischer Seite gemeldet, daß di- Russen wegen den ungeheuren Schneemassen die weitere Concentrirung von Truppen bei Erzerum unterbrochen hätten. Im Schwarzen Meere hat ein Reneontre zwischen dem türkischen Geschwader unter Hobart Pascha und russischen Torpedos stattgesunden. Letziere sollen wirkungslos gewesen sein. t S. Kztg)

Handel und Verkehr re.

Stuttgart, 7 Jan. (Landesproduktenbörse.) Der schleppende Geschäftsgang hat sich an unserer Börse auch auf das neue Jahr übertragen, indem beute die Um­sätze ebcnsalls ziemlich beschränkt blieben und sich nur Hafer etwas besserer Nachfrage erfreute. Wis notiren per 100 Kitogr.: Weizen, uugar., II. 24 75. bis öl. 25. 20.. bayer. öl. 24. 50. bis »I. 24 75.. Kernen öl. 24- bis LI. 24. 80.. Dinkel öl. 15. 40- dis öl. 18. 40., Hafer öl. 14- 40. bis öl. 15. Mehl-Preise per 100 Kitogr. inet. Sack: Mehl Nr. 1: «. 37. 50. bis öl. 38. SO. Nr. 2: öl. 33. 50. bis öl. 34. 50. Nr. 3: öl. 29. 50. bis öl. 30. 50. Nr. 4: öl. 25. 50. bis «. 26 50.

Mittlere Fruchtpreise per Centner

vom 27. Dezember bis 2. Januar.

Jsny

Winnenden

Bopfingen

Giengen

Ebingen

Geislingen

Hall

Heidenheim

Nagold

Rottweil

Ulm

Urach

Krrchheim

Leutkirch

Riedtingen

Waldsee

Backnang

Biberach

Tuttlingen

Kernen. -/L -f 12- 15

1U 1t. 45 10. 82 I I. 44 11. 51 11. 32

1U 80 11. 28

11. 82 11. 43

10. 85

11. 17

II. 5

Roggen.

10

8. 35 8 80

8. 50

9. 30 9. - 8. 55 8. 56

>4 10 8. 90

9. 9

Gerste.

8. 44.

9. 75. 9. 50.

8. 5.

8. 50.

9. 53. 9. 86.

8. 75.

8. 43.

9. 10. 9. 20.

8. 70. 8. 80.

9. SO.

Hader.

8. 3. 6. 44. 6. 80. 6. 45. 6. 19.

6. 40. 6 . 68 .

7. 4. 6. 97. 6. 67. 7- 5. 6. 77. 6. II- 6. 61- 6. 70. 6. 80.

(St.-A.)

M.-Gladbach, 4. Jan. Garne. Das Geschäft zeigt im neuen Jahre noch keine Anzeichen von Besserung. Einkäufe werden auf das Nöthigste beschränkt und nirgendwo zeigt sich bisher Meinung zu größeren Unternehmungen.

Trautenau, 7. Jan. Da die freie Ausfuhr von Rohleinen nach Deutschland deutscherseits nicht gestattet wird, bleibt das Garn-Geschäst belanglos.

Der Don Juan wider Willen.

Humoreske von W. v. Strachwitz.

(Fortsetzung.)

Seit langer Zeit hat das ,,Wochen- und Jntelli- genzblatt" nicht solches Aufsehen erregt, als an diesem denkwürdigen Morgen. Nicht die Nachricht von der Erstürmung der Düppeler Schanzen, nicht das Extra­blatt mit dem telegraphischen Bericht über den glor­reichen Sieg bei Königgrätz, lassen sich bezüglich des Eindruckes aus ihre Leser mit der Verlobungsanzeige vergleichen, die wie ein Blitz aus heiterm Himmel heut zwischen die verdutzten Köpfe der lieben L .... er fährt.

Der gute Major wird wirklich alt", sagt man sich in den aristokratischen,der junge Kerl ist verrückt", heißt es in den bürgerlichen Kreisen, die Collegen Gottholds wissen gar nicht, was sie sagen sollen, und die alten und jungen Weiber, die denDon Juan" erfunden und weiter verbreitet, noch weniger, darum nicken sie nur geheimnißvoll mi dem Kopfe. DieFrau" Rumpel denkt,der Schlag soll sie rühren."-

Gotthold liest die Zeilen mit einem wehmüthigen Lächeln. Das alte, harmlose Fräulein von und zur Höllen nimmt mit dem Interesse, daß sie überhaupt dem L ... er Moniteur zollt, und ahnungslos das Blatt zur Hand, als es ihr von Johann am Früh­stückstisch überreicht wird. Papa schläft noch und sie kann sich so recht ungestört dem Genuß der Lectüre hingeben.

Sie hat dieAllgemeine Rundschau", dasLo kale und Provinzielle", dasVermischte, Landwirth- schaftliches, Handel und Verkehr" glücklich hinter sich; von den Anzeigen sind ihr viele schon mehr als be­kannt, sie überfliegt nur die SchlagwörterGottes Segen bei Cohn", Dr. Ayris Naturheilmethode,Epi­lepsie, Fall- und Tobsucht",Unfehlbares Mittelwegen die Trunksucht,"Wichtig für Augenkranke," und dgl. Subhastationspatent,"Auctiousanzeige",öffentliche Bekanntmachung" interessiren nicht. Doch nun komml's besser :Um damit zu räumen, verkaufe ich unter dem Selbstkostenpreise rc."Täglich frisch gebrannter Kaffee » Pfd. 13 sgr." Und nun zu den Familien­anzeigen, die sich das alte Fräulein, als das Beste, immer bis zuletzt aufhebt. Plötzlich stockt sie, sie be­ginnt den Satz von vorn zu lesen:Als Verlobte empfehlen sich Margarethe von und zur Höllen ....

Sie erröthet, sie erbleicht.Wer hat mir das gethan, mir, die ich nie Jemand zu nahe trat/ Wie pöbelhaft, wie gemein! Und eine Thräne des Schmer­zes, des Zornes rollt über die bleiche Wange. Da tritt der Major, der, weil er gestern etwas länger gekneipt und dem Freuden- einen Weinrausch gesellt, sich heute Morgen verspätet, ein. Er ist gestern zur gewohnten Stunde, ja unter dem Einflüsse des Trium­phes sogar etwas früher nach dem Casino gegangen, ohne die Rückkehr Margarethens von ihrer Ausfahrt abzuwarten, und hat seine Tochter darum nach dem freudigen Ereigniß noch nicht gesehen.

Guten Morgen, Goldkind!" ruft er in rosigster Laune. ,,W >s, Tod und Teufel, glückliche Braut und Thränen im Auge? Donnerwetter, Mädel, bleib' mir mit Deiner langweiligen Sentimentalität vom Leibe!"

Wie, auch Du Papa?" wendet verschüchtert Grethe ein.

Na, was denn wie denn ins Teufels Namen!" Stumm reicht ihm das Fräulein das Blatt und deutet auf die verhängnißvolle Stelle und drückt das Taschentuch an die Augen, um die von Neuem hervorblechenden Thränen zu verbergen. Der Alte, als ob er die Posaune des jüngste» Gerichts bliese, fährt mit dem Blatt verschiedene Male auf und nieder, um es in die, seinen Augen zusagende Entfernung zu bringen und als er gefunden - schwarz auf weiß die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches, da liest er es mit schallender Stimme, daß es klingt wie das Trom - petengeschmetter seiner Husaren, wenn sie Victoria geblasen.

Ein Prachtkerl! Ein Goldjunge ist's wahrhaf­tig!" ruft er entzückt.

Aber, liebster Papa, so erkläre mir doch, was das Alles bedeuten soll, da Du darum zu wissen scheinst."

Na, Donner und Doria! was falls bedeu ten? Daß endlich meines Herzens Wunsch erfüllt ist, daß ich Dich versorgt weiß, daß ich dich gestern ver­lobt habe, Goldkind, daß nun ein neues, lustiges Leben bei uns losgehen soll; die Alte-Jungfern-Wirthschaft"

So sind meine Empfindungen vollständig Neben­sache, gegenüber deinen Wünschen, Papa?" fragt, mit ihren Thränen kämpfend, Margarethe,Du verkaufst mich an den Ersten Besten, wie Du etwa Deine Pferde losgeschlagen hast, bei einer Flasche Wein! Mich frägst du gar nicht?"

Na tausendmillionen Donnerwetter", fluchte der Alte, durch diesen Einwand doch etwas verlegen ge­macht, um so gröber,will ich dich denn heirathen? Wie viele sollen denn dich fragen?"

Bis jetzt hat noch Niemand deßhalb meine Meinung verlangt, und wenn wir auch nichts ferner liegt, Papa, als Dir je den schuldigen Gehorsam zu versagen, so glaube ich doch, bei Entscheidung dieser Angelegenheit auch eine Stimme zu haben, die gehört zu werden Berechtigung hat. Ich bin überzeugt, Papa, daß Du nicht leichtsinnig mit Deines Kindes Zukunft

gespielt, daß Du nach ernster Prüfung dein Wort ge­geben", so recht überzeugt davon war Gretchen nun eben nicht, sie kannte hinreichend PapasHusarenart"

einen Mann aber, er mag noch so ehrenwerth sein, der mir vollkommen unbekannt"

Da sollen mir doch gleich hunderttausend sechs- pfündige Batterien über die Hühneraugen kutschiren!"

der Alte war endlich aus der Erstarrung erwackt, in die ihn Margarethens ungewohnte, entschiedene Sprache versetztwas sprichst du da für dummes Zeug? Unbekannt! Ist man sich unbekannt, wenn man sich'seit Monaten täglich zulächclt, und zunickt, wie ich's mit meinen eigenen Augen unzählige Male gesehn?"

Von mir hast du das gesehen, Papa?"

Nein, zum Donnerwetter, aber von ihm, wenn er an seinem Fenster drüben saß und keinen Blick von unserm Hause verwandte"

In dem ich das einzige menschliche Wesen bin, Papa."

Alle Teufel, Kind," knurrte dieser, schon etwas weniger zuversichtlichmache mich nicht toll. Zier dich nicht erst lange, Ihr liebt Euch, er Dich und du ihn, er hat's mir versichert, als er gestern um Deine Hand bei mir anhielt, er ist ein braver Kerl"

Und ich versichere Dir, Papa, daß ich mit einem Herrn Treuherz noch nie ein Wort gesprochen, einen solchen überhaupt nicht kenne." Der Alte schaute sie einige Secunden sprachlos wie geistesabwesend an. Nicht kennst, sagst Du, Kind?" fuhr er endlich auf, nicht kennst? Na, da soll der verfluchte Hallunke doch lebendig zur Hölle fahren, wenn er es gewagt, einen alten Kriegsknecht zum Besten zu haben. Johann, Johann!"

Der alte Bediente stürzte herbei Unter Toben und Fluchen machte der alte Herr Toilette und wet­ternd machte er sich aus den Weg zu unserm unglück­lichen Gotthold.

* -i-

*

Das Aufsehen erregendeWochen- und Jntelli- genzblatt ist inzwischen auch in Herrn Schröters Woh­nung gedrungen. Der Kaufmann sitzt mit seinem Töchterchen am Frühstückstisch. Nachdem er einen kur­zen Blick in das Blatt geworfen, reicht er es Gretchen, um selbst in der Lectüre der Börsenzeitung fortzufah­ren. Gretchen durchstöbert das Blättchen mir der allen jungen Mädchen eigenen Neugierde. Da wie ihre ältere Namensschwester erröthet und erblaßt auch sie. Noch ist es unentschieden, wird sie lachen oder weinen. Fast dämmert eine Ahnung des zu Grunde liegenden Mißverständnisses in ihr auf, fast hätte das Komische der Situation ihr jugendlicher Gotthold unfreiwil­liger Bewerber um das alternde Fräulein! ihre Heiterkeit erregt. Aber nein! Das Weh, das Gotthold ihr gestern zweifach zugefügt, es erwacht in erhöhter Bitterkeit. Die brennenden Qualen der Eifersucht erfüllen ihr Herz, sie ist tief, unsäglich unglücklich, verrathen von ihm, der ihr das Liebste auf der Welt. O, wie das schmerzt! Und Thräne auf Thräne ent­quillt den sonst so freundlich blickenden Augen.

Der Vater beobachtete sie schon längst über seine Zeitung hinweg.

Gretchen," spricht er mit seiner milden, ruhigen Stimme,was fehlt Dir?" Erschreckt sucht Gretchen ihre Thränen zu unterdrücken, zu verbergen, sie erhebt sich, will hinwegeilen. Doch er faßt sie bei der Hand und zieht sie an sich.

Mein theures Kind," sagt er,schon längst habe ich eine Veränderung in Deinem sonst so gleichmäßig heiteren Wesen bemerkt, die mich tief beunruhigt. Fast glaube ich die Ursache derselben zu kennen. Komm an mein Herz, Kind, schütte mir das Deinige voll Offenheit und Vertrauen aus. Du kennst meine zärt­liche Liebe für Dich, Du weißt, daß Deine Zufrieden­heit, Dein Glück mir über Alles geht. Habe Vertrauen zu Deinem Vater!"

Und das Köpfchen an seine Brust geschmiegt sagte, gestand sie ihm Alles, Alles. Erleichtert athmete sie auf, als sie mit ihrer Erzählung fertig. Der Vater drückte ihr einen Kuß auf die Stirn, seine ernsten Mienen hattep sich aufgehellt.

Beruhige Dich, mein Kind, ehe der Mittag kommt, wollen wir klar und Du sollst dann hoffentlich wieder heiter und fröhlich blicken, wie sonst."

Er ergreift Hut und Stock und mit einem zwei­ten Kuß auf Gretchens Stirn verläßt er das Zimmer. Nachdem er bei seinem Miether im obern Stock, wo er aber nur das alte Fräulein zu Hause getroffen, einen längern Besuch abgestattet, überrascht er die, ob solcher Ehre ganz erschrockene Frau Rumpel mit einem solchen, von dort schreitet er nach dem Gericht.

(Schluß folgt.)