lödten versucht, glücklicherweise ohne Erfolg. Katz schoß sich in der Meinung, den anderen gelödlet zu haben, selbst lodt.

DerBrcisg. Ztg." schreibt man aus Kro hin­gen, daß die Feldmäuse im vorigen Jahr dort sehr großen Schaden angerichtet hätieu Es habe Frucht­äcker g-geben, ans welchen buchstäblich auch nicht ein Halm verschont geblieben sei. Und die Zahl der Mäuse, welche auf höhere 'Anordnung von Gemeinde wegen gefangen wurde, geht iu's Unendliche. In Krohinacn allein ittfi.ie man 180,000 Stück ab. Einzelne Ge­meinden sollen gegen 1000 -ck znr Vertilgung der Mäuse verausgabt haben.

In Lörrach wirv im Hinblick ans die geringeren Erwerbsverhältnisse eine Snppenanstalt eingerichtet, um Bedürftigen eine gesunde, nahrhafte Millagskost verabreichen zu können.

München, 3. Jan. Drei Großbräuer (Zacherl, Augustiner und Leistbräu) dahier haben de» Breis des Winterbieres pro Liter um 2 L herabgesetzt, so daß es den Schenkwirthen möglich ist, dasselbe um 22 L verzapfen zu können

Darmstadt, 6 Jan. Ein beider vorgestrigen Hofjagd im Parke verwundeter Jäger des Herzogs von Nassau ist gestern Abend gestorben. Der unglückliche Schütze soll eine hochstehende Person sein. Auf die weitere Entwicklung ist man begreiflicher Weise höchst gespannt. (Sch. M )

Berlin, 3. Jan. (Socialpolitische Vorlagen für den Reichstag.) Wie man derNat.-Ztg," schreibt, werden dem Bundesrathe in der Kürze zwei auf die Gewerbeordnung bezügliche Gesetzentwürfe vorgelegt werden. Der erste dieser Entwürfe, welcher den Titel VII der Gewerbeordnung zu ersetzen bestimmt ist, regelt die Verhältnisse der gewerblichen Arbeiter (Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge und Fabrikarbeiter) zu den Arbeit­gebern ; er behandelt insbesondere, mit Rücksicht auf die in der vorigen Reichstagssession laut gewordenen Wünsche, das Lehrlingsverhältuiß und die Frage der Arbeitsbücher. Auch die Vorschriften der Gewerbeord­nung über die Kinderarbeit in den Fabriken werden rheilweise abgeändert. Während sich dieser Entwurf vorzugsweise auf dem Gebiete des materiellen Rechts bewegt, hat der zweite Entwurf die Behandlung der aus dem Arbeitsverhältniß entspringenden Streitigkeiten zum Gegenstand; er enthält in Ausführung des § 108 der Gewerbeordnung Bestimmungen über die Errichtung von Gewerbegerichten und über das Verfahren vor denselben

Berlin, 5. Jan. Briefe aus Petersburg be­zeugen, daß dort eine große Gereiztheit gegen England herrscht. Der englischen Seemacht wird jede Bedeutung für den Krieg abgesprochen. Vor Flotten fürchte sich Niemand mehr, im Gegentheil möchte man fast sagen, daß die Flotten sich vor den Torpedos fürchten. Was das englische Landhcer betrifft, so meint man, cs sei absolut unfertig für den Krieg.

Berlin, 7. Jan. Die Union erfährt von unterrichteter Seite, das Staatsministerinm habe be­schlossen, beim Bundesrathe den Antrag ans Erhöhung der Tabaksteuer eiuzubringen. Der Beschluß sei unter vollem Einverständnis) Bismarcks mit Champhausen zu Stande gekommen. Die Mehreinnahme durch Erhöhung der Tabaksteuer werde auf 25 Mill Mark veranschlagt.

Berlin, 7. Jan. DerKreuz Ztg" zufolge wäre der seitherige Commandeur des 9. Armeecorps, General v. Treskow, an Stelle des verstorbenen v. Schwarzkoppen für das Commando des 13. Armec- corps, und General v. Obernitz, bisher in Düsseldorf, für das Commando des 9. Armeecorps in Aussicht genommen. (Fr. I.)

Berlin, 7. Januar. Die russische Einnahme Sofias und der erwartete Fall Erzeruins werden wahr­scheinlich die Friedenspartei in Konsiantinopel verstärken. Englands Vorkehrungen sind in erster Linie durch die Forderung motivirt, daß Konstantinopel auch nicht vorübergehend militärisch von den Russen besetzt und England beim Friedensschluß nicht übergangen werde. England bekämpft die ausschließliche Eröffnung der Dardanellen für Rußland und die Türkei, würde da­gegen die Eröffnung für alle Nationen unter gewissen Bedingungen wahrscheinlich zulassen. (S. M.)

Es gilt als feststehend, daß ein neues Reichs- justizgcbände auf dem bereits erworbenen Grundstück in der Paßstraße in Berlin aufgefnhrt wird und zwar behufs Aufnahme des Reichsjustizamls und des Amts für Elsaß Lothringen. Die Räume in dem ehemals Decker'schen Hause, welche jetzt das Reichsjnstizamt inne hat, erweisen sich in jedem Betracht als unzureichend, während das Patentamt, dessen Bureaus gleichfalls in jenem Hause untergebracht sind, sich ebenso über Raum­

mangel beklagt, zumal eine Erweiterung seiner Lhälig- keit und eine Vermehrung des Beamtenpersonals noch bevorsteht. Für das erwähnte Dienstgebäude ist bereits die erste Rate in dem nächstjährigen Etat gefordert, und es steht also zu erwarten, daß nach Bewilligung dieser Forderung schon im nächsten Frühjahre mit dem Bau vorgegangen werden wird.

DerGieß. Anz " schreibt:Ein gräßliches Unglück ereignete sich am 3. Jan. in einem Kalkstein- Bruche auf der Bieber (unweit Gießen) Von einem Augenzeugen wird uns Folgendes berichtet. Seil ei­nigen Tagen schon ward der Sturz einer größeren Felsmasse erwartet. Gestern Nachmittag nun wurden nochmals 5 Minen gebohrt und abgebrannt, ohne daß das Gestein zusammenstürzte. Nach dem Sprengen wurde ein Wagen in den Bruch geschoben, und in diesem Moment löste sich der etwa 70 Fuß hoch hängende Fels los und richtete Tod und Verderben an. Ein Fuhrmann wurde sofort zerquetscht, während ein anderer Arbeiter bis zur Milte des Leibes von einem etwa 15 Eubik-Meter haltenden Felsen festgebannt war. Drei lange qualvolle Stunden mußte der Aermste bei vollem Bewußtsein jammern, bis durch Heb-Werkzeuge der Felsen gelüstet und der unglückliche halb zerschmetterte Mann hervorgczogen werden konnte. Den Besitzer des Bruches, welcher neben dem Wagen stand, traf ein Felsstnck so gewaltig, daß er gegen das Wagenrad geschleudert und derart verletzt wurde, daß er nach einer halben Stunde eine Leiche war. Ein dritter Arbeiter war wie durch ein Wunder gerettet worden. Eine gewaltige Felsmasse stürzte auch über ihn, aber zum Glück bildete sie eine Höhlung, unter welche er zu liegen kam und nur au einem Arme etwas blessirt hervorgezogen wurde. Schauerlich soll eben noch das weiterhängende Gestein zu sehen sein. Der Mannschaft des gegenüber befindlichen Bergwerks, welche Angesichts der drohenden Todesgefahr unerschrocken die Rettung der Verunglückten besorgte, gebührt alles Lob und Anerkennung."

Frankreich

Paris, 5. Jan. Gestern empfing der Minister des Innern die Delegineu der Deputirlen und des Generalraths der Seine und die des Gemeinderaths von Paris. Dieselben verlangten von dem Minister:

1) daß Paris eiru.n republikanischen Präfekten erhalte,

2) daß de Nervaux, Direktor der Assistance Publique, der klerikal ist, ersetzt werde, 3) daß die nicht repu­blikanischen Maires von Paris durch Republikaner ersetzt würden, 4) daß man die Straßen umlaufe, die die gehässigen Namen des Kaiserreichs trügen. Der Minister des Innern erwiderte, daß, was Len ersten Punkt anbelange, er dem Verlangen der Delegirten nicht entsprechen könne; der Seine-Präfekt, Ferdinand Duval sei kein Feind der bestehenden Staatseinrichtungen, im Gegentheil habe er bei der Lösung der letzten Krisis thätig milgewirkt und dazu beigetragen, daß sie das bekannte Ergebniß hatte. Außerdem hält der Minister den jetzigen Präfekten sür einen ausgezeichneten Ver ivaltuugsbeamlen und hält es wegen der Ausstellung nicht für gut, diese Stelle neu zu besetzen. Dagegen versprach der Minister, daß de Nervaux ersetzt werden solle, auch betreffs der Maires von Paris denke er die nothwendigen Veränderungen vorzunehmen. Was die Pariser Straßen anbelangt, so zeigte er sich ebenfalls geneigt, den Wünschen der Delegirten zu entsprechen.

Paris, 7. Januar. Das Gesammtresultat der gestern in ganz Frankreich abgehaltenen Munizipal wählen ist der republikanischen Partei sehr günstig. In den meisten Städten ist die Liste der republikanischen Kandidaten vollständig durchgegangen. Kein Akt der Unordnung wird gemeldet, mit Ausnahme des Ortes Courthezon im Departement Vancluse, wo eine Person verwundet wurde. In Paris wurden 73 Republikaner und 4 Konservative gewählt, außerdem sind 3 Stich­wahlen nothwendig; die Republikaner haben hier bisher 4 Sitze gewonnen. Midhat Pascha wird morgen nach London abreisen.

DieFrance" schreibt Folgendes: Gambetta habe in einer Unterredung mit dem König Viktor Emanuel gesagt:Gestatten Sie einem französischen Republikaner, einen konstitutionellen Monarchen zu beglückwünschen, der mit gewissenhafter Treue das Gesetz der parlamen­tarischen Mehrheit beobachtet." Der König habe darauf geantwortet:Beglückwünschen Sie mich deshalb nicht, ich thue nur meine Pflicht, und wenn Sie in Italien so populär wären, wie Sie in Frankreich sind, und ich die Ehre hätte, Ihr Souverän zu sein, so wären Sie mein erster Minister."

Seit vielen Jahrzehnten ist Niemand nach Paris gekommen oder von Paris abgereist, ohne Herrn Boussicant in seinem Magazin von Neuheiten

(Lon ö-lardw) etwas abgekauft zu habe». Dieses Ge­schäft ist bei weitem das größte und berühmteste der Weltstadt und alles, was in Neuheiten einschlägt, vom Theucrsten bis zum Billigsten, ist dort zu haben. DaS Geschäftspersonal umfaßt Hundene von Leuten und alle wohnen und speisen in dem cNjchästshaufe. Die Schlaffäle enthalten je 60 Letten; auf den Küchen- Rosten können 160 Cololetten auf einmal gebraten werde». In dem Haufe gün's Lese-, Besuchs und ee-peifesäle und Piottssoren halten des Abends für secue Bewohner und sür Gäste Vorträge. 50 elegante Wagen führen die gekauften Waren den Kunden ins Haus, die Pferde in den Mai stallen sind von auser­lesener Schönheit. Der Gründer dieser Herrlichkeiten besitzt ein halbes Dutzend große Landgüter, Berge von Wenhpapieren und eine Gallerte von Bildern der giößten Meister. Seine Feste und Bälle haben die des Kaisers in den Tuilerien oft ausgestochen, die Blumen allein bei solchen Festen kosteten 4050,000 Franks. Heute aber steht das Geschäft so gut wie still, denn der, der alles geordnet und geleitet hat, Herr Boussicant, ist vor ein paar Wochen gestorben und sein einziger Sohn liegt aus dem Sterbebette.

Italien.

Rom, 6 Jan. König Viktor Emanuel wurde gestern von heftigem Fieber befallen, woraus Ent­zündung des rechten Lungenflügels eintrat. Der Ver­lauf des Fiebers läßt Komplikation mit Sumpffteber befürchten. Nach starker Transspiration und leichter Besserung wiederholte sich die Zunahme des Fiebers. Diritto sagt, die Krankheit des König fei nicht ge­fährlich. (Sch. M.)

Rußland

Petersburg, 7. Jan. Privattelegramme hie­siger Blätter melden: In Folge der von England der Pforle enheillen Rathschläge, direkt mit Rußland zu verhandeln, werden demnächst türkische und russische Delegirte Zusammentreffen. Die Aenderung dee eng­lischen Politik soll hervorgernfen sein durch eine Unter­redung des Fürsten Gorischakoff mit dem englischen Botschafter Lord Loftus.

Türkei.

K o n st an t in op el, 6. Jan. In der Kammer erfährt die Regierung, nameittlich die Militärverwaltug, fortdauernd tie entschiedensten Angriffe. Die beantragte Bewilligung eines außerordentlichen Kredits von 50 Mill. Piaster veranlaßt«: eine sehr lebhafte Diskussion.

K o n st a n ti n o p e l, 7. Jan. Es heißt, die Kammer werde aufgelöst, falls sie auf den angekündigten Interpellationen wegen des Verhaltens der Minister bestehe. Von Truppen aus dem Festuugsviereck überschritten 38 Bataillone den Balkan; dieselben mar- fchiren nach Adrianopel, wo Suleiman Pascha seine Konzentrirung fortsetzt.

K o n sta n ti n o p el, 7. Jan. Die Times meldet von hier: Die türkische Regierung ist entschlossen, ihre Politik durch die Politik Englands bestimmen zu lassen. Unter den türkischen Deputirlen ist im Allgemeinen eine dem Frieden geneigte Stimmung vorherrschend, wofern Rußland zu annehmbaren Bedingungen die Hand böte. Die Friedensbedingungen werden offiziell »och nicht diskutirt. Allgemein wird aber angenommen, die Türkei werde die Forderung der Abtretung Batums, der freien Schifffahrt durch die Dardanellen, der Durchführung der Konfereuzbeschlüsse bezüglich der slavischen Provinzen, der Unabhängigkeit Serbiens und Rumäniens, sowie der Berichtigung der Grenze Mon­tenegros nicht zurückweisen. Ferner meldet die Times: der Versuch, die Christen zum Militärdienst heranzuziehen, ist als gänzlich gescheitert anzusehen.

In der Ebene von Sofia bereitet sich eine kriegerische Entscheidung vor, die vielleicht die letzte in diesem Kriege fein wird. Seit den Zeiten Konstantin des Großen ist sie wiederholt der Schauplatz entschei­dender Kriegsereignisse gewesen. Die Schaaren Attila's verheerten die Ebene von Sofia und nach der Völker­wanderung wülhete hier wiederholt der Kampf zwischen Byzantinern und Bulgaren. Nicht uninteressant ist die historische Reminiszenz, daß Sofia im Jahre 1378, also genau vor 500 Jahren, in den Besitz der Osma- nen gelangte. Sofia, von den Bulgaren Sredez ge­nannt, liegt an der Bogana, einem Nebenfluß des Jsker, und hat 24,000 Einwohner, ist Sitz eines griechischen Erzbischofs und eines katholischen Bischofs, hat viele Moscheen und Klöster, Webereien, Gerbereien, Tabakfabriken und nicht unbeträchtlichen Handel.

Amerika.

Cincinnati, 23. Dez. In Newyork hat sich vorgestern ein schauderhaftes Unglück zugetragen. Der Dampfkessel in einer Zuckerwarenfabrik zersprang und durch die Explosion zersprang das Gebäude, in welchem