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Künzelsau. Vom Wetter ganz außerordentlich begünstigt, vollzieht sich die Ernte sehr rasch. Das Resultat ist bei uns ein in jeder Weise recht befriedigendes; besonders erfreut sind die Bäcker und Müller, weil sie dies, mal recht trockene Frucht erhalten. Der Stand unserer Weinberge ist ausnahmsweise schön. Ueberall trifft man schon auf weiche und gefärbte Trauben und wenn uns August und September noch günstig bleiben, kann es Heuer wieder einmal etwas ausgezeichnetes geben. Obst gibt es Heuer auch sehr viel, und zwar Kernobst und Steinobst. Daß bei solchen Aus­sichten die Weinpreise sinken, ist erklärlich. Kartoffeln gibt es viele und gute. Gegenwärtig zahlt man für den Zentner noch circa 3 Mark; sie dürften aber bald billiger werden. Besonders gut geben Heuer dieSchneeflocken" aus. Alles in Allem kann man gar nicht anders sagen, als daß der heurige Jahr­gang ein besonders gesegneter ist.

Tuttlingen. 5. August. Am letzten Sonntag stattete der bekannte Bienenzüchter Pfisterer aus Oethlingen, OA. Kirchheim, den Bienenfreunden unseres Bezirks einen Besuch ab, der in mancher Beziehung recht lehrreich war. Pfisterer brachte dieses Jahr 117 Völker in die Tracht und hält gegen- wärtig etwa 140 Völker. Schon seit einigen Jahren leitet er eine gut be­suchte Jmkerschule und ist zugleich renommierter Lieferant verschiedener beim Betrieb der Bienenzucht notwendiger Artikel. Infolge der Bemühungen des Schultheißen Vosseler in Thalheim hat in den letzten Jahren die Bienenzucht in unserem Bezirke da und dort Eingang gefunden, so daß eine beträchtliche .Zahl von Bienenfreunden sich dankbar belehren ließ. Es wurde besonders -über die Einwinterung und das Zusezen der Königinnen gesprochen, wobei hervorgehoben wurde, daß Stöcke, die längere Zeit weisellos gewesen, eine junge zugesetzte Königin nur in ganz seltenen Fällen annehmen. Die äußerst lehrreiche Besprechung schloß mit der Untersuchung von 2 Mobilstöcken und mit dem Besuch mehrerer Stände.

Von der Jagst, 4. Aug. Vor wenig Tagen waren zwei Jagdpächter won Blaufelden behufs Begehung der Jagd in einem benachbarten Wald. Der eine derselben, Gastgeber M., trat aus einem Gebüsche hervor; sein Ge­nosse, Ziegler H. sen., glaubte, es komme Hochwild, und schoß ab. Mit Entsetzen ersah er aber alsbald, daß er seinen vieljährigen Freund und Jagd­genossen getroffen habe. Da einige Schrote die Lunge getroffen, zweifelt der Arzt an seinem Aufkommen.

Ulm, 5. August. Heute vormittag 7>/2 Uhr war ein seit einigen Tagen aushilfsweise in der Bierbrauereizum schwarzen Ochsen" beschäftigter Bierführer aus Waldhausen, OA. Geislingen, damit beschäftigt, ein größeres Konservator-Faß die Kellertreppe hinunterzurollen, als er, beinahe am Ziele angelangt, ausglitt, von dem Faß niedergeschlagen und erdrückt wurde, so daß der Tod augenblicklich eintrat.

(Herb staussichten.) Im Remsthal machen die Reben überraschende Fortschritte; es sind da und dort gefärbte, selbst weiche Clevner- trauben zu sehen. Eben so günstig lauten die Berichte aus dem Bott­war thale. Die Winzer im Zabergäu machen sich auf eine nach Quantität und Qualität befriedigende Septemberlese Aussicht. Auch die Reutlinger, die ihr Nebenerzeugnis stets zu verbessern streben, hoffen auf reichen Herbstertrag, auch von ihren Obstbäumen, welche, wie es 'scheint, aus den Maifrösten unversehrt hervorgegangen sind. Im Weingau des mittleren Neckars versprechen zwar die höheren Berglagen, wo die

Traubenblüte in die naßkalte Zeit fiel, weniger Ertrag (viele der Trauben­beeren fallen ab); dagegen stehen die Mittellagen um so schöner.

St.-Anz.

Köln, 4. Aug. Von den bei der Holzmarkt-Katastrophe Verwundeten hatte man ursprünglich für fünf schwer Verletzte wenig Hoffnung auf Genesung. Dank der aufmerksamsten Pflege indes, scheinen auch diese fünf mit dem Leben davon zu kommen. Nur der Wirt Löllgen, der an und für sich eine leichte Verwundung am Kopfe davontrug, scheint eine harte Krisis durchmachen zu müssen, indem sich bei ihm, Wassersucht eingestellt hat. Die Sammlungen für die Verunglückten sind als ziemlich beendet anzusehen; sie ergaben rund 30,000 womit man allen gerechtfertigten Ansprüchen wird Nachkommen können.

Ein Zoologischer Garten soll demnächst in München gegründet werden. Me Gesamtausgaben des Unternehmens mit einer Bau­reserve von 29,000 belaufen sich auf 400,000

Madrid, 3. August. Seit dem Ausbruche der Cholera bis zum 31. Juli sind in ganz Spanien 114,714 Personen an der Cholera erkrankt und 34,003 Personen gestorben. Die Einwohner von Hijar weigern sich, d'e Ferransche Impfung vornehmen zu lassen.

Hl e v rnrfcHLes.

(Ein Schweizer Hotelstückchen.) Ein Stuttgarter Herr hatte sein Gepäck nach Mürren (Berner Oberland) geschickt, um im Grand Hotel einige Zeit zu verbringen. In Lauterbrunnen angekommen, beauftragte er im Hotel den dortigen Telephonisten, in Murren anzufragen, ob das Gepäck angekommen sei, ob Zimmer frei und ob dis und die Herrschaften oben seien. Die Antwort erfolgt: Gepäck angekommen, aber kein Zimmer ist frei; die Herrschaften sind nicht in Mürren. Der Stuttgarter gibt nun Anweisung, das Gepäck wieder herunterzuschaffen (Kosten 13 Frs.); da er aber ein guter Fußgänger ist, so geht er noch am abend selbst nach Mürren hinauf und er­fährt da im Grand Hotel, daß Zimmer noch für 100 Personen vorhanden sind, und daß die Bekannten ebenfalls da sind, die er denn sogleich begrüßt. Die Sache klärte sich dann dahin auf, daß der Lauterbrunner aus Konkurrenz­neid, um dem Grand Hotel Gäste abzuspannen, (es wird gegenwärtig an dem abgebrannten Kotei des 4Ipes gebaut), lediglich das Gepäck herunterkomman­diert hatte; das weitere hatte er aus Eigenem dazugemacht. Der Stuttgarter Herr ging wieder herunter, und daß er den Lauterbrunner Telephonisten samt seinem Auftraggeber keinen Ehrenmann geheißen hat, wird der geneigte Leser wohl annehmen. Er legte ihm die erwachsenen Kosten auf und derselbe mag froh gewesen sein, mit dieser Strafe noch davonzukommen.

Kak. Staudesamt Kaku».

Vom 26. Juli bis 6. August 188b.

Geborene.

26. Juli. Marie Friedrike, T. d. Jakob Gehring, Bäckers hier.

1. Aug. Karl Christian, S. d. Christian Grießler, Strumpfwebers hier.

G e t r a u to.

6. , Jakob Ludwig Friedrich Fein, Fabrikarbeiter von hier mit Eva Rosine Müßle

von Unterlengenhardt.

Gestorbene.

3. , Bernhardt Fnedrich Jehle, Feileuhauer von hier, 60 Jahre alt.

d. Sophie Marie geb. Heldmaier, Ehefrau des Friedrich Köhler, Seifen­

sieders hier, 71 Jahre alt.

Amtliche Kekllnutmachilnstlt.

Revier Wildbad.

Brucken-Sperre.

Me Eisenmühlbrücke im Klein-Enz- -thal kann erst anfangs September be­fahren werden. Der Tag der Eröff­nung wird bekannt gemacht.

Oberkollwangen, Gerichtsbezirks Calw.

Bekanntmachung

unä Ausforäeruag an Gläubiger.

In der Verlassenschaftssache der Anna Maria, geb. Kübler, gew. Ehefrau des Matthäus Waide- tich, Bauers von Oberkollwangen, haben die Kinder 1. und 2. Ehe der Verstorbenen als Erben ihrer Mutter die weiblichen Freiheiten angerufen.

Die gesamte Errungenschaft fällt hienach gesetzlich dem Mann allein zu, dagegen werden die Erben der Ver­storbenen von der Verbindlichkeit, die Hälfte der Einbuße zu tragen und die Hälfte der Sozialschulden zu zahlen, frei.

Demgemäß haben die Sozialgläu- biger ihre Ansprüche an die Masse des Witwers zu verfolgen, welche mit Hin­zurechnung der Muttergutsansprüche der Kinder 1. und 2. Ehe der Ver­storbenen um 16,4L4 16 über-

sch uldet ist.

Dies wird den Sozialgläubigern hiemit bekannt gegeben und ihnen zu­gleich eröffnet, daß von Amtswegen sür ihre Befriedigung nicht gesorgt werde, soweit die Verstorbene nicht für eine Sozialschuld sich ausdrücklich verbindlich gemacht hätte. Die Kinder der Ver­storbenen aber haben die Erbschaft der­selben nur mit der Rechtswohlthat des Inventars angetreten, weshalb die Gläubiger der Verstorbenen aufgefor­dert werden, ihre Ansprüche binnen 2 Wochen dahier anzumelden, widrigenfalls die­jenigen, welchedieAnmeldungversäumen bei der in dem Auseinandersetzungs­verfahren sich vollziehenden Befriedig­ung der bekannten Gläubiger nicht be­rücksichtigt und ihnen nach Durchführung dieses Verfahrens lediglich noch das gesetzliche Absonderungsrecht Vorbehal­ten bleiben würde.

Den 5. August 1885.

Namens der Teilungsbehörde:

Amts-Notar Dipper.

Calw.

Die Fabrik- unä Mer^e- ete. Aesttzer

werden unter B^ugnahme auf 'den oberamtlichen Erlaß in Nro. 90 dieses Blattes aufgefordert, etwa im letzten Jahre vorgenommene bauliche Ver­änderungen, bezw. Neu-Anschaffunge« von wertvollen Zubehörden in ihren

Fabriken spätestens bis 20. Aug. beim Stadtschultheißenamt zur Brandver­sicherung anzumelden.

Stadtschultheitzeuamt.

H a f f n e r.

Oaumöejrher,

welche die Reinigung ihrer Bäume von der Blutlaus noch nicht vorgenommen haben, werden in Kenntnis gesetzt, daß in den nächsten Tagen Nachvisitation vorge­nommen werden wird und daß Jeder, der nicht gründliche Reinigung vorge­nommen hat, dem K. Oberamt zur Bestrafung anzuzeigen ist.

Calw, 7. Aug. 1885.

Stadtschirltheitzeuamt.

H a f f n e r.

Calw.

Arcor-.

Die Herstellung der Staffeln bei dem Stadtschreiberei-Gebäude und eine Erneuerung des Anstrichs an einigen Spritzen und sonstigen Löschrequi­siten werden im Submissionsweg ver­geben.

Offerte sind nächsten Montag, 10. August d. I., vormittags 11 Uhr, auf dem Rathause abzugeben.

Ueberschläge können bei dem Unter­zeichneten eingesehen werden.

Stadtbaumeister

Kümmerle.

-emeulve ups

will für die Vergrößerung der Schul- lokalitiiten und Lehrcrwohnuug nachbeschriebene Banar-eiten im Sub­missionsweg in

Accor-

zur Fertigung vergeben, und zwar:

für's Bauwesen: Grabarbeiten . . 36 ^ L

Maurerarbeiten . .1137 19

Zimmerarbeiten . . 864 32

Gipserarbeiten . . 340 80

Schreinerarbeiten . 568 25

Glaserarbeiten . . 216 10

Flaschnerarbeiten . 171 60

Schlosserarbeiten . 214 26

Verschindlungsarbeiten 78 40

Anstricharbeiten . . 153 60

für Möblierung: Schreinerarbeiten . 615 ^ 80 L

Schlosserarbeiten . 11 20

Die Accordsliebhaber werden er­sucht, ihre Offerte in Prozenten aus­gedrückt und versiegelt, von fremden Meistern mit Zeugnissen belegt, an den Unterzeichneten bis 16. d. M. in Neuenbürg oder am 17. d. M., vor­mittags 11 Uhr, auf dem Rathaus in Kapfenhardt abzugeben, woselbst auch Plan, (Überschlag und Accordsbeding« ungen eingesehen werden können.

Neuenbürg, 6. August 1885.

Aus Auftrag:

Oberamtsbaumeister M ar>r.