von einer Reise ans der Gegend von Posen mitgebracht. Ein dortiger herrschaftlicher Gärtner soll es sich> wie B. angiebt, besonders angelegen sein lassen,, derartige Gurken zu ziehen. B. hat die Gurke in der Restauration von Pusch, Siebenhusenerstraße Nr. 12 ausge stellt und kann dieselbe dort von Jedermann unentgeltlich besichtigt werden. Mit etwa '/, Zoll Durchmesser beginnend, erreicht die Gurke gegen das Ende zu einen Durchmesser von 2'/» Zoll. Schlangenartig gewunden ziehen sich in Längssront des seltenen Exemplars tiese Furchen, gleichsam als wäre durch übermäßigen Trieb das Vollwachsen der Gurken-Schale nicht möglich geworden. (B. T)
Berlin, 30. Ang. Manschreibt von hier der „A A. Ztg.": ,,Jn Finanzkreisen werden ernste Besorgnisse laut, daß die russische Regierung, außer Stande, de» am 1. Ok:. fälligen Zinskoupo» ihrer ausländischen Anleihen einzulösen, sich zu einer Vertagung der Zahlung bis nach Beendigung des Krieges gcnölhigt sehen werde. Nach allgemeiner Schätzung sind 4 Mill. Psd. St. erforderlich, um den bei Abschluß des, Quartals fälligen Zinsverbindlichkciten der russischen Regierung genügen zu können.
Berlin, 30 Aug. Gestern begann hier im Saale der Reichshalle die Augusl-Conferenz evangelischlutherischer Pastoren. Graf v. Krassow führt den Vorsitz; unter den Theilnehmern, deren Zahl etwa 800 betragen mag, befanden sich u. A. v. Kleist-Retzow, der vormalige Ministerpräsident, Frhr. v. Mateuffel, v. Sensft-Pilsach. Die Conserenz verlies so stürmisch, daß Kleist-Retzow, Tauscher, Graf v. Krassow und Mcinhold v. Kammin Mühe genug hatten, die heißblütigen Rechtgläubigen in Zucht zu halten.
Berlin, 3. Sept. Die nach der Nordseite des Balkan verlegten Kämpfe zwischen Russen und Türken dauern ohne eigentliche Entscheidung fort. Die türkische Offensive ist ungleichmäßig und entbehrt des Zusammenhangs. Osman Pascha hat bei Plewna den Russen offenbar weichen müssen, dagegen blieben die Türken im Osten siegreich, wenn auch ihre amtlichen Depeschen sehr übertrieben. Man mnß^der Tapferkeit der russischen Soldaten alle Anerkennung zollen, dagegen scheint der Tadel gegen die russische Führung begründet, und man macht hier aus den von der letzter« begangenen Fehlern kein Hehl. Trotzdem, glaubt man, werde es den Russen gelingen, in ihren Positionen sich zu halten. Ob noch eine entscheidende Schlacht zu erwarten, darüber kann man im Zweifel sein. Die türkische Nachlässigkeit gibt kaum Aussicht darauf.
Berlin, 4. Sept. Die „Kreuz-Zeitung" meldet: Nach einem Telegramm aus Petersburg an die russischen Gesandtschaften bei den auswärtigen Negierungen haben die Russen am 1. September Sukhum- Kaleh eingenommen, nachdem sich die Türken auf ihre Schiffe zurückgezogen hatten. Die abchasische Küste ist nunmehr frei von türkischen Truppen. Der Ausstand der abchasischen Bevölkerung ist durch General Alchasoff bewältigt. (Fr- J-)
In Sa alseld hat der Magistrat, wie aus einer Bekanntmachung desselben vom 18. August in Nr. 193 des dortigen Krcisblattes hervorgeht, sich veranlaßt gesehen, eine Untersuchung der im Orte gebrauten und von auswärts eingeführten Biere vorzunehmen. Zu diesem Zwecke sind aus einer Anzahl namhaft gemachter Brauereien und Wirtschaften Bierproben durch eine besondere Commission vorläufig geprüft und mit Notizen über den Befund an Pros. vr. Reichardt in Jena gesandt worden. Derselbe hat namentlich auf ihre Güte in Betreff der Gährung mikroskopisch untersucht, weil nach seinem Urtheil diese Untersuchung unter allen Umständen das richtigste Urtheil verspricht, und gefunden, daß in einzelnen Bieren nur saure Hefenzellen, in anderen dergleichen in vorwiegender, wieder in anderen in geringerer Menge und nur in einer Sorte gar keine solchen enthalten waren, daß demnach das gesundheitnachtheilige Verhalten einzelner Biere nicht auf gesundheitswidrigen Substanzen, die nicht nachzuweisen waren, sondern auf den Gährungsstand, die mehr oder weniger stark vorhandene Säuerung und die Jugend des Bieres zurückzuführen ist. Es wird schließlich bemerkt, daß zu den gefälschten oder verdorbenen Getränken, gegen welche strafrechtlich eingeschritten werden soll, auch Biere gehören, die als Lagerbiere verkauft werden, aber entweder mit jungem Biere gemischte alte, oder mit altem Biere gemischte junge Biere sind. Es wäre im Interesse des Publikums zu wünschen, wenn derartige Untersuchungen auch anderwärts angestellt und öfters wiederholt würden.
In Cronberg sind 15 Familien wegen der hohen Kirchen-Steuer aus dem Verband der dortigen katholischen Gemeinde ausgetreten. (Fr. I.)
Weimar. Ein zeitgemäßes Verbot bat die hiesige Polizei erlaßen, indem sie, veranlaßt durch die rücksichtslose Unverdrosienheit, mit der dort bei osseneg Fenstern Klavier gespielt wird, jedes Musiküben in dieser das Publikum und die Nachbarschaft belästigenden Weise bei 2 Strafe in jedem einzelnen Cvntraventionssalle untersagt.
Wien, 3. Sept. Das „Tagblatt" meldet aus Belgrad: 20,000 Türken unter dem Kommando von Salih und Zekki Pascha besetzten die bosnisch-serbische Grenze. — Fürst Gortschakoff hat die Bitte der Bosnier um russische Hilfe ablehnend beantwortet. (N T)
Wien, 4. Sept. Die „Pol. Korresp " enthält folgendes Telegramm aus Bukarest : Der Fürst erließ anläßlich des Donauübergangs der ganzen rumänischen Armee einen Tagesbefehl. Der Kriegsminister Cernat übernimmt das Korpskommando Bratiano ist interimistischer Kliegsminister. Die russischen Verstärkungen treffen in großen Verstärkungen und mit mehr Beschleunigung als seither ein. Die russischen Positionen am Schipkapaß sind derart besetzt und befestigt, daß sie für uneinnehmbar gellen.
Als der Papst von den Niederlagen der Rußen börte, äußerte er sich, wie der römische Korrespondent der „Gazeta Narodowa" berichtet, folgendermaßen: „Ich freue mich stets unaussprechlich, so oft ich davon höre, daß die Rußen geschlagen wurden, und ich hoffe zu Gott, daß dieselben auch endgültig besiegt werden. Ich verrichte heiße Gebete, damit Letzteres sich bewahrheite." Hieraus unterhielt sich der Papst über die Ehrenbastigkeit der Türken und meinte: „Würden nur alle Christen so ehrlich sein wie die Türken!"
Paris, 2. Sept. Die „Agence Havas" meldet' Der Tag der Wahlen für die Kammer ist definitiv auf den 14 October festgesetzt. Das Dekret wird am 20. ds. erscheinen.
Paris, 3. Seplbr. Die Zeitungen melden: Thiers ist gestern Abend 6 Uhr plötzlich in Saint Ger main cn Laye gestorben.
In Frankreich sucht man jetzt den Kriegsteufel an die Wand zu malen — um den widerspenstigen republikanischen Wählern das „Gruseln" beizubringen. Natürlich ist es ein Krieg mit Deutschland, von dem man fabelt. Viktor Tissot, der unermüdliche Enienjäger, ließ im Salut public bereits 1,200,000 Mann deutsche Truppen in aller Stille mobilisiren, die bereit wären, in Frankreich einzufallen. Derselbe Krieg wird in einer aus Wien datirlen Korrespondenz des hochosfiziösen „Tablettes d'un Spectateur" in nahe Aussicht gestellt. Es heißt darin: „Deutschland warte nur noch das Resultat der Wahlen ab, um den Feld zug zu beschleunigen oder zu vertagen. Bereits vor 14 Tagen wären neue Karten von Frankreich an die Armee vertheilt worden, und in Wien glaube man zu wissen, daß mit Italien bereits ein Einverständniß abgeschlossen sei. Auf Alliirte könne Frankreich nicht zählen. Oesterreich werde sich nicht rühren und England habe genug mit seinen eigenen Interessen im Oriente zu thun. Unter diesen Verhältnissen muß Frankreich seine Vertheidigüngs-Vorbereitungen auf alle mögliche Weise beschleunigen, und man möge um Got teswillen auf die eine oder die andere Weise den inneren Streitigkeiten ein Ende machen. Wenn die Republikaner hören könnten, was man, nicht in der Presse, sondern höchsten Orts sagt, so würden sie sich wenig geschmeichelt fühlen. Mit einem Jahre des Regimes von Gambetta-Simon würde die Hälfte der zerstörenden Arbeit Deutschlands gemacht sein. Wenn der Marschall zurücktreten oder Herzog Decazes seinen Posten verlassen würde, so würde Frankreich vielleicht wieder düsterere Tage sehen, wie die von 1870—71." Man erkennt mit leichter Mühe den Pferdefuß. Gam- betta und die Republik sollen als gleichbedeutend mit dem Kriege hingestellt werden. Allein der französische Wähler dürfte auch hierzu sagen: „Bange machen gilt nicht!" (B. T.)
Basel, 31. Aug. Ein scheußliches Verbrechen ist in unserer nächsten Nähe verübt worden. Letzten Mittwoch wurde um 7 Uhr Vormittags in der Birs oberhalb des zur Dubary'schen Fabrik führenden Hages aus der basellandfchaft- lichen Seite, wenige Meter von der Grenze, der nackte, noch frische, verstümmelte und schrecklich zerfleischte Leichnam einer Frauensperson ohne Kopf und Hände ausgesunden. Die aus der Stadt und Landschaft requirirte Polizei fand sich bald an Ort und Stelle, ein. In dem sehr niedrigen Waßer der Birs wurden später die fehlenden Hände, ferner ein Büschel von braunen und grauen Haaren nebst einem Haarnetzchen entdeckt. Sofort wurden die Gebüsche auf beiden Seiten der Birs, ebenso die Hardtwaldung, in welcher am frühen Morgen des gleichen Tags ein verdächtiger Mann mit blutiger Blouse war gesehen worden, durch Mannschaft mit Hunden durchstreift, jedoch bis jetzt ohne Erfolg. Die basellandschaftliche Behörde hat eine Prämie von 300 Fr. auf die Entdeckung des Thäters gesetzt. (Schw. M.)
Petersburg, 1. Sept. Heute Morgen um 9 Uhr griffen die Türken von Plewna aus unsere Positionen bei Pelishe und Zgalewitza, indem sie bedeutende Kräfte entfalteten, an. Morgens um 10 Uhr entwickelte sich eine heftige Kanonade und starkes Gewehr-
seuer. — Am Schipkapaß herrscht vollständige Ruche allem Anschein nach eine Folge der von der Arn>ee Suleiman Paschas gemachten erfolglosen mehrtägigen Angriffe. Alle Balkanpässe sind wie früher von den Russen besetzt. (St.-A.)
Petersburg, 4. Sept. Aus Gorni-Studen 4. Sept. 7 Uhr 35 Min früh wird amtlich gemeldet: Gestern haben die Generale Jmeretinsky und Skobelow Lowtscha erstürmt. Nähere Angaben fehlen noch.
London, 1. Septbr. Der Standard hat ein ganz unglaublich klingendes Sensationstelegramm, nach welchem Abdul Kerim und Damat angeblich durch eine Fülle von vorliegenden Beweisen der Bestechung und des Verraths überführt werden sollen. (B. T.)
London, 1. Sept. Der Korrespondent der „Times" im Hauptquartier Mehemcd Ali Paschas berichtet unterm 31. Aug.: Heute früh rückte Medjib Pascha von Adakiöi aus mit 3 Brigaden, 2 Batterien, 2 Schwadronen Kavallerie und 1 Brigade Infanterie- Reserve gegen die russischen Positionen vor. Die Russen eröffneten um 9 Uhr ihr Feuer aus den Batterien hinter dem Dorfe Sadina. Medjib stürmte das brennende Dorf, worauf die Russen nach Kara-Hassankjöi retirir- ten und daselbst heftigen Widerstand leisteten. Salih Pascha machte eine Diversion durch einen Angriff auf Haydarköi. Das Gefecht wurde nun ein allgemeines und dehnte sich über eine Fläche von 15 engl. Meilen aus. Um 4 Uhr stand Kara-Hassankjöi in Flammen. Die Russen ließen allmälig nach und zogen sich gegen Sonnenuntergang zurück. (St.-A.)
London, 3 Septbr. Der Korrespondent der „Daily News" im Hauptquartier des Großfürsten Thronfolgers, welcher dem Kampfe bei Kharachassanskiöi beiwohnte, meldet aus Gugowo von gestern Abend: Der Kamps war keine Schlacht mit ziemlich gleichmäßigen Streitkräften aus beiden Seiten, sondern ein bloßes Treffen, in welchem eine kleine Streitmacht heroischen Widerstand leistete gegen eine gewaltig überlegene Truppenzahl. General Leonoff hatte nur 3000 Mann Infanterie, 500 Mann Kavallerie und 10 Geschütze zu feiner Verfügung. Die Türken dagegen griffen mit 12,000 Mann an und überflügelten beständig die Russen. Der Verlust der russischen Positionen ist nur von geringer Bedeutung, falls nicht die Türken nunmehr die von den Russen besetzte» Höhen sorciren werden. Die Verluste der Russen belaufen sich auf zusammen 500 an Tobten und Verwundeten. — „Daily Telegraph" meldet aus Batum, 31. Aug.: Die Türken räumen Sukhum-Kale wegen Annäherung der Russen. (N. T.)
Das griechische Blatt „Ephemeris vom 21. August schreibt über die Anwesenheit des deutschen Geschwaders im Piräus: „Das deutsche Geschwader hat hier einen großartigen Eindruck gemacht. Diejenigen, welche es nur von ferne gesehen, bewundern das prächtige Aussehen der schönen Schiffe; die aber an Bord gewesen waren, konnten die Vollendung der Einrichtung und des Mechanismus, die unter der Bemannung herrschende Disziplin, die Gewandtheit der Marinesoldaten, die verständige Eintheilung der Arbeit, die Genauigkeit und Pünktlichkeit ihrer Ausführung, die Höflichkeit des Betragens und die hohe Bildung der Offiziere nicht genug bewundern. Im Piräus, Phalerus und in Athen sprach man viele Tage lang nur von den vorzüglichen Eigenschaften der Matrosen und von dem ausgezeichneten Bau der deutschen Schiffe.
Die „N. fr. Pr.", eminent russinfeindlich wie sie ist, versagt es sich nicht, einen förmlichen Päan über die russische Niederlage bei Karahas- sanki 5 i anzustimmen. Aber auch ein e minder lebhafte Parteinahme kann Dem zustimmen, was das Wiener Blatt in Bezug auf die weltgeschichtliche, um nicht zu sagen weltgerichtliche Bedeutung der letzten Kämpfe bemerkt: „Der russische Eindringling, der kühne Eroberer, dem Osman Pascha bei Plewna sein erstes donnerndes Halt zugerufen hat, ist nun vollends auf die Vertheidigung angewiesen. Anstatt über große Offenstv-Unternehmungen, siegreiche Schlachten, Bedrohung der Landes-Hauptstadt und dergleichen Phantasien zu berichten, ist der russische Staatsdraht verur- theilt, die Phasen eines verunglückten Feldzuges, eines peinvollen Rückzuges zu verkünden und der Wahrheit ein Mäntelchen umzuhängen, auf daß die erstaunte Welt die Blamage, welche das stolze Zaren-Reich sich jenseits der Donau geholt, nicht allzu rasch erkenne. Mit einem Wort, die Rollen sind gewechselt. Der Eroberer wurde zum hart bedrängten Vertheidiger, und die ottomanische Armee, deren jämmerlicher Untergang von allen Moskowitern in und außerhalb Rußlands prophezeit wurde, ist zum Angriffe übergegangen. Noch ist nicht aller Tage Abend, noch kann eine einzige Ungeschicklichkeit der türkischen Generale die glänzend