Beginnen wäre, welches Ihr unfehlbar mit dem Leben bezahlen müßtet."
Anna hatte diese Worte vernommen; das Blut stockte in ihren Adern, als sie ihren Vater so reden hörte, eS wurde Nacht vor ihren Blicken, und fast besinnungslos verbarg sie ihr Gesicht an der Brust ihrer Mutter.
„Aber bedenkt, Haidebauer," sagte Schill nach einer Weile, „Ihr setzt Euch und Eure Familie dem aewissen Tode aus, wenn es Sevigny ist, welcher gegen uns heranzieht."
„Entfliehen könnt Ihr nicht, Ihr müßtet denn den Franzosen geradezu entgegenlausen. Die verdammten Schwerenöther," setzte er mit zorniger Miene hinzu, „müssen gute Führer gehabt haben, um hieher zu gelangen.
Inzwischen war Fabian Stuhr wieder zu Athen: gekommen. ..Wir wollen uns aus Gnade und Ungnade ergeben," stieß er mit kläglicher Stimme hervor.
„Es wird Euch freilich nichts Anderes übrig bleiben"." rief der Haidebauer spöttisch; „ob Ihr aber damit Euer Leben rettet, steht noch sehr in Frage: denn jener Franzosengeneral soll ein gar grausamer Wütherich sein."
Der Schulmeister fuhr empor, als hätte eine Natter ihn berührt. „Um der göttlichen Barmherzigkeit willen, sprecht Ihr im Ernste?"
„Es ist wahrlich keine Zeit, um Scherz zu treibe»," sagte Faber, und warf dem vor Angst zitternden Schulmeister einen mitleidigen Blick zu, „aber so leicht sollen Sie uns nicht an's Leben."
„Jhrdenktdochnichtdaran, Euch zu verteidigen?"
„Gewiß denke ich daran. Lieber todt, als leben dig in die Hände unserer grimmigsten Feinde fallen. Das ist mein Wahlspruch."
„Ihr seid von Sinnen," jammerte Fabian; „es wäre ein rasendes Beginnen, sich zur Wehre zu setzen. Helsen Sie mir doch, Herr von Schill, ihn von seinem tollen Vorhaben abzubringen."
Schill blickte ernst und schweigend vor sich hin. Er begriff, was in der Seele des ehrlichen deutschen Mannes vorging, der selbst im Augenblick der höchsten Gefahr nicht wankte. Der junge Offizier hatte in der kurzen Zeit weniger Tage zwei Charaktere kennen gelernt, welche beide in ihrer Art fest und groß waren, Murat und den Haidebauer.
Fabers ruhige, besonnene Entschlossenheit flößte ihm eine hohe Bewunderung vor dem Bauernstände ein und er fühlte, daß Deutschland nimmer verloren sein könne, wenn solche Männer, wie der Haidebauer, die Hand erheben würden zum Kampfe für den hei- mathlichen Herd. Noch nie war er sich des Glaubens an die innere Kraft des deutschen Volkes so klar be
wußt gewesen, als er es in diesem Momente war. Sein Herz wallte über voll freudigen Jubels, er streckte dem Haidebauer die Hand entgegen und rief, hingerissen von dem Hcldenmuthe des einfachen Sohnes der Haide: „Dank Euch, daß Ihr mir den Glauben an eine Wiedergeburt des deutschen Volkes zurückgebt. Ja, ich sehe im Geiste den Tag kommen, wo die fränkischen Adler aus unfern Eichenwaldungen entfliehen, wo die Fessel bricht, die der übermütige Sieger um unser teures Vaterland geschlungen, wo auf allen Höhen die Siegesseuer leuchteten, bis zum Bau des Himmels empor, wo sich das zertretene, in den Staub gesunkene Deutschland, allen Feinden zum Trotz, wieder erhebt."
Schill hielt bei diesen Worten die Hand des Haidebauers fest mit der seinigen umschlossen. Es war ein ernster, feierlicher Moment der Stille, den selbst der Schulmeister nicht mit seinen Klagen zu unterbrechen wagte. Das Antlitz des jungen Offiziers gab Zeugniß von den mächtigen Empfindungen, welche ihn beseelten. Er war in diesem Augenblicke ein schönes Bild ächter glühender Vaterlandsliebe. Das Haupt trug er stolz emporgerichtet und seine Augen strahlten von Stolz und Hoffnung. „Mag jetzt kommen, was da wolle, ich will'L ertragen," fügte er nachher hinzu. „Gerne will ich den Tod erleiden, jetzt, da die Gewißheit in mir liegt, daß der Tag der Wiedervergeltung erscheinen wird "
„Amen!" sagte der Haidebauer mit dumpfer Stimme.
„Herr des Himmels," schrie der Schullehrer aus, welcher unter dem Einflüsse seiner Furcht die Franzosen und den gefürchteten General Sevigny schon auf dem Haidehofe erscheinen sah; „die Zeit verfliegt und wir haben noch keine Vorbereitungen zum Empfange der Feinde getroffen."
Faber griff nach der Büchse, welche Franz auf den Tisch gelegt hatte. „Ich denke, ihnen einen würdigen Empfang zu bereiten!" sagte er, und untersuchte die Waffe mit prüfendem Blick.
Fabian wurde aschgrau vor Angst. „Haidebauer, an Widerstand kann nur ein Wahnsinniger denken!" schrie er entsetzt.
„Ist es wirklich Eure Absicht, Euch zur Wehre zu setzen?" sagte Bruno plötzlich, dessen Blick Anna's Züge bisher nicht verlassen hatten.
„Das fragt Ihr, ein preußischer Offizier?" rief Faber mit gerunzelten Braunen.
„Nicht allein unser Leben, auch das Eurer ganzen Familie steht auf dem Spiele."
„Wir stehen in Gottes Hand. Er, der über Tod und Leben richtet, mag entscheiden."
„Ist das Euer unwiderruflicher Entschluß?" fuhr Bruno fort.
Amtliche und Privat-Bekannkmachnngeu«
„Ja, so lange ich athme, soll kew Feind die Schwelle meines Hauses betreten."
„Der Franzose wird Gnade üben, wenn wir flehend seine Kniee umfassen," schrie Stuhr fast sinnlos vor Schrecken.
„Meine Kniee sind zu steif, Schulmeister, um sich zu beugen vor einem Franzosen," erwiderte Faber in dem Tone eines Mannes, der mit dem Leben abgeschlossen hat.
„Aber Euer Weib, Eure Kinder?" jammerte Fabian.
„Fragt sie, was sie vorziehen? Knechtschaft und Schande oder den Tod!"
Stuhr richtete seine Augen auf die Gesichter der Haidebauernfamilie. Obschon bleich, trugen ihre Züge doch das Gepräge einer bewundernswürdigen Entschlossenheit. Selbst die beiden Frauen blickten mit muthigem Vertrauen auf das Haupt der Familie; sie hatten längst schon ihre Thränen getrocknet und waren entschlossen, lieber den Tod zu erleiden, als sich der Willkür einer rohen Feindesschaar preiszugeben.
(Fortsetzung folgt.)
AIlerle i.
— (Wer jetzt alles auf's Land geht.) Man schreibt aus Berlin: Die Menschenähnlichkeit des Gorilla im Aquarium geht jetzt schon so weit, daß derselbe gleich anderen Erdensöhnen das Bedürfniß fühlt, den dumpfen Straßen Berlins den Rücken zu kehren und ein Sommerlogis zu beziehen, um seine angegriffenen Lungen zu kräftigen. Vor etwa 14 Tagen wurde der Gorilla krank; Herr vr. Hermes consultirte einen bewährten Arzt und derselbe rieth für den Patienten einen Sommeraufenthalt in Charlottenburg an. Dieser Rath wurde dann auch befolgt, indem man den in Decken wohlverpackten Gorilla nach Charlottenburg, und zwar in den Garte» der verwittweten Frau Kunsthändler Sala schaffte, wo er sich nach wenigen Tagen so erholte, daß er wieder nach Berlin übersicdeln konnte. Am vorigen Freitag jedoch kehrte der seltsame Sommergast in seine Charlottenburger Sommerwohnung zurück, „um eine Nachkur zu gebrauchen."
— Eine schöne Ueberraichung wurde dieser Tage einer Wiesbadener Wittwe. Sie hatte sich vor einigen Jahren ein Raab-Grazer 100-Thaler-Loos gekauft und es ruhig in ihrer Truhe verwahrt. Wer matt nun ihr Erstaunen, als ihr von dem Bankgeschäft, durch dessen Vermittelung sie das Loos gekauft, die Mittheilung gemacht wurde, daß das fragliche Loos schon vor drei Jahren mit einem Haupttreffer von 40,000 THIr. gezogen worden sei. Die glückliche Gewinnerin verliert an Zinsen und durch Coursveränderung gegen 10,000 Thaler, wird aber mit dem übrig bleibenden Summ- chen wohl anch zufrieden sein. _
Husten- und Brustleibenden kann der
ächte rheinische Trauben-Brust-Honig als vorzüglich bewährtes Hausmittel empfohlen werden (s. Annonce.)
G ü n d r i n g e n.
Berakkordirung von Pflaster-Arbeit.
Die hiesige Gemeinde beabsichtigt, ungefähr 30 Rth. Kandel im Ort anlegen zu lassen.
Die Berakkordirung dieser Arbeit findet am
Montag den 2. Juli d. Js., Mittags 12 Uhr,
auf dem Rathhaus statt, wozu Lusttra- gende eingeladen werden.
Schultheißenamt.
K l e n k.
B e r n e ck.
Wegsperre.
Wegen Erbauung der Brücke über den Sägmühlegraben kann der Weg innerhalb Etters am Montag den 2. und Dienstag den 3. Juli mit keinem Fuhrwerk befahren werden.
Den 23. Juni 1877.
Stadtschultheißenamt.
Brenner.
Nagold.
Unterzeichneter ver kauft
Dienstag den 3. Juli Morgens 9 Uhr,
11 Stück schöne halbenglifche
Milchschweine.
Bierbrauer Maurer.
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Besen und Herden, Kochgeschirr,
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Heinrich Müller,
Nagold.
Mädchen-Gesuch.
Ein Zimmermädchen und ein Kindsmädchen werden gesucht; nähere Auskunft ertheilt die
Redaktion.
A l I e n st a i g.
Rekruten-Verein.
Morgenden Sonntag Nachmittag präcis 1 Uhr letzte Versammlung im Lokal.
Erscheinen sämmtlicher Mitglieder uoth- wendig.
Vorstand.
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Mard für Pflasterer.
Nächsten Montag den 2. Juli, Vormittags 8 Uhr,
wird die Herstellung eines gepflasterten Kandels im Schloßhofe mit ca. 50 sH an tüchtige Pflästerer vergeben. Liebhaber hiezu mögen ihre Offerte schriftlich einreichen.
Frhr. v. Kechler'sche Gutsverwaltung. Raiber.
Nagold.
2 Mädchen
im Alter von 14 bis 16 Jahren werden gesucht durch die
Redaktion.
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' Fr. Stockinger. Um Bestellungen pünktlich ausführen zu können, bitte ich, solche frühzeitig zu machen. Der Obige.
Bei Zahn in Dresden ist in 2. Auflage erschienen:
Das deutsche UM und der Sonntag.
Bestellungen hierauf nimmt entgegen die G. W. Zaiser'sche Buchh.