Mo. 82

60. Jahrgang

Amts- unä Intelligenzblatt für äen Äezirll.

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Erscheint Dienstag, Donnerstag L- Samstag. > 1» Ä t" 1 LLt7

Die Emrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Spalte >! älleNSMg, ÜLN 14 . SUN lvvc).

im Bezirk, sonst 12 !>

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j ganz Württemberg 2 «tL 70 H.

Amtliche Wekcrnrrtmcrchungsrr.

'AoMfche Wcrchrrichterr.

Calw.

Der auf 22,000 sich belaufende Amtsschadcn für die Zeit vom 1. April 1885/86 vertheilt sich auf die einzelnen Gemeinden in der nachstehend ersichtlichen Weise.

Hiernach ist die Unteraustheilung, wie auch die Gemeindeschadens-Urw läge innerhalb der Gemeinden, vorschriftsmäßig zu besorgen, auch darauf zu achten, daß dis Steuerschuldigkeiten rechtzeitig eingezogen werden.

Den 11. Juli 1885. K. Oberamt.

Flaxland.

Calw

4,230 -/L 41

Trspt. 13,971

28

Agenbach

369

k/

12

,/

Neubulach

372

,/

67

Aichhalden

252

59

Neuhengstett

169

35

Altbulach

391

34

Neuweiler

386

08

Altburq

419

81

Oberhaugstett

290

09

/,

Althengstett

998

76

Oberkollbach

164

42

Bergorte

484

49

Oberkollwangeu

306

91

Breitenberg

387

92

Oberreichenbach

348

40

V

Dachtel

439

13

Ostelsheim

676

//

75

/,

Deckenpfronn

1,074

36

Ottenbronn

228

V

52

//

Dennjächt

97

64

Röthenbach

237

28

,/

Emberg

178

30

Schmieh

226

37

Ernstmühl

58

29

Simmozheim

686

39

Gechingen

1,178

91

k/

Sommenhardt

299

28

Hirsau

844

32

Speßhardt

261

83

Holzbronn

282

64

Stammheim

1,645

16

Hornberg

180

98

,/

Teinach

410

08

Liebelsberg

365

57

Unterhaugstett

222

Liebenzell

769

99

Unterreichenbach

271

f,

25

Martinsmoos

255

08

Würzbach

438

02

Monakam

228

59

Zavelstein

168

53

,/

Möttlingen

483

04

Zwerenberg

219

34

13,971

28 L

22,000 ^

F

e u

i l l e t o n.

Im Abgründe.

Roman von Louiö Hackenbroich. (Verfasser des Romans:EinVampy r.H

(Fortsetzung.)

An einem der unzugänglichsten Punkte, des Vignemale, zwischen wildem, weit ausgedehntem Gestrüpp und massenhaften Granittrümmern versteckt, hat vor Jahrhunderten die Gewalt eines nunmehr verschwundenen Bergwassers eine mehrere hundert Fuß tiefe, brunnenartige Grube von bedeutendem Um­fang gebohrt, aus welcher das drunten sich ansammelnde Wasser sich einen Ausweg schuf, indem es einen niedrigen, tunnelartigen Gang von kaum einigen Fuß Breite und Höhe durch das Gestein fraß, bis es an der äußern Rinde des Felsenkegels angelangt den Weg frei fand und ungehindert den Berg hinabeilen konnte. Die Grube oder der Brunnen selbst hatte, da die Felsen, einem mächtigen Dachvorsprunge gleich, weit überragten und sich abwärts trichterförmig erweiterte, auf dem Grunde einen fünfmal größeren Umfang, als oben in der Lichtung, die gleichwohl bei fast rundlicher Form einen Durch­messer von etwa zwanzig Schuh besaß. Von oben herab war es daher nicht nur fast unmöglich, in diese Höhle zu gelangen, sondern die vielfach zerrissene, von Furchen und Rinnen durchzogene Randkante der Lichtung hätte bei Todes­gefahr nicht einmal einen Blick in die dunkle Tiefe gestattet, wenn wirklich ein verwegener oder verirrter Bergsteiger den schwer zu erklimmenden Punkt gefunden hätte, wo dieser Schlund sich aufthat. Diese Höhle, in welche also höchstens ein Vogel aus der Luft hätte gelangen können, war der Versamm­lungsplatz der Banditen, die unter Jnigo Torreguys Befehl standen. Bal­timore selbst hatte diesen, aller Gefahren einer Ueberrumpelung trotzenden Ort eines Tages entdeckt, als er auf der Jagd ein Reh in eine von dichtem

Deutsches Reich.

Ems, 11. Juli. Als der Kaiser gestern abend 7^2 Uhr in Beglei­tung des Grafen Lehndorf vom Kurhause aus seine Ausfahrt lahnaufwärts unternahm, hatte sich, wie dies regelmäßig geschieht, eine große Menschen­menge, meist Touristen, im Kurhofe aufgestellt, um bei dieser Gelegenheit den Kaiser einmal in nächster Nähe sehen zu dürfen. Unter der Menschen­menge befand sich auch ein ziemlich anständig gekleideter ältlicher Mann, der einen in Zeitungspapier eingewickelten Gegenstand vor sich hielt. Beim Passieren des kaiserlichen Wagens ließ der Mann den Krug, den er trug, plötzlich fallen und brach dabei in die Worte aus:So wie dieser Krug zerbricht, so wird das Königreich Preußen in 13 Monaten zerbrochen sein." (Nach einer von anderer Seite kommenden Mitteilung soll der Mensch im Verhör erklärt haben, er sei mit einer Mission an den Kaiser nach Ems gekommen und wolle dem­selben ein Mittel gegen Ueberschwemmungen enthüllen, durch Zerbrechen des Kruges habe er sich anmelden wollen.) Man sah es dem Unglücklichen sofort an, daß man es hier mit einem Irrsinnigen zu thun hatte, und erwies sich der Inhalt des Kruges als Hirsen- und Kaffeekörner, die mit Ameiseneiern und Walderde vermengt waren. Selbstredend entstand durch den hier wahr­heitsgetreu mitgeteilten Vorgang eine nicht unbedeutende Aufregung im Pu­blikum, deren Zeuge der Kaiser nicht weiter sein sollte, indem er ruhig weiter­fuhr. Der Unglückliche ist ein B ö t t ch e r auL Frankfurt ander Oder und ist vorläufig im hiesigen Hospital untergebracht, bis er in seine Heimat zurücktransportiert werden kann.

Prinz und Prinzessin Wilhelm sind vom österreichischen Kron- prinzen-Paar nach Schloß Laxenburg bei Wien eingeladen, wohin sie Mitte August reisen werden. Der Reichskanzler ist am Donnerstag mit seinem Schwiegersohn, dem Grafen Rantzau, nach Varzin gereist; die Fürstin Bismarck geht zu einer Schwenninger-Kur nach Homburg.

In sehr gut unterrichteten Kreisen hält man, wie demH. C." aus Berlin gemeldet wird, dafür, daß dem Prinzen Heinrich Vl>. von Reuß, dem gegenwärtigen Botschafter in Wien, seitens der brauns chwei­gisch e n Regierung die Negentenwürde zuerst angetragen werden wird. Es bestehe auch kein Zweifel, daß der Prinz die Regentschaft anzu­treten gewillt sei. Die Kandidatur des Prinzen Reuß ist wiederholt erwähnt, aber nicht dementiert worden. Das hindert allerdings nicht, daß die Meldung schließlich doch richtig ist.

Für den 1. Dezember d. I. ist wieder eine allgemeine Volkszählung im deutschen Reich angeordnet. Die Zählkarten sollen schon Anfang September zur Versendung kommen. Die nähere Bezeichnung

Strauchwerk fast unsichtbar gemachte niedrige Höhle verschwinden sah; im Jagdeifer, sowie auch in seinem regen Interesse, alle Wege, Stege und Zufluchts­orte des Gebirges kennen zu lernen, war er dem entflohenen Wild in die Höhle gefolgt und hatte in derselben bald gebückt schreitend, bald auf Händen und Füßen kriechend, fast eine Viertelwegstunde zurückgelegt, ohne an ein Ende dieses unterirdischen Ganges gelangt zu sein. Vorsichtig hatte er den Rückweg angetreten und am nächsten Tage mit einer Blendlaterne versehen von Neuem die Höhle untersucht; diesmal gelangte er auf dem glatten, sanft ansteigenden Korrridor bis an die Grube und war erstauut und entzückt von der Entdeckung, die er gemacht. Mit einem Blicke hatte er alle Vorteile dieses Zufluchtsorts erkannt und denselben zum Stelldichein für seine Bande bestimmt, die er nach einigen Tagen schon dort versammelte. Das von oben einfallende Licht erleuchtete hinlänglich den Boden, der so glatt war, als bestände er aus einer einzigen geschliffenen Granitplatte; damit das herab­fallende Regenwasser sie nicht behindere, hatten die Räuber an einer Seite eine Senkung in den Boden gearbeitet, wo denselben eine Ader Erdreich durch­zog, und um allen Gefahren eines Ueberfalls vorzubeugen, der nur von der einen zugänglichen Seite kommen konnte, hatten sie draußen den Eingang der Höhle durch einen auf einer schweren eisernen Angel sich drehenden Felsblock maskiert und drinnen in der Grube den Zutritt mit einer massiven eisernen Thüre versehen, zu welcher nur Baltimore und die zuverlässigsten Banditen Schlüssel besaßen. Während der Versammlungen der Bande, die bald zum Zwecke der Beuteverteilung, bald zur Vorbereitung eines neuen Streifzuges stattfanden, waren sowohl draußen am Eingang der Höhle, als auch an ver­schiedenen Punkten in derselben Wacheposten ausgestellt, welche von einer et­waigen Gefahr der Versammlung rechtzeitig Kenntnis zu geben hatten. Für ihre Bequemlichkeit und den Zeitvertreib in ihrer Höhle hatten die Banditen durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel gesorgt; der Boden war mit getrocknetem Moos belegt und über dieses waren in üppiger Verschwendung