a. D-, Auditeur a. D-, Legationsrath, Kredit-Kassen- direktor, Gymnasialdirektor, Rektor, Kreisrichter, Erzgießerei-Jnspeklor, Negierungsrath, Archivar, Regierungspräsident, Gcneralstaatsanwalt, Drechsler, Hosbaurath, Sattler, Baudircklor, Ministerialralh, Appcllationsgerichtsprästdent und Stadtrichter.
Der „Volksstaat" schließt einen Artikel: „Zur Aufgabe unserer Vertreter inr Reichstage" mil folgen den offenen Worten, welche überall gehört und gewürdigt zu werden verdienen: „Die sozialdemokratische Partei ist eine revolutionäre Partei; sie läßt sich auf den Boden des Parlamentarismus locken, so hört sie auf, eine revolutionäre zu sei», so hört sie überhaupt auf zu sein. Wir betheiligcu uns an den Neichstags- wahle» und schicken Vertreter in den Reichstag ausschließlich zu agitatorische» Zwecken, Die Stärke unserer Partei liegt im Volke, im Volke unser Wirkungskreis ; nur um zum Volke zu reden, dürfen wir die Tribüne des Reichstags besteigen. Entserneu wir uns von dem revolutionären Ursprung und Wesen unserer Partei, verlieren wir nur einen Augenblick die Fühlung mit dem revolutionären Volke, so stehen wir in der Luft und werden gleich jenem Riesen des Alterthums ohne Gnade erdrückt," „Ja," schreibt der „Neue So zialdemokrat" (Nr. 47 v. I, 1872), ,,ja, wir haben den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen den Krieg erklärt, und werden so lange kämpfen, bis dieselben zertrümmert sind.
In Frankfurt sind innerhalb vier Tagen sechs Selbstmorde vorgekommeu.
Lüneburg, 27, Jan, Der im Mai 1866 in Berlin an dem Bäcker-Lehrling Cor »y nach Verübung eines scheußlichen Verbrechens begangene Mord, dessen Urheber jedoch nicht ermittelt wurde, findet hier allem Anschein nach eine Auffrischung, ES hat sich nämlich am 25. d, in Harburg ein furchtbar heruntergekommener Mensch freiwillig bei der Polizei-Direction gestellt und angegeben, daß er bei der That gegenwärtig gewesen sei. Der Mann nennt sich v, Waugenheim, will als Sohn eines Obersten in Luxenburg geboren, zu jener Zeit Fähnrich in Berlin und mit dem Verbrecher besreundet gewesen sein, einige Jahre in Amerika zugebracht haben. Es sei ihm nicht gelungen, als Oekonomie Verwalter und überhaupt eine Erwerbs- Stellung zu erlangen, und er habe die letzten Wochen sein Leben durch Betteln fristen müssen, Gewissensbisse, Rache und Noth zwängen ihn zur Selbst Anzeige. Die über jene furchtbare That gemachten detaillirten Angaben lassen dieselben einigermaßen glaubwürdig erscheinen,
Posen, 3, Febr. Cardinal Ledochowsky wird sich dem hiesigen Gericht nicht stellen, da er die Com- petenz eines preußischen Gerichtshofs nicht anerkennt.
Schon wieder einmal hat sich der „Finger Gottes" gezeigt. Wie der „Schles. Volkszlg." geschrieben wird, ist die in Schlesien ausgetretene Rinderpest nur eine Folge des Staatspfaffenthums, des Neupro- testantismns und des Protestantenvereins, und so lange damit nicht aufgeräumt wird, ist zu besorgen, daß die Engel Gottes eine Landplage nach der anderen aus ihren Zornesschalen ausgießeu. Wir leben also noch mitten in den Zeiten der Zeichen und Wunder.
Die frühere K5 nig in von Hannover soll nach Mittheilung des „Rhein. Cour." schon vor längerer Zeit zum Katholizismus übergetreten sein. Dem mütterlichen Beispiel seien die drei Kinder gefolgt, man habe aber aus Rücksicht aus den König bis jetzt die Veröffentlichung dieses Glaubenswechsels vermieden. Königin Marie hat allerdings viel Sympathie für den Katholizismus gezeigt, seiner Zeit in Hannover alle Vorträge des Jesuitenpaters Roh besucht; trotzdem erscheint die Nachricht dem „Hann. Cour." nicht glaubwürdig.
In Hainholz bei Hannver erschien an der Wahlurne die Ehefrau des Viehhändlers G., um für ihren krank darniederliegenden Gatten den Wahlzettel abzugeben. Als ihr bedeutet ward, daß den Frauen das Wahlrecht nicht zustehe, verließ sie sehr entrüstet das Local, um kurz vor Schluß des Wahlactes in Männerkleidung wiederzukehren. Leider war der Wahlkommissär ungalant genug, auch in diesem Costüme die Dame zurückzuweiseu. Die Frau hat übrigens viele Männer beschämt.
Die deutsche Seewarte stellt folgendes Wetter vom 1. Februar in Aussicht: Kurzen Zeitraum ruhigeren, dabei ziemlich heiteren und trockenen Wetters, dann wieder unruhige und feuchte Witterung mit auffrischenden südlichen Winden.
Wien, 3. Febr. Die Pforte hat in Betreff der Friedens Garantien Serbien gestern geantwortet. Mid- hat Pascha besteht auf materiellen Bürgschaften und verwirft einen faulen Frieden. Montenegro beansprucht
die Sutowina, wogegen Oesterreich opponirt. — Jg- naiieff kommt nächsten Montag nach Wien. Zimmer sind telegraphisch bestellt
Die weißen Röcke der österreichischen Armee werde» sür die Garnison Wien sowie sür die Mehrzahl der größeren Garnisonen mit Ende des Winters vollständig verschwunden sein. Der alsdann »och nicht aufgetragene Rest wird au die Reserveregimenter übergehe». Im Jahre 1878 wird der letzte weiße Nock im Dienst zu existiren aufgehört haben.
Par is, 2 Febr. Die Krise, die schon so lange aus der Industrie und dem Handel beider Welte» lastet, Frankreich aber bisher nur mit abgeschwächter Intensität ergriffen Halle, scheint sich jetzt auch hier mit ihrem ganzen Gefolge einbürgern zu wollen. Fast in allen Straßen der Hauptstadt und zu allen Stunden begegnet man mitleidcrregeuden Gestalten und die Zahl der Slraßeubettler ist ausfallend groß; man errinnert sich nicht, je so viele um Brod flehende Kinder und Frauen gesehen zu haben, als in diesem Winter, der doch glücklicherweise so ausnehmend gelinde ist. Tausende von Arbeitern sind beschäftigungslos. Aber auch aus andern großen Städten Frankreichs treffen Meldungen von großer Noch und Arbeitslosigkeit ein. In Lyon sind tausende von Arbeiterfamilien förmlich am Hungern, Weiber und Kinder ohne Obdach rc. Die Weber und Spinner haben nichts mehr zu thun. Auch die Metallindustrie liegt daselbst ganz darnieder, sowie in ganz Frankreich; viele große Schmiedcwerke sind geschlossen. Man hatte gehofft, daß die Vorbereitungen zur Pariser Weltausstellung allen Geschäften einen neuen Impuls geben würden; aber auch von diesem Impuls ist bis jetzt nichts bemerkbar geworden. Man sieht also, daß die Republik, mit deren Heran- kommen die Republikaner den Beginn einer neuen, noch nie daqeweseuen Wohlfahrt angekündigt hatten, bei weitem kein Heilmittel gegen Noth und Armuth ist.
Warschau, 1. Febr. Hier geht das Gerücht, der Czar beabsichtige die politische Mündigkeits-Erklärung des russischen Volkes durch Verleihung einer Konstitution. (Sollte derselben etwa die neue türkische Verfassung zu Grunde liegen? Die Red.) (L. T.)
K o n st a nt i» o p e l, 1. Febr. Die Depesche des Großveziers beantwortend, nahm der Fürst Montenegros dem Vernehmen nach den Antrag der Pforte, in Friedensverhandlungen einzutreten, an und ersuchte die Pforte, die Grundlagen der Bedingungen zu präzisiren, unter welchem die Pforte in Verhandlungen eintreten wolle. (Sch. M.)
Nach einer Anzeige des Ministerresidenten in Japan ist der offizielle Name sür die japanische Hauptstadt seit mehreren Jahren nicht mehr Jedo, sondern Tokio (östliche Residenz des Tenno). Die frühere Bezeichnung Jedo hat ganz ausgehört.
Aus »Nordamerika schallt ein kräftiges: Bleibe daheim und nähre Dich redlich! herüber nach Deutschland. In Newark bei Newyork kamen neulich 6 junge kräftige Deutsche zu dem Richter Jansen und baten um Einsperrung ins Gefängnis), da sie mit dem besten Willen nichts verdienen könnten und weder betteln noch stehlen wollten. Der Richter entsprach ihrem Verlangen. Nach einer Meldung des Präsidenten der Staatsarbeitergesellschaft sind in Newyork 55,375 Handwerker arbeitslos. In vielen Fällen ist der Lohn auf 90 Cents den Tag herabgesetzt, aber auch zu diesem Preise fehlt es an Bedarf. Der Bericht gibt eine furchtbare Schilderung der Noth unter den Arbeitern. Die Polizei-Stationshäuser sind nächtlich überfüllt.
Lissabon, 1. Febr. Nach hier eingetroffenen Berichten aus Loanda (Westküste Afrika's) hat sich der Afrika-Reisende Barth am 7. December während eines heftigen Fieber-Anfalles das Leben genommen. Am 26. November war bereits fder Afrika-Reisende Dr. Mohr gestorben.
Monsieur Herkules.«)
Humoreske von Emilie Heinrichs.
1 .
In einer der fruchtbarsten Gegenden Norddeutschlands liegt das Dorf Braunstedt, das sich durch seine herrliche Lage, eine schöne Kirche und eine eben so schöne Mühle auszeichnet.
Der Müller Lorenz ist durch seine unverwüstliche Heiterkeit, die an Phlegma streift, seine ausgezeichnete Gesundheit und Originalität weit und breit bekannt und beliebt, so daß seine Behauptung, „er sei der Einzige im Himmel und auf Erden, der keinen wirk-
*) Nachdruck wird strafrechtlich verfolgt.
lichen Feind besitze", auf Wahrheit Anspruch machen kan».
„Aber Lorenz", hielt ihm einmal der Pastor von Braunstedt nach einer solchen Bemerkung vor, „das klingt ja wie Gotteslästerung. Im Himmel und auf Erden! — Lautet dieses Wort nicht just, als wollten Sic Sich damit selbst über den lieben Gott noch setzen?"
Worauf der Müller mit einem pfiffigen Lächeln antwortete: „Allerdings lautet das Wort so, Herr Pastor, und so ungefähr meine ich's auch, da der liebe Gott es am besten wissen muß, ob wir Beide — er und ich — Feinde haben. Vom Herrgott weiß ich's aber, daß er solche die Hülle und Fülle hat."
„Jawohl, die ungläubigen Freigemeindler —"
„Hm, die beiseite, Herr Pastor, der liebe Gott hat noch ganz andere Feinde und bei ihm trifft das Wort: Gott behüte mich vor meinen Freunden! eigentlich am meisten zu."
„Aber Lorenz!"
„Nichts sür ungut, Herr Pastor, ich brauche das nich! zu sagen und der Herrgott wird mir auch deßhalb jenes Wort nicht als Lästerung anrechnen."
So war der Müller Lorenz, dem wir jetzt in seinem Hause persönlich unsere Anfwarung machen wollen.
Nun, stattlich genug war das Besitzthum des Müllers zu Braunstedt, er war ein Mann, der sein Schäfchen in: Trocknen hatte und sich sorglos auf den sogenannten Altentheil setzen konnte.
Das Aeußere und das Innere des stattlichen Wohnhauses glänzte von Ordnung und peinlicher Sauberkeit, dafür sorgte mit rastloser Thätigkeit die Müllerin, welche tatsächlich keine Ruhe kannte und wie man im Dorfe behauptete, nur mit dem einen Auge schlief, während das zweite nnermüdlich Wache hielt, damit nichts „aus der Kehr" käme, wie sie zu sagen pflegte.
Die Müllerin war eine seltsame Frau; sparsam bis zum Gen, fand sie ihr Glück nur in der Aufopferung für Mann und Kinder, deren letztere sie vier an der Zahl besaß, drei Söhne und eine Tochter. Allesammt schon erwachsen genug, um sich selber einen Hausstand gründen zu können, hielt die zärtliche Mutter sie doch noch so unmündig, wie kleine Kinder, und gestattete durchaus nicht, daß die Tochter ihr irgend eine Hausarbeit abnahm.
Marie war ein sehr hübsches Mädchen und eigentlich für das Laudwesen verdorben, da sie ihre Erziehung in einem Pensionats der Provinzialhauptstadt erhalten hatte. Es war dieses auf Antrieb eines Onkels geschehen, der seine eigenen Pläne dabei verfolgte und die Einwendungen der Eltern glücklich besiegt hatte. Nun, diese städtische und eigentlich zu vornehme Erziehung der „schönen Müllerin", wie man sie im Pensionat spöttisch genannt, hatte ihrer Schönheit natürlich keinen Abbruch gethan, im Gegentheil, das junge Mädchen erschien wie eine fremde Zierpflanze im väterlichen Hause, ein Umstand, der ihrem durch und durch gesunden Sinn höchst peinlich und zuwider war und von dem ängstlichen Wesen der Mutter nur noch peinlicher gemacht wurde.
,,Na, Mutter so laß die Marie doch das Essen abtrageu", warf der Müller wieder einmal, wie so oft dazwischen, als das Mittagsessen verzehrt und die geschäftige Müllerin, welche sich niemals Ruhe gönnte, den Tisch abräumen wollte.
„Ja, wenn die Mutter das litte", — sprach die Tochter unmuthig.
„Laß nur, Kind, laß nur", ries jene ängstlich, „ich muß doch draußen Nachsehen, habe in der Küche zu thun."
Und dabei lud sie sich auf, so viel sie schleppen konnte, aus Furcht, „das Kind" könne eine Schüssel fallen lassen.
Der Müller zündete sich schmunzelnd eine Pfeife an und blinzelte schalkhaft zu der Tochter hinüber, während die söhne sich achselzuckend erhoben und die Stube verließen.
„Ich wollte, Ihr hättet mich in der Pension gelaffen", stieß Marie unwillig hervor, „dieses ewige Gängeln und Hätscheln ertrage ich nicht mehr."
Wieder schmunzelte der Müller und zog dann langsam einen Brief aus der Tasche.
„Es kommt ganz auf Dich an, dieses Leben zu ändern, Mirtz", sprach er launig.
„Auf mich, Vater?" — fragte Marie ungläubig, „nun, daran sollte es gewiß nicht scheitern."
„Ein Freier ist im Anzuge", fuhr der Müller, den Brief emporhaltend, fort, „rath' einmal, Mietz!"
Das junge Mädchen erröthete, ihre blauen Augen blitzten hell auf, das Herz klopfte so laut und ungestüm, daß sie erschreckt die Hand darauf preßte.