Rechtspflege erhalte und Auslagen und Zeitversäumniß für Parteien und Zeuge» vermindert werden.
Die Handelskammern sind in einer verbesserten Form als Glieder der Landgerichte mit vollem Stimmrecht der Laien aufrecht erhalten. Die Gewerbegerichte bleiben bestehen und sollen demnächst für ganz Deutsch- land eingesührt und besser geregelt werden. Eine Reihe wichtiger Bestimmungen sorgt für die unabhängige Bitdung der Geschworenengerichte uud für die Belhei- ligung der Gemeinden bei denselben.
Ein höchstes deutsches Reichsgericht wird die Rechtseinheit und Rechtsgleichheit in unserem Volke wahren. Der Niedergangs der deutschen Nation kennzeichnete sich an dem Niedergang der Reichsgerichte gegenüber den Gerichten der Einzelstaaten. Das wiedererstandene Deutsche Reich richtet in seinem höchsten Gerichte die unerschütterliche Grundveste des nationalen Rechtslebens wieder aus. Dieser Fortschritt allein würde die Jnstizaesetze zu den werthvollsten Errungenschaften der Nation machen.
(Schluß folgt.)
Hannovers Helden.
(Fortsetzung.) , ^
Hektor's Antlitz überzog sich beim Durchlesen dieses Dokuments mit einer erdfahlen Blässe, er lehnte sich wankend an eine Mauer, und unverständliche Worte, welche den furchtbaren Kampf seiner Seele bekundeten, entrangen sich den znsammengcprcßtcn Lippen.
„Sein Weib", murmelte er endlich, „er wagte es, sie so zu nennen; o Gott, und ich habe keine Wahl, — das Haus, das Geschlecht d'Anville ist vernichtet, sein Fluch ist erfüllt. Lesen Sie Freund!"
Und er reichte dem erstaunten Lieutenant das Dokument hin.
Dieser las es mit wachsendem Staunen durch und rief am Schluß: „Das ist ein edler, ein ungewöhnlicher Mensch, eine Ausnahme von Jakobiner! Wie schade, daß den Besten just unsere Kugeln treffen mußten, während die ärgsten Schufte jedenfalls verschont blieben. Ja, lieber Vikomte! — Dieses Papier muß Ihre Schwester um jeden Preis noch heute in Händen haben, dann ist ihr Leben ja gesichert."
d'Anville raffte sich mit einem gewaltsamen Entschlüsse empor, faltete die Papiere wieder zusammen und sagte mit fester Stimme: „Ja, noch in der nächsten Stunde soll dieses Testament, welches sie im Handumdrehen zur Frau und Wittwe macht, in ihrem Besitze sein. Wenn der General mir nur den Urlaub dazu giebt."
„Wir gehen Beide zu ihm", sagte Braun in seiner raschen, lebhaften Weise, „Sie erzählen ihm kurz die romantische Geschichte, und ich begleite Sie, um jedem Zwischenfall die Spitze abzubrechen; noch hat der Feind das Feuer nicht wieder eröffnet, wer weiß aber, ob nicht in der nächsten Minute schon die Kugeln uns umpfeifen und unser Leben ist nicht dagegen gefciet. Also vorwärts zum General, Herr Vikomte!"
Dieser erwiderte kein Wort, sondern ließ sich mechanisch von dem Lieutenant, den die geheime Neugierde, die schöne Schwester des jungen Edelmanns zu sehen, zum größten Theile dabei leitete, ruhig fsrt- führen.
Der General empfing sie mit seiner gewöhnlichen Heiterkeit, er hatte vor wenigen Augenblicken die Aufforderung mit seiner kurzen mannhaften Antwort zurückgesandt und fühlte sich froher und leichter denn vorher.
„Was bringen Sie mir, meine Freunde!" rief er ihnen entgegen.
Der Vikomte brachte in kurzen stockenden Sätzen sein Anliegen vor und überreichte dem General zu
Forstamt Alten st aig, Revier Enzklösterle.
Köhlerei-Akkord.
Am Mittwoch den 24. Januar d. I., Vormittags 10 Uhr, wird im Waldhorn in Enzklösterle die Verkohlung nachstehender Brennholzquantitäten an den Meistbietenden verakkordirt, wozu Liebhaber, unbekannte mit gemeinde- räthlichen Vermögenszeugnissen versehen, eingeladen werden.
I. Akkord:
Aus den Staatswaldungen Dietersberg 2, 5 und 7:
gleich das seltsame Dokumeut, welches dieser überrascht durchlas.
„Ihre Schwester war niemals die Gattin dieses Mannes?" fragte er erstaunt.
„Nein, Herr General!"
„Stand auch in keinem näheren Verhältnisse zu ihm?" fragte Hammerstein kopfschüttelnd weiter.
Der Vikomte schwieg und senkte finster die Augen, während Lieutenant Braun ein gehcimnißvoll zustimmendes Zeichen machte.
„Es ist gut", fuhr der General jetzt rasch fort, „Sie dürfen, mag die Sache Zusammenhängen, wie sie will, diese rettende Hand nicht znrückweisen, Herr Vikomte! — Es ist jedenfalls eine edle That, besonders wenn der Mann, wie Sie sagen, tödtlich verwundet ist. Ihre Schwester kann in diesem Falle nur dabei gewinnen, da er sie sogar zur Erbin eingesetzt Hot."
„So erlauben der Herr General, daß ich den Vikomte begleiten darf?" fragte Braun.
„Beide also?" — Hm, die Kanonade wird bald genug wieder beginnen. Nun, eilt nur, Kinder! Vielleicht kehrt Ihr vor dem Bombenregen wieder zurück, — ich mache Euch die größte Eile zur Pflicht. Lieutenant Braun, Sie haften mir dafür."
Er winkte freudig mit der Hand und die beiden jungen Männer entfernten sich rasch. Wie der Sturmwind flogen sie durch die Straßen, dem Hause des Kaufmanns Laroche zu.
Sie mochten nur noch ungefähr dreißig Schritte davon entfernt sein, als das Feuer der feindlichen Batterien wieder heftiger als zuvor eröffnet wurde, und zugleich rings um die ganze Stadt das Kleinge- wehrseuec der Tirailleure vernehmbar wurde, welches an den Tagen vorher nur die Front von Ipern beunruhigt Halle.
Unwillkürlich blieben die beiden jungen Männer stehen und horchten dem erneuten Getöse, welches gegen die friedliche Stille von vorhin urplötzlich wieder seltsam abstach und das Gefühl einer von allen Seilen hereindringenden unsichtbaren Gefahr erregte.
„Vorwärts, hier ist's nicht geheuer", sprach Braun, den Vikomte hastig mit sich fortziehend. Da pfiff eine Granate durch die Luft und fiel in einiger Entfernung von ihnen auf's Steinpflaster nieder, wo sie krachend explodirte.
Die Stücke flogen wie Hagel umher und im selben Augenblick knickte Lieutenant Braun mit einem unterdrückten Schmerzlaut zusammen.
„Die infame Bestie hat getroffen", glaube ich," sprach er leise und erschreckt; ohne ein Wort zu sagen, hob d'Anville ihn mit übermenschlicher Krastanstren- gung empor, um so rasch als möglich das Haus des Kaufmanns mit dem Verwundeten zu erreiche».
Laroche hatte in ängstlicher Fürsorge seine Hausthür verrammelt, an ein Oeffnen von dieser Seite war nicht zu denken, doch kannte der Vikomte, mit der Lokalität genau vertraut, einen Kellereingang und hierhin wandte er sich sogleich mit seiner Last, unter welcher der schlanke, feingebaute Mann fast zusammenbrach. Eine geraume Zeit muß er jedoch klopfen und bitten, bevor Vater Laroche es wagte, ihm zu öffnen, und erst, als der Vikomte den Schatten seiner verstorbenen Frau beschworen, fühlte sich der furchtsame Kaufmann gezwungen, die Kellerthür zu öffnen.
„Jesus Maria!" schrie er beim Anblick des verwundeten Lieutenants auf, wen bringen Sie mir da noch zum Ueberfluß mit, Herr Vikomte! O, ich geschlagener, ich unglücklicher Mann! eine Todtkranke schon im Hause, Hab' ich denn hier ein Lazareth?"
„Still, Vater Laroche!" gebot der Vikomte, „es ist mein Freund, der auf dem Wege hierher verwundet wurde. Ihr müßt ihn hier behalten, ich bezahle Euch dafür. Wo ist meine Schwester?"
„Eure Schwester? — ja, die ist sterbenskrank, kennt keinen Menschen, — und dieser hier sieht auch gut aus."
Der Vikomte bebte vor Schrecken zusammen und legte mit Hülfe des Kaufmanns den Lieuienant, welcher mittlerweile ohnmächtig geworden war, auf ein Lager, schnitt ohne Zögern seine Kleider auf und untersuchte die ziemlich große und tiefe Wunde am Knie.
Mit fester Hand wusch er sie aus und legte einen kunstgerechten Verband darauf. Dann begab er sich an das Belt der Schwester, welche seit einer Stunde, von Jeannette bewacht, ruhig schlummerte.
„Sie liegt in Fieberphantasien?" fragte der Vikomte leise.
»Ja, seit gestern, dies ist der erste ruhige Schlummer", versetzte Jeannette traurig.
„Wo ist Ihr Bruder?"
„Er wird oben im Hause sein, Herr Vikomte!"
Der junge Mann stand einen Augenblick starr und düster auf die Kranke blickend
„Jeannette! wandte er sich plötzlich zu dem jungen Mädchen, „Sie sind so lieb und gut, eine treue Schwester dieser armen Verlassenen, welcher von allen Seiten Tod und Verfolgung droht. Mich ruft die Pflicht wieder hinaus, ich weiß nicht, ob ich wiederkehre. Wollen Sie mir versprechen, dieses Packet ihr, meiner armen Hortense, einzuhändigen, falls sie wieder gesund werden sollte, es sonst aber zu vernichten?"
„Ich schwöre es, bei dem Andenken meiner Mutter!" sprach Jeannette leise, indem sie das Packet in Empfang nahm und rasch verbarg.
„Sollte meiner Schwester Gefahr drohen", fuhr d'Anville rasch fort, „dann ermächtige ich Sie, das Packet zu öffnen und von dem darin befindlichen Dokumente zu ihrer Rettung und Sicherheit Gebrauch zu machen. Versprechen Sie mir auch das zu thun, liebe Jeannette?"
„Ich schwöre es!" antwortete diese feierlich.
Der Vikomte beugte sich jetzt über seine Schwester und küßte leise ihre Stirn, auf welcher in diesem Augenblick ein himmlischer Frieden zu ruhen schien.
„Gott schütze Dich ober nehme Dich ohne Erwachen sanft von hinnen", flüsterte er und eine Thräne sank auf das blasse Antlitz der Schlummernden nieder.
Noch einmal küßte er sie, erhob sich dann gefaßt und reichte der stillweinenden Jeanntte die Hand zum Abschiede.
„Noch eine große Bitte habe ich an Sie, Jeannette?" flüsterte er, zu ihr geneigt, „ein lieber, wackerer Freund , ein deutscher Offizier der Garnison, welcher mich hierher begleitete, ist soeben auf der Straße verwundet worden; ich brachte ihn hierher und verband seine Wunde, welche ziemlich bedeutend scheint. Er muß hier bleiben, darf ich ihn Ihren Samariterhänden anvertrauen, liebe, gute Jeannette?"
Das junge Mädchen erröthete und nickte unter Thränen.
„Es soll an meiner Pflege nicht fehlen", flüsterte das gute Kind.
Der Vikomte warf den letzten Abschiedsblick auf die geliebte Schwester, es war ein banger, schmerzlicher Abschied für dieses Leben, dann schritt er rasch, um' seiner Bewegung nicht zu unterliegen, hinaus.
Jeannette folgte ihm an's Lager des Verwundeten, welcher noch immer ohne Besinnung war. Henry stand neben ihm und betrachtete ihn mit finstern, feindseligen Blicken. (Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Räthsels in Nr. 7: Wasser.
Goldkurs der k. Staatskafsenverwaltung
am 15. Januar 1877.
20-Frankenstücke.16 18
79 Rm. tannene Prügel, 231 dto. Anbruch und 324 dto. Reisprügel.
II. Akkord:
Aus dem Staatswald Süßekopf 3: 171 Rm. tonnen Anbruch und 150 dto. Reisprügel.
Altenstaig, 16. Januar 1877.
K. Forstamt. _ Herdegen.
Egenhausen.
Holz-Verkauf.
Die hiesige Gemeinde verkauft am nächsten
Montag den 22. d. M., Nachmittags 1 Uhr,
auf hiesigem Rathhaus aus den Gemeindewaldungen Waldacker und Ober- und Unterbukelwald ca. 60 Stück mit 21 Fm.
Bemerkt wird, daß darunter schöne Forchen sich befinden, welche sich zu Glaser- und Schreinerwaaren eignen. Den 15. Januar 1877.
Schultheißenamt.
Welker.
Simmersfeld.
Verloren L gefunden.
Am 26. Dezember ist auf der Straße
von Altenstaig nach Hefselbronn ca. 2 Ellen graues, wollenes Tuch und ein Rest gefunden worden. Der rechtmäßige Eigen- thümer kann dasselbe gegen Bezahlung der Einrückungsgebühr bei der Unterzeichneten Stelle abholen.
Den 18. Januar 1877.
Schultheiß Waidelich.
Nagold.
Logis zn vermiethen.
Ein schönes und sommerliches Logis mit oder ohne Laden hat sogleich zu vermiethen
Fr. Stockinger.