Auch ist es ihr möglich, die Photographien gleichzeitig mit Buchdruck-Text zu versehen, eine für die gesummte Typographie höchst weittragende Erfindung.
Berlin, 27. Dez. Die bevorstehende Feier des 70-jährigen Militärjnbiläums des Kaisers hat Anlaß zw dem Gerücht gegeben, daß eine umfassende politische-Amnestie bcvorstehe. Dieß Gerücht ist, wie man erfährt, grundlos. Es lag durchaus nicht in der Absicht des Monarchen, dieser Erinnerungsfeier eine allgemeinere Bedeutung zu geben.
Berlin, 29. Dez.' Wie der „Reichsanzeiger" amtlich meldet, ist der bisherige Unterstaalssekretär im preuß. Justizministerium, Friedberg, zum Staatssekretär im Reichsjustizamt unter Verleihung des Charak ters als Wirklicher Geheimer Rath mit dem Prädikat „Exzellenz" und der Geheime Oberregierunqsrath Michaelis zum Direktor im Reichskanzleramt ernannt worden.
Berlin, 29. Dez. Aus Konstantinopel wird gemeldet : Die Beschlüsse der Confercnz wurden in Ultimatums-Form an Midhat-Pascha übergeben. Die Mächte betrachteten das Actenstück als undiscutirbar; sie verlangen Ablebnung oder Annahme. Midhat befürwortet die provisorische Annahme, vorbehaltlich der Gutheißung des türkischen Parlaments. Die Beschlüsse lauten aus : Vereinigung Bosniens und der Herzego wina, Theilnng Bulgariens mit der Balkan-Grenze, Ernennung dreier christlicher Gouverneure, sowie einer Commission zur Durchführung der Reform, Bildung eines Gendarmerie Corps von Freiwilligen unter Be fehl der Gouverneure und zum Schutz der Commislion.
Berlin, 30 Dez. Der „Reichs Anzeiger" publicirt die Ernennung der Geheimen Legations Räthe Jordan und Bücher zu wirklichen Geheimen Legations- Räthen mit dem Range der Räthe erster Classe.
Die soeben erfolgte Verleihung des Dterus zum Kronenorden zweiter Klasse an den Präsidenten des Reichstags, v. Forckenbeck, wird in politischen Kreisen als erneuter Ausdruck der kaiserlichen Genug thuung über das Zustandekommen der Justizgesetzs aufgeiaßt
Es ist doch noch nicht alle Romantik ans der Welt verschwunden! Vor etwa 3 Monaten half ein junger Mann einem schönen Mädchen aus der Verlegenheit, als dieses an einem Postschalter Berlins einen aufacaebenen Brief bezahlen wollte und dabei den Verlust ihres Portemonnaies bemerkte. Rach wenigen dabei gewechselten Worten erklärte die junge Dame in sichtlicher Angst, sic siebe im Begriff, in ihre Heimalh nach Hamburg abzureisen, wisse aber nunmehr nicht, was sie anfangen solle, weil das verlorene Portemon naie ihre ganze Baarschaft enthalten habe. Der junge Mann stutzt? anfangs einine Augenblicke, dann ließ er sich durch das liebliche Gesicht bestimmen, auch noch das nöthige Reisegeld vorzuschießen. „Ich bin ein armer Teufel" , sagte er mit einem gewissen Galgenhumor zu ihr, „hier ist meine Karte und schicken Sie mir bald das Geld zurück, sonst muß ich mein Letztes versetzen " Das Mädchen reichte ihm dankbar die Hand und beide trennten sich. Tage und Woche vergingen ohne Nachricht; schon fing der edle Helfer in der Roth an, sich über feinen Verlust zu trösten, da kamen endlich Geld, eine Photographie des Mädchens und ein Briefchen, worin sie schrieb: „Sehen Sie mich noch einmal aenau an. gefalle ich Ihnen, so reichen Sie mir die Hand für's Leben. Sie haben mir auf mein redliches Gesicht Ihre letzten paar Thaler gegeben; ick war damals so arm wie Sie, jetzt bin ich reich, denn ich habe in der Braunschwciqer Lotterie ein nettes Sümmchen gewonnen, das ich mit dem lie- benswürdiae» „armen Teufel" gerne theilen will." — Der also Ueberraschte packte über Hals und Kopf seine Sachen zur Reise nach Hamburg und ist jetzt glücklicher Ehemann, auch Besitzer eines schönen Hanfes in Berlin, nicht weit von der Poststelle, wo er das Herz seiner Frau aewonnen hatte.
Louis Courbet, ein verlorener Berliner Junge, kam 26 Jahre alt nach Paris, um den Lederhandel zu erlernen; er galt als Oesterreicher, Mit dein Geld, das er mitgebracht, spielte er an der Börse und gewann Tausende und warf viel davon seiner Geliebten Bigol, einer liederlichen Dirne, in den Schoß, die dieses Geld und andere und mancherlei Schmuck, wie er sab. in einem Wandschränkchen auf- bewahrte. Bald kehrte ihm das Glück den Rücken, er verlor all fein Geld und bat die Dirne um ein Darlehen, Sie schlug's ihm ab, da stieß er ihr sein Messer in die Hüfte; die Dirne war aber so stark und fett, daß der Stoß ibr nicht tödtlich wurde; sie erwehrte sich seiner und zwar auch dann, als er sie : "-drosseln und zu berauben suchte Er wurde fest- g-- te» und vor die Geschworenen gestellt, von denen
er wegen Mordversuchs zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt wurde.
Siin so ns Vater in Königsberg, ein früherer Makler, ist 93 Jahre alt gestorben. Er konnte mit Freuden in die Grude fahren, denn er hat das größte Glückeines Vaters erlebt, einen vortrefflichen, in seinem Volke hochgehaltenen Sohn zu haben, den Präsidenten des ersten deutschen Parlaments und später vieler Land- und Reichstage. Sein Name wird leben in und mit dem des Sohnes.
„Was ist besser, — betteln oder stehlen?" Bor einigen Tagen ging der Pfarrer aus K. gegen 10 Uhr Abends aus Solopisk, Bezirk Kultenberg (Böhmen), nach Hause. Auf jdem Wege gesellte sich ein unbekannter Mann zu ihm, küßte ihm ehrfurchtsvoll die Hand und fragte ihn: was besser sei, beuetn oder stehlen. Der auf diese Weise angesprochene Hr. Pfarrer zeigte keine Luft, sich mit dem verdächtigen Manne in Disputationen über Gegenstände der Moral einzulassen, und suchte ihn abzuweisen. Dieser aber setzte sein Gespräch ungenirt forr und erklärte, daß es jedenfalls besser sei, zu betteln als zu stehlen, und bat deshalb den Herrn Pfarrer, seinen Rock auszuziehen und ihm denselben zu übergeben. Dem durch diese seltsame Zumuthuna überraschten Herrn blieb nichts Anderes übrig, als dieser Bitte zu williahren; der sonderbare Manu war jedoch noch nicht zufrieden, sondern bat noch um die Weste sammt der goldenen Uhrkelte und Taschenuhr, ferner um die Unaussprechlichen und um die Stieseln, worauf er sich mir dem Resultate seines „Bittens" rasch entfernte. Der wie ein Johannes Kantius aasgeptündeNe Geistliche mußte dann noch eine Stunde Weges in dem größten Neglige zurücklegen. Die Forschungen nach dem romantischen Banditen blieben bisher ohne Erfolg.
Aus Hamburg ist den hiesigen zuständigen Behörden die Mittheilung zugegangen, daß dorr falsche Zehnmarkstücke mit dem Münzzeichen l) und der Jahreszahl 1874 in den Verkehr gebracht worden seien. Die Falschstücke, welche aus einer Mischung von Zink und Blei bestehen, sind in der Farbe etwas Heller als die echten Stücke und haben einen dumpfen Klang.
Moskau, 30. Dez. Die Moskauer Zeitung schreibt: Rußland werde bei Abbruch vec Verhandlungen die Entscheidung Europas, nicht die eigene, der Türkei anfznzwingen haben. Europa führe alsdann gleichsam Türkenkcieg mit russischen Waffen. Wohlwollende Neutralität Europas gegenüber Rußland sei ungenügend. Rußland wart nicht oie Orienlfrage aus, obwohl es ein Interesse haben konnte, der Türkei den Gnadenstoß zu geben, es könne nicht neben Kriegsopfern noch Rücken- oder Seitenangriffe riskiren. Es müsse sein eigenes Interesse mit einem Interesse irgend einer Macht verbinden.
Wenn Rußland noch vier Wochen mit dem Kriege wartet, kann es sich ihn ganz ersparen. Die angebliche Kriegsbegeisternng des Volkes ist schon ziemlich aus den Gefrierpunkt gesunken. Das Geld ist auch schon ansgegeben, ehe ein Schuß gefallen.
K ischeneff, 24 Dez. Der Zustand des Groß- ' fürsten Nikolaj hat sich heute bedeutend verschlimmert. Man ist in der Umgebung des Großfürsten sehr besorgt, und wurde schon gestern nach Petersburg um ärztlichen Sukkurs telegraphirt. Wie es heißt, soll auch eine medizinische Notabilität aus Wien berufen werden.
Wenn man mit dem Wetter nur auch einen Com- promiß machen könnte — etwa ans 3—5 Grad Frost auf vier Wochen, da wir nun einmal Winter haben und das rasche Umspringen eben so ungesund als un angenehm ist. In Petersburg hatte man am 22. Dez. Morgens 37 Grad Celsius (32 Reanmur). Solche Kälte war dort seit 1753 unerhört; nur im Januar war es seit 120 Jahren einigemal kälter gewesen. Am 22. Januar fielen die Spatzen aus der Luft todt zur Erde. Die Schulen werden in Petersburg bei 20 Grad Reaumur geschlossen.
Die Stadt Paris hat, wie es scheint, beim Weibnachls-Rcoeillon einen gewaltigen Appetit bewiesen. Am Tage zuvor wurden in den Zentralhallen verkauft: 69,000 Dutzend Austern, 42,000 Hühner, Kapaunen und Rebhühner, l 6,000 Lebcrpasteten, 550,000 Krebse n. s. w. In der Nacht des Reoeillon verzehrte Paris etwa für 600,000 Frs. Schweinefleisch. Als Moral mag hinzugefügt werden, daß die Polizei gegen Morgen 782 Trunkenbolde in den Straßen ausgelesen hat.
Paris, 30. Dez. Der „Moniteur" schreibt: Die Hoffnung aus Erhaltung des Friedens sei sestzu- halten, obgleich constalirt werden müsse, daß bisher die Dispositionen der Pforte nichts weniger als versöhnlich erschienen.
Paris, 3l.Dez. Der Conseils-Präsident Jules
Simon erklärte beim Empfang des Syndikats der Wechsel-Agenten, er hoffe fest auf einen friedlichen Ausgang der auswärtigen Kreise und rechne dabei auf die weise Besonnenheit der europäischen Mächte.
London, 29. Dez. Das medizinische Journal „Lancet" meldet den Ausbruch einer Krankheit kubanischen Charakters in der Umgegend Bagdads, welche zweifellos als Pest zu bezeichnen sei. Die Pforte würde internationale Maßregeln dagegen vorschlagen.
Konstantinopel, 28. Dez. Die Confercnz hat in ihrer heutigen Sitzung, welche vier Stunden dauerte, beschlossen, daß der Waffen-Stillstand auf 2 Monate, bis zum 1. März, verlängert werde. Die türkische Negierung überreichte ihre Bemerkungen über mehrere von der Vor-Conferenz gestellte Anträge namentlich bezüglich der Garantien. Unter den Bevollmächtigten, welche sich über die aufgeworfenen Fragen aussprachen, ist namentlich der französische, Graf Chau- dordy, zu nennen Samstag und Montag sollen wiederum Conferenz-Sitzlingen stattfindeii. Man hofft, daß die Arbeiten raschen Fortgang nehmen und zu einer friedlichen Lösung führen werden; jedenfalls haben sich die Besorgnisse erheblich vermindert. Die britische Flotte ist von der Besika-Bai nach dem Piräus abgesegelt.
Unter den Schreckensscenen nach dem Theater- brande in Brooklyn machten diejenigen den erschütterndsten Eindruck, wenn Familienglieder oder nahe Verwandte in den noch rauchenden Trümmerhaufen nach Leichen ihrer Angehörigen suchten und diese oft gar nicht, oft in halbverkohltem, fast unkenntlichem Zustande anffanden. Aber, so unglaublich es auch klingen mag, selbst aus diesem Elend versuchte gemeine Habgier noch Vortheil zu ziehen, wie ein zur Kenntniß der Behörde gekommener, wahrscheinlich nicht vereinzelt dastehender Fall beweist. Ein Herr Hecht hatte die Leiche seines Sohnes an einer goldenen Uhr und Kette, welche von dem Feuer verschont geblieben waren, wieder erkannt. Als man diese Werthgegenstände bemerkte, drängte sich über ein halbes Dutzend Personen herbei, weiche mit lautem Jammergeschrei die Leiche als die eines Verwandten an sich reißen wollten, nur um in den Besitz der Werthgegenstände zu kommen. Kaum gelang es de» anwesenden Beamten, die Absichten dieser Hyänen zu vereiteln. So erzählt eine amerikanische Zeitung.
Newyork, 30 Dez. Der Expreßzug der Pa- cificbahn gerieth gestern in Folge des Schneetreibens ans den Schienen und stürzte bei Ashland (Ohio) 75 Fuß hoch üder die Brücke hinweg in den Fluß. Viele Personen sind todt, 52 verletzt.
Hannovers Helden.^)
Von ***
I.
Als am Schluß des vorigen Jahrhunderts jenseits des Rheins die Revolution, die „grimmige, lichterlohe", wie Freiligrath sie nennt, ihr Rieseuhaupt erhob und wild die blutigen Locken schüttelte; als sie, Alles vernichtend, was ihr hinderlich oder feindlich erschien, immer weiter und weiter schritt auf bluttriefendem Pfade bis zum Königsmorde und endlich im kecken Siegesräusche die Kriegsfackel hinausschleuderte über ihre Grenzen, um auch den anderen Völkern Encopa's „Freiheit" oder blutige Zügellosigkeit zu bringen, da erschraken die Fürsten, welche bislang und thätig zugeschaut der rastlosen Arbeit der Guillotine:- — das unheimliche Gespenst der Revolution schwebte geisterhaft über den Rhein und bald raste die Kriegs- surie in den österreichischen Niederlanden zwischen den Republikanern, welche Flandern überschwemmten und dem Hause Habsburg, das außer seinen bedrohten Besitzungen auch den Mord der eigenen Tochter zu rächen hatte.
Doch hatte die französische Republik im kecken Uebermuth auch an England den Krieg erklärt, und als Dumouriez in Holland einfiel, da ließ König Georg HI. eilig rüsten, um dem Statthalter als seinem Freunde zur Hülfe zu eilen und der heranbrausenden Fluch ein mächtiges Halt zu gebieten.
Man vergaß dabei, daß der Geist der flammenden Begeisterung jene Republikaner beherrschte und unaufhaltsam von Sieg zu Sieg führen mußte.
So schiffte sich ein englisches Heer nach Holland ein, wohin gleichzeitig 13,000 in englischen Sold genommene Hannoveraner unter dem Feldinarschall von Freytag im Anfang des Jahres 1793 ausbrachen. Die Prinzen Ernst August von Cumberland (der nach- herige König von Hannover) und Adolph, Herzog von
*) Widerrechtlicher Nachdruck wird strafrechtlich verfolgt. D. Bers.
Cambridge (sp shen Heere.
Der Her md vereinigte zge Schlacht c hrrn Prinz vc österreichischen Nachdem stlndem Glücke von den Hann sie ihren vern mit heldenmüt Brügge die W nächsten Feldzn Im Früh zug in Ftand auf's Neue eri mals durch 6 Franz 1l. halt von Kobnrg b> Oesterreicher z> Siege die Ver!
Doch ver der Deutschen qeisterrmg der Freiheitslieder
fähigen Manu« dem Todesmut schlagen, welch' gegen zu stelle In West furie lobte, li der Ly's, we! Feldzügen stet- rere Male del Unter,d demolirt, dock Feldzuge von wie möglich zr Wie all- auch die Beses keit betrieben, die nöthige A es am nothwe faden u. s w.
In dies, Hammerstein in Menin die gung der Sta nehmen.
Das zu der dazu gek kommen, wurt Der ne: schütze, und sei 1500 Hannov Emigranten, wozu noch ei Infanterie, kn 40 Feuer-Ger Das w ohne Glazis, Kanonenkugel: fast ohne Mu Was kc neu tapfern Z Ortes wirklick der greise Ha: und die Schn haben? — Wir w Ueberblick schl läge, sowie erst vollständi
Es wai überlegener s! Moreau und die Stadt vo Es wa
Vermiß
Die linier; laut Eintrag buch,Thl. VI zur Sicherste Friedrich Ri manns in M