60 . Jahrgang.
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H'Etifche Wachvichterr.
Deutsches Reich.
— Aus Graz kommt die Nachricht, daß Herzog Alexander von Württemberg, General der Kavallerie, heute nacht im Bade Tüffer gestorben ist.
Seine Königliche Hoheit Herzog Alexander ist der Sohn des Herzogs Ludwig von Württemberg (ch 1817), des Bruders des Königs Friedrich; seine Mutter Henriette war eine geb. Prinzessin von Nassau-Weilburg. Herzog Alexander Paul Ludwig 'Konstantin ist geb. den 9. Dezember 1804, er trat frühe in österreichische Dienste und nahm in der österreichischen Armee den Rang eines K. K. österreichischen Generals der Kavallerie ein, auch war er Inhaber des K. K. Husarrenregiments Nr. 11. Herzog Alexander vermählte sich am 2. Mai 1835 mit Claudine Gräfin von Hohenstein, geb. Gräfin Rhödey, die ihm schon im Jahre 1841 durch den Tod entrissen wurde. Der Ehe entsproßten 3 Kinder, die Prinzessin Claudine, Fürstin von Teck, geb."1836, der Herzog Franz von Teck, vermählt mit Mary Adelaide, königl. Prinzessin von Großbritannien und Irland, und die Prinzessin Amalie, Gemahlin des Grafen Paul von Hügel, K. K. österr. Rittmeisters a. D> — Herzog Alexander war seit Jahren aus dem aktiven Dienst geschieden und lebte in Graz, wo er sich insbesondere am Kunstleben aufs regste beteiligte.
Wegen Ablebens Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Alexander von Württemberg ist Hoftrauer von heute an auf drei Wochen, die erste Hälfte in dritter, die zweite in vierter Abstufung der Hoftrauer-Ordnung angeordnet worden. ^
Ems, 6. Juli. Der deutsche Kronprinz ist heute nachmittag l'/z Uhr zum Besuche des Kaisers Wilhelm Hierselbst eingetroffen, von dem Prinzen Wilhelm am Bahühof empfangen und nach dem Absteigequartier des Kaisers im Kurhause geleitet worden. Der Kronprinz wurde bei seiner Ankunft und Fahrt nach dem Kurhause von der Bevölkerung und den Badegästen mit Jubel begrüßt.
Berlin, 6. Juli. Der Reichskanzler hat bereits gestern den Vertrag mit dem Norddeutschen Lloyd in Bremen wegen Erteilung rer Dampfersubvention vollzogen und hat gleichzeitig festgesetzt, dass die ostasiatische wie die australische Linie den Hasen von Vlissingen anzulausen haben. Von deutscher Seite sind neuerdings an Ort und Stelle die Ver-
Bekanulmachuug.
Die Raudekrankhert unter den auf Markung Unterhaugstett und Monakam stehenden Schafheerden des Friedrich Adam von Unterhaugstett und des Johannes Weber von Monakam wird hiemit der Vorschrift gemäß für erloschen erklärt und es sind die angeordneten Schutzmaßregln aufgehoben worden.
Calw, den 7. Juli 1885.
Kgl. Oberamt.
Flaxland
Calw.
Erkeäigte Oberamtsgeometerstelle.
Die Geometer des Bezirks werden darauf aufmerksam gemacht, daß die erledigte Oberamtsgeometerstelle in Oehringen unterm 4. d. M. mit ^wöchentlichem Meldungstermin zur .Bewerbung ausgeschrieben worden ist. Den 8. Juli 1885.
K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Ikoßsperre.
Zur Kenntniß der Bezirksangehörigen wird hiemit gebracht, daß die Floßsperre auf dem badischen Gebiet der Enz und Nagold vom 1. August bis 15. September d. I. einschließlich dauert.
Den 8. Juli 1885.
K. Oberamt. Flaxland.
Feuilleton.
Im Abgründe.
Roman von Louis Hackenbroich. (Verfasser des Romans: „EinVampy r.")
(Fortsetzung.)
„Elender!" brüllte Baltimore, spucke mir ins Angesicht, wenn Du willst, aber beschimpfe nicht mein Kind! Du bist ein Feigling!"
Dieser Ausbruch väterlicher Entrüstung machte einen gewissen Eindruck auf den Grafen; indessen erwiderte er spöttisch:
„Laßt es gut sein, Herr, ich weiß, was ich Frauen, und wäre es nur die Tochter eines Räubers, an Achtung schulde. Im Ganzen kann es mir ja gleichgültig sein, ob sie ein Engel, oder ein Dämon ist; ich kann sie nur beklagen, daß sie einen solchen Vater haben muß."
„Sie haben Recht, Herr Graf, daß Sie sie beklagen", antwortete kalt Baltimore, „aber einen Teil Ihres Mitleidens mögen Sie für Ihren Sohn behalten, der dasselbe vielleicht ebenso sehr verdient, wie mein Kind."
.. »Pfui", that der Graf mit Verachtung, „er möchte Gift spucken, aber sem Geifer kann mich nicht beschmutzen."
.Er kehrte sich um; da lag Therese vor ihm auf den Knieen, in Thränen schwimmend, und suchte sein Mitleid zu erweichen; aber vor der berechneten Festigkeit des Grafen verhallten ihre Klagen ungehört.
„Es thut mir leid, sagte er, „daß ich Ihre Bitten abweisen muß; ein Soldat darf nur seine Pflicht kennen, und mein Sohn ist Soldat. Wenn er seine Pflicht vergessen konnte, so war es meine, seines Vaters Pflicht, ihn wieder zu derselben zurückzuführen. Also lassen Sie Ihre Bitten!"
Nach Luft ringend, verzweifelnd, ließ Therese das Haupt auf ihre Brust herabsinken; plötzlich schien eine neue Hoffnung sie zu beleben, sie schleppte sich zu Lucienne und bat mit thränenerstickter Stimme:
„O, sie sind gut und schön, Sie haben ein Frauenherz und Mitleid! Stoßen Sie mich nicht zurück, weisen Sie mich von sich! Bin ich auch nicht würdig Ihrer Freundschaft, so bin ich doch Ihres Mitleidens, Ihres Erbar«
mens wert! O, knieen Sie neben mir, bitten Sie mit mir, daß diese Männer hier mit meinem Unglücke Gefühl haben mögen und mir das Leben schenken, indem sie meinen Vater frei lassen!"
Lucienne fühlte bei den Bitten und dem Schluchzen Theresens in der That ihr Herz weich werden; sie war schon im Begriff, zu Gunsten der Armen ein Wort einzulegen, aber da erblickte sie Leo und sah, wie derselbe mit thränenden Augen Therese betrachtete und wie sich ein unsagbarer Schmerz in seinen Mienen ausprägte; sofort verwandelten sich ihre Gefühle, und mit eisiger Kälte antwortete sie abwehrend:
„Ich nehme an Ihrem Schmerze Anteil, Fräulein, und möchte gern etwas für Sie thun, aber mein Gewissen verbietet mir, zur Befreiung Jnigo Torreguys beizutragen. Es wäre eine Sünde gegen die Gesellschaft.
Therese sank zusammen und murmelte schluchzend:
„O, alle stoßen mich zurück! Mein Unglück ist unwiderruflich!"
„Warum wenden Sie sich nicht nochmals an Herrn Leo von Villesleur?" fragte mit spottender Bitterkeit Lucienne, „er liebt Sie noch immer so sehr!"
Der harte Ton dieser Worte machte Therese betroffen; eine jähe Ahnung stieg in ihr auf.
„Wie Sie das so seltsam sagen", erwiderte sie, und blickte scharf Lucienne an, „verletzt etwa diese Liebe Sie? Ha, jetzt verstehe ich, Sie sind eifersüchtig, und Sie sind es, die meinen Vater und mich verrieten!"
Lucienne erblaßte.
„In dem Falle", sagte sie trocken, „hätte ich dem Lande einen wahren Dienst erzeigt."
„Einen Dienst! Einen Dienst!" wiederholte Therese, „jawohl, aber um welchen Preis! Indem Sie empfangene Gastfreundschaft und entgegen- gebrachtes Vertrauen tückisch verieten!"
Leo schien bestürzt.
„Jawohl", rief Therese mit Verachtung, diese vornehme junge Dame nahm meine Gastfreundschaft vor drei Tagen an; ich teilte Brot und Kleider und das Geheimnis meiner Liebe mit ihr; dafür dankt sie mir mit einer Feigheit!"