Himmlischer Herrgott! das darf ich nicht dulden", schrie die Mutter erschreckend ans,das hieße Gott schwer versuchen. Nein, Vater!" setzte sie dann, ihre Thiänen trocknend, fest hinzu, wenn denn einmal eine Noihlüge sein muß, um das unglückliche Kind znrückzurufen, dann will ich die Sterbenskranke sein. Und dabei dieibl's, Vater! - ich habe als Mutter das Recht, den lieben Gott für mein Kind zn versuchen und nölhigenfalls mit Freuden :.n sterben, wenn seine Seele nur gerettet wird."

Der Prediger reichte seiner Gattin gerübrt die Hand und murmelte einen Spruch von Sirach Er fühlte es wohl lief im Herren, daß ein Kind der Mutter als ihr heiligstes Eigenlhnm doch am nächsten gehöre, und sein warmer Händedruck sagte ihr Alles.

Sogleich setzte er sich an seinen Schreibtisch, während die Mutter eine kleine Rolle Geld für den Sohn einpackte, wozu Gottholds Schwester aus ihrer Sparbüchse beisteuerte, und nach kurzer Zeit ging Beides, Brief und Geld, nach Leipzig ab.

Der gute Gotthold! wie sicher wähnte er sich in der Ueberzcugung, daß sein klares und verständiges Schreiben den ebenso klaren und verständigen Vater beruhigt und für seine An sichten und Pläne gewonnen habe So fühlte er sich auch seil jener Stunde, wo er feine Verlheidigung nach Hause gesandt, wieder leicht und fröhlich. Er stndirte Alles, nur nicht Theolo­gie. Er besuchte wenig Collegia, denn sein scharfer Beistand erkannte mehr, als die pedantischen Universitätslehrer, er unter richtete sich selber und widmete sich mit heiligem Ernst, neben dem Studium der Wissenschaften, der Kunst, deren goltbegnadigter Jünger er war.

Es war an einem Abend, als wiederDer junge Gelehrte", von Gotthold Ephraim Lessing, aufgesührt und der Vorhang unter dem steigenden Beifalle des Publikums gefalle» war.

Hinter den Conlissen in einem großen Garderobezimmer befand sich der junge Dichter, inmitten der Künstler und Künstlerin neu, wie einiger anderer Kunstfreunde, und nahm mit heiterem Humor und dem vollen Genüsse des Autorglückes die Schmeicheleien und Beglückwünschungen seiner Freunde und Freundinnen entge­gen. Nur eine Einzige hielt sich etwas scheu von ihm entfernt, das war die schöne Seraphine, welche an diesem Abende die schnippische Lisette in Lesstngs Lustspiel so ausgezeichnet gespielt, daß der gutmüthige Dichter in seiner Herzensgute der Künstlerin schon im Stillen den Fehler der Frau vergab, ja, schon beschloß, ihr die Hand zur Versöhnung zu bieten, trotz Gottscheds und seiner Freunde Staunen und Spott.

Da trat plötzlich, wie der böse Geist, der verhaßte Knnst- richter in seiner vollen, schwerfälligen Glorie in das Garderobe- zimmer, und als er die zahlreiche Gesellschaft und darunter My- ! lius, Weiße und Lessing erblickte, stand er unentschlossen auf der Schwelle und ließ den stolzen Jnpiterblick über die Anwesenven ! schweifen. Dann überflog ein Lächeln der Geringschätzung und des Hohnes sein feistes Antlitz und mit gravitätischen Schritten, die Neuberin mit einem gnädigen Kopfnicken beehiend, begab er sich geradenwegs zn der Seraphine, mit welcher er ein vertrau liches, halblautes Gespräch begann.

Diese Unverschämtheit brachte den jungen Dichter fast gänz lich aus der Fassung, er erröthete vor Zorn und der Satyr blitzte aus den Hellen Augen.

Ah, meine Damen und Herren!" rief er plötzlich mit lauter Stimme,ich soll ein Lob der Frauen singen, wie weiland der Musje, den die eitelen und geschmeichelten Frauen sogar mit eigenen zarten Händen zu Grabe trugen? Ich bin einer so großen Lüge nicht fähig und behaupte, selbst in des berühmten Herrn Gotlsched's Gegenwart, daß auch der Orpheus, unser seliger Colleqa, ein Narr war, als er seine Frau aus der Hölle sich wieder holte "

Sag Müatterle, kommt s'Christkind bald?

Wias doch so lang net komma ma!

Wenn holts a Bömle aus em Wald Und zündet Liachtla wieder a?

No jo, so will is eaba sa:

Wenn d'Kinder äll' im Bettle sind,

Kommt s'Chrtsikindle vom Himmel ra Zua Trost und Freud de fromme Kind'.

Und ka i sa, mein Kind ist fromm,

Kommt s'Engele vom Paradies and bringt en Weihnächtkindlebom Mit schöne Liachtle; sell ist gwiß.

s'Ka sei, es bring a Büachle mit,

A Hottagäule wägger au,

A Täfele, wenn mola wit.

Lebküachla ward es au no hau.

An miar vorbei goht s'Engele net,"

Sait s'Büable, und verschlaft vor Freud;

Liab Muatter Hot a Sprüchle bet Und still ihr Kind ins Bettle glait.

Ei, ei, der junge Herr Gelehrte ist ein Weiberhasser, wie uns bedünken will. Das wird ihn bei der Nachwelt in argen Mißkredit bringen", rief Gottsched verächtlich lächelnd.Doch bin ich auch neugierig, wie der Herr Lessing seine abscheuliche, gotteslästerliche Behauptung durchführen will", setzte er mit Gran­dezza hinzu.

Gotthold Lessing trat in seine Nähe, während die Künstler einen Halbkreis um ihn bildeten und die Neuber ihm schelmisch mit dem Finger drohte.

Orpheus, wie man erzählt, stieg, seine Frau zu suchen in die Hölle hinab." So begann der junge Dichter mit dem Tone kalten Spottes.Und wo anders als in der Hölle hätte auch Orpheus seine Frau suchen sollen?"

O, das ist abscheulich!" rief die Neuberin mit komischem Zorn, während Seraphine den Spötter mit unverhohlenem Haß anblickte und die Herren, außer Gottsched, laut applaudirten.

Man sagt", fuhr Lessing unbeirrt fort,er sei singend hinabgestieqen. Jbm zweifle im geringsten nicht daran; denn so lange er Wittwer war, konnte er wohl vergnügt sein und singen."

Ah, junger Spötter, das klingt von ihren bartlosen Lippen doch gar zu komisch", bemerkte Gottsched ackffelzuckend.

Freilich, das könnten der Herr Professor allerdings gewicht­voller aussprechen", versetzte Lessing ruhig, und als die übrigen HerrenWeiter" schreien, fuhr er gleichmüthig fort:Berge, Flüsse und Steine folgten seinen Harmoniken nach; und wenn er auch noch so schlecht gesungen hätte, so wären sie ihm nachgefolgt. Das geben Sie doch jedenfalls zu, Herr Professor!" setzte er mit beißendem Spott hinzu.

Gottsched erbleichte vor Zorn er hatte ein Heer von Anhängern und fühlte die Satyre wie ein scharfes Schwert. Nie­mand wagte zn lachen, und Weiße winkte dem Freunde abmahnend zn, doch Lessing ließ sich durch das zornige Stirnrnnzeln des Jupiters Gottsched nicht aus dem Felde schlagen und mit siegreicher Miene begann er auf's neue:Als Orpheus ankam und seine Absicht entdeckte, hörten alle Martern auf. Und was könnten für so einen dummen Ehemann wohl noch für Martern übrig sein?"

Jetzt errötbete Gottsched, denn man wollte die Tugend seiner gelehrten Frau nicht gar sehr preisen. In seinem Inneren kochten Haß und Rache. (Fortsitzung folgt.)

A l l er ! e i.

Schließt die Ofenklappen auch am Tage nicht zu früh. Das Kohlenoxyd steht hinsichtlich der Gefähr­lichkeit dem Strychnin, der Blausäure und dem Arsenik nur wenig nach 3 bis 5"/o Kohlenoxyd in reiner Luft genügen, um Hunde und Katzen zu tödten. Bei 9"/o unterliegt auch schon der Mensch. 3 bis 4 Athemzüge chemisch reines Kohlenoxyd --- und das Ge­hirn ist vollständig gelähmt. In vielen Fällen zieht die Vergif­tung mit Kohlenoxydgas nur ein chronisches Leiden nach sich, wenn man eine gewisse Menge des giftigen Gases den Tag über einathmet. Einer kann 40 Stunden lang Kohlenoxyd einathmen und wird noch gerettet, während ein Anderer schon nach 2 bis 3 Stunden stirbt. Steinkohlen, Braunkohlen, Holz und andere Brennmaterialien führen dieses Gift. Leuchtgas enthält 35°> davon also in außerordentlicher Menge doch riechen dessen andere Stoffe auffällig stark. Kohlenoxyd hat einen durchdringend scharfen Geruch. In geringer, aber oft desto gefährlicherer Menge schmeckt man es auf der Zunge schwefelartig. Dann öffne schnell das Fenster!

- krodstum V5t. Wittwe: Sagen's Herr Doctor, da Hab' ich einen Buchhalter, mit dem ich mich den ganzen lieben, langen Tag herumzanken muß. Da ich aber als alleinstehende alte Wittwe ihn nicht entbehren kann, besonders weil er für mein Geschäft unersetzlich ist, möchte ich Sie bitten, mir zu sagen, wie ich ihn strafen könnte, ohne ihn zu entlasten? Doctor: Heirathen Sie ihn.

Das Christkindlein.

Schlof wohl, schlof wohl, liabs Diaterle, Schlof wohl! O wär i net so arm;

Es gäb so gern dei Müatterle Und Hots doch net, daß Gott erbarm.

Wia d'Muatter schlaft, so rauschets bald Am Fensterle dös, offa gsei:

A Weihnacytsbömle aus am Wald,

An voll« Korb schiabt Ebber rei.

A fromme Muatter, Han i g'hört,

Häb an ihrs Nochbers Büable denkt Und häb ihm do a Christgschenk b'scheert Und häb ihm au sei Sächle g'schenkt.

Jetzt zündt se d'Weihnachtsliachtla a Und kromet schöne Sacha aus,

Legts ordelich ufs Tischte na Und schleicht sich sachte ausem Haus.

Der Engel siehts, er stoht schau do,

A liaber, holder Himmelsknab,

Sei Lockaköpfle trait a Kro,

Sei Hand en schöna goldna Stab.

Do stoht er jo, der heilig Christ,

Er trait a Lämmle ufem Arm Zum Zeicha, daß er komma ist Und unser einer sich verbarm.

Sei Stäble Hot jetzt d'Muatter g'wcckt: Du liabe Seel, no net verzagt;

Deim Kind ist s'Weihnächttischle deckt Und s'Bömle brennt! der Morga tagt,

Wia s'Diaterle vor lauter Freud Uf seine Knuila g'falla ist Und betet in Einfältigkeit:

Gelobet seist du Jesus Christ!"

Den aller Weltkreis nie beschloß,

Der liegt in Marien Schoß;

Er ist ein Kindlein worden klein,

Der alle Ding erhält allein.

Hallelujah!"

Lehrer Mütter.