lements §. 822, Amtsblatt k. Ministeriums des Innern von 4871, Nr. 1, 3 und Nr. 35 von 1873 ausgefordert.

Den 21. Dezember 1876.

K. Oberamt. Güntner. Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Dieselben werden angewiesen, die Rckrutirungsstammrollen von den Zähren 1874, 1875 und 1876 behufs ihrer Ergänzung hieher einzusenden.

Den 20. Dezember 1876.

K. Oberamt. Güntner. Nagold.

Wahl eines Reichstags-Abgeordneten betreffend.

Den Orlsvorslehern werden behufs der Einhändigung an die Wahlvorsteher, beziehungsweise eigener Anwendung nach- benannte Formulare zugehen:

- 1) Zu einem Wahl-Protokoll-,

2) eine vom Gemcinderath zu unlerzeichneude, unmittelbar am Schluß des dem Wahl-Vorsteher zu Benützung bei der Wahl zuzustellendcn zweiten Exemplars (Duplicat) der Wählerliste anzuhestende Bescheinigung, daß das gegen­wärtige Exemplar mit dem Haupt-Exemplar der Wählerliste völlig übereinstimmt u. s. w.;

3) eine vom Gemeinderath zu unlezeichnende, unmittelbar am Schluß des in den Händen des Gemeinde-Vorstands ver­bliebenen Haupt-Exemplars der Wählerliste anznhefteude Bescheinigung, daß die Wählerliste nach vorgängigec orts­üblicher Bekanntmachung zu Jedermanns Einsicht aufgelegt worden u. s. w.;

^ - 4) ein Formular zu der von einem der Beisitzer zu führenden Gegenliste. (Wahl-Regl. §. 18 und Minist.-Amtsbl. 1871, Nro. 9, §. 18);

5) Placate zum Anschlägen an das Rathhaus über den Tag der Wahlhandlung, den Beginn und Schluß derselben;

6) Formulare zu Aufstellung der erforderlichen Beisitzer, sowie des Protokollführers.

Die betreffenden Formulare sind auf das pünktlichste aus- zusüllen.

Den 20. Dezember 1876.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Auf 1. Januar 1877 ist hieher Anzeige zu erstatten, ob die Steuern pro 1876/77 umgelegt sind.

Den 21. Dezember 1876.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Die Kön. Pfarrämter wollen über diejenigen Schulmeister, die mit dem letzten Dezember d. I. ihr 40. Lebensjahr zurückze- legt haben und erstmals in die Liste der Alterszulagen einzusetzen sind, innerhalb 8 Tagen den vorgeschriebenen Bericht einsenden.

Den 21. Dezember 1876.

? - K. Dekanatamt. Freihofer.

Tages-Neuigkeiten.

i-r Altenstaig Stadt. Der hiesige Gewerbeverein, der in erfreulichem Wachsthum sich befindet, beschäftigte sich am letzten Sonntag mit dem Handwerksburschenbettel, welchen Ihr Nagolder Korrespondent mit Recht neulich eine Landplage nannte. Nach­dem der Vorstand betont hatte, daß man durchaus nicht gesonnen sei, dem würdigen Handwerksburschen eine Gabe zu entziehen, wohl aber den Stromern und arbeitsscheuen Strolchen, welche regelmäßig von Nagold, Rohrdorf, Ebhausen, hieher und dann über Pfalzgrafenweiler nach Freudenstadt und wieder retour walzen", dieses Handwerk legen wolle, führte Hr. Stadtschult­heiß Richter von hier auf Grund früherer Erfahrungen ans, daß der vorgeschlagene Unterstützungsverein in Verbindung mit der Stadtkasse nur dann von Werth sei, wenn 1) ^>ie Gewerbe­treibenden ihre einzustellenden Gehilfen auf dem Rathhaus an­melden, um den Handwerksburschen den Vorwand desUm schaue ns" nach Arbeit zu nehmen, wenn 2) die Bürgerschaft selbst eintrete einmal dadurch, daß sie absolut'keine Gabe mehr verabreicht (Bettler als solche wollen wir nicht unterstützen, son­dern anzeigen) und sodann dadurch, daß wir, im Falle polizeili­chen Eingreifens, der Polizei und nicht den Bettlern helfen ein Wink namentlich für manche Frauen, durch falsch angebrachtes Mitleiden der Liederlichkeit künftig nicht mehr aufzuhelfen und wenn 3) auch die Geschenke einzelner Kaffen, wenigstens die Zeichen (hier z. B. der Gerber) ebenfalls auf dem Rathhaus ausgetheilt werden. Auf Grund dieser Anschauungen konstituirte sich nun auch der betr. Verein: jedes Mitglied zahlt monatlich mindestens 30 Pfennig und erhält ein gedrucktes Plakat zum Aushängen an der Hausthür, welches den Eingang den fechtenden Burschen verschließt und solche, die das Haus doch betreten, un- nachsichtlich der Polizei überweist. Auf dem Rathhaus selber

aber bekommt bloß derjenige sein Geschenk, welcher sich durch ein Bürgerrechtsurkunde oder sonst eine Reiselegitimalion jausweist. Wir wünschen dem neuen Verein Glück (vielleicht bringt uns das Frühjahr bessere Zeiten) und vor Allem Nachahmung in un­serem Bezirk und zwar in Stadt und Land. Bekanntlich ist Nagold schon vorangegangcn. Will man eine Landplage aus­rotten, so muß alles zusammenstehen, im anderen Fall könnte es gehen wie in Sigmaringcn, allwo sie dem schwäbischen Bauer seinen Sack gefangener Maikäfer nicht abkaufen wollten, weil solche keine Preußen wären. Trocken erwiderte der Schwabe: No, do laun ih halt mei' Württä'berger fliega!"

Stuttgart, 17. Dez. Unsere zweite Kammer besteht aus 23 Privilegirten und 70 durch allgemeine, directe und geheime Stimmgebung gewählten Abgeordneten. Jene 23 setzen sich zu­sammen aus 13 Rittern, 6 evangelischen Prälaten, dem Bischof, dem Abgeordneten des Dom-Capitels in Rottenburg, dem ältesten katholischen Dekan und dem Kanzler der Universität. Unter diesen Privilegirten ist durch die Neuwahl vom 13. d. wenig Verände­rung eingeireten: nur daß u. A. das Dsm-Capitel statt Danne- cker's den Dom-Prälaten v. Bendel sendet, der um eine Schatti- rungschwärzer" sein soll, als Jener. Dannecker hat sich nämlich gegen die neuekatholische Partei" ausgesprochen und die Bildung einer solchen in Württemberg für überflüssig, ja dem kirchlichen Frieden gefährlich erklärt. Die klerikalen Heißsporne aber, katho­lischer als der Bischof und sein Capitel, haben die Bildung einer württembergischen Centrums-Partei trotzdem beschlossen:, den Be­denken, welche der Bischof öffentlich gegen diese Partei-Bildung ausgesprochen, keine Rechnung tragend. So war es der Notten- burger Curie unmöglich, wenn sie sich in der Kammer nicht durch die Ultras überflügeln lassen wollte, einen Mann zu senden, welcher bereits Stellung zu dem neuen Centrum, und zwar in mißbilligender Weise, genommen hatte. Die Gegensätze in der neuen Kammer und das wird ein zweites Resultat der Wahlen sein werden entschiedener als bisher heroortreten, Klerikale wie Demokraten werden ihren Standpunkt entschiedener als seit­her herauskehren und werden dadurch auch die reichsfreundlichen Parteien veranlassen, sich kräftiger als seither zu regen. Im Allgemeinen wird man sagen dürfen: die Ruhe, welche namentlich auf dem interconfessionellen, aber auch aus dem politischen Gebiet in Württemberg geherrscht har, dürfte in der nächsten Legislatur- Periode einer aufgeregteren Atmosphäre Platz machen; und wenn man fragt, was, wer daran schuld ist, so darf man schon heute die Antwort geben: Schuld wird an diesen Stürmen sein die ebenso unnölhige als gefährliche Bildung einer Centrums-Partei im württembergischen Landtag- ein Vorgehen, welches eben­mäßig von der gemäßigten Partei unter den Liberalen, wie von dem Bischof und den gemäßigten Katholiken vcrurtheilt wird.

Ulm er Münster bautot lerie. Der Glückliche, der mit dem ersten Treffer dieser Lotterie ein so hübsches Weihnachtsgeschenk bekom­men, heißt I. W Weber aus Plüderbausen; derselbe steht in Arbeit bei Glaser Gottl. Schuhmacher in der Rotbcbühlstraße in Stuttgart.

Heilbronn, 5. Dez. (Leder-Markt.) Das Geschäft nahm einen lebhaften Gang, hauptsächlich war Nachfrage nach Schmal-Leder und Wild.Oberleder, für welche der Preis sich etwa 5 4 per Pfund höher stellte als auf dem letzten Markte. Auch Kalbleder schwererer Gattung wurde etwas besser bezahlt, während anders Ledersorten ziemlich gleich blieben. Verlaust wurden: Sohlleder352,72 Pfd., Schmalleder 1327,49 Psd., Zeugleder 90,57 Psd., Kalbleder 224,11 Pfd., zusammen 1994,42 Pfd. Die Umsatzsumme beträgt nahezu 400,000 4L Der nächste Ledermarkt findet am 20. Februar 1877 statt.

Wahlergebniß: Amtsoberamt Stuttgart: Professor Dr. Zipperlen, Dr Dulk erhielt 300 Stimmen; Gerabronn: Amts­pfleger Egelhaaf; Heidenheim: Oberregierungsrath Luz; Neckar­sulm: Ege: Oehringen: Dr. Ammermüller; Ravensburg: Stadtschultheiß Khuen.

In München ist der Preis des Kalbfleisches fabelhaft gesunken und kostet dort das Pfund zur Zeit nur 28

Berlin, 18. Dez. Gestern Nachmittag hielt der Reichs­tag nahezu vollzählig und gemeinschaftlich mit den Mitgliedern des Bundesraths und sonstigen angesehenen Gästen eine Sitzung in den weiten Räumen des neuen Architektenhauses zur längst besprochenen und vorbereiteten Weinprobe, zu der Sendungen aus allen Theilen des Reiches, vom berüchtigten Schlesier und Grü­neberger an bis zum feinsten Produkt des Rheins, des Neckars und der Mosel in reicher Menge eingetroffen waren. Von den Justizgesetzen wurde dabei nicht gesprochen, wohl aber die vorlie­gende Frage, welche deutschen Weine die besten seien, mit um so größerem Interesse und um so eingehender behandelt. Als Ku­riosum verdient Erwähnung, daß aus dem berühmten Fassedie Rose" im Bremer Rathskeller, das im I. 1624 gefüllt wurde, als ein Stück Rheinwein 300 Nthlr. Gold kostete, auf jedem der 30 Tische ein Schöppchen stand, von dem jetzt nach 252 Jahren, 10"w Zins auf Zins gerechnet (5°/o Zins und 5"/o Leckage) 1 Tropfen 1,932,366 <^° werth ist. Wie viele Milliarden sind da hinter die Binde gegossen worden, wenn 1000 Tropfen ein Glas und 8 Gläser eine Flasche geben?

Der Schluß der Reichstagssession wird kaum vor Freitag, voraussichtlich durch eine Thronrede des Kaisers erfolgen.

Auch die Herren» Sozial-Demokraten des Reichstags waren zur Deutschen-Reichsweinprobe von Seiten des betreffenden Komitees eingeladen worden. Dieselben hielten es indessen für