lebendigsten Sympathien für die Christen der Türkei beseelt ist, sein kaiserliches Wort verpfändet, daß die unglücklichen Völkerschaften ans der Balkan-Halbinsel menschenwürdiger Zustände theilhattig werde» sollen. Alexander der Zweite müsse und wolle mit allen ihm zu Gebote stehenden Mittel dahin streben, daß das feierlich gegebene Wort eingelöst werde. Die Diplomaten sind von der Ueberzeugung durchdrungen, daß unter solchen Verhältnissen die Jnscenirung der Conferenz eine fruchl und zwecklose Mühe sei, ^die man sich lieber ersparen sollte. Wie man uns versichert, geschieht es nur ans Courtoisie, wenn die großen Ca- binete bei dem Beschlüsse, di- Conferenz zu beschicken, noch verharren. Wie wenig man in Rußland von dieser Diplomaten- Rennion erwartet, beweist die Thalsache, daß der Czar bereits seine Einwilligung zur Bildung von Freiwilligen Legionen ertheilt I hat. So ist bereits in Grasten eine, Legion aus lausend Mann sormirt worden und der grusische Adel geht daran, eine zweite zu formtreu. Was die Mobilisirung der Südarmee belnfsl, so ist dieselbe bereits auf Kriegsfuß und in Bessarabien konzentrier worden. Schon in der zweiten Hälfte des Dezember soll die Armee den Prulh übersetzen. Einige der Militär-Attaches, welche den fremden Vertretungen in Petersburg bergegeben sind, haben bereits den Befehl bekommen, ins Hauptquartier des Großfürsten, sobald dieser bei der Armee eingetroffen sein wird, sich zu begeben Die Ereignisse nehmen, wie man sieht, einen sehr raschen Verlauf. Wir stehen thatsächlich am Vorabend des russisch-türkischen Krieges, dessen Lokalisirnng leider bis jetzt noch keineswegs gesichert lft.
An dem letzten Treffen bei Medun, in welchem bekanntlich die unter den Befehlen Mahmud Paschas stehenden Türken geschlagen wurden, fielen 11 Gefangene in die Hände der Montenegriner. 7 von diesen Leuten sind, wie der Levanl Herald meldet, kürzlich in Konstaniinopel angekommen und wurden in der Kaserne untergebracht, mit Ausnahme Eines Mannes, der im Palast von Dolmabagdsche die Gastfreundschaft des Sultans selbst genießt. Von diesen 7 sind 5 verstümmelt worden, indem ihnen Nasen nnd Lippen abgeschniuen wurden. Sie tragen ferner zahlreiche Wunden von Messerstichen am Leibe, darunter ein Mann allein 24. Die Sieben, welche mit dem Leben davongekommen, erzählen, daß von den andern Vier 2 vor ihren Äugen lebendig verbrannt wurden, von den übrigen 2 dem Einen die Haut an den Händen und Armen von den Montenegrinern abgezogen wurde, die das rohe Fleisch dann mit Petroleum begossen und dieses dann anzündeten, während der Letzte gezwungen wurde, seine Hände auf einen Tisch zu legen, wo ihm die Montenegriner Zoll um Zoll dieselben mit ihren Messern abhieben, und wenn sich diese als zu schwach erwiese», nach Hacken griffen und damit hantirle», bis die Arme bis zum Ellbogen herauf avgetrennt waren. Die beide» Männer erlagen endlich dieser Behandlung unter schrecklichem Todeskampf Auf Befehl des Sultans sollen Photographien von den unglücklichen Opfern der grauenhaften Verstümmelungswuth ausgenommen werden. So erzählt der Levant Herald und nach ihm die N. fr. Pr.
Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Türkei ihre diplomatischen Vertreter im Auslande angewiesen hat, den Regierungen, bei welchen sie beglaubigt sind, zu erklären, daß — kraft
des Grundsatzes, „das Unmögliche ist Niemand zu thun verpflichtet' — für sie gar niemals von einer Entwaffnung der muselmännischen Bevölkerung in den insurgirten Provinzen die Rede sein könne. Eine solche Entwaffnung käme einem Selbstmord gleich, und den zu begehen, sei sie durchaus nicht gewillt. Zweiten- willigt die Pforte unter keiner Bedingung darein, die 800,000 Tscherkessen, welche sich auf dem europäischen Gebiete des osma- nischen Reiches niedergelassen haben und von denen die Hälfte etwa die Balkanprovinzen bewohnt, aus diesen Landestheilen zu vertreiben. Der Sultan betrachtet gerade diese Tscherkessen als seine verläßlichsten Unterthanen. Wie man sich erinnert, hatten die elf russischen Punkte für die Reformen und ihre Garantie gerade auf diese zwei Forderungen besonderes Gewicht gelegt.
I Man hat also alle Ursache, schon aus diesem Widerstande der Pforte auf das Fiasko der Konferenz zu schließen.
Neworleans, 2 Dec. Durch eine Feuersbrunst sind hier eine Kirche und gegen 90 Häuser zerstört worden.
— Der deutsche Astronom Wilhelm Herrschet in London hatte im Jahr 1788 sein berühmtes Riese »fern rohr vollendet und aufgestellt, nur die optischen Theile waren noch nicht einge- fügt. Mancher Besucher machte sich den Spaß, durch das Rohr zu gehen. Unter ihnen war auch König Georg III. und der Erzbischof von Cauterbury. Letzterer, der hinter dem König herging, fand es schwierig, vorwärts zu kommen; da drehte sich der König um, reichte ihm die Hand und sagte: Kommen Sie, Mylord Bischof, ich will Ihnen den Weg zum Himm el zeigen
Ueber Spielwerkk.
Im Jnseratenthcile unseres Blattes finden unsere verehrten Leser und schönen Leserinnen wiederum, wie alljährlich, die Empfehlungen der weltberühmten e-pietwerke von Herrn I. H. Heller in Bern. Derselbe liefert diese so allgemein beliebten Werke in einer geradezu staunener- regeuden Vollkommenheit, wir können daher Jedem, der nur ein wenig Freude an Musik bat, nicht warm genug empfehlen, sich ein Spielwerk anzuschaffen, und bietet die bevorstehende Weihnachtszeit die schönste Gelegenheit hierzu, auch kann kein Gegenstand, noch so kostbar, ein solches Werk ersetzen.
Was kann wohl der Gatts der Gattin, der Bräutigam der Braut, der Freund dem Freunde Schöneres und Willkommeneres schenken? — Dem Leidenden, dem Kranken gewährt es die größte und angenehmste Zerstreuung, vergegenwärtigt glücklich verlebte Zeiten; dem Einsamen Nt es ein treuer Gesellschafter, es erhöbt die Gsmüthlichkeit der langen Winterabende im häuslichen Kreise u. s. w.
Hervorheben möchten wir noch ganz besonders die nur zu lobende Idee vieler der Herren Wirthe, die sich ein solches Werk zur Unterhaltung ihrer Gäste angeschafft. Die gemachte Ausgabe hat dieselben, wie uns von mehreren Zeiten bestätigt wird, nicht gereut; es erweist sich somit auch deren praktischer Nutzen aufs Evidenteste und möchten wir allen Herren Wirthen, die es bis dahin unterließen, anrathen, sich ohne Säumen ein Spielwerk anzuschasfen.
Wir bemerken noch, daß die Wahl der einzelnen Stücke eine ganz fein durchdachte ist; die neuesten, sowie die beliebtesten älteren Opern. Operetten, Tänze und Lieder heiteren und ernsten Genres finden sich in den Heller'schm Werken aus das Schönste vereinigt: Kurz, wir können keinen auftichtigern, und wohlmeinenderen Wunsch an die geneigten Leser und Leserinnen unseres Blattes aussprechen, als den. sich recht bald in den Besitz eines solchen Svpielwerkes zu setzen: reichhaltige illustrirte Preis-Courante werden Jedermann franco zugesandt. Auch ist direkter Bezug schon deshalb zu empfehlen, da vielerorts Werke für Heller sche ausgegeben werden, die es uicht find.
Amllisbe und Mrival-Bekanntmachungen
F o r st a ni t A l t e n st a i g,
Revier E n z k l ö st e r l e.
Nagold.
Mute-Verkaus.
Aus der Gantmaffe des Jakob Baitinger, Rothgerbers hier, werden am
Donnerstag den 7. Dezember d. I, Vormittags 11 Uhr,
50 rohe Zatrahäute
in der Wohnung des Gülerpflegers Louis Kappler, sen,, hier, im öffentlichen Aufstreich gegen baare Bezahlung zum Verkauf gebracht, wozu Kaussliebhaber eingeladen werden.
Nagold, den 24 Novbr. l876.
K. Gerichts-Notariat. Stikel, Ass.
W a l d d o r f,
Oberamts Nagold.
Aus dem hiesigen Gemeindewald Thal- aker kommen am
Samstag den 9. d. M., Vormittags 9 Uhr,
2100 Stück rothtannene Hopfenstangen von allen Sorten an den Meistbietenden zum Verkauf, wozu die Liebhaber hiemit eingeladen werden.
Den 1. Dezember 1876.
Schultheiß Gänßle.
Stammholz-Verkauf
am Freitag den 15. Dezember d. I., von Vormittags 10 Uhr an, im Waldhorn in Enzklösterle aus den Staatswaldungen Dietersbcrg 2, 5 und 7 und Langehardt 10; ferner wiederholt aus Wanne 14, Süßekopf 3, Langehardt 9 und Dietersberg 4:
7 Eichen mit 2,5 Fm., 9 Buchen mit 4,35 Fm.; 5 Birken mit 1,44 Fm. und 5273 Stück Nadelholz-Lang- u. Klotzholz mit 4055 Fm.
Altenstaig, den 30. Nov. 1876.
K. Forstamt.
Herdegen.
Fahrmß-Verkiluf.
Die in der Gantmasse des Leonhard Walz, Schreiners hier, vorhandene Fahrniß, bestehend in:
1 Bett, 4 Vorhängen, 2 Bettladen, 1 -
Schreib-Commode, 2 alten Kästen, 2
Fässern, 1 steinerne» Krantstande,
6 Vorsenstern, Kartoffeln, 3 älteren Hobelbänken, Schreinerhandwerkszeng, sowie allerlei Hansrath, wird am Donnerstag den 7. Dezember d. I., von Vormittags 8 Uhr an, im Hause des Walz im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf gebracht, wozu Liebhaber eiiigeladen werden.
Nagold, 2. Dez. 1876.
K. Gerichtsnotariat.
Alten st aig Stadt.
Das angekündigte Referat über die Kammerverhandlnngcn beabsichtige ich noch an folgenden Orten und Tagen zu geben: Mittwoch den 6 Dezember, Mittags 2 Uhr,
im Gasthaus zum Löwen in Haiterbach; Abends 7 Uhr,
im Gasthaus zur Krone in Walddorf;
Sonntag den 10. Dezember, Nachmittags, bei der landw. Vereinsversammlung im Gasthaus zum Hirsch in Nagold und
Montag den 11. Dezember,
Abends 4 Uhr,
im Gasthaus zur Sonne in Simmersfeld.
Ich beehre mich, die Wähler des Bezirk- zu diesen Versammlungen einzuladen und bitte meine Freunde um möglichste Verbreitung dieser Ankündigung.
Richter.