Der Gesellschafter-

Amtsblatt sür den Ohemmtshezirk Nagold.

Nr. 144.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet balbjährlich bier (ohne Trägerlohnl 1 M. 60 P'g., sür den Bezirk 2 M. außerhalb des Bezirks 2 M. 45 Pfg.

Dienstag den 5. Dezember.

Imerationsgebühr für die Rpaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg-, bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1876.

Amtliches.

N a g o l d.

Landwirthschaftlicher Bezirks-Verein.

Mm Soimlag den 10 Dezember d. I,

Nachmittags 1 Uhr,

findet im Gasthaus zum Hirsch in Nagold die jährliche

P I e n a r - B e r s a m m I n n g

statt, wobei hauptsächlich Vorkommen:

Der Rechenschaftsbericht,

die Publikation der Jahres-Rechnung,

Feststellung des Jahres-Ettfts,

Revision der Vereins Statuten.

Pünktliches und zahlreiches Erscheinen der Mitglieder ist erwünscht, auch werden sonstige Freunde der Landwirlhschast ein­geladen.

Den 28. November 1876.

Vorstand Güniner. dt a g old.

An die Standesbeamten.

Unter Hinweisung aus den Erlaß k. Ministeriums des Innern vom 23. Oktober 1875, Ministerial-Amtsblatt S. 302, wird den Standesbeamten in Erinnernng gebracht, daß dieselben über die erhaltenen Formnlarien fortlaufend Buch zu führen und alljähr­lich bei dem Abschluß der Standes- nnd Nebenregister ihren Vor­rath zu liquidsten, zu stürzen und das Ergebniß in dem forlau- senden Formnlarienbnch zu beurkunden habe».

Bei Gelegenheit der Anwesenheit des Unterzeichneten in der Gemeinde des Standesbeamten wird derselbe unter Benützung der von der Kohlhammer'schen Buchdruckerei zngekommenen Ver­sendungstabelle einen Sturz der Formularien halten, das Ergeb­niß in dem Formnlarbuch des letzter» einlragen und wegen etwaiger Anstände das Entsprechende vorkehren.

Den 2. Dezember 1876.

K. Oberamt. Güntner. s

Tages» Neuigkeiten.

* Nagold, 1. Dez. Wohl selten haben wir einer Feier beigewohnt, die von den Teilnehmern mit solcher Freude mit empfunden wurde, wie das gestrige Fest in Ob erjettin ge n, welches durch die Uebernahme des diesen Sommer hergestellten Wasserwerks veranlaßt worden. Wer die Mißstände einer Ge­meinde schon miterlebt, die an dem nothwendigsten Lebenselemente, dem Wasser, Mangel leidet, over es nur mit großen Beschwer­den beizuschaffen vermag, der muß diese Gemeinde glücklich preisen, daß sie es mit verhältnißmäßig geringen Opfern ca. 38,000 vermochte, ein Wasserwerk Herstellen zu lassen, das nun mit einemmale alle Kalamitäten beseitigt und die Gemeinde durch 6 Brunnen und mehrere Privatwasscrleitungen so reichtlich mit Wasser versorgt, daß selbst zur Bewältigung eines etwaigen Brandes genügend Wasser beschafft werden kann. Im Vollbe­wußtsein dieses Glückes nnd dieser Wohlthat leitete daher die Gemeinde diese Feier auch mit einem Gottesdienste ein. Aus der in demselben gehaltenen Rede des Ortsgeistlichen erfuhren mir die seltene Thatsache, daß in dem Orte seit 200 Jahren kein größerer Brand mehr stattgefunde» und daß in den vierziger und fünfziger Jahren ebenfalls Versuche gemacht wurden, dem Orte eine Wasserleitung zu verschaffen. Erst dem jetzigen Ortsvorstand und Gemeinde-Collegium ist es gelungen, nach Beseitigung man­cher, fast unüberwindlich scheinender Hindernisse unter der erprobten Leitung des Herrn Bauinspeklors Ehmann in Stuttgart das Werk einer nach allen Seiten gelungenen Wasserleitung mit Dampfbe­trieb herzustellen. Die Uebernahms-Ceremonie des Werkes von Seiten der Gemeinde auf dem Rathhause begegnete daher auch keinem Anstande, wie auch der solide Bau des Maschinenhauses und des Reservoir, wohin ein Festzug, begleitet durch die Orts­und mehrere andere benachbarten Feuerwehren, des Liederkran- zes, mehrerer Bezirksbeamter und den bürgerlichen Collegien, veranstaltet worden, allseitige Befriedigung gefunden hatten. Die Probe der Feuerwehr mit Benützung der Hydranten bestätigte das Vorhandensein der genügenden Wassermenge bei einem etwai­gen Brande. Das Festessen im Gasthaus zum Hirsch beanspruchte

sämmlliche Gelasse. Der Ortsvorsteher, Herr Schultheiß Renz, gab hiebei zuerst dem Dank für die zahlreiche Betheiligung beredten Ausdruck unv glaubt die Feier dieses wichtigen Ereignisses nicht nur als Freudenfest, sondern nach glücklicher Ueberwindnng so vieler Hindernisse auch als ein Siegesfest bezeichnen zu dürfen. Das größte Verdienst zu dem Gelingen des Werkes erkannte Redner aber dem anwesenden Bauinspekior Ehmann zu, weßhalb er im Auftrag der bürgerlichen Collegien ihm als Dankcssold einen silbernen Pokal zn überreichen den angenehmen Auftrag habe. Freudig überrasch! nahm Herr Bauinfpeklor Ehmann die schöne Ehrengabe in Empfang und dankte in herzlichen Worten mit einem Hoch auf die Gemeinde. Mit diesem war der Reigen zn den Toasten bald ernster, bald launiger Art eröffnet, wobei besonders der von Herrn Schulmeister Gauß auf feine Heimat- geuieinde ausgebrachre, in welcher ein lobenswerthes, fortschrittliches Streben nach vielen Seilen zu erkennen sei, besonders lebhaften An­klang fand. Zur freudigen Stimmung der Festversammluiig trug wesentlich der Liederkranz des Ortes, der den Mangel einer Musik mit seinen Liedern auszusüllen bestrebt war, sowie die ausgezeich­net guten reinen Weine und sonstige Bedienung bei; kurz,,wir hörten nur Stimmen der vollsten Befriedigung über die gelungene Feier des Tages.

* Nagold, 4. Dez. Die Champigny-Feier des hiesigen Militär- und Veteranen Vereins mit Unterstützung des Lieder­kranzes am letzten Samstag Abend bei Bierbrauer Köhler halte die zahlreichen Theilnehmer diesmal besonders befriedigt, da neben dem trefflichen Gesang und den üblichen Toasten auf Kaiser, Kriegsherr, Bismarck rc. der Vortrag von Gedichten nnd Bildern aus dem Kriegsleden besonders angesprochen hatten, so daß am Schluffe der Wunsch ausgesprochen wurde, es möchten die Leiter der beiden Vereine ihr Bemühen dahin richten, daß bei den künf­tigen Feiern dieser Art solcher Unterhaltungsstoff auch ferner ge­wählt werden möchte.

"'Haiterbach. Für die auf Sonntag den 10. Dezbr., Nachmittags 1 Uhr, in das Gasthaus zum Hirsch in Nagold zusammenberufene Plenar-Versammlung des landwirthschaftlichen Bezirks-Vereins ist unter anderem auch eine Revision der Vereins- Statuten auf die Tagesordnung gesetzt worden. Da es dem Unterzeichneten nicht möglich ist, dieser an einem Sonntag statt­findenden Versammlung anzuwohnen, so erlaubt er sich aus diesem Wege einen Antrag, den er gerne stellen möchte, zur Kenntniß der verehrlichen Mitglieder zu bringen. Ich möchte nemlich den Antrag stellen, daß in die Statuten des Vereins der Satz aus­genommen werden möchte, daß der landwirthschaftliche Verein es nicht wünsche, daß die Sitzungen seines Ausschusses oder vollends seine Plenar-Versamm- lungen an einem Sonntage gehalten werden. Zur Begründung dieses Antrags sei mir noch ein kurzes Wort ge­stattet. Vor Kurzem hat zu Genf ein Congreß von Freunden des Sonntags und einer gesegneten Sonntagsfeier getagt, der sehr zahlreich besucht war. Dort hat es sich vor allem darum gehandelt, sür gewerbliche Kreise, für die Arbeiter in den Fab­riken, für die bei den Eisenbahnen Bediensteten den verloren ge­gangenen Sonntag wieder zu gewinnen. Wir in unserem Be­zirke haben in den landwirthschaftlichen Kreisen, Gottlob! noch den Sonntag. Wir wollen ihn nicht verlieren. Bei der Land- wirthschaft drängt es sich uns am unmittelbarsten auf, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, daß unsere Mühe eine vergebliche ist, wenn Er nicht Segen und Sonnenschein gibt zu rechter Zeit. Wollen wir auf den Segen Gottes hoffen, so wollen wir auch die uralte Gottesordnung des Ruhetags halten. Wer hiemit einverstanden ist, den bitte ich, meinen Antrag zu unterstützen.

Stadtpf. Hoff mann,

Mitglied des landwirthschaftlichen Vereins.

Bezingen, 29. Nov. Gestern Abend um 6'/, Uhr legte sich ein hier unbekannter Mann unterhalb des Güterbahnhofs auf die Schienen und wurde vou dem Tübinger Zug überfahren. Die Brust wurde dem Uuglücklichen vollständig eingedrückt und ein Arm vom Leibe getrennt. Natürlich erfolgte augenblicklicher Tod. (T. Ehr.)

Karlsruhe, 30. Nov. Bei der heute stattgefundenen Serien-