schuldlos. Als dieser nach Vjähriger Zuchthausstrafe hsimkebrte, fand er sein Besitzthum verkauft und seine Familie verkommen und zerstreut, er selber ist bettelarm. (Dsz.)

Rom, 29. Nov Marquis Salisbury ist hier eiugetrofsen.

Paris. Äon ungefähr 5(>0 Offizieren, welche sich zur Prüfung für die neue französische Ober-Kriegsschule meldeten, kamen nur 80 durch; die Examinatoren Wake» sehr sikeng; säst alle selbst von Generälen und Oberste» empfohlene Offiziere fielen durch.

Figaro in Paris nennt die europäische Coiiseren; in Con- stantinopel die sieben Todsünden. Italien, klein neben den andern, ist der Neid ; die Türkei, die Niemand bezahlt, der Geiz; Rußland mit seinem große» Magen und lüsternen Augen die Völlerei; Oesterreich, zu lange sorglos, die Faulheit; Deutschland, immer noch uicht gesättigt, die Unkeuschgcil; England, immer gereizt und auf dem Sprung, der Zorn; Frankreich endlich, welches würdig das ihm vom Unglück gebeugte Haupt trägt, der Stolz.

London, 28. Noo. Hiesige Blätter veröffentlichen eine Zuschrift Thomas Carlyle's üd,r die orientalische Frage, in welcher es heißt: Sich für die Türkei in einen Krieg gegen Rußland zu stürzen, würde ein Akt der Narlheit sein. Non dürfe hoffen, daß solche Politik sür jedwedes englisde Niniiie.ium unmöglich sei; denn die Türkei habe trotz aller Beifpicchungcii keine einzige Reform eingeführt, selbst nicht einmal den Versuch dazu gemacht. Jetzt sei das einzige Mittel die unverweilte sum­marische Vertreibung der herrschenden türkischen Volksklassen aus Europa und das Zurückbehalten der friedlichen mongolischen Be­völkerung, die dann auf vollständig gleichheitlichem Fuße zu be- handeln wäre. Eine solche Eventualität sei unvermeidlich, auch dürfte eine Theilung des türkischen Gebietes zwischen Oestreich und Rußland ernsthaste Schwierigkeiten nicht erregen. England habe nur ein Lebensinteresse, und zwar das der -Sicherung des Weges nach Indien durch Egypten und den Snezkanal. Das Einverständniß Englands mit Rußland und Oestreich bleibe dringend zu wünschen. Schließlich schlägt Carlyle vor, die Frage dem Schiedssprüche deS Fürste» Bismarck zu unterbreiten.

Konstantinopel, 29. Nov. Die französischen Bevoll­mächtigten zur Confercnz Grafen Chandordy und Bourgoing sind heute hier angekommen.

In Konstantinopel hält man türkischerseits den Krieg für unvermeidlich, und dem ensprechend gestaltet sich auch die Thätigkeit in den Kriegsvorbereitungen geradezu fieberhaft. Die Dardanellen und der Bosporus, sowie die am meisten exponirten Küstenpunkte des Schwarzen Meeres werden mit Torpedos ar> mirt. Rifaat Pascha hat sich nach den Dardanellen begeben, um dort das Emplacement von Geschützen schwersten Kalibers zu leiten. Alle Festungen der europäischen und asiatischen Türkei haben Ordre erhalten, sich reichlich und sür lange Zeit zu vcr- proviantiren.

Lefftng als Tohrr.

Ein Fragment aus seinem Lebe».

Von Emilie Heinrichs.

Es gibt in der That wohl kaum eine erfreulichere and verdienstvollere Aufgabe für den deutschen Schriftsteller, als die großen Geister seiner Nation auch in de» kleinsten Zügen ihres Familienlebens, wo sich der eigentliche Charakter vor Allem im Gemüth und im Herzen spiegelt, dem gegenwärtigen Geschlecht? vorzufützren, damit es sich ein volles leuchtendes Bild von dem Manne machen kann, der ihm in allen Stücken ein Borbild sein müßte. Und welche Nation ist reicher an solchen Vorbildern, an solchen leuchtenden Sternen als die deutsche; denn wohl gibt's viele berühmte Namen, aber der Ruhmvollen, Großen hat wohl kein einzig Volk auf Erden so viele aufzuweisen, als unser Volk,

der wahrhaft Große schreitet fort durch sich selbst, ohne Herold, ohne Pauken- und Trompetenschall. Gn großer Name, wie Lessing, muß erworben, nicht erschlichen oder erkauft sein; letz­terer ist ein Meteor, ein Wolkenbild, weiter nichts; ein Dunst­kreis um die Schläfe seines Eigenthümers, nicht der Strahlen­kranz der Unsterblichkeit.

* *

*

Es war zu Kamenz, einer Stadt in der Oberlausitz, Ende November des Jahres 1749, als in einem kleinen Stübchen des dortigen Pfarrhauses ei» Greis vor seinem Schreibtische saß und emsig studirle. Der große Bücherschrank, die mächtigen Folianten, in Pergament gebunden, deuten auf den Gelehrten, den Forscher und Denker, vor allem aber zeigte dieser Stempel das edle sinnige Antlitz mit den freundlichen, klaren Augen.

Dieser Greis war der Prediger und Katechet Johann Gottfried Lessing, ein Mann, der sich nicht allein durch seine große Gelehr­samkeit, sondern auch besonders durch schriftstellerische Arbeiten für das wahre aufgeklärte Ehristenthum, welches nur Liebe und Wabrbeit, nicht Unduldsamkeit kennt, großen Ruhm bereits er­worben hatte

Der Magister schien i» diesem Augenblicke jedoch sehr zer­streut, sein Antlitz wir sorgenvoll, fast finster, und mit einem tiefen Seufzer schlug er den Folianten zu.

Gewiß schon znm zehnten Male zog er heute aus der Schublade seines Schreibtisches einen Brief, den er auf's neue entfaltete und kopfschüttelnd überlas.

Wer hätte das jemals von dem Gotthold gedacht," sprach er dann leise,ich glaubte den Grund zum Guten so fest und unerschütterlich gelegt zu haben, und nun scheint Alles nur auf losen Sand gebaut, Alles eine leere, unselige Täuschung zu sein. Ob ich es der Mutter mittheile? Warum nicht, sie war mir stets eine treue und kluge Raihgeberin und hat als Mutter dieses Sohnes, den sie so über Alles liebt, wohl das Recht, die erste Kunde über feine Aufführung zu erhalten, wenn dieselbe auch schlechterdings ihren Wünschen und Hoffnungen nicht entsprechen und ihr das Herz schier mit Sorge und Kummer erfüllen wird."

'Nach diesem Selbstgespräch, das er mit einem riefen Seufzer beschloß, erhob sich der würdige Magister, unseres großen Gott­hold Ephraim Lessing Vater, um sich zu seiner Gattin zu begeben, als die Thür sich leise öffnete, und das gutmüthige Antlitz der Fron Magisterin hereinspähctc.

Sieh Mutter! da bist Du ja. ich wollte Dich just in der Wohnstube aufsnchen," rief der alte Lessing,doch gut, daß Du hierhergekoiiunen, da können wir die wichtige Sache, um derent­willen ich mit Dir reden wollte, fein ungestört berathschlagen."

Die Mutter trat mit besorgter, aber neugieriger Miene in's Studirstübchen und sah den Gatten erwartungsvoll an.

Setze Dich, Mutter," fuhr der Magister sehr ernst fort, ich habe Wichtiges und eben nicht sehr Erfreuliches mit Dir über den Gotthold zu reden."

Um Jesu willen, was ist mit ihm geschehen? rief die Frau, sich voll Angst und Besorgniß auf einen Stuhl niederlassend, er ist doch nicht krank, der gute Junge?"

Dev Bater lächelte betrübt und schüttelte dann das ehrwürdige Haupt. Es war wohl sehr natürlich, daß das treue Musierhrr; nur an eine körperliche Krankheit und nicht im entferntesten an die wahre Ursache dachte.

__ (Fortsetzung folgt.) . .

Goldkur* der k. Staatskaffenverwaltung

vow 1. Dezember 1376.

20-FrEnsWcke . . . . . . . . . - . . . . 16 ^ 20 S

Auflösung des Räthsels in Nr. 142:

Eis.

') Nachdruck; ist ürrboNU.

Schieting e It!

Zugelaufener Hmck.

Am 28. November ist dem Zigeuner Johann R e i n h a rd-t von Hechingen in dtt Nähe von Nagold ein r0lhg«fl?cktek Jägdhnnd, weiblichen Geschlechts , mit weißen Füßen zugelaufen.

Dev Hund ist hier nNtergrdracht und kann gegen Bezahlung der EinrücküNgs- grbühr und Fütterungskosten bis 10 De­zember' d. I. abgkhütt werde»», andernfalls über denselben weiter verfügt würde-.

SchUlihcißenauii.

Luz,

N q a o l d:

°>BertHu5

Oberamtsgerichtlichem Anfir'ass znsdlßt kommt die in der Gant Masse des

Amtliche «nd Prival-Nekanntmacbnns

Jakob Baitinger, Rothgerbers von hier, vorhandene Liegenschaft am

Samstag den 16. Dezember d. I.»

Vormittags 11 Uhr,

^ atif dem hiesigen Rath-

Hause im zweiten und letzten öffentlichen Aüsstreich zum Verkauf, und zwar:

Pi-Nr. 97. Ein zweistsckigtes Wohnhaus und Scheuer untereinem Dach, mit angebautem Schweinstall, in der Vorstadt an der Htnter- b'acher' Straße,

B.-V -Änschlag 3440 ^ P.-Nr-. 244: 36,9 Rth. Gras- und

P.-Nr. 24o. Baumgarten.

16,2Rth. Gemüsegarten '/«"M. 5,1 Rth. beim Haus,

Anschlag von Hans und Garten« 6000

Anbot 6000 ^

>en

P.-Nr. 403. > M. 20,4 Rth. Acker am Lemberg,

Anschlag 550 Anbot 250

P.-Nr. 4403. > M. 38,6 Rth. Acker hinter der Burg,

Anschlag 600 ^ Anbot 250 ^ Hiebst werben KäitsSliebhaber Aus­wärtige mit amtlichen ÄermögenszeugNtffeN versehen eiNgeladeN.

Nagold, den 24. No'obr. 1876.

E Gerichtsnotariät. Stikel, Aff.

Wenden.

Ivttv M.

Prwargeld hüt au* Auftrag auszuleihrn

Schultheiß Großmlbnn.