lichen Anstrengungen nachdrücklich unterstützen. Alle Mächte sind einig in dem gegenwärtigen Friedensversuch. Daher ist Aussicht auf eine Vereinbarung auf-Grundlage einer Vorbesprechung der 6 Mächte, die etwa 8 Tage in Konstantinopel beanspruchen wird.

Interessant ist das Urtheil Gambetta's über den Fürsten Bis­marck. Wir Franzosen, sagte Gambetta vor Kurzem zu einem Oester­reicher, baden gewiß keine Sympathie für Bismark. er bat Frankreich so weh gethan, wie noch kein anderer Gegner, aber deßwegen dürsen wir uns doch nicht verhehlen, daß wir einem Manne gegenüber stehen, der gewaltigen Geistes ist, der gewaltige Dinge gemacht hat und zwar in origineller Weise, mit ursprünglicher Begabung. Gewöhnliches, All­tägliches ist von einem solchen Menschen nicht zu erwarten. Wenn ich sein ganzes Leben überblicke, so kann ich nicht annehmen, daß er Rußland gegenüber gebunden sei. Das ist nicht seine Natur, sein Temperament, noch seine Art Politik zu machen. Der bindet sich nicht. Und wenn er sich heute hinter einem räthselhasten Schweige» verschanzt, io hat dies seinen guten Grund, den Grund nämlich, daß er sich nicht binden will. Wäre er der Freund Rußlands, so hätte er leichtes Spiel und er könnte offen reden, offen handeln, brauchte er sich nicht mit der Rolle einer Sphinx zu quälen. Weil er aber im Grunde seines Herzens Rußlands Gegner ist, darum muß er der Schweigsame sein, der Räthielbaste. der Undurchdringliche. Schauen wir ein Jahr zurück. Hat er sich irgendwie verrathen, irgend ein Wort gesprochen, wo man ihn fassen könne? Nein, aber wir dürfen gleichwohl debaupten, daß jedesmal, wenn Rußland ausschcciten wollte, Bismarck ihm entgegenlrat. Bor einigen Monaten, als der Russe schon daran war. loszuschlagen, wurde Manteussel nach Warschau geschickt, damit er warne und abwebre. Und unlängst wieder die Sendung Schweinitz' nach Livabia zum Kaiser Alexander. Wissen wir. was er dem Czaar zu sagen hatte? Keineswegs, aber so viel können wir errathen, daß er nicht den Beifall der deutschen Regierung zu Über­bringer» hatte, sondern wobl das Gegentbeil. Und dann, denken wir doch an den Hohenzollern in Bucharcst. Glaub-n Sie etwa, wenn ir­gend ein Hobenzoller auf einem Throne sitzt oder einen Thron bekommen soll wir können einiges davon erzäblen glauben Sie, er werde im Stiche gelaffen? Rüstet Rumänien vielleicht für Rußland? Dort waltet Bismarcks Hand. Und die Rüstungen Griechenlands? Dort waltet wie­derum Bismarcks Hand .. . Wir wollen uns keiner Täuschung hi,»ge­ben, dieser Mann ist zu bedeutend, um der gehorsame Diener Rußlands zu sein. (Alan achte darauf, daß ein Oesterreicher in einer österreichischen Zeitung Gambetta so sprechen läßt.)

Wien, 23. Non. Nach demTagblatt" sacht Dculschland Englands Zustimmung zur Occupatio»» Bulgariens zu gewinnen. Der Umstand, daß die österreichisch-russische Grenze von russischen Truppen entblößt ist, wird als Beweis der russenfreundliche» Neutralität Oesterreichs angesehen.

Der schweizerische altkatholische Bischof Herzog hat seinen intoleranten Kollegen, die ihn exkommunizirten und die altkaiho- lischen Priester als eidbrüchige Apostaten bezeichnet hatten, eine scharfe Antwort ertheilt, die u. A. folgende Stelle enthält:Daß sich einige sittlich verkommene Priester uns angeschlossen hätten, ist leider wahr. Wir haben nicht die Hälfte der sich anmelden­den römischen Priester angenommen, aber leider neben ausgezeich­neten, frommen und sittenreinen Männern auch einige Nichtswnrdige: Betrüger, Säufer, Unzüchtige erhalten. Wir haben die Elenden von uns gestoßen. Und wo sind sie jetzt? Sie sind wieder da, von wo sie zu uns gekommen, in eurer Kirche, ihr Bischöfe ; ihr habt auch die schändlichsten »vieder ausgenommen und Ihr wißt nun, daß eine erschreckend große Anzahl eurer Priester sittlich konumpirt ist."

Petersburg. 23. Nov. Der Kaiser bat vorgestern den östreichischen Gesandten v. Langenau empfangen und dabei die Versicherungen seiner Friedensliebe erneuert.

Da Rußland die Türkei zu Pulver und Blei begnadigt hat, so ist Hart- und Weich-Blei ein gesuchter Artikel ge­worden, Rußland hat bei einem einzigen Geschäftshaus in Hal­berstadl 140,000 Centner Weichblei im Betrage von 3 Millionen Mark bestellt, abzuliefern in 4 5 Wochen. (D.-Ztg.)

London, 20. Nov. Die ersten Nachrichten von dem gewaltigen Wirbel-Sturm, welcher am 31. v. M. in Bengalen wüthete, gaben die Zabl der ums Leben gekommenen aus 20,000 an. spätere Meldungen ' ließen diese Zabl auf 60,000 anschwellen. Ein Reuter'sches Telegramm vorn 18. d. spricht schon von 120,000 Verunglückten, und nun berichtet ein Telegramm derTimes" aus Kalkutta vom 19. d., baß nach Schätzungen, die aus Grundlage amtlicher Erhebungen angestellt wurden, der Wirbel- Wind nicht weniger als 215.0l.O Menschenleben vernichtete. Das Unglück ist deßhalb wobl den grausigsten beizuzählen, die das Menschengeschlecht je betroffen. Ueber die Einzelheiten »neidet derTimes"-Berichterstatter u. A. Folgendes: Drei große Inseln Dakhin-Shahabaypore, Hattjah und Sundeep, sowie zahlreiche kleinere Eilande wurden von der Sturm­flut völlig unter Wasser gesetzt, ebenso das Festland aus füns bis sechs Meilen landeinwärts. Diese Inseln sind alle in oder bei der Mündung des Meghna gelegen, eines Stromes, der durch den Zusammenfluß des Ganges und des Brahmaputra gebildet wird. Die größte derselben ist Dakhin-Shadabaypore, hat eine Ausdehnung von 800 (engl.) Quabrat- meilen und eine Bevölkerung von ungefähr 240,000 Seelen. Die En»- , wohnerzahl von Hattjab und Sundeep zusammen beläuft sich auf unge- 4. fähr 100,000. In der Unglücksnacht waren bis 11 Uhr keine Anzeichen der Gefahr vorhanden, aber vor Mitternacht überschwemmte die Sturm- ,,flut die Inseln bis zu einer Tiefe von stellenweise 20 Fuß und überraschte '""die Leute in ihren Betten. Glücklicher Weise ist es in diesen Bezirken ^Gebrauch, uin die Dörfer herum dichte Baumgärten, hauptsächlich von xNlHUmen, zu pflanzen. Die Bäume dienten den Dorf-Bewohnern als Zu- .^Aichtsort, und beinahe alle Uederiebeuden retteten sich dadurch, daß sie .rüderen Aeste kletterten. Einige suchten ihre Zuflucht auf den Dächern, das in die Häuser eindringcnde 'Lasier brach diese, und die zurück- igÄien^en Wellen schwemmten die Unglücklichen ins Meer. Die Bäume rimbDss namentlich deshalb die beinahe einzig sichere Zufluchtsstätte, weil WM Gegend sehr »lach ist. Beinahe alle Verwaltungs- und Poli« s 7 z^r-Mamten in Dakhin-Shababaypore kamen um. Der Viehstand ging '"'samnWch unter, und 'durch das Hiiiwegi'chwemmen der Kähne wurden die Ueberlebenden idrer einzigen Verkehrsmittel beraubt. Das amtliche Blatt von Kalkutta nimmt au, daß, wo immer dis Sturmfluth raste, kaum

ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung am Leben blieb. Der Ge­ruch der i» Verwesung übergehenden Leichen ist unerträglich, und einem allgemeinen Ausbruch der Cholera wird stündlich entgegen gesehen. Jin Uebrigen ist der Zustand der Ueberlebenden ein besserer, als man er­warten sollte. Die Rcis-Vorrälbe ivaren durchgängig in Gruben wohl verwahrt, und wenn sie auch Schaden gelitten haben, so sind sie doch nicht völlig verdorben.

London, 21. Nov. Telegramme der Times und des Telegraph melden ans Berlin, daß Bismarck die Situation als sehr ernst bezeichnet und geringe Hoffnung auf das Resultat der Konferenz habe. Die Times demenlirt offiziös das Gerücht von der Resignation Bcaconssield's, sowie von der angeblichen Unei­nigkeit des Kabinets.

London, 23. Nov. Salisbury soll in Berlin den Vor­schlag gemacht habe», daß französische Truppen, auf Grund eines Conferenzbeschlnsses, die aufständischen Provinzen besetzen , bis die Reformen durchgeführt sind.

Die Engländer sind starrköpfige und bockbeinliche Kerle, sie haben nicht einmal Respekt vor dem Ehrenwort des Kaisers Alexander, daß er in der Bulgarei nicht bleiben und nach Con- stantinopel nicht hinein wolle. Sie erinnern an ein gebrochenes Kaiserwort bezüglich Chiva's und behaupten, Kaiser Alexander habe iin Jahr 1853 vor dem Krimkrieqe gegen den damaligen englischen Gesandten Lord Seymons auf's Haar dieselbe Sprache geführt wie Kaiser Alexander kürzlich gegen Lord Loftus. Niko­laus habe ebenfalls sein Wort als Gentleman verpfänden wollen, daß er die Moldau und Walachei nicht nehmen und nicht nach Constanlinopel gehen wolle, er habe das Testament Peters des Große» ebenfalls verleugnet, und doch hätten seine Thaten mit seinen Worten nicht zusammengestimmt n. s. w.

Belgrad, 21. Nov. Seit ungefähr 8 Tagen haben wir eine latente Ministerkrisis. Die Gründe dafür sind nicht in po­litischen Fragen von Belang zu suchen. Es sind lediglich kleine Reibungen im Schooße des Kabinets selbst, welche das Ministerium schließlich vcranlaßtcn, seine Entlassung einzureichen. Nichts aber ist unwahrscheinlicher, als daß der Fürst in der gegenwärtigen Lage seine Räthe wechseln werde. Fürst Milan hat ost genug bereits erklärt, er finde es für gerecht, daß diejenigen Männer, die den Krieg hcrbeigesührt, demselben auch ein Ende machen sollen. Erst nach dein Friedensschlüsse möge sich das Kabine! Steftscha- Nistic zurückziehen. General Tschernaseff steht im Begriffe, Serbien zu verlassen und nach Italien zu reisen.

Belgrad, 24. Nov. Fürst Milan hat das Entlassungs­gesuch des Ministeriums angenommen. Rist! cs tritt definitiv zurück. (B. T.)

Aus Rustschnck wird dem Genfer Journat geschrieben: Trotz Waffenstillstand glauben die Türken nicht an Frieden und sie sind tüchtig daran, sich zum Kampf zu rüsten. Immer kom­me» noch neue Truppe» aus Asien für Abdul Kenn,: man rüstet die Festungen aus und füllt die Vorrathskammern mit Proviant. Die Arbeiter, welche dieses Geschäft verrichte», blicken gen Ruß­land mit Augen, die deutlich sagen: wir warten! Die Türken ermangeln des Gelds, des Unterrichts, der Wissenschaft, aber sie haben viel Mnth und starken Haß bis zur Wulh der Verzweif­lung. Bricht der Krieg aus, so werden die Russen trotz der Uebermacht übel zugerichtet werden. Sie dürfen nie jPardon crwarien. Andererseits darf man überzeugt sein, daß die Eröff­nung des Feldzugs durch Rußland das Zeichen zu einem Blulbad von Allen sein wird, was von Christen in Bulgarien noch übrig ist. Das Elend ist groß unter den Muselmännern und das Elend ist ein schlimmer Rathgeber. Wissen Sie, wie man in dieser unwissenden und fanatischen Welt rechnet? Man sagt: seit dein Ausstand der slavischen Christen hat man uns an 100,000 Sol­daten getödtet und wir haben nicht über 15,MO Bulgaren um- gebracht; man ist uns deßhalb noch viele Leichname schuldig. Und wenn sie sagen, daß man es ihnen schuldig sei, das werden sie nehmen, sobald man ihnen Gelegenheit dazu bietet. Das sind keine Leute, die sich so leicht durch Gewissensbisse beunruhigen lassen; Leichname ist man ihnen schuldig, mit Leichname machen sie sich bezahlt. Konsule, Kaufleute, Angestellte sind einstimmig, daß die Muselmänner, wenn sie einmal anfangen, Keinen schon.cn, es mag sein wer es will. Und sie fangen an, so bald der Krieg ausbricht.

Der V e r f a ss un gs - E utw u r f für das türkische Reich umfaßt siebenundzwanzig Artikel. Dieselben enthalten der Köl­nischen Zeitung zufolge Bestimmungen über die Verantwortlichkeit der Minister, über die Befugnisse des Nationalraths und über die Gleichberechtigung aller Naiionglitäicn. Die Gesetzgebung für die Vilejets soll auf der Grundlage der Dezentralisation abgeändert werden. Minister-Verantwortlichkeit, Gleichberechtigung Aller vor dein Gesetz, Dezentralisation, dies Alles verspricht die Pforte. -Europa, was willst du noch inehr?" (B. T.)

Die Türkei hat 15 Millionen Patronen in Ainerika be­stellt und aus Calcntta wird der Abgang von 15,000 indischen Mohamedanern zur Theilnahme ain Krieg aiigekündigt.

Eine Newyorker Kabeldepesche meldet, daß letzten Samstag ein Theater zu Sacramento in Californien eingestürzt sei. Der Fußboden des vollgepfropften Hauses brach plötzlich ein, wodurch sieben Personen auf der Stelle getödtet und etwa buudert verletzt wurden, viele darunter so erheblich, daß an ihrem Wiederauskommen gezweifelt wird.