mal das Reisegeld für sich und seine Frau, es mußte erst die Gesellschaft zur Unterstützung hilfsbedürftiger Engländer einschreiten und ihm die Mittel zur Reise nach Dover gewähren.

Wien, 21. Nov. DiePolit. Corr." meldet, daß in Folge der Ueberhnndnahme der Pferde-Ausfuhr nach dem Auslände und um den hieraus für das Reich und die einzelnen Landeslheile entspringenden schweren Schädigungen vorzubeugen, beide Regierun­gen Oestreichs und Ungarns eine Pferde-Aussuhr-Verbot beschlossen haben. Graf Androssy ist hier eingetroffen.

Wien, 23. Noo. DerPcster Lloyd" erfährt, Rußland habe den Anfang des Kriegs bis zu dem Zeitpunkt verschoben, wo sämwtliche Ostsee-Häsen eingefroren sein würden.

Zum Prozeß Francescoin in Wien, der am 16. Ls. begonnen, schreibt diePresse":Wie uns mttgetbeilt wnd. bat die Mutter des wegen meuchlerischen Raubmordes angeklagten Enrico nranceSconi im Wege des italienischen Consulats die Mittheilung nach Wien gelangen lasse», daß sie bereit sei. ibr ganzes erspartes Permögen im Betrage Von 14,000 Lire der Witttve des ermordete» Briefträgers Gaga znkom- men zu lassen, wenn im Falle der Berurtheiluiig ihres unglückücken Sohnes die Todesstrafe an demselben nicht vollzogen würde.

Nach einer Depesche derPost" aus Wien soll auch die Betheiligung Oestreichs an der Pariser Weltausstellung fraglich sein DerN. Fr. Pr." wird aus Paris gemeldet, es sei im Plan, die Ausstellung in Anbetracht der allgemeinen europäischen Verhältnisse bis 1879 zu vertagen.

Der Schwurgerichtshof in Znaim bat nach viertägiger Verhand­lung am l7. d. zwei Scheusale in Menschen - Gestalt, Marie Lutz und Franz Mjelnek, wegen des Verbrechens des Meuchel-Mordes (sie hatten gemeinschaftlich den Gatten der Erberen übersatten, mit Petro­leum begossen und angezündci, so daß derselbe ui entsetzlicher Weise verbrannte) nach dem Verdicke der Geschworenen zum Tode durch den Strang verurtheilt. kF. J-)

In dem im Jahre l87l verfaßten Testamente hat der ver­storbene Kardinal Antonelli seine Sekretäre, Kapiäne, Cers- monienmeister rc., sowie die Dienerschaft reichlich bedacht. Jeder, der seit 20 Jahren in seinen Diensten steht, erhält bis zu seinem Ableben das ganze Gehalt als Pension, diejenigen, welche 10 Jahre Dienstzeit haben, empfangen zwei Drittel ihrer Bezüge auf Lebenszeit; solche, die nur 10 Jahre Dienstzeit haben, die Hälfte, und die, welche weniger als 10 Jahre in seinen Diensten standen, erhalten das Gehalt von 3 Jahren auf einmal ausbe­zahlt, ohne weitere Ansprüche gellend machen zu können.

General Tschernajefs, der Sturmbock in Serbien, ist aus seinem Vaterland verbannt, der Czaar Alexander hat ihm sagen lassen, er dürfe nicht nach Rußland; er ist soeben in Wien nngekommen.

Petersburg, 18. Nov. Der Großfürst Nikolaus, Bru­der des Kaisers, begibt sich am 23. d. Mts. nach Kischeneiv, um sich dort als Oberbefehlshaber an die Spitze der tLÜdarmee zu stellen. Sein Sohn Nikolaus vollendet heule sei» 20. Lebens­jahr und leistet als nnnmehr volljährig den Diensteid für Kaiser und Vaterland. Im kaukasischen Militärbezirk wird gleichfalls mobilisirt. Alle Irregulären (Kosaken des transkaukasischen Ge­bietes) haben Beseht bekommen, sich marschbereit zu Hallen.

Petersburg, 22 Nov. DieIntern. Telegr. -Agentur" meldet aus Semlin vom 22. Nov.: Das serbische Ministerium hat gestern seine Entlassung gegeben. Fürst Milan hat dieselbe noch nicht angenommen. Die Minister beharren aber dabei. Der Grund der Demission ist noch unbekannt.

Petersburg, 22. Nov. Der Kaiser äußerte in den letzten Tagen bei dem Empfang verschiedener hervorragender Persönlich­keiten : daß er noch auf die Erhaltung des Friedens hoffen wolle, aber seine und Rußlands Ehre für die Erreichung der geforderten Autonomie engagirt halte.

London, 22. Nov. Der britische Botschafter am russischen Hof Lord Loftus hat am 2. November von Aalta her eine jetzt veröffentlichte Depesche an Lord Derby gerichtet, in welcher er über die Audienz, welche er auf Schloß Livadia beim Kaiser von Rußland hatte, in nachstehender Weise berichtet: Der Kaiser zeigte Loftus die erfolgte Annahme des Waffen-Stillstandes an und erklärte, er habe das Ultimatum gestellt, um weiteres Blutver­gießen zu verhindern, und wünsche den Zusammentritt der Con- fereuz auf Basis der englischen Vorschläge. Der Kaiser warf sodann einen Rückblick aus die jüngsten Verhandlungen, indem er nachwies, daß Alles geschehen sei, um eine friedliche Lösung herbeizuführen; die Pforte aber habe den Mächten gleichsam eine Ohrfeige gege­ben: wenn auch Europa sich wiederholte Zurückweisungen gefallen lassen wolle, so gestatte doch Rußlands Würde nicht, dieselben hinzuvehmen. Der Kaiser wünsche nicht, sich von dem europäi­schen Concert zu trennen, aber die jetzige Lage sei unerträglich; wenn Europa nicht energisch handle, sei er genöthigt, allein vor­zugehen. Der Kaiser bedauerte das eingewurzelte Mißtrauen gegen die russische Politik und die Besorgniß vor russischen Erob­erungs-Plänen, welche fortgesetzt in England zu Tage trete. Er habe zu wiederholten Malen die feierlichsten Versicherungen gegeben, daß er keine Eroberungen wünsche und nicht die ge­ringste Absicht habe, sich Konstantinopel anzueignen. Die Er­zählungen vom Testament Peters des Großen und den angeblichen Plänen der Kaiserin Katharina seien Illusionen; solche Phantome hätten niemals cxistirt. Der Besitz Konstantinopels würde ein Unglück für Rußland sein. Der Kaiser habe in bestimmter förm­

licher Weise sein heiliges Ehrenwort gegeben, daß er nicht die Absicht habe, sich Konstantinopel anzueigne». Wenn ihn di« Nothwendigkeit zwingen sollte, einen Theil Bulgariens zu besetzen, so würde dies rmr provisorisch bis zum Frieden geschehen. und bis die Sicherheit der christlichen Bewohner garanlirt sei. Als Beweis seiner Friedens-Liebe erwähnte der Kaiser den von Ruß­land gemachten Vorschlag, daß Oesterreich Bosnien, Rußland Bulgarien besetze, und eine Flotten Demonstration gegen Kon­stantinopel stattftnde, wobei England die erste Rolle zufiele, und daß die Herzegowina dabei eine neutrale Zone zwischen der russi­schen und der österreichischen Armee bilde. Der Kaiser betonte schließlich den hohen Werth, den er auf das vollständige Einver­nehmen Rußlands und Englands lege. Der Gedanke, Rußland wolle in Indien Eroberungen machen, sei eine Absurdität und Unmöglichkeit. Loftus fügt noch hinzu, die Besprechung habe den herzlichsten Charakter getragen. Am 3. November antwortete Derby ani die Depesche von Loftus, indem er die hohe Befrie­digung der Königin und ihrer Regierung über den Empfang dieser Depesche ausdrückte. Am 2!. Nov. erklärte Derby, die russische Regierung wünsche die Veröffentlichung der Loftusffchen Depesche, damit die öffentliche Meinung Englands sich beruhige. Ferner ist auch ein Rundschreiben Lord Derby's vom 4. Mo. veröffentlicht, welches die bereits bekannten, als Conferenzbasis ausgestellten Punkte enthält.

London, 23. Noo. Times saat: England schreite-zur Konferenz mit Friedenshoffnung. Um des Friedens willen werde es alle Vorschläge unterstützen, die eine Garantie für gute Regierung der aufständischen Provinzen biete», ohne eine Abän­derung der internationalen Grenzen herberzuführen. Falls Eng­lands Bemühungen fruchtlos seien, werde es für keine der kämpfenden Mächte Partei nehmen, sondern abwarten, was die Zukunst bringe.

Belgrad, 20 Noo. Bulgarische Flüchtlinge behaupten, die bulgarische Hauptstadt Sofia sei durch Bafchibozuks tbeilweise eingeäschert worden. Dieselbe» beabsichtigten dadurch ein Ehri- stenniassacre zu provoziren.

New york, 23 Nov. Nachrichten aus Mexiko vom 12. ds. Mts. zufolge hat der frühere Präsident des obersten Gerichts­hofs, Josa Maria Jqlesias, sich als Präsident der Republik prokkamirt und in Guanajuitto eine Regierung gebildet; es sind Truppen gegen denselben a'ogesendet.

Ans dem Grabe.

Novelle von Emitie Heinrichs.

(Schluß )

Mir weicher Sehnsucht Harvey dem erste» Briese'des Enkels entgegenharrie. läßt sich darnach ermessen. Wunderbar aenug beschäftigte idu das Grab »och weil inehr als seine alten Fami- lienpläue, da er von dorther einen bestimmten Gruß aus dem Todtenreiche zu erwarten und die Unruhe eines Sterbenden ihn bereits zu verzehren schien. Anfang und Ende seines langen Lebens verknüpften sich geheimnißvoll zu einem versöhnenden Bunde und schon umrauschte ihn die Palme seines Engels, als das langersehnte Schreiben eintraf.

In seinem Sessel ans der Veranda saß der Greis, zu seinen Füßen, mit einer weiblichen Arbeit beschäftigt, Harriet von Mil­lich, Er schaute träumend in die sinkende Sonne und horchte ihrer sausten Stimme, die ihn fernab trug in die Zeit der Jugend,

Da rollte ein Wagen heran. Herr George Harvey sprang herab und eilte aus den Vater zu, der zitternd die Hand aus­streckte nach dem Briefe, den Jener lächelnd emporhielt.

Von Richard!" sprach er leise.Bleib', meine Tochter I" setzte er hinzu, als Harnet sich erhob, um sich zu entfernen. Bei dieser Lektüre darfst Du nicht fehlen. Lies das Schreiben unseres Sohnes!"

Wie bebte ihre Hand, als sie das Siegel mit dem freiherr­lichen Wappen erbrach, welches Richard von dem Großvater feierlichst ausgehändigt worden war. Außer dem Schreiben an letzteren enthielt das Couvert auch ein Briefchen mit ihrer Adresse, dessen Anblick ihr Herz aufjubeln ließ.

Dann las sie mit zitternder Stimme:

So befinde ich mich denn in Deiner Heimath, mein theurer Großpapa, woraus hinlänglich erhellt, daß meine Reise glücklich von Statten gegangen und, langweilig genug, nicht einmal ein kleiner Sturm meinen Gedanken, die ununterbrochen bei Euch weilten, eine andere Richtung geben konnte. Verzeihe mir. daß ich, bevor ich Schritte für die Anerkennung meiner von Dir er­erbten Rechte gethan, jenes Grab in Hannover aufsuchte, das so still und friedlich hinter der kleinen Kirche liegt.

Mit wunderbaren Gefühlen betrat ich den Friedhof und wandelte einsam am Frühmorgen durch die Reihen der Gräber; mir war in diesem Augenblicke, als sehe ich den Leichenzug jener jungen, schönen Frau, deren Grab ich aussuchen wollte, dahin­schwanken, und Dich hinter ihrem Sarge, elend, von Ver­zweiflung zerrissen.

Von dieser Vision, welche Dein Schreiben in mir erzeugt, geleitet, versehlte ich den rechten Pfad und mußte wieder umkehren, um mich der Kirche zuzuivendcn. Da siel mein Blick auf ein