Tendenzen herrscht. Nun scheint man von dem Plane, den Zare- wstsch reisen zu lassen, zurückgekommen zu sein, da dem Zaren dieses Experiment zu gefährlich erscheinen mag. Auch der eigenen Kraft traut man nicht recht, wir meinen der militärischen sowohl als der finanziellen; denn wenn auch wirklich schon so viele Soldaten ausgestellt wären, wie vorgegeben wird, so fragt es sich doch, wie man sie ans die Dauer erhalten, für einen Winterscld- zng versorgen soll, da, wie es sich zeigt, jede Geldbeschaffung nicht blos im Anslande, sondern auch im eigenen Land aus die größten Schwierigkeiten stößt. Das sind die Gründe, ans welchen, da man schon vor Wochen vor dem unmittelbaren Ausbruch des Krieges zu stehen glaubte, die russische Aktionslust in de» letzten Tagen in ein gemäßigteres 7empo gerathen zu sein scheint.
Nachdem Fürst Karl von Rumänien sich an die Spitze seiner Armee gestellt hat, um die Offensive gegen die Türkei zu ergreifen, hat auch König Georgios für nöthig gehalten, sich aus seinen Posten zu begebe». Damit dürfte das Vorspiel des russisch-türkischen Krieges beginnen.
Tiflis, 24. Okt. Der türkische Konsul und seine Frau find gestern, ermordet worden.
Pera, 25. Okt. Es bestätigt sich, daß die Pforte erklärte, sie sei bereit, den sechswöchentlichcn Waffenstillstand anzunehmen, wofern die Mächte sich verpflichteten, falls nach Ablauf dieser Frist die Friedensverhandlnngen noch kein Resultat ergeben hätten, eine abermalige Frist von weiteren sechs Wochen, und wenn auch dann noch keine Einigung erfolgt sei, eine zweimonatliche Verlängerung des Waffenstillstandes zu bewilligen. Jgnatieff hat, wie verlautet, hieraus erklärt, er glaube nicht, daß Rußland diesen, wenn auch versteckt, aus einen fünfmonatlichen Waffenstillstand hinanslnufenden Forderungen der Pforte zustimmen würde.
Sa» Francisco, 22. Okt. Der Wallsisch-Fahrer „Flo- rence" ist mit 190 Mann Besatzung hier eingetroffen, welche der nach der Behringstraße abgcgangeneu Wallfischfahrts Flotte angehören. Dieselben geben an, daß von den 14 Schiffen, woraus die Flotte bestanden hat, 12 verloren gegangen sind. Ein Theil der Mannschaften ist auf den Schiffen geblieben, ein anderer bei dem Versuche, sich zu retten, umgekommen. Nur ein kleiner Theil erreichte nach große» Mühseligkeiten den Bord der „Florence" und eines anderen Schiffes. Für die Rettung der verunglückten Man nschaften und Schiffe sei keine Aussicht.
Weinpreiie. S tr ü mp selb a ch im Remslhal, 25. Ott. Käufe:
rotheS Gewächs zu 120 weißes unv gemischtes Gewächs zu 100 bis 110 ^ je für 3 Hettl. Lese dauert noch bis Mitte nächster Woche. Verkam scbr lebhaft.
Weinpreise vom 24. dis 26. Okt. Eßlingen, Käufe zu 120, 145—150 pr. 3 KI. — Mellingen. Preise 150-170 ^ Pr. 3 kl. —
Rüber». Preise? 1 12-140 pr. 3 KI. — Sulzgries. Käufe zu 123—144 pr. 3 KI - Fellback. Mittelgewächs 110—125 ^ pr. 3 KI. — He de I s i» g e», OA. Cannstatt. Käufe zu 120, 127 und 140 pro 3 KI. — Rotkenberg. Käufe zu 120, 130, 145 und 150 ^ — Stetten im Nemstbal. Käufe zu 100- 108 pr. 3 KI. — Stetten. Portugieser Most (Gewicht 93 Grad) 100, 102, 104 und 111 ^ pr. KI. — Beutelsbach im Nemstbal. Käufe zu 109 — 118 pr. 3 KI. — Schnaitb im Nemstbal. Käufe zu 62—64 fl. pr. 3 KI. — Endersbach im Nemstbal. Gewicht 66—82 Grad. Käufe aus vorzüglicheren Lagen zu 66 und 70—72 fl. pr. 3 KI. Lese dauert noch fort. — Gerad- stetten. 100—110 pr. 3 KI. — Grün dach im Remsthal. Verkauf lebbaft, Preise 60—66 fl pr. Eimer Kleinheppach. Mebrcre Käufe
von 80—84 fl. pr. 3 KI. Verkauf lebhaft, Lese fortdauernd. — Großbottwar- Einige Käufe zu 80 uud 82 fl. — Asperg. Käufe zu 130, 140, 145 ^ pr. 3 KI. — Besigheim. Preise von 138 — 171 pr. 300 Liter. — Laufs en a. R. Trollinger 3 KI. 90 fl., gemischtes Gewächs 75 80 fl-, 82 fl, 86 fl-, 88 fl. pr. 3 KI. — Bracken h eim. Käufe von 120 ^ bis zu 135 ^ pr. 3 KI.
Allerlei.
— AucheineRache. Erster Rekrut: Sag mal, Müller, Du siehst ja so vergnügt aus, was ist denn mit Dir geschehen? Zweiter Rekrnl: Weißt du, ich Hab nemlich letzte Nacht geträumt, ich wäre unser Unteroffizier und der wäre Rekrut, und da kannst Dir vorstellen, wie ich den Kerl behandelt Hab'. Da denkt er noch'n paar Jahrn d'ran.
— (Frau Donner - W etter.) Eine Demoiselle Donner, zweite Sängerin der Oper in Amsterdam, Hai sich unlängst mit dem ersten Liebhaber, Herrn Eduard Weller aus Wesel, oerheirathel; sie nennt sich jetzt Madame Donner-Weller. Dessen ungeachtet, bemerken einige Spaßvögel, will sie doch nicht recht einschlagen.
— (Der Schusterjunge), wie ihn die Ueberiieferung schildert, schwindet immer mehr. Nur noch hin und wieder zeigen sich Exemplare dieser naturwüchsige» Humoristen, boshaft wie ein Affe und keck wie der Spatz. Ein solches Slück zukünftigen FußbeÜeidungsküustlers pafiirte dieser Tage die Heiliggrabgasse in Mainz, wo die Kutsche eines Arztes hielt, während der Arzt selbst im Hause beschäftigt war. Der Anblick des leeren Fuhrwerks brachte den hoffnungsvollen Jüngling sofort auf eine Idee; ohne sich zu besinnen, stieg er mit einem Paar Stiefel, das er abliefern sollte, in die Kutsche, schlug die Thür heftig zu »nd ries mit fester Stimme: „Mitternacht Nr. 9." Der Kutscher, der halb cingeschlafen, nicht weiter um sich gesehen hatte, setzte die Pferde in Bewegung und einige Minuten später war der junge Schuster an seiner Adresse angelangt und stieg dort vor den Augen des verblüfften Rosselenkers aus, bei dem er sich übrigens höflichst bedankte.
— Eine Arretirung zu Wasser. Ein Neger in Omaho hatte drei Uhren auf einmal gestohlen. Ei» Polizist war hinter ihm her und trieb ihn dem Gestade des Missouri zu. Dort angekommen, entledigte sich Sambo schnell des Rockes und der Stiefel und stürzte sich kopfüber in die kühlen Flulhen, sic mit kräftigen Armen zertheilend. Der Häscher war aber gleichfalls ein guter Schwimmer. Er zog schnell alle seine Bekleidungsstücke aus, vergaß seinen „Klub" nicht und verfolgte den Flüchtling im unsteten Elemente weiter. Da er unbekleidet besser schwimmen konnte, hatte er ihn noch vor der Mitte des Stromes eingeholt und rief ihm zu, sich zu ergeben. Der Räuber aber schwur hoch und theuer, lieber ertrinken. als gefangen sein zu wollen. Nun entspann sich ein Ringen im Wasser, das vom Ufer viele Zuschauer beobachteten, indem sie die Kämpfer durch Zurufe anfeuerten. Bald tauchte der Polizist den Reger unter, bald der Neger den Polizisten. Endlich gelang es diesem, mit seinem „Klub" jenem einen Hieb über das wollige Haupt zu versetzen, der ihn sinken machte. Der Polizist ergriff ihn beim Schopfe und schwamm mit ihm dem Lande zu. Noch ehe er es erreichte, hatte der Räuber seine Seele ausgehaucht. Die Uhren aber waren gerettet.
Markung Wildberg.
Verkauf von Bahnav- schnitten.
Die Eisenbahnverwaltung beabsichtigt, die ihr entbehrlichen Bahnabschnitte auf
_ Markung Wildberg, soweit
dieselben beim früheren Verkauf die höhere Genehmigung nicht erhalten haben, zur nochmaligen Versteigerung zu bringen. Mit der öffentlichen Verkaufs Verhandlung wird
Donnerstag den 2. Novbr., Vormiltags 8 Uhr,
auf dem Rathhaus in Wildberg begonnen. Calw, den 25. Oktober 1876.
K. Betriebsbauamt. Fuchs.
Revier Alten stja i g.
Ätiitbeifilhr-Alckiird.
Am Dienstag den 31. d. M., Morgens 9 Uhr,
wird im grünen Daum in Altenstaig die Beisuhr und das Schlagen von je 40 Kubikmeter Kalksteine in die Staatswaldungen Hohefichten, Verlorenholz, Schanzhardt und Buhler vergeben.
K. Reoieramt.
Ämitiche und Privat-Bekanntmacbungen.
Forstamt Altenstaig,
R e v ier H o f st e t!.
Köhlerei-Akkord.
Am Montag den 6. November d. I., Morgens 10 Uhr,
wird auf dem Raihhaus in Aichelberg die Verkohlung von 2000 Rm. Nadelholz- Prügel, Anbruch, Abfall und Reisprügel aus den Staatswaldungen Probsthalde, Badwald, Mastberg, Ochsenhau und MastteuL öffentlich verakkordirt.
Akkordsliebhaber, unbekannte mit ge- meiuderäthlichen Vermögens - Zeugnissen versehen, werden hiezu eingeladen mit dem Anfügen, daß das Kohlholz einige Tage vor dem Akkord in den genannten Waldabtheilungen durch den Gutsdiener aus Wunsch vorgezeigt werden wird, worüber das Nähere beim Revieramt Hosstett zu erfragen wäre.
Altenstaig, den 24. Okt. 1876.
K. Forstamt. Herdegen.
W.
Nagold.
Oberamts-Stadt.
KMsWs-Nnlms.
Aus der Gantmafse des Jakob Baitinger, Rothgerbers hier, kommt die vorhandene Liegenschaft am
Dienstag den 7. November d.
Vormittags 11 Uhr, auf dem diesigen Rathhause im ersten öffentlichen Aufstreich zum Verkaufs und zwar:
P.-Nr. 97. Ein 2stockigtes Wohnhaus und Scheuer unter einem Dach, mit angebautem Schweinstall, in der Vorstadt an der Haiterbacher Straße,
B. V.-Anschlag 3440 36,9 Rth. Gras- u. Baumgarten,
16,2 Rth. Gemüsegarten beim Haus.
P.-Nr. 244.
.. 245.
Anschlag von Haus und Garten 6000 ^ P.-Nr. 403. M. 20,4 Rih. Acker am Lemberg,
Anschlag 550
P.-Nr. 4403. »/« M. 38,6 Rth. Acker hinter der Burg,
Anschlag 600 ^ Hiezu werden Kaufsliebhaber — der Verkaufs-Eommisston unbekannte Steigerer mit amtlichen Vermögens-Zeugnissen versehen — eingeladen.
Nagold, den 18. Oktober 1876.
K. Gerichts-Notariat. Stikel, Aff.