Gesellschafter.
Amtsblatt sür den Obmuutsbezirk Nagold.
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Amtliches.
4k n g o l d.
An die Ortsvorsteher.
Die Weg-Visitcnions-Piviokolle pro 1876 sind, soweit es nicht bereits geschehen, bis 1. November d I. nebst Vollzugs bericht unfehlbar hieher vorznlegen.
Den 23. Oktober >876.
K. Oberamt. K„lue r.
Tage»,Neuigkeiten.
Die evangelische Pfarrei Mariäkapvel, Dekanats Crailsheim, wurde dem Pfarrverwefer Wilhelm Ammon »i Nohrdorf, Dekanats Nagold, übertragen. .
Aus Stuttgart, 40. Okt. schreibt man der „We,cr-Ztg. : Cs scheint, als ob sich in Württemberg ein kleiner Umstand vollziehe. Der kommandirende General des dortigen Korps trägt, seitdem der Kaiser Stuttgart Verlagen bat, die württembergische Uniform und sollen, wie man hört, auch weitere Concessionen gemacht werden, die dahm gehen, daß nicht mehr in dem Masse wie bisher die Brigadekommaudeursftellen mit preußischen Generälen besetzt, sondern aus den spezifisch württem- bergischen Regimentskommandeuren zu wählen sein werden. Es nt dies ein hockerfreulichcs Zeichen und ein Lob für die Haltung des Corps, wie es besser kaum slattfinden konnte.
Zur Nachahmung theilt das „Frlf. I." Folgendes mit: In Friedberg versuchten die Butter-Händler aus dem Markt sür eben io hohen Preis (1 KL 80 ^ bis 2 KL bas Pfund) zu verkausen. wie in Frankfurt. Die dortige Einwohnerschaft war aber einig und kaufte auch nicht ein Loth. Als man die Butter um 44 Uhr hausiren trug, bekamen die Bauern erst recht nichts abgcnommen, und schließlich boten sie ihre Waare zu 4 KL 20-30 -t aus und fanden auch hiesür kaum Abnehmer.
Mit besonderer Vorliebe scheinen sich jetzt die Falsch m n n - zer den 50- und 20-Pfennigstücken znznwenden. Elftere werden, den ächten täuschend ähnlich, aus Nickel hergcstellt und unterscheiden sich nur bei genauem Befühlen durch die eigenthümliche Weiche dieses Metalls von den ächten. Noch schwerer sind die falschen 20-Pfennigstücke, zu deren Anfertigung man sich theils einer pappernen Masse, theils einer Komposition bedient, zu erkennen, weil die Kleinheit und das geringe Gewichts der ächten Münzen einer Täuschung sehr förderlich ist. Man möge sich also, namentlich beim Empfang einer größeren Anzahl von 50- und 20- Pfennigstücken, durch Vorsicht vor Schaden hüten.
In Speyer ist am 41. Oktbr. nach dem Vorgehen anderer pfälzischer Städte, wie Neustadt, Kaiserslautern, Zweibrücken eine Versammlung gegen die Wander-Lager und Wander-Auctionen, über welche von den eingesssienen Kausleuten vielfach bitter geklagt wird, abgehalten worden. Dieselbe war von Handels- und Gewerbetreibenden, lowre Privaten sehr zahlreich besucht. Es wurde ein Comite beaustragt, die geeigneten Schritte einzuleiten und folgendes Resultat erzielt: 4) Die Stadt-Behörde hat beschlossen, die städtischen Lokalitäten nicht mehr zur Abhaltung von Waaren-Versteigerungen auswärtiger Geschäftsleute herzugeben i 2) vre Local-Presse weist.derartige Publikationen zurück ; 3) die Notare und Gerichtsvollzieher werden, soweit thunlich, das Zustandekommen solcher Geschäfte erschweren; 4) alle Rechts-Eonsulenten und Geschäfts-Agenten habe» sich bereit erklärt, derartige Aufträge nicht anzunehmen: 5) sämmtliche Wirthe, etwa 50 an der Zahl, geben ihre Locale nicht mehr zu solchen Zwecken her.
Die Lebensmittel-Polizei ist in Bayern gut. In München allein bat sie im Jahre 4875 nicht weniger als 39,346 Untersuchungen vorgenommen und zwar 4727 am Brod, 9301 an Bier, 9782 an der Milch und 14,506 am Fleisch. Die Untersuchungen haben den Erfolg gehabt, daß 272 Verkäufer dem Staatsanwalt zur Behandlung überwiesen wurden, 72 sind bereits bestraft.
Dessau. (Eine Petroleum-Vergiftung.) Vor einigen Tagen ist dem Anhalt. Staatsanz. zufolge in hiesiger Stadt ein Mann in Folge einer Vergiftung durch Petroleum gestorben. Derselbe hatte eine frische Schnittwunde am Finger und goß sich aus Versehen Petroleum darauf: den beißenden Schmerz, den ihm diese Uebergießung verursachte, achtete er nicht, und erst als ihm Arm und Brust roth zu werden und zu schwellen anfingen, konsultirte er den Arzt. Dieser konnte nicht mehr helfen. Der Vergiftete starb nach schwerem Leiden. Wir theilen dieses Faktum unseren Lesern und Leserinnen zur Warnung mit.
Man meldet von Apolda, daß das Strumpswaaren-Geschäft sehr flau geht und viele Arbeiter sogar entlasten werden müssen.
Berlin, 19. Oct. Nach einem der „Germania" aus Limburg a d. L. zugegangenen Telegramm ist. der dortige Bischof vom Oberpräsidenten zur Niederlegung seines Amtes aufge- sordert worden.
Berlin, 21. Okt. Der „National-Zeitung" zufolge hat Deutschland seinen Standpunkt zur Waffenstillstands-Frage den verschiedenen betheiligten Mächten gegenüber dahin präcisirt, daß es weder gegen die Bestimmung einer sechsmonatlichen noch einer sechswöchentlichen Frist für den Waffenstillstand Einwendungen
Dienstag den 24. Aktober.
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zu machen habe nnd daher nicht in der Lage sei, de» eine» Vorschlag mehr, als den anderen, zu unterstützen. Für die Verständigung unler den Mächten könne das Eiimeien Deutschlands für den einen oder den anderen Vorschlag von keinem Vorlheii sein, dagegen erkenne Deutschland fortwährend das zu erstrebende Ziel in der Herstellung eines auf Erhaltung des Fiievens abzweckenden Etnverflättdniffes unler den Mächten.
Im deutschen Reichsheer sparen wir 1877 wenigstens 270,000 Mark; denn so viel hat im Jahre l876 der einzige Schatliag gekostet.
W reu, 18. Okt. In diplomatischen Kreisen herrscht große Erregung infolge der seitens Englands gemachten Erklärung, es werde sich mit Gewalt einer Occupation des türkischen Gebietes widersetzen. (?)
Wien, 2o. Okt. Eine Verordnung des serbischen Kriegsmiursters beruft die ganze waffenfähige Mannschaft vom 47. bis zum 60. Lebensjahr ein. — Die russischen Marine-Zöglinge haben behufs Eintritt in ven Dienst ihren Curs vorzeitig zu beenveu. - Nach der Prager „Po- lilit" sind die m Prag wohnenden Landwehrosfiziere angewiesen worben, sich bereit zu halten, um gegebenen Falls binnen 4ä -stunden i» Dienst zu treten.
Hat der Leser von dem Horror vacui gehört? Das ist das Gespenst, das in Wien umgeht; venu an 40000 Wohnungen stehen leer. Das Grusel» haben die Wiener schon seit dem großen Krach kennen gelernt.
Brüssel, 20 Okt. Der „Nord" schreibt in Bezug auf die.heutige Meldung der „Times": er Halle den Krieg zwischen Rußland und der Türkei nicht für so unvermeidlich, wie dies der „Times" erscheine. Die von der „Times" mitgetheiiten neuesten Entschlüsse Englands seien geeignet, in Konstantinopel starken Eindruck hecvorzubringen und der Pforte die Nothwendigkeit darzulegen, daß sie sich den Forderungen der Mächte srciwillig füge. Auch die Rückkehr Jgnatieff's mit Familie nach Konstantinopel sei ein Zeichen, daß die Hoffnung auf die Zustimmung der Pforte zu dem europäischen Programm noch nicht aufgegeben sei.
Petersburg, 49. Okt. Dem Ministerium sind für die diesjährige Einstellung von Rekruten ca. 1,000,000 Rubel mehr als im Vorjahr bewilligt worden. — Nach Livadia sind an das kaiserliche Hoflager durch telegraphischen Befehl die hervorragendsten Admiralitätsräthe, sowie die Spitzen des Generalstabes berufen worden. Der Präsident der Militär-Aushebungs-Commission General Nepokalischizki, ist gleichfalls dahin abgegangen.
Petersburg, 21. Okt. In gut unterrichteten Kreisen ist von einer Reife des Großfürst Thronfolgers nach Wien, London und Berlin und von neuen Friedens-Vermittlungen absolut nichts bekannt. Die Rüstungen werden mit Eifer, namentlich die der Flotte, betrieben. Die Situation ist eine ernste und man hält die Unterhandlungen für abgebrochen. (F. I.)
Warschau, 18. Okt. Wie ich erfahre, ist dem Stadtralhe von Warschau die strikte Ordre zugekommen, mit dem Eintritt des Winters für circa 80,000 Mann Quartiere zu beschaffen; kasernirt können sofort etwa noch 20,000 Mann werden. Nach Petersburg und Moskau ist gleicher Befehl ergangen; in Kiew sind bereits Barackenlager für obengenannten Zweck ausgeschlagen worden. (B. T.)
Die National-Zeitung in Berlin bespricht die mißliche Finanzlage Rußlands nnd sagt, Rußland sei gegenwärtig von allen Baarmitteln so entblößt, daß es unfähig ist, einen längeren Krieg ohne auswärtige Götdunterstützung zu führen. Den Krieg mit der Türkei allein würde es im Vertrauen auf einen raschen Sieg vielleicht nicht scheuen: jede Verwicklung mit einer dritten Macht würde aber Rußlands Geldmittel überschreiten. Mit Rücksicht ans die Aussichtslosigkeit einer Anleihe könne Rußland nur mit Einvernehmen mit Deutschland und Oesterreich Vorgehen. In der Hand Oesterreichs liege jetzt der Ausschlag. Der Artikel schließt: Der russische Finanzminister (Reutlern) versammelte neulich seine Ftnanzagenten und fragte sie, ob Rußland Geld bekommen könne: sie antworteten einstimmig: keinen Pfennig.
Paris, 15. Okt- (Schulverhältnisse Frankreichs.) Die Republik gewinnt unleugbar an Boden, das ist eine Erscheinung, wenig geeignet, die dunklen Ehrenmänner der reaktionären Ktiquen mit Wohlbehagen zu erfüllen. Bonapartisten, Orteanislen und vor Allem die Uitramontanen sehen mit Ingrimm das Fortschreiten der republikanischen Gesinnung. Unwillkürlich drängt sich ihnen die Furcht auf, daß auch ihre Stunde schlagen könnte und daß ein freisinniges Frankreich den von ihnen ausgeübten Zwang zerstören könnte. Da ist es kein Wunder, daß sie vorerst die Zukunft Frankreichs, die Schulen in Händen zu behalten suche» und mit gewaltiger Eifersucht jede Bewegung aus diesem Gebiete überwachen. Gestern schon klagten mit Leidenschaft orleanistische
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