Generalpostmeister entgegenkommen und die Gebühren von 50 Pfennige» für ein Telegramm von nur 15 Worten verlangen, während früher 20 Worte gestattet waren.

Berlin, 19. Oct. DerNordd. Mg. Zig." wird von angeblich guter Seite aus Petersburg gemeldet, der Großfürst- Thronfolger wolle sich alsbald von Livadia nach Wien, Berlin und London begeben, um bei den betreffenden Höfen und Kabi­netten persönlich für einmüthiges Handel» der Großmächte im Interesse eines gedeihlichen Antrages der orientalischen Frage zu wirken. Nach allen Versicherungen aus Petersburger Kreisen Halle der Kaiser unverändert on dem Entschlüsse fest, in dieser Frage nicht isoliri vorzugehen und feine Allianzen nicht aufzugeben.

Nach den vervollständigten Listen der in Phil ade iphia ausgezeichneten Aussteller entfallen auf etwa 1000 deutsche Aus­steller 627 Medaillen Danach scheint die deutsche Industrie denn doch noch nicht in den aller allei-Ictzlen Züge» zu liegen.

Wien, 17. Okt. Der russisch türkische Krieg wird in hie­sigen diplomatischen Kreisen als eine ausgemachte Thatsache be­trachtet und unsere Meldung von einer wohlwollenden Neutrali­tät Oestreichs mit Bestimmtheit b.fiäügt. In diesem Sinne wird auch das Handschreiben des Kaisers an den Czar Alexander lauten, welches der russische Flügel Adjutant Tajchkofs, dessen Abreise nach Livadia stündlich bevorfteht, mitnehmeu wird. Das Drei-Kaiser-Bündniß, welches vo» den Offiziösen vor wenigen Tagen schon als aufgegebeu betrachtet wurde, soll in diesem Hand­schreiben neuerdings besiegelt werden.

Wien, i7. Okt. Das neue Handschreiben des Czaren wurde dem Kaiser Franz Joseph heute durch den russischen Ad­jutanten Taschkoff überreicht. Der Brief war nachträglich durch einen Kurier aus Livadia überbracht, nachdem Taschkoff einen günstigen Fortgang seiner Verhandlungen in der kaiserlichen Hofburg gemeldet hatte. Die Verständigung zwischen Oestreich und Rußland kann als völlig hergestelll betrachtet werden.

Wien, 17. Okt. DasN. Wien. Tagbl." meldet: Der Zar bewilligte seinem Finanzmililster, v. Reutern, 300 Millionen im Wege des Nationalanlehcns zu erheben.

Wien, 17. Oct. Hier täuscht sich Niemand mehr darüber, daß die noch geplanten diplomatischen Schritte nichts Anheres als fruchtlose Versuche bleiben werden, und daß ein Krieg, größer als der bisherige, im Orient zu erwarten ist. 'Nur noch nach England richtet man den Blick, um zu ergründe», ob dasselbe etwa actio gegen Rußland auflreten wird oder nicht. Dem letz­teren Staate hat es Oestreich leicht gemacht, indem es sich zur Neutralität entschloß. Meine Angaben von gestern werden heute von allen hochoffistösen Organen bestätigt. Oestreich könne, so sagt man, für die Türkei nicht ins Feld ziehe» und habe nur seinerseits einen Angriff zu vermeiden. Wenn aber ohne unser Zuthun eine Katastrophe im Orient einträtc, so sei es jedenfalls besser und weniger kostspielig, nur danach zu trachten, daß wir bei der Theilung nicht zu kurz kommen, und hiefür wiederum sei aus militärischen und finanziellen Gründen der Anschluß an Deutsch­land und in Folge dessen die friedliche Auseinandersetzung mit Rußland, eben gestützt auf Deutschland, der geeignetste Weg. Da haben Sie die Quintessenz der hiesigen Rechnung, von der man freilich noch nicht sagen kann, daß sie untrüglich sein werde. Er­wähnung verdient die in hohen politischen Kreisen hörbare An­schauung, daß die nun inaugurirte Politik des Kaiser-Staates nur bis zu einer gewissen Grenze vom Grafen Andrassy werde geleitet werden.

Wien, 18. Okt. (Telegr. derStuitg. N. Bürger-Zt.") Das Fremdenblait warnt Italien eindringlichst vor Agitationen gegen Oestreich. Wie dasNeue Wiener Tagblatt" vernimmt, beginnt in der Diplomatie gegenwärtig die Frage der Friedens- bedingungen wieder die Hauptrolle zu spielen.

Wien, 18. Okt. Andrassy ist hier angekommen, Minister v. Hofmann wird morgen erwartet. In der Beantwortung des letzten Schreibens des Kaisers von Rußland, in welchem dieser feine positive Entschließung mittheilt, soll angeblich auch hervor­gehoben werden, daß im Falle eines Krieges eine bestimmte Ab­grenzung der russischen Operationsbasis beabsichtigt sei.

Paris, 18. Okt. Der Moniteur sagt, daß keine neue Thatsache die Panik an der Börse rechtfertige. Das genannte Blatt betrachtet den Krieg als durchaus nicht unvermeidlich. Die France versichert, es sei in Livadia zwischen Bratiano und Gortschakoff eine Convention unterzeichnet worden, in Folge deren Fürst Karl zum König von Rumänien pcoklamirt werden solle. Die rumänische Armee wird russische Befehlshaber und Offiziere erhalten, die Donaumündungen würden von Rußland annectirt werden, Rumänien würde dagegen die Bukowina und den größeren Theil von Siebenbürgen erhalten.

Ein russischer Correspondent des BernerBund" schildert die Situation allem Anschein nach in richtiger Weise, wenn er schreibt:Ich glaube nicht zu übertreibe», wenn ich Sie versichere, daß für Rußlannd die Stunde der Umkehr schon vorüber ist. Das Volk verlangt den Krieg, und der Kaiser wird nachgeben müssen, wenn er populär bleiben will. Rußland jetzt zum Rück­züge zwingen, hieße so viel, wie einen im Schweiße sich Befin­

denden mit kaltem Wasser begießen. In Livadia weiß man jedoch sehr wohl, daß die Volksstimmnng nicht gering zu achten ist, und deßhalb werden alle nöthigen Vorbereitungen zu dem von der russischen Nation so lang ersehntenslavischen" Kampfe ge­macht. Es ist kaum zu leugnen, daß Rußland am Vorabende des Krieges steht, eines Krieges, wie er für eine Nation nicht populärer gedacht werden kann, denn keine Stimme wagt laut gegen denselben zu predigen."

London , 18. Oktbr. Die Boris erösfnete in vollständiger Panik. Die russischen Papiere fielen 7 pCt.. die italienischen 3 pCt., die unga­rischen 6 pCt. Der Leitartikel desTimes" mit dem Hilferuf an Bis­marck hat allerwärts sehr unangenehm berührt und wird von Vielen geradezu als eine Unwürdigkeit zurückgewiesen. Namentlich scharf zieht diePall-Metall-Gazette" geaen dieTimes" zu Felde und höhnt sie wegen ihres gestrigenFufifalls" vor Bismark. Sie belehrt dieTimes", daß Bismarck das Wohl Deutschlands sorasältig im Auge behalten werde, aber weiter nichts. In privater Unterhaltung politischer Kreise hört man denTimes"-Artikel eben so stark tadeln.

Manchester, 17. Okt. Ein Meeting von Baumwollin- dustricllen des nördlichen und nordöstlichen Lancashire beschloß die von den Arbeitern gemachten Lonvorschläge zurückzuweisen und die Fabriken am 24. d. Mts. zu schließen. Durch die Ausfüh­rung dieses Beschlusses werden 80,000 Arbeiter brodlos.

Belgrad, 18. Okt. Vom Kriegsschauplatz werden ver­schiedene für die Serben siegreiche Gefechte gemeldet.

Zara, 17. Okt. Die Insurgenten des Distrikts Ljubinje und Nevesinje sagten sich von Montenegro los und kehrten heim. Die türkischen Streitkräfte in der Herzegowina betragen nunmehr 36,800 Mann.

In K o n st a nt in o p e l scheint man das kalte Blut zu ver­lieren, und wenn es wahr ist, was Hirsch's Bureau meldet, das in dieser ganzen Frage sich als sehr wohl informirt erwiesen, daß nemlich der Sultan in eigener Person zur Armee abzugehen gedenke, so kann der Kriegsfall doch noch viel eher eintreten, als sich die Diplomaten mit ihrem Formelkram träumen lassen.

K o nstan ti» o pe l, 15. Okt. Die Pforte ist ohne Schwie­rigkeiten bereit, alle bisher von den Mächten gestellten Forde­rungen zu genehmigen, bis auf den einzigen Punkt, welchen alle am Ruder befindlichen türkischen Staatsmänner einstimmig als die Achillesferse des Reiches bezeichnen, nemlich die Ausnahme­stellung der Bulgare!, Bosniens und der Herzegowina, verbunden mit der in den letzten englisch-russischen Vorschlägen beantragten Feststellung dieser Ausnahmestellung. Dies werde die Pforte weder freiwillig noch zwangsweise durch einen internationalen Akt zngestehen. Um diesen Punkt drehen sich augenblicklich alle Be- rathungen der Pforte. Midhat Pascha nicht weniger wie der Großvezier erblicken in dem der Pforte zugemutheten internationa­len Protokolle die Guillotine der Türkei und seien einig, daß die Zugeständnisse nur bis zu diesem Punkt und nicht weiter gehen dürften. Beiden ist das Auftreten Englands, das bei solchen Forderungen gemeinsam mit Rußland handle, völlig un­verständlich. Ihre Ueberzeugung geht dahin, daß nach erfolgter Ablehnung der ungeheuerlichen Forderung England aus der in dieser Frage genommenen Stellung abschwenken werde; betreffs Rußlands macht man sich in den Kreisen der Pforte keine Illu­sionen darüber, daß die Verwerfung dieser Garantieforderung demselben eine willkommene Handhabe bieten werde, um den Bruch zu vollziehen, welcher bei selbst erfolgtem Zugeständniß der Forderung aus einer späteren Interpretation derselben doch abgeleitet werden würde. Der Rücktritt des Großvezirs wird immer wahrscheinlicher und Midhat Pascha allgemein als sein Nachfolger bezeichnet, ebenso soll die Ersetzung Safvet Paschas, des Ministers des Aeußern, durch Khalil Scherif Pascha sicher sein.

Eßlingen, 18. Okt. Während die Obstpreise immer mehr in die Höhe steigen ein Centner kostet 8 50 4 find die Kraut­

preise auf dem heutigen Wocbenmarkt so sehr gesunken, daß ein Kraut­kopf zu 6 und 3 -4 verkauft wurde.

Weinpreise. Brackenheim: Allgemeine Lese beginnt den 23. Okt. Qualität etwas besser als sernd. Botenbeim. Wie gewöhnlich allen Orten in Lese und Verkauf voraus. Alles verkauft mit stetem Aufschlag: schwarz Gewächs 100-125 gemischtes 90110 ^ Dür­renzimmer. Schwarzrotb Gewächs, mehrere Käufe zu 120-130 ^l vr. 3 Hekt. Marbach. Auenstein mit Helfenberg Schwarzes Frühgewächs ziemlich Käufe zu 125138 pr. 3 Hekt. Qualität sehr gut. Vorr. 300 Hekt.

Friedrichshafen, 18. Okt. Wir haben ihn nun, den neuen See wein! Die Preise sind unverhältnißmäßig doch. Weiße Weine kosten 1822 fl. per Obm und sind dazu noch theilweife recht sauer.

sHopscn.) Crailsheim, 17. Okt. Bei heutigem Verkauf des Stadt- und Stiitungshopfens 418 und 462 <-6 Pr. Ztr. erlöst. Horb, 17- Okt. Die Nachträge nach Hopfen mehrt sich hierorts von Tag zu Tag. Käufe wurden indessen noch sehr wenige abgeschlossen, da Produ­zenten an ihrer Forderung von 500 pr. 50 Kilo festhalten. Ein grö­ßerer Produzent verkaufte heute einige Ballen zum Preise von 480

A Her l - i.

Aus dem Taschenbuchs eines Philosophen. DaS schönste Leben hat stets ein Bäckermeister: bei der Nacht backt er, bei Tage schläft er und verdient dabei Geld wie Heu. Das Schwein ist ein vermöge seines Borstensistems von den Bürstenbindern hochgeschätztes Reinigungsmittel der Natur.

Auflösung des Logogryphs in Nro. 124:

Steinwandel.