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„Nun, so höre mich ruhig an, mein Lohn; — unterbrich mich nicht, wenn irgend etwas Dich in Erstaunen setzen sollte. Du weißt, daß ich mit Richard, dem jüngsten Deiner beiden Söhne, von Kindheit an etwas Besonderes im Sinne gehabt. Während Georg direkt sür den Kaufmannsstand, als seine künftige Bestimmung, erzogen wurde, und wir Alle in ihm von jeher den einstigen Chef der Firma Harvey erblickten, suchte ich zu Deiner Verwunderung und, laß mich es aussprechen, mein Sohn — z» Deinem stillen Verdrösse, den Richard mehr zum Kavalier hcrauszubilde», der auch im Grunde stets in ihm steckte; glich er ja doch schon als Knabe mehr einem Junker als einem repu blikanischeu Kaufmannssohne.
Er ist jetzt vierundzwanzig Jahre alt, hat studirt und auch Tüchtiges gelernt; ein schönes Aeußeres, feine ritterliche Manieren qualificiren ihn ganz besonders zur Repräsentation. Er würde z. B. den stattlichen Garveoffizier in irgend einer deutschen Residenz drüben in Europa spielen können, da er die militärischen Studien mit ganz besonderer Vorliebe betrieben hat."
Als der alte Herr inne hielt und ihn fragend anblickte, als fordere er seine Meinung heraus, schüttelte der Sohn befremdet den Kopf und erwiderte: „Ich muß gestehen, mein theurer Vater, daß mir dies Alles unverständlich klingt und ich in der That auf eine nähere Erläuterung begierig bin "
„Das finde ich begreiflich, mein Lohn", fuhr der Greis mit einem unterdrückten Seufzer fort, „sie soll Dir im vollen Umfange werden. — Laß mich deßhald sünfzig Jahre zurück greifen, mein volles Jubiläumsalter, das ich im vorigen Jahre, von der Liebe einer ganzen Stadt getragen, so festlich begehen durfte. — Du weißt, daß ich im Jahre 1791 der Kompagnon dieser unserer Firma wurde, nachdem mir das Glück zu Theil geworden, die einzige Tochter und Erbin des Hauses heimzuführen. Was Dir jedoch bis heute verborgen und auch überall ein Ge- heimuiß geblieben, ist die Thatsache, daß ich kein Amerikaner, auch kein Harvey, sondern ein Deutscher bin und mein Ngipe einst von Laudeck war!"
Wieder hielt er inne, um die Wirkung seiner überraschenden Mittheilung zu beobachten, welche auch in der That gewaltig genug erschien. Der Sohn starrte den Vater angstvoll und ungläubig an, als fürchte er um seinen Verstand, wozu er im Grunde auch wohl die gerechteste Ursache haben mochte; dann athmcte er tief auf und schüttelte mit einer energischen Bewegung den klugen Kopf.
„Du bist heute zum Scherzen aufgelegt, lieber Vater!" versetzte er nach einer kleinen Pause mit fester Stimme.
„Nicht doch, mein Sohn, in meinem Alter treibt man mit solchen ernsten Dingen, mit der eigenen Ehre keinen Scherz. Es ist so, wie ich Dir sage; mein eigentlicher 'Name ist von Landeck, meine Heimalh eine kleine deutfchc Stadt im früheren Kurfür- stenthum, jetzigen Königreich Hannover, welches seit fünf Jahren, wie ich aus den Zeitungen erfahren, von England, dem es seil beinahe hundertundfüufundzwanzig Jahren angchört, abgelöst und nun selbständig geworden ist. Einem alten mächtigen Adelsge schlechte entsprossen, wurde ich, als der jüngere Sohn einer Seitenlinie, zum Officiersstande bestimmt. Völlig mittellos, war diese Karriere wenig beneidenswerth und der Krieg meine einzige
Hoffnung. Ich war zwanzig Jahre alt, als mein Geschick mir ein Mädchen eutgegenführte, für welches ich eine wahnsinnige Leidenschaft faßte. Sie war reich und schön und schwur mir Gegenliebe. Laß mich kurz über jene Zeit hinweggehen, mein Sohn, sie erscheint mir heule, wo ich nach einem langen Leben ruhig und gefaßt dem Tode entgegenschaue, wie ein wüster toller Traum, der mich dem Wahnsinn nahe brachte. Nachdem sie einen Andern geheirathet, wähnte ich den Werther, der damals die Köpfe der Jugend erhitzte und die Herzen mit Selbstmordgedanken erfüllte, um jeden Preis spielen zu müssen. Ich war so rasend, am Grabe jener Frau, welche nach wenigen Jahren starb, den trauernden Gatten zu beleidigen und ihren Schalten heraufzubeschwören; cs erschien mir in meiner wilden Eifersucht wie ein Frevel, daß Jener, der die Todte wahrhaft geliebt, ihre Ruhestätte vor mir zu bewahren strebte, indem er ein steinernes Leichentuch darüber breiten ließ mit der drohenden Inschrift: „Dieses auf ewig er- kauste Begräbnis, darf nie geöffnet werden." Ich spottete des Wortes „Ewig" und wollte mich auf ihrem Grabe erschießen! — Gott vereitelte das sündige Vorhaben; ich nahm meinen Abschied. verließ mein Vaterland und ging mit einem französischen Schiffe nach Amerika, um hier in der neuen Welt für die Unabhängigkeit der jungen Republik gegen England zu kämpfen, gegen England, dessen Unterthan ich war, dessen, Heere ich angehört hatte. Was würde mein Loos gewesen sein, wenn ich in Gefangenschaft gerathen wäre? — Ich kämpfte glücklich und gelangte bald in Washingtons Armee zu einer hervorragenden Stellung. Das Glück war mir überall zur Seite, indem es mir gestattete, Deinen Großvater und Deine Mutter vor einem sichern und schrecklichen Tode zu bewahren. Als der große Kampf mit dem Jahre 1783 zu Ende war (ich gehörte kaum ein Jahr der amerikanischen Armee au), ging ich, trotz der Bitten Deines Großvaters, nach Indien und kehrte erst im Jahre 1789, als der große Washington Präsident der Republick geworden, nach Baltimore zurück, wo mich Georg Harvey mit offenen Armen aufnahm. Ich galt hier, nach einem heimlichen Uebereinkommeu mit ihm, für seinen Verwandten, da es sein innigster Wunsch war, dir alte Firma uuveräuderl zu erhalten und mich als Kompagnon und demnächstigen Schwiegersohn in seine Familie aufzunehmen."
(Fortsetzung folgt.)
Allerl ei.
— Textabw etchung. Manche Ehefrau erlaubt sich gewiß, ohne es einzugestchen, im „Vater Unser" die Abweichung, zu beten: „Mein Wille, Herr, geschehe!"
— Aristoteles sagt: „Erst der Staat, dann^die Familie." ES gibt viele Frauen, welche diesem Principe huldigen.
Logogryph.
(v. Sch. in E-)
Bo» I. 2. 3. 4. 5. ist manches Menschenherz,
das ficb neutral verhält in Liebe, Lust und Schmerz.
Die 6. 7. 5. 8. ist im Zimmer mein und dein;
Ein LeichenaiUlitz mag von ibr ein Abbild sein.
8. 7 ä. Ä" 3 9. sei allzeit rein und gut.
Denn anders nützet nichts ein theu'r vergoßnes Blut.
„Das Ganze ist ein geschäftig, auch viel geplagtes Wesen, von dem schon vieles Nene, auch Scherz Ihr habt gelesen.
Lei der
Nagold.
1628
liegen zum Ausleihen in einem oder mehreren Posten parat
Amtliche und H)rivat-Beka»ntmachn»ge».
Nagold. Oberamts-Stadt.
Stiftungspflege.
Gauß.
N a g o t d.
Nene Ketten
«nd einzelne Bcttstücke werden stets billig rmd solid angesertigt bei
Earl Pflomm.
Lehrstelle-Gesuch
für einen t 4jährigen Knaben bei einem tüchtigen
Mechaniker, Schlosser ober Schreiner
wit entsprechender Lehrgelds-Vergütung. Anträge nimmt entgegen die
Redaktion d. Blattes.
Trunksucht
beseitigeich sicher, und
zwar sofort, mit, auch ohne Wissen, so daß es dem Kranken völlig zum Eckel wird. Dank- und Anerkennungsschreiben liegen vor. Man wende sich an Vk. kouetrkx, Droguenhandlung in Grunbrrg i/Schl.
Verkauf eim HsMuPlis«.
Aus der Gantmasse des
Friedrich Stockinger, Kaufmanns hier,
kommt oberamtsgerichtlichem Auftrag zufolge die vorhandene Liegenschaft am
Ävi» 4. Ä. «ff.,
ZI Turans dem Rathhause in Nagold im ersten öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, und zwar :
Gebäude Nr. 149. Ein 2stockigtes Wohnhaus mit 2 guten, gewölbten Kellern unter demselben und Hofraum in der Marktstraße. s-a-Wj In dem Hause befindet sich im ersten ^—'
Stock ein geräumiger Laden mit vollständiger Einrichtung, ein großes Comptoir mit anstoßendem Zimmer und ein Magazin; im zweiten Stock 5 heizbare Zimmer, 1 Kammer und 2 Küchen und unter dem Dach 4 Kammern und sehr geräumige Bühnen.
B.-V.-Anfchlag 6860 ^