Aufkommen wird. Durch das Hilfegeschrei einer Magd gestört suchten die Dhäter das Weite, ohne etwas mitzunehmen. Zwei der That verdächtige Personen von Ensingen wurden heute beim Mähen auf dem Felde festgenommen.

Gmünd, 25. Juni. Heute früh starb der älteste Bürger hiesiger Stadt, der Bäcker Anton Flaig sen. Am 7. März hatte er sein 100. Lebensjahr vollendet, und es war damit eine Feier verbunden, an welcher nicht nur die nächsten Familienangehörigen, sondern alle Kreise hiesiger Bevölkerung rege Teilnahme zeigten. Eine besondere Weihe hatte diese sel­tene Geburtstagsfeier durch das Geburtstagsgeschenk Seiner Majestät des Königs erhalten, Allerhöchstwelcher dem Jubilar einen silbernen Trink­becher überreichen ließ. Der Greis starb an Lungenentzündung.

Aus Winzerhausen schreibt man derNeck.-Ztg." daß dort in wenigen Wochen gegen 160 Stück Geflügel durch Füchse geraubt wurden. Die kecken Diebe wagen sich ganz ungeniert mitten ins Dorf herein.

Ulm, 26. Juni. Die Donau hat wiederum ein Opfer gefordert. Diesen Nachmittag badete ein hiesiger Briefträger oberhalb der Ziegellände an einem für des Schwimmens Unkundige höchst gefährlichen, auch verbotenen Platze. Plötzlich geriet er in eine tiefe Stelle; die dort starke Strömung erfaßte ihn und riß ihn abwärts, ohne daß dies von den Mitbadenden und dem Badeausseher verhindert werden konnte. Bei der sog. Gänswiese wurde der Verunglückte, ein Vater von 2 Kindern, heute Abend als Leiche aus dem Master gezogen. Allem Anschein nach wurde derselbe vom Schlage betroffen, weshalb ihm ein Rufen nach Hilfe unmöglich war.

Ulm, 24. Juni. Heute nachmittag 3 Uhr erhängte sich ein verwit­weter hiesiger Maurer, welcher infolge eines Armbruchs in seiner Arbeits- Fähigkeit beeinträchtigt und daher in Trübsinn verfallen war, aus dem Glacis war dem Friedrichsauthor. Ein paar kleine Mädchen sahen, wie er den Strick an einen Baum befestigte und sprangen vor Schreck weinend davon. Bis Leute herbeikamen und den noch ganz warmen Körper abschnitten, war der Tod bereits eingetreten; die angeftellten Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Der 40 Jahre alte.Kommissionär Albert Dahlmann von Bkaubeureu, welcher schon mehrfach mit den Strafgesetzen in Kollision ge­raten ist und die sog. Eatemnaierei schwunghaft betreibt, wurde nach am 17. und 18. l. M. gepflogener öffentlicher Verhandlung von der Strafkammer II des hiesigen Landgerichts wegen achtzehn Vergehen des Betrugs zu der Gesamtgefängnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten, auf welche zwei Mönate der Untersuchungshaft eingerechnet sein sollen und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren verurteilt, von der Anschuldigung dreier weiterer Vergehen des Betrugs und zweier weiterer Vergehen der Unterschlagung aber freigesprochsn. Derselbe hatte namentlich Gelder, die er von Klienten zur Deckung von Gerichtskosten oder von anderen

Leutzovzur Ausbezahkung an Klienten erhalte», in zum Teil nicht unerheb­liche« Beträgen in seinem Nutzen verwendet und so einer Reihe meist ärmerer Leute empfindlich geschädigt.

WerrrnifcHLes.

Frankfurt a. M. Der Sommer hat im zoologischen Garten statt der Ausstellung wilder Menschen die überraschenden Kunstleistungen des be­kannten Blondin, des Helden vom Niagarafall, gebracht. Seine Sicher­heit auf dem 3 Finger starken, straff gespannten Seil, 70 Fuß hoch über dem Bassin des zoologischen Garten, ist wahrhaft überraschend. Er geht mit verbundenen Augen, obendrein bis herab zu den Knieen in einen Sack verhüllt, vorwärts und rückwärts, setzt sich auf die Rücklehne eines auf dem Seil frei schwebenden Stuhles, bringt auch noch einen Tisch mit, öffnet eine Flasche Champagner und trinkt auf das Wohl seiner staunenden Gäste, geht in Körben bis an die Knie reichend, und bäckt Pfannkuchen auf einem Pe­troleum-Herd, Alles hoch in der Luft, nur von der Balancirstange gehalten, welches an jedem Ende ein Gewicht von 5060 Pfund hat. Die anfangs zaghaften Zuschauer, selbst nervenschwache Damen, werden zuletzt durch seine beinahe unglaubliche Sicherheit beruhigt und sehen mit einem angenehmen Gruseln zu, wie Blondin scheinbar und zum Scherz auf dem Seile aus­gleitet , stolpert, sich glatt auf den Rücken legt und im nächsten Augenblick auf dem Kopf steht. Die Kunstleistungen sind in solcher Vollendung wirklich noch nicht gesehen worden.

Großes Fisch-Sterben. Am vorletzten Donnerstag früh­morgens war, wie aus Bayreuth berichtet wird, der Main bei Heinersreuth buchstäblich mit toten und sterbenden Fischen bedeckt, darunter Karpfen mit 3 Vs, Barben bis 5 Pfund, auch etliche Aale, meistens Weißsischarten, leider aber auch eingesetzte, fingerlang gewordene Lachse. Der Grund war wohl, daß die Kanäle Bayreuts mit den Gewitterregen sich plötzlich in Fülle in den Main entleerten; denn das Wasser floß ganz schwarz und roch wie Jauche.

DerLieutenant" ist deutsch! Das Wort Leutnant ist, wie Mancher mit Erstaunen vernehmen wird, ein acht deutsches und deshalb immer Leutnant und nicht Lieutenant zu schreiben. Das Wort Leutnant ist entstanden aus dem mitteldeutschen lmtonambsekt, Aufpaffer der Leute, d. h. des Kriegsvolkes, woraus nach Zusammenziehung des zweiten Bestand­teiles lientonskndt: leulsnsmbt (wie z. B. Amt ans Ambt entstanden), dann abgeschwächt loutonsnt oder loutnant wurde. Als unsere Nachbarn jenseits des Rheins dem deutschen Sprachschatz dieses Wort entlehnten, gaben sie ihm mit der ihnen eigenen Virtuosität einen recht französischen Klang und I» grsnäö Nation war um ein eigenes Wort reicher.

ahl

«ne« KMokifekien Distangsrat« anä Kürgerausfckuste«.

Nachdem die Wahl eines aus Einwohnern katholischer Konfession be­stehenden Partikular-Stiftungsrats und Bürgerausschuffes behufs der Ver­waltung katholischer Stiftungsgelder angeordnet worden ist, wird zur Wahl

des Partikularsttftmlgsrats auf

Montag, äen 6. Juki 1885, vormittag« von 89 Mr, und zur Wahl des Bürgerausschusses

aaf äen gkeicken Tag, vormittag« 1911 Mr,

Tagsahrt anberaumt. Die Partnular-Stiftnngsratsmitglieder werden auf die 6 Kalenderjahre 18851890 gewählt, es hat jedoch nach 2 resp. 4 Jahren je ein Drittel, welches durch das Loos bestimmt wird, auszutreten, um durch Neuwahlen ergänzt zu werden. Der Bürgerausschuß wird aus die 2 Kalenderjahre 1885 und 1886 gewählt, die eine durch das Loos zu bestimmende Hälfte hat Ende dieses Jahres auszutreten um durch Neuwahl ergänzt zu werden.

Für den Stiftungsrat sind 5 Mitglieder (nicht 6 wie in Nr. 75 d. Bl. gesagt ist) zu wählen, für den Bürgerausschuß 5 und ein Obmann, der auf dem Wahlzettel besonders zu bezeichnen ist. Für Vornahme der Wahl, sowie bezüglich des aktiven und passiven Wahlrechts sind lediglich die für Gemeinde­rats- und Bürgerausschuß-Wahlen geltenden Vorschriften maßgebend. Wenn an dem festgesetzten Wahltermine nicht mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten abgestimmt hat, so wird nach vorausgegangener Bekanntmachung durch die Glocke sofort in der nächsten Stunde eine Nachwahl vorgenommen, bei der, es ohne Rücksicht auf die Zahl der abgegebenen Stimmen sein Verbleiben hat.

Ueber die wahlberechtigten katholischen Ortseinwohner ist eine Wähler­liste «f dem Rathaus aufgÄegt. Ansprachen gegen die Wählerliste können von jetzt ab bis zum 2. Juli 1885, abends 5 Uhr, bei dem Ortsvorsteher angebracht werden.

Ealw, den 23. Juni 1885.

Kath. Stadtpfarrer Stadlschultheiß

Stet«. H«ff«er.

Bekanntmachung.

Durch Reichsgesetz vom 28. Mai 1885 ist die Unfall- und Kranken­versicherungspflicht auf eine weitere An­zahl von Gewerbebetrieben, (die so­genannten Transportgewerbe) ausge­

dehnt worden. Als solche kommen in der Stadt Calw in Betracht: der gewerbsmäßige Betrieb eines Fuhr­werks, der Güter- und Personenbe­förderung und der Flößerei.

Die hierauf bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen und Erläuterungen hie­

zu sind am Rathaus angeschlagen, auch können dieselben jederzeit auf der dies­seitigen Kanzlei eingesehen werden. Die Verficherungspflichtigen werden dem­nächst Anmeldeformulare zugestellt er­halten, welche spätestens bis zum 18.Juli 1885 ausgefüllt dem Stadtschultheißen­amt zu übergeben sind. Die Ver­sicherungspflichtigen sind jedoch, wenn ihnen aus Versehen, ein Formular nicht zugestellt würde, von der An­meldepflicht nicht befreit. Die Ver­säumnis der Anmeldung ist mit Strafen bis zu 100 ^ bedroht, die beteiligten werden deshalb dringend ausgefordert sich mit den gesetzlichen Vorschriften rechtzeitig bekannt zu machen.

Calw, 20. Juni 1695.

Stadtschultheißenamt

Hafsner.

Revier Hirsau.

Orennkokz-VeeAäiA

1) Montag, 6. Juli, vor­mittags 9 Uhr, m Gasthof zum Rößle in Hirsau aus Lktzenhardt, Abt. 3, Kohk- .stich und Abt. 14, Birkenhau:

51 Rm. Nadrcholzscheiter» 191 R«. dto. Kugel und Rrrb«lch, 17 ' Rm. trumeue Rinde und Nadel­reis in Flächenkosen, taxiert W 105V Wellen.

2) Donnerstag, S. Juli,

vormittags 10 Uhr in der Muckmiß-Blockhütte aus Wecken- Hardt, Abt. 18, Kuchenbrückle, Abt. 19, Muckmiß und Abt. 31, oberer Höll- gruud:

106 Rm. Nadelholzprügel und An­bruch, 170 Rm. tannene Rinde; 3) Freitag- Juli, vormittags 9 Uhr,

im Hirsch in Neuhengstett aus Otten- brmmerberg, Abt. 1, Schleichdorn und

30 Rm. Nadelhölzscheiter, 106 Rm. dty. Prügel und Anbruch, 10 Rm. tannene Rinde.

4) Samstag, 11. Juli,

vormittags 9 Uhr,

im Gasthof z. Schwanen in Hirsau, aus Lützenhardt, Abt. 10, Hühnerteich und Abt. 15, Hoffeld:

12 Am. Nadelhölzscheiter, 141 Rm. dto. Prügel und Anbruch, WRm. tannene Rinde.

Diejenigen, welche seit 1. April d.J. ein der Gewerbesteuer unterworfenes Geschäft angefangen, nachhaltig erwei­tert oder vermindert oder eingestellt haben, werden aufgefordert, hievon spätestens im Laufe dieser Woche An­zeige zu machen, spätere ArnneKmngen können sitz dieses Quartal nicht mchr berücksichtigt werden.

Wer unterläßt, neu begonnene Ge­werbe anzuzeigen, ist strafbar, eine rechtzeitige Abmeldung eingestellten Gewerbebetriebs liegt im eigenen In­teresse der Steuerpflichtigen.

Calw, den 27. Juni 1885.

Stadtschultheißenamt.

Haffn er.

Eine silberbeschlageue

Tabakspfeife

ist im hiesigen Gemeindewald gefunden worden. Abholungstermin 10 Tage. Zavelstein, 27. Juni 1885.

Schultheißenamt.

Wiedenmayer.