Unter Beziehung auf die Bekanntmachung der Kgl. Land- gestüts-Commission vom 1. d. M., Staats-Anzeiger Nro. 232, wird nun veröffentlicht, daß am
Donnerstag den 19. d. M., Vormittags 9 Uhr. in Herrenberg diese Stuten-Musterung vorgenommeu werden wird.
D>e betreffenden Schultheißenämter werden nun zu Folge höherer Weisung beauftragt, die Aufforderung zum Vorfnhrcu der Stuten nebst den von denselben abstammende», noch im Besitz der Stnten-Eigenthümer befindlichen Sohlen an sämmtliche nach § 11 der Beschäl Ordnung zum Vorführen verpflichtete Stutenbesitzcr zu eröffnen und dafür Sorge zu tragen, daß dem Landoberstallmeister die Nachweise über die Dorladuna der Stutenbesitzer, in welchem die Stuten nach Farben und Elasten zu bezeichnen sind, vor dem Beginn der Musterung zum Gebrauch bei derselben übergeben werde». Bei den Musterungen sind die Stuten nach den Gemeinden, welchen ihre Besitzer angehören, geordnet aufzustellen und es muß diese Ausstellung zu dem für die Musterung anberaumten Zeitpunkt beendigt sein, worauf bei der Vorladung Rücksicht zu nehmen ist.
Den 6. Oktober 1876
K. Obcramt. Güntncr.
Tag-S-Neuigikeiten.
Die evangelische Pfarrei Plieningen, Amtsdekanats Stuttgart, wurde dem Stadkpfarrer Göz in Altensteig gnädigst übertragen.
Die Schulstelle in Neuweiler, Bez Calw, wurde dem Unterlehrer Geiger in Schönaich, und die erste Schulstelle in Lienzingen, Bez. Knittlingen, dem Schulmeister Brösa mte in Grömbach übertragen.
Pfalzgrafenweiler, 6 Okt. Der gestrige Viehmarkt war stark befahren und wurde bei sinkenden Preisen sehr lebhaft gehandelt. Ochsen giengen um 5—6 Karolin per Paar zurück und für Riuder wurde kaum mehr als die Hälfte der Frühjahrs- Preise geboten. Badische Händler und die Zuckerfabrik machten große Einkäufe. (N- T)
Stuttgart. 7. Ott. Leonhardsplatz Kartosfelmarkt. 700 Säcke s 2 ^ 30 -4 bis 2 80 <4 Pr. 50 Kilo. — Wilhelmsplatz Obstmarkt: 180 Säcke » 6 40 Hess. Obst, württ. Luiken 8 ^ 50 ^ pr.
50 Kilo. Bahnhof: Mostobst 30 Wagenladungen ä 6 20 pr. 50 Kilo.
Die vielversprechende hochedle Vollblut-Stute des Herrn Hermann Marquardt in Stuttgart, „Karoline", 3 Jahre alt, zweimal Siegerin bei den jüngst in Cannstadl stattgehabten Rennen, ist am 4. ds., Abends, zum größten Verdrusse ihres Besitzers, sowie aller Freunde des Sport einem Kolikanfall erlegen.
Calw, 4. Okt. Am Samstag wurde in Hirsau ein mit dem letzten Zuge (Nachts 10'/- Uhr) angekommener Bauer von Unterkollbach vor dem Gasthause zur L>chwane, wo er übernachten wollte, räuberisch angefallen, und durch mehrere Messerstiche in's Ohr und hinter's Ohr verletzt, wodurch er viel Blut verlor. Er konnte jedoch noch die Hausglocke an der Schwane erreichen, woraus der Schwanenwirth herauskam, und der oder die Thäter die Flucht ergriffen. Ob ein oder zwei Bursche den Anfall, der jedenfalls auf Raub abgesehen war, da der Gestochene ziemlich viel Geld mit sich sübrte, unternommen haben, weiß der Beschädigte nicht anzugeben. — Ein Verdächtiger, ein Hiriauer, wurde am Sonntag Mittag an das Gericht adgeliesert. Dieser Vorfall zeigt wieder, was sich in unserem Bezirk für saubere Burschen Herumtreiben. — Am 26. und 27- September veranstaltete die diesige Frauenarbeitsschule im großen Georgenäumssaale eine sehr gelungene Ausstellung von Frauenarbeiten, welche sowohl von dem guten Geschmack und Fleiß der Schülerinnen, als auch von der Fähigkeit und Ausdauer der Lehrerinnen rühmlichstes Zeugniß ablegte, und den Beweis lieferte, daß sich das hiesige Institut mit jedem anderen dieser Branche getrost messen könne.
Ca lw, 4. Okt. Am Montag wurde in Möltlingen, hiesigen Oberamts, die Leiche eines 11jährigen Knaben aufgesunden, welche mittelst einer Schleife an eine Kuh gebunden war. Der Knabe wurde beauftragt, 2 Rübe, von welchen die eine im Rufe stand, gerne auszureißen, auf die Weide zu führen. Um nun sicher zu sein, daß sich das Thier nicht verlaufe, befestigte sich der Knabe mittelst einer Schnur an die Kuh, von welcher dann der Asrmste über Stock und Stein, Hecken und Gestrüpp geschleift wurde, bis der Strick, welcher ursprünglich um die Brust des Knaben geschlungen war, bis an den Hals heraufrutschte, und dadurch denselben erdrosselte. Die Leiche soll ganz schwarz gewesen sein, als sie aufgefunde» wurde. - Soeben erfahre ich noch, daß beute Mittag ein Rind in der Nähe des Bahnhofes in die Nagold gefallen, und, da es unter einen Floß gekommen, ertrunken sei.
Freudenst adt, 5. Oki. Die Stadtschultheißenwahl ist heute glücklich zum Abschluß gekommen, nachdem sich die Mehrheit der von 965 Wählern abgegebenen Stimmen mit 537 Stimmen auf Justizastessor Hartranft hier vereinigt hat. Die übrigen Stimmen fielen auf Stadlschullheiß Seeger von Wildberg, Rechtsanwalt Wirth von Biberach und zersplitterten sich im Uebrigen.
(Hopsenpreise.) Möhringen a. d .F.. 4. Okt. Ertrag 500 bis 600 Ctr., somit etwa >/« des vorjährigen. Bis jetzt einige Käufe » 400 — Ellwangen, 5- Okt. Ein Kauf zu 440 ^ — Ehingen,
4. Okt. Käufe zu 440 per Ctr.
Urach, 5- Okt. Am heutigen Jahrmarkt« wurden etwa 300 Säcke Obst, meist Aepfel. deigesührt- Preise pr. Sack 14—15 .6 Verkauf etwas langsam in Folge der hohen Preise. Auf dem Bahnhof ziemlich viel fremdes Obst. Preis pr. Ctr. ^ 6. 50. (St.-A.)
Schmiden, OA Cannstadt, 7. Okt. In der vergangenen Nacht sind im hiesigen Orte zwei große Bauernhöfe sammt allem Inhalte total niedergebrannt. (St. N. B.-Ztg.)
Göppingen, 4. Okt. Heute früh starb in dem benachbarten Jebenhausen der dortige Po'.izeidiener Scheutle unter fürchterlichen Qualen an der Wasserscheu. Derselbe wurde vor 7 Monaten von einem verdächtigen Hunde gebissen und die Wunde heilte scheinbar öh» alle Nachwehen, bis vor wenigen Tagen die entsetzliche Krankheit bei ihm ausbrach.
Friedrichshofen. 5. Okt. II. MM. der König Und die Königin haben sich heute Nachmittag mit Extraboot nach Mannenbach am Untersee und von dort nach dem Arenenberg begeben, der Kaiserin Eugenie den von derselben im letzten Monat empfangenen Besuch erwidert und sind Abends wieder hicher zurückgekehrt.
Mil den am letzten Samstag von Stationsmeister R. in Niederbiegen auf der Bahnlinie gefundenen 1100 ging es so zu: Ein Biberacher stieg Freitag Abend in Ravensburg mit seiner Geldtasche ein, blieb an der Bremsschianbe hängen und verletzte seine Geldtasche so, daß die leichten Vögel von Mark- scheinen Hinnusfliegen konnten. Hätte dieselben ein Anderer ein- gesangen, der Biberacher hätte sie wohl nimmer gesehen.
München, 4. Ocl. Der König hat, wie schon kurz gemeldet, zwei Todes-Urtheile bestätigt. Das erste betrifft den ledigen Metzger-Gesellen Gläsgen, welcher am 28. Dezember v. I. auf der Straße zwischen Forstenried und Sendling einen ledigen Gütlers Sohn erschlagen und dessen mit Holz beladenes Fuhrwerk sich angeeignel, sowie dem Ermordeten Barschaft, Uhr u. s. w. abgenommeu hat. Gläsgen hatte bereits wegen Brandstiftung im Zuchthaus bereits 1'j, Jahre verbracht. Das zweite Todes Unheil wurde gegen den vormaligen Taglöhner und nunmehrigen Znchthaussiräfling Ruf erlassen. Derselbe hatte am 4. Februar d. I. dem Gefängniß Wärter mit einer Schneiderscheere 27 derartige Wunden beigebracht, daß derselbe nach wenigen Tagen siarb. Im Jahre 1870 ermordete der damals 19 Jahre alte Ruf, ein mit Laufzettel aus dem Regiment gestoßener und bereits zwanzigmal gestrafter Tambour, die Versetzen» Natterer in der Maria-Gasse dahier. Damals konnte die Todesstrafe wegen seiner Minderjährigkeit über ihn nicht verhängt werden.
Der größte Ochs war auf der landwirthlichen Ausstellung in München zu sehen; er wog 2230 Pfund und gehörte einem Bierbrauer.
Berlin, 6. Okt. Der Staats Gerichtshof verurtheilte den Grafen Arnim zu fünf Jahren Zuchthaus.
Der im Eisenacher Schwurgerichte zum Tode verurtheilte Raubmörder Otto aus Arnstadt hatte Tags zuvor zum Gesan- gcnwärler gesagt: 15 Jahre Zuchthaus werde ich ja wohl bekommen, wenn ich aber geköpft werde, so werde ich beantragen, daß die Guillotine auf dem Markt in Arnstadt aufgestellt wird, — da will ich den Arnstädtern noch einen richtigen Spaß machen.
Mecklenburg, 3. Oki. Gestern wurde das Moltke- Dcnkmal in Parchim, der Vaterstadt des Feldmarschalls, enthüllt.
Hagen, 2. Okt. (Trichinen in einem Iltis.) Der amtliche Fleischbehauer A. Müller fand in einem hier in Hagen gefangenen, ihm zum Ausstopfen übergebenen Iltis eine große Anzahl theils freier, theils in der Einkapselung begriffener Trichinen. Auch in Füchsen sind bereits Trichinen gefunden worden
Wien. 7. Okt. England und Frankreich haben die Theil- »ahme an einer Flottendemonstration abgelehnt. Dieser Schritt unterbleibt deßhalb. In Konstantinopel und Belgrad wird gleichzeitig Waffenstillstand begehrt werden. Alle Mächte gehen noch immer solidarisch vor. Eine neue Aktion wird erst nach Abschluß der gegenwärtigen Berathungen stattsinden. (Sch. M.)
Die „Wiener N. Fr. Pr." schreibt: Von verläßlicher Seite geht uns die Nachricht zu, daß Anfangs August zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Rußland ein Vertrag abgeschlossen wurde, demzufolge die Vereinigten Staaten in Kamtschatka einen Hafen nebst zugehörigem Terrain erhalten haben, wogegen Amerika an Rußland 16 Monitors im Werthe von 16 Millionen abgetreten hat. Der Vertrag ist bereits in Ausführung begriffen und sind kürzlich 4600 russische Seeleute, darunter 600 Offiziere und Unteroffiziere, sämmllich in Civil, nach den Vereinigten Staaten abgereist, um diese Kriegsflotte, welche vielleicht bestimmt ist, bei der Lösung der orientalischen Frage ein großes Wort mitzusprechen, nach Europa zu bringen. Der Hafen in Kamtschatka soll wegen seiner nahen Lage zu Nord»Japan einen besonderen Wenh für die Vereinigten Staaten haben
Bern, 4. Oct. Die Russin, welche im Laufe dieses Sommers zwei Revolver-Schüsse auf Fürst Gortschakoff, den hiesigen russischen Gesandten, abgcfeuert hat, macht wieder von sich sprechen. Vor einiger Zeit aus dem Untersuchungs-Gefängniß in Bern nach der Irren-Anstalt Waldau versetzt, damit dort ihr geistiger Zustand beobachtet werde, hat sie letzten Donnerstag Abend ihre Zelle in Brand zu stecken gesucht, als ihr Bett und die Dielen bereits Feuer gefaßt, aber selbst durch Klopfen an ihre Thürc Hilfe hcrbeigerufen. Da die Dame vollständig angekleidet war, den Hut mit eingenähtem Gelde auf dem Kopse und ihren Reise-Sack gepackt hatte, beabsichtigte sie jedenfalls, die durch das Feuer entstandene Verwirrung zur Flucht zu benutzen. In ihrem Haar fanden sich auch zwei Schceren versteckt vor. In Folge dieses Vorfalles ist die Dame wieder nach dem Untersuchungsgefängniß zurückgebrachl worden. Daß sie an zeitweiliger Geistesstörung leidet, soll indessen von den Aerzten nicht mehr bezweifelt werden.
Paris, 6. Okt. Der Moniteur bespricht die Eventuali, tät einer Konferenz und erklärt, die französische Regierung werd, sich jeder Initiative enthalten. Dieselbe wünsche nach wie vvx