Der Gesellschafter

Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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Dienstag den 26 . September.

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auf den Gesellschafter.

Auf das mit dem 1. Oktober beginnende 4. Quartal erlauben wir uns freundlichst einzuladen. Besonders wollen diejenigen, die auf das Blatt vier­teljährlich oder blos auf einen Theil des 3. Quartals abonnirt haben, ihre Bestellung sogleich erneuern, wenn die Zusendung in ununterbrochener Weise geschehen soll. In Betreff der Abonnementsgebühr siehe oben am Kopf des Blattes.

Die Redaction und Expedition

des Gesellschafters. _

TageS'Neuigkeiten.

* Nagold, 25. Septbr. Das am Malthäusfeiertag in unserer neuen Kirche stattgehabte Kirchengesangfest der Kirchen- gesangvereinc von Calw, Sulz und hier kann als ein sehr gelun­genes bezeichnet werden, denn nicht nur die Enizelchöre wurden mit Präzision und Meisterschaft oorgetragen und geleitet, auch die Gesammtchöre bewiesen eine tüchtige Einübung und das Vorhan­densein guter Stimmmittel; besonders mächtig wirkte Händels HaUclujah. Schade nur, daß der geehrte Solosänger durch ein­getretene Heiserkeit genölhigt war, das Solo in der 3. Abtheilung ausfallen zu lassen, denn eine Stimme mit solcher Kraft, Reinheit und Weichheit muß jedes Ohr ergötzen. Wenn eine Orgel wie die hiesige von einem Meister wie Hr. Biblioihcksekretär Hegele gespielt wird, so durfte der Kenner zum Voraus eines hohen Genusses gewiß sein. Die Rede des Herrn Dekan Freihofer vom Altäre aus wurde trotz seines kräftigen Organs an man­chen Plätzen nur schwer verstanden, welcher Uebelstand auch bei Predigten von der Kanzel aus heroortritt und schon vielseitige Wünsche um Abhilfe laut werden ließ. Nach Beendigung der Aufführung, der wir schon im Interesse des wohlthätigen Zweckes der gemachten Einnahmen eine zahlreichere Zuhörerschaft gegönnt hätten, versammelten sich die 3 Vereine im Gasthaus zum Hirsch, wo noch manches Lied die Gäste erfreute. Von hiebei ausge­brachten Toasten fanden besonders der auf den deutschen Kaiser und den Generaldirektor Pfarrer Köstlin lebhaften Anklang. Das dritte Kirchengesangfest soll das nächste Jahr in Calw stattfinden.

j--Altenstaig Stadt. Erlauben Sie Ihrem Correspon­denten nur einige wenige Worte über die neuliche Wanderversamm­lung der württemb. Gewerbevereine in Heidenheim, welche von Seiten unseres Bezirks durch das Ausschußmitglied Pfleiderer von Nagold und Vorstand Knies er von Altenstaig beschickt wurde. Ueber den herzlichen Empfang von Seiten des Heidenheimer Co- mites, sowie über die geselligen Vergnügungen inclusive der prachtvollen bengalischen Beleuchtung des dortigen Schlosses will ich hinwrggehen, um zur Haupwerhandlung, welche Montag von 8'/, Uhr mit halbstündiger Unterbrechung bis Nachmittags 4 Uhr dauerte, zu kommen. Nach den nöthigen Formalitäten ging es 1) an die Reorganisation des gewerblichen Creditwesens, z. B. Einführung kürzerer Kreditfristen u. s. w. Referent: Rechtsanwalt Oßwald von Ulm (neugewählter Vorstand der Wanderversammlung.) Die Vorlage wurde im Princip ange­nommen. Hieraus kurzes, pickfeines Gabelfrühstück im Heiden- heimerRathskeller," servirt tnit zarter Damenhand. Nun kam Nr. 2: Bildung von Gauverbänden von Kupferschmid von Spaichtngen. Der Antrag deS hiesigen Gewerbevereinvor­stands K., diese Gauvereine als überflüssigen Zwischenorganis­mus zu verwerfen, wurde mit kleiner Majorität abgelehnt und der K. Antrag aufs nächste Jahr vertagt. 3) Die Lokalisirung der Rechtsanwälte, Referent vr. Freisleben von Heidenheim (siehe die vr. Bohnenberger'sche Aeußerung welche gedruckt aufgelegt war hierüber), wurde eu bloc angenommen. 4) Förderung und Wahrung nationaler Arbeit respective Freihandel oder Zoll­schutz. Leider mußte sich die Versammlung mit dem hochinteres­santen, geistreichen Vortrag des Referenten vr. Oßwald pro, sowie mit dem fleißigen Korreferat des Herrn Notar Krazer

von Ulm contra begnügen, so daß es keine Gelegenheil gab, dieGeister aufeinander platzen zu lassen." Beide letztere» Be­richte werden den Gewcrbeoereinen behufs weiterer Besprechung so bald als möglich zugcsendet und ist nur zu wünsche», daß die Vereine diese tief eingreifende Frage sofort i» Beralhung ziehen. Am nächsten Tag besuchte ein kleiner Theil der Versammlung die sehenswerthesten, zum Theil großartige» Fabrik-Etablissements Heidenheinis und dann gings von der Arbeit direkt zum Kaiser und Kaiserfest. Nächster Vorort ist Spaichtngen.

Stuttgart, L l. Sept. Der Kaiser, welcher gegen 3 Uhr 50 Min. Nachmittags hier eintraf, wurde am Bahnhof vom König Karl herzlichst begrüßt. Nachdem die ausgestellte Ehren- kompagnie gemustert und die Vorstellung der anwesenden Minister und Generale entgegengenommen war, hielt Oberbürgermeister Dr. Hack, demSchwäb. Merkur" zufolge, nachstehende Anrede an den Kaiser : Allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaiser und König, allergnädigster Herr! Von Ew. Kaiserlichen Majestät erbittet sich die Stadl Stuttgart die Gnade, den Gefühlen des erfurchtSvollsten Dankes und der innigsten Freude darüber Aus­druck geben zu dürfen, daß Ew. Kaiserl. Majestät, der Einladung unseres allergnädigsten Königs und Herrn folgend, dieselbe mit AllerhöchstJhrem Besuche beglücken. Die Stadt ist hocherfreut, Ew. Kaiserliche Majestät zum ersten Male seit der Neubegrün­dung des deutschen Reiches in ihren Mauern begrüßen zn dürfen; ihre Einwohnerschaft, alt und jung, hoch und nieder, jubelt dem Kaiser zu und huldigt dem Oberhaupte des geeinigten Vater­landes , dem Hort und Schirmherr« ihrer nationalen Güter; denn sie hält in dankbarstem Gedächtniß jene großen weltgeschicht­lichen Thaten, deren Vollbringer Ew. Kais. Maj. geworden sind und durch welche es dem Neubegrnnder des deutschen Reiches beschicken war, in Eintracht mit den Bundesgenossen, und unter ihnen mit unserem in Ehrfurcht geliebten König, nicht nur am Grundbau des Reiches thätig zu sein, sondern auch den Ausbau desselben im Frieden mächtig zu fördern. Mögen Ew. Kaiserl. Majestät in diesen Huldigungen, welche, wenn auch weniger glänzend, doch um so herzlicher dargebracht werden, den lebhaf­testen Beweis dafür erblicken, daß in Liebe und Verehrung für Ew. Kais. Majestät, in treuer Hingebung an das geeinigte Va­terland, in ernster Mitwirkung an den großen gemeinsamen Auf­gaben, die dem deutschen Volk gestellt sind, unsere Stadt hinter keiner anderen Zurückbleiben, der schwäbische Stamm keinem anderen nachstehen will! Der allmächtige Gott gebe, daß Ew. Kaiserl. Maj. der herrlichen Früchte HöchstJhres Wirkens noch lange sich erfreuen! Er schütze und segne immer Ew. Kais. Majestät. Der Kaiser, neben welchem der König stand, erwiderte etwa fol­gendes: Es ist zum ersten Male, daß ich seit den glorreichen Kämpfen der deutschen Nation Ihre Stadt besuche. Ich nehme den freundlichen Empfang, den Sie mir bereiten, gerne an und schließe mich den Wünschen für unser deutsches Vaterland, welche Sie in Ihrer Begrüßung ausgesprochen haben, vollkommen an. Wir haben bis jetzt nur gesät, aber die Saat wird aufgehen. Ich baue dabei auf Ihren König, der mir stets treu zur Seite gestanden ist (dem König die Hand reichend). Versichern Sie die Stadt, daß ich mich freue, in ihren Mauern zu fein.

Stuttgart, 22. Sept. Beim heutigen Galadiner im Residenzschloß brachte der König folgenden Toast aus: Den Ge­sinnungen Württembergs, sowie der meinigen den wärmsten Aus­druck gebend, trinke ich auf das Wohlsein Seiner Majestät des deutschen Kaisers, Königs von Preußen, des ruhmreichen Feld­herrn des deutschen Heere»: Seine Majestät der Kaiser lebe hoch I Der Kaiser antwortete: Gestatten mir Eure Majestät, Ihnen meinen Dank für die soeben ausgesprochenen Gesinnungen zu sagen. Der heutige Tag hat mir den Beweis geliefert, daß Euer Majestät Befehl, Ihre Truppen nach den neuen Prinzipien aus­zubilden, vollkommen erfüllt worden ist, denn ich habe die Trup­pen heule in einer vortrefflichen Verfassung gefunden, da ich weiß, was sie im Kriege geleistet haben; wurde mir doch die Freude, sie auf zwar blutgetränktem, aber siegreichen Schlachtfelde zu sehen, so weiß ich auch, was Eure Majestät in aller Zukunft von ihnen zu erwarten haben, ich trinke auf das Wohl Euer Majestät, Ihres ganzen königlichen Hauses, Ihrer Truppen und des ganzen