macher-Tage in Zeitz versammelt. Sie beschlossen einstimmig, künftig nicht mehr die eigenen Stiefel durchzulaufen, um ihr sauer- verdientes Geld heizutvriben, sonderw ihren Kunden nur 3 Monate zu borgen und dann 6 Proc. Zinsen zu berechnen.

Wien, 7. Sept. In dem Maße, als die Ereignisse im Orient Ruhla ud: zu einem einseitigen Eingreifen drangen, ist die deutsche und östreichische Diplomatie bemüht, das BÄndniß der Drei Kaiserstaaten aufrecht zu erhalten und jenes einseitige Eingreifen durch eine energischere, für alle Fälle berechnete Hal­tung des Dreikaiserbundes zu paralysiren. Es stehen neue Ver- handlungen bevor, ja sie sind vielleicht zm. Stunde bereits einge­leitet worden, welche das Berliner Memorandum in der Thal gegenstandslos machen dürften, jedoch indem Sinne, wie die Gegner dieses vielbesprochenen Aktenstückes dachten und wohl auch wünsch­ten. In Wien und Berlin, und »och mehr in St. Petersburg, scheint man es müde geworden zu sein, einerseits an der Her­stellung des europäischen Einverständnisses, andererseits an der Bekehrung türkischer Machthaber zu modernen Anschauungen er­folglos zu arbeiten. Elfteres will man gleichwohl noch einmal versuchen, und zwar in der bestimmten Form, daß man neuer­dings den Grundsatz proklamirt, im Oriente durchaus keine staat­liche Umwälzung vornehmen zu wollen, wohl aber ungesäumt und nötigenfalls mit materiellen Mitteln die bisher blos aus theoretischem Wege versuchte Schaffung erträglicher und die Ruhe verbürgender Zustände herbeizuführen. Sollten sich sodann die anderen Mächte der neuen Vereinbarung nicht anschließen wollen, so würde sich der Dreikaiserbund, die Verständigung innerhalb desselben vorausgesetzt, allein stark genug fühlen, die Er­reichung des Zieles anznstreben. Eine europäische Verwicklung wird nicht befürchtet, da ja die beabsichtigte Aktion lediglich die wirkliche und schleunige Verbesserung des Looses der Christen im Orient zum Zwecke hätte. (S. M.)

Wien, 8. Sept. Wie von gut unterrichteter Leite ver­lautet, soll im türkischen Ministerium die Partei, welche Serbien und Montenegro die härtesten Bedingungen auserlegen will, die Oberhand gewonnen haben.

Wie», 8. Sept. Der türkische Botschafter hat gestern Mittag im auswäiligeu Amt mündlich mttgetheilt, nach der heu­tigen Schwertumgürtung erfolge am Samstag in Konstanlinopel die Feststellung maßvoller Bedingungen für. den Frieden. Ohne Friedensbasis könne die Pforte eine Waffenruhe nicht bewilligen. Schriftliche Mittheilung hierüber gibt die Pforte nach der mor­gigen Berathung.

Neuester Nachricht zufolge ist die Einwanderung junger Deutscher nach Frankreich seit einiger Zeit wieder in der Zunahme begriffen, obgleich die uugüngstigsten Verhältnisse für das Unterkommen und für die Beschäftigung der Deutschen in Frankreich noch! unverändert fortdauern. Wir sehen uns deßhalb veranlaßt, unsere frühere Warnungen zu wiederholen und von Neuem auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, welchen sich die in Frankreich suchenden Deutschen ausfetzen.

Aus-Frankreich wird folgendes ächte Jesuitenstücktein berich­tet: Zerr Faugere, Maire von Availles, hatte die Mittheilung erhallen, daß Herr T . . ., der Pfarrer seiner Gemeinde, feit langer Zeit jede Rächt die Tochter des Sakristans Rene B . in seinem Hause em­pfing, und begab sich deswegen eines Abends in Begleitung des Herrn Gemeinderaths Pinct zu dem Vater des Mädchens, um denselben zu benachrichtigen. Der Vater bat sie, ihn znM'Psarrer zu begleiten. Die­ser führte ihn kn sein Haus mit den Worten:Ich habe Niemand bei mir, treten Sie sin und suchen Sie!" Sie treten ein, sie suchen und - staden, das junge Mädchen so leicht wie möglich bekleidet in einem Winkel des Schlafgemachs. Die Unglückliche erklärt, daß sie nur darum zu Falle gekommen sei, weil der Pfarrer gedroht habe, daß er sonst ihrem Väter» sein Amt nehmen werde. Zwei Tage daraus schickt der Man dem Unterpräsecten von.Civrap ein langes Protokoll: über den Fall em, welcher ein gewaltiges Aergerniß in der Gemeinde gegeben. Die Ant­wort ans diesen Bericht war die Amtsenthebung des Bürgermeisters wegen Verletzung des Hausrechts, hinterlistiger Ueberrumpetung und perfider Heraufdeschwöcuiig eines» öffentlichen.Skandals, zumal einem Diengr unserer heiligen Religion" gegenüber. Ausgesertigt ist dieses clgjsische Dekret von dem Präfecten der Vienne, Grasen Duhamel. Die, ser edle Ritter der moralischen Ordnung hat nun bei dem Minister hes Innern die Absetzung des verbrecherischen Bürgermeisters beantragt-

DieTimes" veröffentlich^ eine, bedeutsame Zuschrift Lord Strat- fords de Redclifse, die sich ebenfalls mit der Orientsrage beschäftigt und in welcher der vormalige Botschafter in Konstantinopet ein einmüthiges Zusammengehen drrftchS Garantiemächte und Behuss-Lösung der Ortent- frage die Herstellung ebner» Reihe autonomer Staaten auf dem Länder- gebiete vom schwarzen-Meere bis zum adriatischen Meere empfiehlt. Lord Stratsord bedauert,, daß England durch ein Mißtrauen verhindert wor­den sei. von vornherein im Einverständniß mit den Nordmächten zu han­deln. In England sind derartige politische Bewegungen , die aus dem Voikshewußtsein entspringen-, eine. Macht, mih der gerechnet werden muß.

Belgrad, 7. Sept. Der Minister Ristic hat an die hiesigen Consuln heute eine zweite Note gerichtet-, welche von neuen durch die Türken verübten grausamen Handlungen Kunde gibft Es wird darin konstalirt, haß im Bezirk von Sailfchar das Land systematisch- verwüstet und, unter den Augen der türki­schen Behörde» allabendlich ganze Dörser niedergebrannl werden. Ebenso feien im Bezirk von Alexinatz bereits 48 Ortschaften eingeäscherl. Trotz aller Versprechungen würde die Geiser Con­vention von den Tüllen nicht respektier, da letztere auf Ambu­lanzen schießen, sobald, sie des rothen Kreuzes ansichtig werden. A»i Sonntag, hätten sie den Sekretär des Comües des reihen

KrcnzeS von Alexinatz, nachdem ihm zuvor der Arm abgehauen worden, getödlet. Die serbischen Offizier» versicherten einmüthig, daß, die allgemein nach dem Kampfe stattsindenden Brandstiftun­gen durch keinerlei strategische Rolhwendigkeit gerechtfertigt seien. Das ganze Verfahren der Türken stelle sich dar als ein System unerbittlicher und beharrlicher Verfolgung eines Werkes der Zer­störung und Ausrottung und nicht als Kriegführung eines cioili- sirten Volkes.

Belgrad, 9 Sept. Der türkische Oberbefehlshaber Ab­dul Kerim hat nach hier eingegangenen Nachrichten dem Groß­vezier erklärt, das Oberkommando niederznlegen, wenn ein Waf­fenstillstand von der Pforte angenommen werde, bevor Alexinatz von seinen Truppen besetzt sei, da er sonst eine Auflehnung seiner bis jetzt siegreichen Armee zu fürchte» habe.

Cettinje, 7. Spt. Die Türken unter Derwisch Pascha überfielen zwei in Rogani (Kreis Piperi) lagernde Bataillone Montenegriner. Diese leisteten jedoch heldenmüthigen Widerstand und trieben, nachdem sie 3 Bataillone Verstärkung erhalten, die Türke» über die Morawa »ach Podgoritza zurück. Von letzteren sind viele im Kampfe gefallen, auch ertrank eine große Anzahl in der Morawa.

Cettinje, 8, Sept (Telegr. derSiuttg. N. Bürger- Ztg ")Glas Crnagorca" veröffenllicht nähere Angaben über den vorgestern erfochtenen Sieg der Montenegriner, durch welchen die Absicht von Derwisch Pascha, in das Innere Monienrgro's cinzudringen, vereitelt wurde: 2000 Türken blieben ans dem Schlachtfelde, über 1000 ertranken, die übrigen flohsn nach Pod­goritza hin; die Montenegriner hatten 67 Todte und 122 Ver­wundete.

Es wird eine allgemeine Aushebung der M oh am edan er vom 18. bis 00. Lebensjahr vorbereitet. Die Reste des 4. und 5 Armeekorps wurden aus Kleinasien nach Europa beordert, auf die kaukasische Grenze 17,000 Mann. (Vrivatdep. der A A Z )

Preußische Pferdehändler machen in Ungarn Massenkäufe.

Kaiser Franz Joseph hält, in Si e b e n b ür g en Manöver ab.

K o n sta n t i n o p e l, 7. Sept. Die Schwertumgürtung des Sultans fand in der Ejub-Moschee i» Gegenwart der Mini­ster, der Civil-, Militär und geistlichen Würdenträger statt. Auf der Rückkehr besuchte der Sultan das Mausoleum seines Vaters. (N, T.)

Konstanlinopel, 9. Sept. Der- türkische Botschafter in Petersburg hat an den Großvezier einen Bericht erstattet, in welchem es heißt, wenn nicht baldige befriedigende Entscheidung einlräte, würde Czar Alexander sich in der Lage befinden, entwe­der den Krieg zu erklären, oder abzudanken.

Konstanlinopel, 9 Sept Die türkischen Friedensbe- dingnngen verlangen Absetzung des Fürsten Milan. Neuwahl eines» anderen Regenten und Modifikation mehrerer Serbien dltrch den Pariser Vertrag gewährte Prärogative.

Ein» Amerikaner, Daniel Cook, Mechanikns in Mansfield (Ohio) will! eine wichtige Erfindung gemacht! haben. Der­selbe behauptet, Elektrizität in solcher Menge und so billig Herstellen zu könnew, daß sie sowohl als Triebkraft wie als Leuchtkraft dem Dampf und allen Leuchtstoffen Concurrenz machen kann: Cook hat ein Patent nachgesucht.

Allerlei.

Aus der Denkschrift der deuti chen Kammgarns pinn erst c»i den Reichskanzler sei auszugsweise folgendes mitgetbeilt:Die Lage der vaterländischen Kammgarnspinnereien ist eine unglückliche: sie stehen in diesem Augenblicke vor der Alternative, entweder ihren Betrieb ein- zustelle» oder mit großen Verlusten in der bisherigen Weise fortzuarbei- len und so allmälig, aber sicher, ihrem endlichen Ruine entgegen zu , gehen. Die Ursachen dieser traurigen Erscheinung sind nicht in der all­gemeinen Stockung der Geschäfte, welche seit längerer Zeit besteht, son­dern hauptsächlich in den Zollverhättnissen Deutschlands zum Anstande, namentlich Frankreich gegenüber, zu finden. In Frankreich, der Heimat der Kammgarnspinnerei, war diese stets ein Gegenstand schützender Pflege seitens her Staatsregierung; früher durch Bewilligung, von Ausfuhrprä­mien, seit Abschluß der Handelsverträge durch Gewährung eines pro- hibitivartigen Einganaszolles auf fremde Kammgarne. Die Wirkungen dieser Handelspolitik haben sich in der stetigen Zunahme der französischen Kammgarnspinnereien geäußert. Beispielsweise ist in Reims von WS,060 Spindeln in 1882 auf 400,000 bis 1873, also aus das Doppelte seiner Sprndelzahl gestiegen, während in Frankreich überhaupt gegenwärtig etwa 2 Millionen Kammgarnspindeln in Thätigkeit sind. Dagegen hat die Situ'alion, welche der Kammgarnspinnerei Deutschlands» durch die beste­henden Handelsverträge geschaffen worden, keine ausgiebige Entwickelung gestattet: eine solche vielmehr beeinträchtigt und den setzt offenkundigen, unaufhaltsame» Rückgang dieses Industriezweiges herbeigftührt. Die . Geschichte der. deutschen Kammgarnspinnerei in den letzten-Jahrzehnten weist nur eitrige kurze Zeiträume'der Piosperftät auf , so namentlich während des amerikanischen- Bürgerkrieges , wo die Verthenernng- der Baumwoüsabrikate günstig aus den Garnconsum wirkte, und, nach dem . Frankfurter Frieden, als, ein außergewöhnlich reger Begehr zu decken war. , Von diesen excsptionellen Perioden abgesehen, ist dieser Industriezweig beständig durch den Druck der übermächtigen stanzösischen Concurrenz ' niebrrgehaltei, Word«», und bat sich die-Kammgarnspindelzahl, welche Deutschland in den Jahren 1862-65 besaß, seitdem um nicht viel mehr , als um den durch den Anschluß, des Elsasses entstandenen Zuwachs von ' ca. 180,000 Spindeln vermehrt. Dem geringen Einheitssätze Von ^1.50 pro 50 Kilo, welcher bei der Einfuhr in den Zollverein ohne UNttrschird der Nummer schoben wird , steht ein hoher Progressiv-Zoll gegenüber, - der» die Einfuhr deutscher Kammgarne- »ach Frankreich völlig unmöglich macht. Seil 1871 hat sich die Lage der deutschen,Kammgarnspin-