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-mußten auf die Tuschs und Galerien flüchten. Zur Steigerung der Verwirrung und Not erlosch das elektrische Licht, dessen Maschine überschwemmt war. 24 Feuermelder riefen gleichzeitig die Feuerwehr, aber nicht wegen Feuers-, gefahr. sondern zur Abhilfe der Wassersnot. Ein Tapetengeschäft soll für 20,000 Mark, ein Konfektionsgeschäft für 15,000 Mark Wasserschaden erlitten haben. Gegen einen Hauseigentümer sind sogar vom Mieter schon 15,000 Mark eingeklagt worden, weil er das Glasdach des Ladens nicht mit Drahtgitter geschützt habe.
Werrrnifchtes.
sZ Ausstellung von Kraft- und Arbeits Maschinen für das Kleingewerbe in Nürnberg 1885. Der Beginn dieser Ausstellung ist auf 1. August d. I., ihre Dauer auf 2 Monate festgesetzt. Die Anmeldungen zu derselben nehmen einen erfreulichen Fortschritt, trotz der vielfach aufgestellten Behauptung einer allgemein gewordenen Abneigung der Produzenten gegen das Ausstellen. Denn wenn auch die Zahl derer sich zu mehren scheint, welche, der schnell aufeinander folgenden Ausstellungen müde, die Anschauung vertreten, es stehe der von solchen Veranstaltungen zu erwartende Erfolg nicht mehr in angemessenem Verhältnis zu dem Aufwand an Geld und Mühe, welcher aus der Beteiligung an denselben erwächst, so kann doch der oft gebrauchte Satz „die Ausstellungen haben sich überlebt" in dieser Allgemeinheit nicht als richtig anerkannt werden. Wenn allerdings die Zweckmäßigkeit der Veranstaltung großer, alle Jndustriestriezweige umfassender Ausstellungen vonseiten der sachlich interessierten Kreise neuerer Zeit in Frage gestellt wird, so werden andrerseits die Fachausstellungen mehr und mehr Geltung gewinnen und es wird den Interessen der beteiligten Kreise durch dieselben wesentliche Förderung geschehen. Die in Nürnberg zu veranstaltende Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe wird insbesondere in Bezug auf Kraftmaschinen eine große Vielseitigkeit zeigen, indem sämtliche Hauptsysteme derselben in den Anmeldungen vertreten sind, und unter den Ausstellern von Arbeitsmaschinen werden sich die ersten Firmen Deutschlands finden. Die Gesamtbeteiligung ist eine derartige, daß weitere Platzbeschaffung vorgesehen werden muß. Das Unternehmen wurde seit den ersten Vorbereitungen von berufener Seite warm begrüßt, da es geeignet erscheint, die Konkurrenzfähigkeit insbesondere der mittleren und kleinen Gewerbebetriebe zu erhöhen; und die deutschen Regierungen und Eisenbahnverwaltungen haben demselben wesentliche Förderung dadurch angedeihen lassen, daß freie Rückfracht für die unverkauft bleibenden Ausstellungsgüter und teilweise auch verlängerte Giltigleitsdauer der Retourbillete genehmigt wurde.
— Eine interessante Krankheitserscheinung hat, wie man der „Rhein.-Westph. Ztg." schreibt, Prof. Dr. Leichten st ern, Oberarzt des Bürgerhospitals in Köln, an einem Ziegelarbeiter entdeckt. Wegen Blutarmut und Mattigkeit zog letzterer den genannten Arzt zu Rate, And dieser fand bei einer mikroskopischen Untersuchung, daß in dem Auswurf des Kranken massenhaft Eier von ^nobz? lostomum lebten; weitere Nach- sorschungen führten zu dem Resultat, daß genanntes Insekt bei der Ziegelarbeit durch Einatmen in den Mund und von da in den Magen dringt und sich in demselben schnell vermehrt. Mit noch zwei anderen Aerzten untersuchte Dr. Leichtenstern dann verschiedene Patienten, welche bei Sülz unweit Köln auf Ziegeleien arbeiten, und fand bei einem derselben über 700,000 Eier jenes Insekts.
— Auch ein „Vitriol-Drama". Aus Nizza vom 14. d. M. wird d. F. I. geschrieben: „Eine 23jährige Dame unterhielt ein Liebesverhältnis mit einem Herrn, der sie aber bald verließ und sich mit ihrer Rivalin ver
band. Gestern gegen 10 Uhr abends bemerkte die Verlassene den ungetreuen Galan, der in Gesellschaft eines Freundes und seiner Schönen bei einem Tische des Cafö de la Renaissance saß. Sie näherte sich den Dreien, aber das Liebespaar, einen Skandal voraussehend, stand rasch auf und entfernte sich. Die Verlassene folgte ihnen nach und an einem Pankte der Riva Massen« erreichte sie das Pärchen, stellte sich vor dasselbe in Positur und rief aus: „Ich will sie sehen!" Fast gleichzeitig zog sie eine Flasche aus der Tasche und schleuderte deren Inhalt über die Gesichter der beiden Liebenden, die in ein verzweifelndes Geschrei ausbrachen. Alle Passanten liefen zusammen und das entsetzliche Wort „Vitriol" lief sogleich von Mund zu Mund. Das Liebespaar wurde sofort nach einer Pharmacie gebracht, die Attentäterin aber nach dem Polizei-Kommissariat geleitet, wo sie, einige Tropfen der noch in der verhängnisvollen Flasche zurückgebliebenen Flüssigkeit auf ihre eigene Hand gießend, dem Kommissar zurief: „Was, Vitriol? Sehen Sie denn nicht, daß es Tmte ist!" Und in der Thal war es nur reine Tinte, welche dis Hand der Dame mit schönem Violett gefärbt hatte. Allgemeines Gelächter begleitete den Schlußakt dieses furchtbaren Drama's."
— Photographie des Sternenhimmels. Man schreibt der „I. R.": Nachdem es dem Pariser Photographen Henry gelungen ist, einen allen Anforderungen der Astronomen genügenden photographischen Apparat aufzustellen, hat die Direktion der Pariser Sternwarte beschlossen, mit Hilfe desselben den ganzen Sternenhimmel photographisch aufzunehmen. Mit dem Apparat wurde bereits ein erfolgreicher Versuch veranstaltet. Nach einstündiger Ausstellungszeit erhielt man eine Photographie nach einem Fleckchen des Himmels, auf welcher man 2790 Sterne von 5. bis 14. Größe zählen kann. Hätte die Aufnahmezeit länger gedauert, so wären wahrscheinlich auch die Sterne 15. Größe geworden. Das Zeichnen einer solchen Karte hätte sicherlich mehrere Monate anstrengender Arbeit gekostet. Die Photographie leistete nun diese Arbeit in einer Stunde und zwar viel genauer, als der geschickteste Astronom. Das photographisch aufgenommene Stück des Himmels bildet den 41,000. Teil des Himmelskegels und weist 2790 Sterne auf. Nimmt man an, daß die Gestirne überall gleich zahlreich Vorkommen, so wird hieraus folgen, daß es etwa 22^, Mill. Sterne 1. bis 14. Größe gibt. Dazu kämen me noch kleineren Sterne und die Nebelflecke. Es ist jetzt die Rede davon, die Arbeit der photographischen Aufnahme des Sternenhimmels unter die verschiedenen Sternwarten beider Halbkugeln zu verteilen, und man hofft, in 8—10 Jahren damit fertig zu sein. Auf dem erhaltenen Clichv unterscheiden sich die Plansten von den Fixsternen dadurch sehr deutlich, daß erstere wegen der Fortbewegung während der Aufnahmezeit strichsörmig erscheinen. Die Platten sind so empfindlich, daß die Aufnahmezeit für die Sterne erster Größe ein Hundertstel Sekunde beansprucht; bei den Sternen vierzehnter Größe ist dafür eine Expositionsdauer von 600 Sekunden erforderlich. Deren Durchmesser beträgt auf dem Clichä ein Vierzigstel Millimeter.
— Revanche. Ein nicht immer ganz korrekt singender Künstler, der deshalb von einem Kritiker viel zu leiden hat und denselben in Folge des häufigen Tadels sehr haßt, trifft zufällig in einem Caföhause mit dem gestrengen Herrn zusammen. Der Musikreferent hat einen Hund bei sich, der sich etwas unruhig geberdet. Durch den unerwarteten Anblick des Kritikers gereizt, erfaßt der nervöse Opernsänger plötzlich den Hund und wirft ihn zur Thüre hinaus. „Niein Herr, was unterstehen Sie sich?!" schreit der Schriftsteller. „Der Köter bellt ganz kalsch!" erwidert der Künstler zu seiner Entschuldigung, mit der entrüsteten Miene eines Musikers, dessen geschultes Ohr kein Distonieren verträgt.
Amtliche Kekanntmachungell.
Revier Hirsau.
Accord
über Keifukr unä Aussehen
von Aeugüokz.
Ueber die Beifuhr von 300 Rm. Nadelholzscheiter aus den Distrikten Weckenhardt und Lützenhardt auf die Bahnhöfe Calmbach und Liebenzell, und das Aufsetzen daselbst wird
Freitag, den 26. Juni, vormittags 16 Uhr,
in Hirsau in der Sonne ein Accord Dorgenommen.
K. Revieramt.
Nachsteuer
von Wrmmtenwem
Die hiesigen Einwohner werden in Betreff der am 1. bis 3. Juli anzu- meldenden Nachversteuerung des Brann- tenweins, auf die in der letzten Numer dieses Blattes veröffentlichte Bekanntmachung des K. Kameralamtes und K. Umgeldskommissariats zur Nachachtung hingewiesen.
Calw, 23. Juni 1885.
Stadtschultheißenamt.
H a f f n e r.
S
Würzbach.
Holz-Verkauf.
Am Freitag, den 26. Juni d. I., kvormittags 10 Uhr, )kommen aus dem Gemeindewald Zim- »mer, Abteilung l.: 184 Stück Lang- und Klotzholz mit 221 Fm., sowie 214 Rm. Brennholz und 45 Rm. Rinde auf dem Rathaus zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen werden.
A. A.:
Waldmeister Luz.
Privat-Aryeigen.
A Calw.
A Sonntag, den 28. Juni,
I^l vormittags 7^ Uhr, HA
S kath. Hottesdienst S
W in der Turnhalle. M
Nächste Woche backt
IikMAvndrvtMln
Georg Pfrommer, Biergaffe.
Seit 16 Jahren bewährt!
Geköe-Aeiäen,
als: Obreasausen, Olirenbrausen, Oürenstecbca, Obrenskuß, kei-älc L kiarte 8<tuverk>örigkreit, sowie temporäre Taubbeit weräen slüaekk unä stckcr beseitigt äurcki äar eäitc
des Oberstabsarzt und Physikus
vr. 6. LckiMt.
(Nur echt mit Schutzmarke.)
Preis s Flasche nebst Gebrauchsanweisung ^ 3,50 zu haben im Haupt - vspot für vsutsoklauä in Stuttgart in äsr Hirsost-H.potst. bsi spatst. 2akn L Sssgsr.
Jetzt ist entschieden die beste Zeit, MMmeine vorzügl. singenden vorjähr.
»»»riviivüxvl, weil kräftig u. MSfest im Gesänge, pr.Post zu beziehen.
K. Kascbüe, 8t. Anärcarberg, Lar;.
Ein Zimmer
mit Kochofen ist sogleich oder später zu vermieten. Bei wem? sagt die Red. ds. Blattes.
Wichtig für Küekee.
Wilhelm Schalter, Ofevbaner von Pforzheim, baute mir meinen neuen Backofen mit feuerfesten Steinen. Mein Ofen ist ausgezeichnet, mit kontinuierlichem Zug gebaut, backt sehr schönes Helles Brot, mit ganz wenig Brennmaterial, ich empfehle Herrn Schalter meinen Kollegen als einen tüchtigen, billigen Ofenbauer aufs Beste.
Stammheim, Juni 1885.
A. Zibold, Bäcker.
Von Simmozheim nach Neuheng- stett wurde ein
Schirm
gefunden. Abzuholen gegen Einrückungsgebühr bei Bäcker Giebenrath.
Neubulach.
Gesucht wird ein
Sattlergehilfe
zum sofortigen Eintritt auf dauernde Beschäftigung bei
Heinrich Schüttle, Sattler.
Ein jüngeres
Dienstmädchen
wird zum Eintritt auf Jakobi d. I. gesucht.
Näheres bei der Red. ds. Bl.