Eßlingen, 6, August. Das heurige Landcstnrnfest, das gegenwärtig in unser» Mauern gefeiert wird, siel bis setzt, vom schönsten Wetter begünstigt, in der befriedigendsten Weise aus. 71 Turnvereine mit etwa 1050 Mitgliedern, sowie wohl an 40,000 Festgäste aus Nah und Fern bethciligten sich an der Feier des heutigen Haupttages. Im Verlaufe des Vormittags fanden ver­schiedene Turnerversammlungen rc statt. Die Hauptfestlichkeilen fanden Nachmittags statt. Auf dem Festplatzs selbst producirten sich fämmtliche hiesige Gesangvereine, die Feuerwehrmusik, eine Abtheilnng der Musikkapelle des Dragoner ^ RegimentsKönigin Olga" und die Eßlinger Turner. Abends beschloß ein großes Bankett im Kggel'schen Keller die Reihe der heutigen Festivitäten. Morgen und übermorgen ist Fortsetzung des Turnfestes.

Cannstatt, 4. Aug. Zn einer hiesigen großen Fabrik war ein Aufseher angestellt, ein jüngerer gewandter Mann, ver- heirathet, Vater von zwei Kindern. Gestern jagte ihn der Fa­brikbesitzer vom Platze weg und heule früh wurde er in seiner Wohnung verhaftet und dem Oberamtsgericht überliefert wegen des Verbrechens gegen §. 176 des deutschen Strafqesetzbnchs. Man ist hier allgemein entrüstet über die schändliche That, deren dieser Mensch angeschuldigt ist, nämlich der Nolhzucht, verübt an dem 5jährigcn Töchterchen seines Brodherrn, des Fabrikbesitzers.

Frleudenstad t, 6. August. Das Resultat unserer am 3. und 4. d. M. unter Vorsitz des Herrn Oberamtmann Bames vorgenommenen Stadtschultheißen-Wahl ist folgendes: Von 1170 Stimmberechtigten haben abgestimmt: 1036 und er­hielten 1. Herr Rechtsanwalt Wjtth aus Biberach 563, 2 Herr Amtm. Trück, derz. in Calw, 309, 3. Herr Rathschreiber Jäck hier 257 Stimmen. Alle fortschrittlich gesinnten Bürger sind über diesen Ausfall der Wahl erfreut. Der Eifenbahnarbeiter (ge­bürtig aus Amt Mößkirch in Baden), welcher seine Geliebte in der Nähe von Aach erschlagen, ist seiner Thal nunmehr geständig und gibt als Motiv Eife> sucht an. (N. T.)

Der verstorbene Privatier Sebastian Gaigl von Regens­burg hat dem Münchener Waisenhaus sein ganzes Vermögen im Betrage von 200,000 fl. vermacht.

(Augsburger 7 fl. Loose vom Jahre 1864.) Ziehung am 1. August. Gezogene Serien: Nr. 137, 189, 492, 984, 1517, 1563, 1776, 1981. Die Prämienziehung findet am 1. September d. I. statt. (Schw B)

München, 7. Aug. Der König und die Königin von Sachsen sind, von Nagatz kommend, hier eingetroffen-, dieselben werden morgen die Ausstellung besuchen.

Berlin, 5. August. Die Türkei ließ durch ihre Botschaf­ter im Auslande über die Grcuelthaten der Tscherkessen erklären, sie betrachte Serbien, Montenegro und die Insurgenten nicht als Kriegführende, sondern als Rebellen, die sie zermalmen wolle; deßhalb seien die Grundsätze des Brüsseler Kriegsrechls-Kongresses in diesem Falle nicht anwendbar. Es unterblieb deshalb bisher seitens der Mächte jede gemeinsame Aktion, um eine Verwahrung gegen die Greuel einzulezen.

Berlin, 5. Aug. DieGermania" veröffentlicht aus der Saarbr. Zig." folgende Erklärung:Zur Ehre der Mutter Gottes und aus Dankbarkeit für die empfangene Wohlthat ver­öffentliche ich die wunderbare Heilung meines Kindes Jakob. Mein Kind, welches 2 Jahre alt ist, konnte bis dahin nicht gehen, nicht einmal allein stehen. Nach dreimaligem Trinken von dem Wasser, welches an jener Stelle hervorquillt, wo die Mutter Gottes zu Marpingen erschienen ist, hat es am anderen Tage ohne irgend eine anderwärlige Beihilfe allein stehen, gehen und herumlaufcn könne», so daß Alle, welche mein Kind vorher kannten, dies Er­eigniß als offenbares Wunder anerkannten. Alle Bewohner Eiweilers können dafür Zengniß ablegen. Eiweiler, den 31. Juli 1876. gez. Wittwe Margaretha Schulz."

Berlin, 7. Aug. Nach den jetzt getroffenen Bestimmungen wird der Kaiser, welcher am 11. d. Vormittags Gastein verlassen wird, am 12. Nachmittags in Bayreuth eintreffen und daselbst zwei Tage als Gast König Ludwig's verweilen und den Fest Vor­stellungen am 13. und 14. beiwohnen. Am 14. August Abends wird der Kaiser die Rückreise nach Berlin antreten.

Berlin, 7. Aug. Die Untersuchungen auf der kaiser­lichen Werft zu Wilhelmshafen haben, wie dieNordd. Allz. Ztg." mittheilt, ergeben, daß die beste englische Kohle von der westfälischen Kohle übertroffen wird; dieses Resultat werde nicht verfehlen, die Exporteure in den Nordseehäsen und die Kohlenproduzenten Westfalenh zur Bekämpfung der engli­schen Konkurrenz zu ermuthi gen. (N. T.)

Einer Nachricht derSchlesischen Presse" zufolge hätte der Kardinal Ledochowski von Rom aus de» staatslreuen katholischen Geistlichen in der Provinz PosenAdmonitionsschreiben zuge- sandl, worin sie aufgefordert werden, innerhalb 90 Tagen ihr staatsfreundliches Auftreten, das ein Skandal genannt wird, öf­fentlich zu widerrufen, widrigenfalls die Suspension vom geist­lichen Amt und von der Pfarrstclle und der große Kirchenbann über sie weide verhängt werden.

Wien, 7. August. (Allg. Ztg.) Tisza ist von Andrafsy plötzlich hierher berufen worden. Einer angeblich aus zuverläßig-

ster Quelle stammenden Konstantinopler Meldung zufolge soll der Sultan Mnrad unrettbar verloren sein. Der Direktor der hiesigen Prioatirrenanstalt Hr. Leidesdorf wurde nach Konstan­tinopel berufen Die Freiwilligenlegion ungarischer Serben ermordete ihre fämmtlichen Offiziere.

Wien, 7. Aug. Nach einer Meldung aus Belgrad hat Fürst Milan den Vertrcteru der Großmächte erklärt, er sei bereit abzudanken, wenn seine Person den Interessen Serbiens im Wege stehe. Die Bewohner des Timok-Thales und des Njegotiner Kreises haben Befehl erhalten, sich ins Innere des Landes zu­rückzuziehen. (Fr. I.)

Wien, 8. Aug. In Belgrad herrscht Schrecken. Viele verlassen die Stadt. Das serbische Haupt-Quartier ist nach Czu- prija znrückverlegt. Zaicsar ist von den Türken genommen. Die Regierung tagt in Permanenz. Angeblich ist eine Mediation der Großmächte» angescht worden, die Pforte soll jedoch fremde Ver­mittlung ablehnen. Sie beabsichtigt, den Fürste» Milan abzusetzen, die Minister als Rebellen anzuklagen, die Skupschtina einzuberusen, die Wahl eines neuen Fürsten anzuordnen und mit diesem den Frieden zu vereinbaren. Montenegro hingegen will die Pforte ein Zugeständnis; an Gebiet machen. (Fr. I)

London, 8. Aug. Aus einem Bericht des Botfchafts- Secretärs Baring, wird zugestanden, daß die Türken Grausam­keiten begangen, gegen 60 Dörfer zerstört und ca. 12,000 christ­liche Einwohner getödtet haben.

Belgrad, 2. Aug. Bei Derbent kämpften die Türken un­ter Voranlragung einer Fahne, die angeblich aus dem Kleide des Propheten gemacht sein soll. Der Fanatismus und die Mord­gier der Türken, seitdem diese Reliquie sich im Lager befindet, kennt keine Grenzen. Dieselben geben keinen Pardon mehr und metzeln Gefangene und Verwundete schonungslos nieder. Acht gefangenen Landleuten, welche die Türken fälschlich für Spione ansgabcn, wurden die Zungen ausgeschnitten nnd die Hände ab- gehauen, worauf man sie ins serbische Lager sendete. Die Er­bitterung über diese Grausamkeiten ist ungeheuer und muß zu den schrecklichsten Repressalien führen.

Belgrad, 4 August. Der offnielleIstok" versichert, Serbien werde bis zum letzten Tropfen Blut kämpfen. Es ging nicht auf Eroberungen aus; der Krieg gilt der Befreiung der Rajah von einem schweren, barbarischen Joche; dieses heilige Ziel muß erreicht werden!

Belgrad, 6. Ang. (Offizielle Nachrich.) Oberst Hor- vatovic verlheidigte in fünftägigem Kampfe die Höhen von Tre- sibaba gegen den überlegenen Feind. Aber erschöpft von den forlwährenden Kämpfen mußten sich die Truppen zurückziehen. Sie besetzten die Defils'en zwischen Knasewatsch nnd Banja.- 2000 Türken machten am 3. Aug. einen Ausfall auf Sjenitza gegen unseren linken Flügel, wurden aber zurückgeworfen und ließen 150 Todte zurück. (Dies geschah bei der Jbar-Armee unter Tscholak Antitsch.)

Belgrad, 7. Aug. Hier herrscht große Aufregung. Eine angesammelte Volksmenge verlangt Tschernajeffs Absetzung. Die Fürstin von Serbien ist vor Aufregung erkrankt. Die Ausländer verlassen Belgrad. Die Türken verbrennen jede eroberte Ortschaft. Semendria und Kragujewatz werden eilends befestigt. Die dip­lomatischen Vertreter Serbiens sind angewiesen worden, bei den Großmächten um eine Vermittlung anzusuchen.

Die Thatsache, daß die serbische Armee bis Knjazevatz zu­rückgegangen ist, hat hier eine erbitterte Stimmung gegen die Armee-Leitung heroorgerusen. Alle Anschuldigungen kehren sich gegen General Tschernajeff, als den Urheber des Feldzugs-Planes, dem bis jetzt alle erdenklichen strategischen Fähigkeiten nachgerühmt wurden. In eingeweihten Kreisen cirkulirt aber ein Exposö dieses Generals, worin er die Gründe seines Rückzuges aus Bulgarien angibt. Die Offensive der Morawa-Armee bastrte auf drei Vor­aussetzungen: 1) daß die Bulgaren sich in großem Maßstabe er­heben würden; 2) das General Zach über Sjenitza Vordringen nnd den Montenegrinern die Hand reichen werde, und 3) daß General Alimpits tief in Bosnien eindringen und einen allgemeinen Aufstand dort Hervorrufen werde. Wären diese Voraussetzungen in Erfüllung gegangen, so hätte Tschernajeff bis Sophia Vordringen und allen einzeln ancückenden türkischen Verstärkungen die Spitze bieten können. Der Krieg wäre nicht auf serbischem Boden aus­getragen worden. Unglücklicher Weise traf keine einzige dieser Prämissen zu. Die Bulgaren zeigten nicht die erhoffte Theilnahme, Zach wurde zurückgeworfen, Alimpits ist an der Drina festge­nagelt worden und konnte sich weder mit den Insurgenten von Nord-Bosniens vereinigen, noch die noch ruhig gebliebenen Sand- schakc Bosniens insurgiren. Unter solchen Unständen erübrigte Tschernajeff nichts, als die Stellungen bei Pirot und Babina- Glava auszugeben und zurückzugehen, zumal Leschjanin die wich­tige Stellung bei Veliti Jzvor durch eigene Schuld verloren hatte. Das ist die Essenz der Schrift, die allerdings den Nagel auf den Kopf trifft.

Cettinje, 2. Aug. Baschi-Bozuks überfielen in der Stärke von 1200 Mann das Dorf Gratschur, massakrirten die Einwoh­ner und plünderten den Ort. Als die Unholde gerade damit