Joachim von Neust sagt anno 1748 in seinem Werke über das Postregal: „Vor allen andern kommt der Zeitungen Ursprung aus den Pofthäuffcrn her, und e.bjm darum sind unter anderen Ursacheir dir Pvstiniister Mit sö dielen stattlichen Freiheiten Üe-'' gäbet, daß von ihnen der Laus der Welt entlehnet und gleich als aus einem Zenghunse durchgehender Erfahrung genommen werden kann, was hier und da vorgehel."
Die Post und die Zeitungen, worunter hier sowohl die, meist politische Nachrichten enthaltenden Zeitungen oder Tagesblätter, als auch die Zeilschristen aller An mit wissenschaftlichem, technischem, gewerblichem oder Unterhaltungsstoff inbegriffen werden, haben manches Gemeinsame. Beide sind in Gemeinschaft mit der Drahtpost, dem Telegraphen, gleichsam die Nerven des modernen Gesellschastskörpels. Der pon der Post beförderte, nur an eine Person gerichtete Bries und die von der Buchdruckerpresse hergestellte Zeitung mit ihren an eine größere Gesammt- heit gerichteter Nachrichteil sind oft nur verschiedenartige Zeugen derselben Regung menschlichen Geistes.
Die erste Zeitung in modernem Sinne erstand in Frankfurt a. M-, dieser „Muker aller Kaufmannsgewerbe" im Jahre 1615 als das wöchentlich einmal erscheinende „Frankfurter Journal". Das Jahr darauf gründete der Reichspostmeister Johann von den Birghden in Frankfurt a. M. ein Concurrenzunternehmen, die „Politische Avisen", welche bald darauf den Titel: „Ordentliche wöchentliche Kaystrliche Neichs-Post-Zeitungen" annahmen.
Um jedoch gerecht zu sein, dürfen wir einen älteren Zeitungsschreiber nicht übersehen. Schon im Jahre 1602 erschien in Frankfurt: „kclationco kistorieas, wahrhafftige Beschreibung aller fürnemen denkwürdigen Geschichten u. s. w. von der Fasten- meß bis zur Herbstmeß 1602. Alles auß dem Kaiserlichen Post- ampt zu Frankfurt a. M. durch Andream Striegel, Postschreiber daselbst, und mit vielen Figuren gezieret. Gedruckt sn Nescl LlvOll 4° 68 S." Nun aber weiter Obgemeldte zwei Frankfurter Zeitüncheü geriethen einander in die Haare, und da ließ der damalige Reichspostprotactor, Chursürst Johann Schweik- hardt in Mainz, anno 1617 einen Ukas vom Stapel, von dem ein Auszug folgt:
„Wann wir uns dann berichten lassen, daß die gemeinen Avisen und Zeitungen jederzeit bei den Posten gewesen, von denselben ausgeschrieben worven, und billigen zu besserer Ausbringung und Erhaltung des wohl- und mit schweren Unkosten angeordneten gemeinnützigen kaiserlichen Postwesens bei demselben die Ausschreibung der Zeitungen zu handhaben, dieweil wohl dafür zu Hallen, daß dieselben von dannen besser und beständiger als andern Orten, (da man eine zeithero befunden, daß durch soviel unterschiedliche Zeitungsschreiben, die Zeitungen jedes Gefallen nach amp- liffziiet, inventirei. auch wohl fürneme Stände des Reichs fälschlich traduciret, und nur dadurch zu ungleichen DiScoursen Anlaß gegeben worden) zu erlangen, — gnädigst geziemend, Ihr wollet Euch mehrgenanmem kaiserl. Postwesen vielmehr als ander leut eigennützigem Gesuch anrecommandiret und befohlen seyn. Be- schüehetz hieran ulrs angenehmes gnädigstes Gefallen u. s. w."
Das Frankfurter Journal blüht heute noch, die Reichspost- zAullg, später „Oberpostamtszeitung" erlag den Schlätzen von 1866.
Äuch in Köln ging aus der Kaiserlichen Reichs-Ober-Post- Amts-Zeitung das fetzige Weltblatt „die.Kölnische Zeitung" (s. ^etrablatt der Köln. Zeitung zu Nr. 26st von 1872.) hervor.
... Bald folgten mit eigenen Zeitungen unterschiedlichen Titels: llHgdeburg, Leipzig, Nürnberg, Breslau, Hildeshekm, Herfurt, Lübeck, Hamburg. Berlin (Tante Toß 1?22).
In Preußen lag den Postmeistern bis zum Jahre 1848 — hauptsächlich zu Zwecken der Staatszestung — ob, ausführ- liwe Zeitungsberichte anzusertigen und dieselben monatlich dem Mneral-Postamte in Berlin einzusenden. Ale Berichte erstreckten sich auf Witterung, Zustand und Beschafstpheit der Landstraßen, Preise, der, Lebensmittel und Arbeitslöhne, Mortalität, Seuchen, Ungläcksfälle und sonstige locale Vorkommnisse. Die Verwandtschaft kennzeichnen denn auch viele Zeitungsnamen: Post, Abendpost, Retchspöst, Postzeitung , Morningpost rc. In Solothurn in der Schwelg benannte sich seit mehr als 30 Jahren der „Pöst- heixi", (Posthelnrich), der Schweizer Kladderadatsch, nach einem alten beliebten Briefträger dieses Namens.
(Schluß folgt.)
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— (Die Stiftskirche in Baden-B aheD sist woHl vaS einzige Gebände, welche« von der Natur geheizt wird. Das 56* kt heiße Mineralwasser der in der,Nähe befindlichen.Quelle, welches zu Bädern verwendet wird, ist behufs Wärmeabgabe in 8, cm. weiten Kupferröhren unterhalb des Fußbodens dieser Kirche uMher geführt, ähnlich wie bei einer Wasierheizung, und bedingt in Folge dessen eine ständige Teperatnr von 13—15* im Innern der Kirche. ,
— Um das Alter unserer heirathHfqhigen Da- nz e.n zu ermitteln, braucht man pur,darauf zu achten, welche Lieder sie für den häuslichen Gebrapch erwählt haben. Hört Mn d»S Lied singen: „Vom Himmel hoch , da komm ich her," so ist mit
Bestimmtheit anzunehmen, daß es eine junge Dame im Alter von 14—16 Jahren ist, die das Lied singt, 16—20jährige singen schon: „Liebster Jesu wir sind hier." Das Lied: „Es ist ge- ivißllch an der Zeit" läßt auf ein Alter von 20-25 Jahren schließen, während Damen von 30 Jahren stille seufzen: „Herz, mein Herz verzage nicht." 30—35jährige singen mit gesteigertem Tone : „Erhör uns Gott, erhöre", bis sie von 35—40 Jahren orcsceullo das Lied anstiMnien: „Herr, straf mich nicht in Deinem Zorn." Sollte dieses Lied noch nicht die gewünschte Wirkung thun und einen Mann herbeischäMn, so stehen sie von 40—45 Jahren mit tiefer Empfindung: „Aus tiefster Noch schrei ich zu Dir", bis sie von 45—50 Jahren ihre Hoffnungen mit dem Liede aufgeven: „Nun ruhen alle Wälder "
— (Volkswitz.) Frauen, welche sich nicht damit begnügen, das Küchen- und Wirthschaftsregiment zu führen, sondern auch das männliche Oberhaupt gern unter den Pantoffel stellen, sind immer der Gegenstand des Spottes gewesen und der Volkswitz ist nicht selten in Erfindung von Sticheleien gegen solche emancipirte Evalöchter recht glücklich. So heißt in der rheinischen Stadt ** die gebieterische Eheliebste eines Willensschwächen Israeliten, der den Vornamen Saul führt und überdies vom Vermögen seiner Frau lebt, seine Säule, während eine andere scepter- schwingende Gattin der „gesetzgebende Körper" ihres Mannes genannt wird. Die Dritte im Bunde ist die bessere Hälfte eines Opernmilgliedes, die mit dem schmeichelhaften Prädikat „Des Sängers Fluch behaftet ist."
— Zur Dam entoiliette. Das Neueste in Bezug auf weibliche Toilette kommt, diesmal nicht aus Paris, sondern den weilen Weg über den Ocean. Eine Amerikanerin, Frau Gearing, hatte bei Besichtigung eines Eiskellers den eines Co- lumbus würdigen Einfall, die Kleidung der Damen insofern gründ- lich zu resormiren, daß diese nun aus einer doppelten Lage Stoffe hergestellt und der Zwischenraum der beiden Lagen mit einem schlichten Wärmeleiter, z. B. Sägespänen gefüllt werden soll. Die Vorlheile einer solchen Mode leuchten ein. Nicht blos kann ein solches Kleid sowohl bei der größten Hitze als bei der bittersten Kälte getragen werden, sondern die Inhaberin kann auch ganz nach dem Stand des Thermometers die Sägespänfüllung so reguliren, daß sie sich jeweils behaglich fühlt.
— Die Gemahlin eines englischen Lords in Wien rühmte gegen eine dortige Gräfin die englischen Theater. „O, <Lie können nicht glauben, meine Liebe," sagte sie, „wie gut man in London so manches Stück zu spielen weiß. So sind z. B. in dem Schauspiel: „Die Schlacht bei Kopenhagen" die Seewinde so natürlich, daß die Damen in den Logen die Seekrankheit bekommen." — „Auch bei uns in Wien," versetzte die Gräfin, „weiß man die Natur sehr täuschend nachzuahmen. In dem Stücke: „Das Donauweibchen" ist das Donnerwetter so natürlich, daß de» Bäuerinnen um Wien herum die Milch sauer wird."
— Ein Pfarrer, der 1Mb däs EvaWelium von der Samariterin predigte, sagte zu seinen Zuhörern: Wundert Euch nicht, wenn dieS Evangelium lang ist: es spricht ein Weib.
— Selbstvertb eidigüng. Beim Bezirksgerichte zu X erschien dieser Tage ein Mann mit einem tüchtigen Stock in der Hand. Der Bezirksrichter fragte ihn: „Warum kommen Sie mit einem solchen Knittel zu Gericht?" — Der Mann antwortete treuherzig: „In der Vorladung stand geschrieben, ich solle für meine Selbstvertheidigung sorgen."
. — Unterhaltung von.seineren Dingen. Eine Wiener Hausfrau machte ihrem Dienstmädchen kürzlich den Vorwurf, daß sie zu viel Zeit aus ihre unnützen Schwäzereien verwende. „Ich bitte", antwortete das in seiner Ehre angegriffene Mädchen, „wenn wir uns mit einander unterhalten, sprechen wir immer von feineren Dingen, als wenn die Frauen unter sich sind: Wir reden von den Frauen und Sie nur von den Dicnstmädeln."
— Wodurch unterscheidet sich der Mensch vom Thier? Zur Zeit der französischen Revolution durften in den Gasthäusern, her düslschen Grenzlande keine politischen Gespräche geführt werden. Trotzdem, fand ein solches in einem Gasthofe statt. Als es der Wirth ernstlich untersagte, riefen die erhitzten Streiter: „Wie, nicht eipmal reden dürfen wir?" „Nein", ent- gegnete der Wirth, „ober essen und trinken". „Aber wodurch unterscheiden wir uns dann noch von den Thier^n?" „Durch'S Bezahlen, meine Herren, durch's Bezahlen." , .
— Der Deutsche Michel singt folgendes Zeltgedicht:
Flau gehen die Geschäfte,
FadrSen stille steh'n,
Mit Noth wird rings gekämpset,
Und besser wills nicht geh'n.
Schr Einer hat zu schaffen Und ruht nicht Tag und Nacht > DaS Ist Herr Krupp in Esten,
So in Kanonen macht.
O. ZeitjdMOUnM. SWkhilk.
O Ryth der schlimmen Zeit:
Daß Unter der Kanone . . Wir dlle leben heut!
Lloyd Main, Capt. G. Reichmannwdlche» am'22. Juli von Nenmort Llrgegangeu war, ist heule 3 Uhr Nachmittags,, wohlbehalten,Ar äna«» kommen und hat nach Landung dzr für Southampton bestimiMn P-W- giere, Post und Ladunh 5 Uhr Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der Mn i n üderbrinhr 321 PrlffägiM und volle Ladung.