Ziehungstage siehst du dich vielleicht im Besitze voi^ Hunderttau­senden! WaS märe das dann für ein Leben für deine Familie; was für eine Ausbildung könntest du den Buben und welche Ausstattung de» Mädchen gebe»; wie würde sich dein eigenes Aller sorgenlos und gemächlich gestalten! Eine Gelegenheit dieser Art kommt nicht wieder!" Der Alte kratzt sich noch eine Weite hinter den Ohren, geht dann mil hastigen Schritten auf den Schrank zu, holt denkleinen Betrag", um den cs sich handelt, unter­schreibt den Schein und ist damit zum glücklichen Besitzer eines schön gedruckten Stückes Papier und einer Fülle glänzender Hoffnungen geworden, au deren baldiger Einlösung er im Augenblicke wenigstens ganz und gar nicht zweifelt.

Sollen wir ihm Glück wünschen? Dürfen wir das? Man höre uns an und urtheilc dann selbst.

Daß die Agenten und die Verfasser jener lockenden Zcitungs- inserate, in welchen Ratenbriefe und Gesellschastsgruppen auf Loose angepriesen werden, verkappte Wohlihäter der Menschheit sein sollte», das glaubt wohl Niemand im Ernste, wenn sie sich in unerfahrenen Kreisen auch oft genug den Anschein geben, als wären sie cs. Man schickt die Agenten gewöhnlich aufs flache Land hinaus, weil man sich sagt, daß ihre Suada bei der treu­herzigen bäuerlichen Bevölkerung die meisten Erfolge erzielen werde, und sie erzielt deren in der Thal leider nur zn viele. In der Stadt vertritt gewöhnlich das Inserat die Stelle des Agenten und es spricht just nicht sehr für den Scharfsinn der städtischen Bevölkerung, daß die Bankhäuser auch hier eine er­kleckliche Anzahl der Abnehmer für ihre Ralenbriefe finden. Wir sind natürlich weit entfernt davon, zu behaupten, daß alle Bank­häuser Schwindel im Ratengeschäfte treiben; aber einen sehr gro­ßen Theil jener Lockinserate, die oft ganze Seiten der Lagesblätter füllen, braucht man nur mit einiger Aufmerksamkeit durchzulesen etwa auch noch mit Hilfe eines Stückchens Papier und einer Bleifeder um sofort herauszufinden, wie verschmitzt pfiffig sie stilisirt sind und wie das Bestreben jeber Zeile sich dahin richtet, dem Leser nur die Borlheile des Geschäftes in übermäßig üppi­gen Farben vor die Augen zu zaubern, während die an und für

Amtliche und Privat-Bekaunimachungen.

sich handgreiflichen Nachtheile unter einem Schwall von Worten versteckt werden.

Ein französischer Criminalist sagte einmal, man müsse, um über die Motive eines Verbrechens ins klare zu kommen, als die allererste immer die Frage an sich stellen:Wo steckt das Weib?" Wir möchten denjenigen, welche sich auf ein solches Ratengeschäft einlassen wollen und eine jener verführerischen Annoncen bor sich haben, oder von einem Agenten mit seinen Auseinandersetzungen beehrt werden, empfehlen, daß auch sie sich immer die Frage stellen mögen:Wo steckt der Vortheil des Banquiers?" Denn um einen solchen Vorheil handelt es sich natürlich immer. Darin liegt selbstverständlich noch nichts Un­natürliches, denn der Vanquier ist nicht dazu da, um die Mensch­heit zu beglücken, sondern um Geschäfte zu machen. Je weniger er das in seinen Inseraten und durch seine Agenten zu verhehlen sucht, für desto ehrlicher darf man ihn in der Regel halten. Aber wenn man die Inserate genau prüft und aufmerksam an­hört, was die Agenten sagen, so wird man bald herausfinden, ob der Vortheil des Banquiers sich mit dem seiner Kunden in Einklang bringen läßt, das heißt: ob der Vortheil der Kunden unter dem Vortheile des Banquiers nicht gar zu empfindlich leidet. (Schluß folgt.)

Allerlei.

Auf der Jagd kommen bekanntlich bisweilen Dinge vor, die Niemand glauben würde, wenn nicht der glaubwürdige Erzähler die Bürgschaft dafür übernähme. So macht jetzt in Mainzer Kreisen.eine solche Jagdge>chichte die Runde, deren Held, mit einem Doppelge­wehr bewaffnet, sich in der Nähe von R. am Main auf dem Anstande befand. Plötzlich sah derselbe einen mächtigen Keiler auf sich zukommen. Er wollte sich schußfertig machen, stolperte aber dabei über eine Baum­wurzel und drückte unwillkürlich seine beiden Schüße ab. Natürlich dachte er, sie seien ins Blaue gegangen, als er aber hinsah, lag nicht nur das Wildschwein todt am Boden, sondern der zweite Schuß hatte einen eben vorbeilaufenden Hirsch getödtet, der im Niederstürzen mit jeber «Stange einen Hasen gespießt batte. Verwundert über das Glück, ließ der Jäger das Gewehr fallen und wollte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber er kam nicht dazu, denn im Hinauffahren fing er mit jeder Hand eine Schnepfe.

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K. Oberamtsgericht Nagold.

Diebstahls-Anzeige

und

Steckbrief.

Dem bei Jakob Harr in Nagold in Arbeit stehenden Küfergesellen Johann Georg Hiller von Haiterbach wurden in der Nacht vom 12/13. d. M. aus dessen unverschlossener Schlafkammer folgende Gegenstände entwendet:

eine ältere Cylinderuhr mit der 'Nummer 6357, nebst einer messingenen Kette und zwei gewöhnlichen Uhrschlüsseln, ein Paar graue, der Länge nach ge­streifte Tuchhosen, eine schwarze Tuchweste, eine blaugcstreifte, ältere Arbcitsblouse, eine Reisetasche von rohem Leder mit einem grünen Tragband, ein Geldbeutel mit 50 ^

Des Diebstahls verdächtig ist ein an­geblicher Wagnergeselle, August Schubert aus Ohlan, welcher hier einige Zeit in Arbeit gestanden und in der Nacht der Verübung des Diebstahls sich von hier heimlich entfernt hat.

Signalement: Alter 22 Jahre, Größe 1,68 m, Statur schlank, Haare schwarz, Gesicht länglich, bleich und bartlos; Klei­dung: braune Juppe, graue gestreifte Hosen und Schildmütze.

Um eifrige Fahndung nach dem Thäter und Wiederbeischaffung der entwendeten Gegenstände wird gebeten.

Den 17. Juli 1876.

Der Untersuchungsrichter: __ Frey, HR.

Revier Altenstaig.

Grenzsteinlieferungs-

Mord.

Am Montag den 24. d. M., Morgens 7'/, Uhr,

wird im grünen Baum hier die Lieferung »an 11 neuen Grenzsteinen in die Wald- dorser Hut und das Nummeriren von 400 allen vergeben.

Nagold.

Fahrniß-Verkauf.

In der Ver- lassenschastssache ^ der

_jAugust Dorke-

Malers Ehefrau, Marie Luise, geb. Wiedmaicr hier, kommt auf den Antrag des Wittwers fol­gende Fahrniß, bestehend in Frauenkleidern, Leinwand, Schreinwerk, Küchengeschirr, Faß- und Bandgeschirr, sowie allerlei

Witz,

Hausrath am

Samstag den 22. Juli d. I., von Vormittags 8 Uhr an, unter Leitung der Theilungsbchörde in dem Wohnhaus des Schreiners Strähle zum Verkauf.

Bemerkt wird, daß die Fahrniß noch neu ist.

Den 18. Juli 1876.

K. Gerichtsnotariat.

Stikel, Ass.

W i l d b e r g, Gerichtsbezirks Nagold.

Gläubiger-Ausruf.

Um die Verlassenschafts-Theilung des kürzlich verst. Christian Friedrich Bolz, gewesenen Rothgebers und Wirths in Wildberg, vollends mitSicherheit abschließen zu können, werden dessen Gläubiger zufolge Beschlusses der Theilungsbchörde vom 20. d. M. aufgesordert, ihre Ansprüche binnen

15 Tagen k «lato bei der Unterzeichneten Stelle anzumclden, widrigenfalls sie sich selbst zuzuschreiben hätten, wenn sie unberücksichtigt bleiben.

Nagold, den 21. Juli 1876.

K. Gerichts-Notariat. _ Stikel, Aff._

Altenstaig.

Auszulcihen sogleich

1200 4 /.

bei der

F o r st a m t Revier

A l't e n st « i g.

StocklM-Verkauf.

Am Montag den 24. Juli d. I.,

.__kvon Vormittags 9

Uhr an, auf dem Rathhaus in Ebhausen aus den Staatswaldungen Nonnenwald, Hochwald, Neubau» und Krasert:

3 Rm. Nadelh.-Stockholz aufbereitet und zu 504 Rm. geschätztes Nadelh.-Stock­holz im Boden.

Altenstaig, den 19. Juli 1876.

K. Forstamt.

W i ld b e r g,

Oberamts Nagold.

Vergebung bon Bauarbeiten.

An dem Hause der Barmherzig­keit hier sollen verschiedene baul. Verän­derungen mil einem Gesammtaufwand von ca. 4200 ^ vorgenommen werden, und findet die Submisfionsvergcbung der Grab-, Maurer-. Steinhauer-, ZimmermanaS-, Gyhser-, Schrei­ner-, Schlosser , Glaser-, Flasch­ner- und Anstreicher-Arbeiten am 25. Juli d. I. (Feiertag Jakobi), Mittags 12 Uhr,

im Gasthaus zum Bären dahier statt, wozu tüchtige Handwerksleute (unbekannte mit Vermögens- und Fähigkeitszeugnissen versehen) eingeladen werden.

Die Pläne, Preislisten und Bedingungen können von heute an bis Sonntag Vor­mittag bei dem Unterzeichneten, von da an im Haus der Barmherzigkeit eingesehen werden.

Chr. Schuster, Werkmeister in Nagold.

Nagold.

Empfehlung.

Gut eingemachte Preiselbeeren em­pfiehlt Fr. Stockinger.

K. Revieramt.

Sparkasse.