Dschingis Chans und Tamerlans gehaust haben. Der Bericht­erstatter fleht de» Schutz des Himmels herab für jene Wehrlosen, die den asiatischen Horden in den Weg gerathen. Andererseits rvülhen auch die serbischen Schaaren, namentlich die Freiwilligen, wen» sie ans türkisches Gebiet kommen, in der unmenschlichsten Weise. Genug, die öffentliche Meinung sieht der Einstellung dieser kolossalen Menschenschlächicreicn sehnlichst entgegen.

Wien, 17. Juli. Soeben, 1'Uhr 22 Minute» Mitags, wurde hier ein ziemlich heftiges, ungefähr 68 Sekunden au dauerndes Erdbeben verspürt. Glasgegenstände klirrten anein­ander, die Thüren erzitterten wie von starkem Winde bewegt, freistehende Stellagen gericlhen in schwankende Bewegung. In leichter gebauten Häusern spürte man die Schwankung der Fuß- böden jo stark, daß Personen, die standen oder gingen, plötzlich den Halt verloren. Die Richtung des Erdbebens ging von Nord oft nach Südwest und hat sich über den größten Theil der west lichen Reichshälfte ausgebreitel. (Schw. B )

Wien, 18. Juli. Morgen Abends trifft Kaiser Fra»; Joses mit dem deutschen Kaiser in Salzburg zusammen und den 20. werden beide Monarchen gemeinsam dort verweilen. Die Begegnung ist äußerlich eine rein persönliche; es ist keiner der beiderseitigen ersten Räthe bei derselben zugegen, ein deutlicher Beweis, wenn es noch eines solchen bedurfte, daß von politischen Abmachungen keine Rede ist.

Wien, 18. Juli. Die Polil. Corresp. meldet aus Ragusa: Die ganze Ebene von Gazko und die Stadt Melcckia haben sich den Montenegrinern ergeben, ebenso Nevesinjc und mehrere an der Straße nach Gazko gelegene Blockhäuser. Die Besatzung von Metokia sammt dem Pascha flüchtete mit Zurücklassung von Ge­päck und Waffen in das befestigte Lager. Mostar ist von den Montenegrinern ernstlich bedroht und wird mit Hilse der türkischen Bevölkerung verschanzt. Bei Blagaj (südöstlich von Mostar) wird eine Schlacht erwartet. Gerüchtweise verlautet, Mukhtar Pascha sei mit Truppen nach Mostar abgegangen, und Derwisch Pascha solle das Commando in Bosnien übernehmen.

Wien, 18. Juli. (Allg. Zlg.) Ans Athen wird gemeldet: Komunduros verlangte Abkürzung der Reise des Königs wegen Einberufung der Kammern, um denselben einen Gesetzentwurf betreffend die Mobilisirung von 40,000 Mann und Krcditfor- derung für 10 angekaufle Feldbatlecien vorzulegen.

Wien, 19. Juli. Der angebliche Brief der Königin Olga, worin das griechische Volk zur Theilnahme an dem Krieg der Slave» gegen die Pforie aufgerufen wird, wird offiziell für eine Fälfchnng erklärt. Die griechische Regierung betheuert, daß sie fest entschlossen fei, an ihrer Ncutraritäl strengstens festzuhalten. General Klapka ist offiziell in den türkischen Kriegsrath ein getreten.

Wien, 20 Juli. Rumänien und Griechenland haben auf diplomatischem Wege beruhigende Erklärungen über die Aus­rechthaltung ihrer Neutralität abgegeben. Aus Konstantinopel wir gemeldet: Die Absetzung des Sultans wegen Geistesschwäche und erwiesener Regierungs-Unfähigkeit erscheint unausbleiblich. Man befürchtet eine Katastrophe, und es herrscht bedeutende Aufregung. (F. I.)

Prag, 16. Juli. Wie aus Karlsbad gemeldet wird, liegt dort der preußische Exbotschafter Graf Harry v. Arnim schwer erkrankt darnieder.

Belgrad, 15. Juli. Oberst Jsmailoff, Tschernajeff's Generalstabschef, wird nicht mehr hieher zurückkehren. Aus Ba- zias hat er an einen Freund in Belgrad ein Schreiben gerichtet, in welchem er sich dahin äussert, daß in Serbien nichts mehr zu suchen sei. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Jsmailoff, russischen Vorstellungen Folge leistend, Belgrad und Serbien verlassen hat. Ein anderer russischer Oberst harrt schon eine geraume Zeit hier vergebens auf den zugesagteu hohen militärischen Posten. Die Sprache der hiesigen Blätter gegen Montenegro wird immer heftiger. Man beschuldigt den Fürsten Nikita ausdrücklich des Verrathes. Zach bereitet einen Hauptangriff mit all' seinen Trup­pen auf Novi-Bazar vor.

Belgrad, 17. Juli. (Offiziell aus serbischer Quelle.) General Alimpics telcgraphirt unter dem 16. d. M. Folgendes: Die Türken begehen in den Ortschaften der Possavina in Bosnien fürchterliche Grausamkeiten. Sie masfakriren alles und stiften überall Brand, um die Christen zu vernichten. Viele Weiber und Kinder flüchten sich in das serbische Lager und sind gestern mehrere hundert Personen daselbst eingetroffen. Ueberhaupt sind es die Baschibozuks und die Redifs, welche diese Grausamkeiten begehen. So beispielsweise viertheilen dieselben Kinder oder werfen sie in die Höhe und fangen sie mit der Spitze ihres Aatagans auf.

Pancsova, 17. Juli. Hier einlaufende Briefe berichten, daß man sich in Belgrad trotz des Belagerungszustandes laut in bitteren Klagen gegen die Urheber des serbischen Unglücks ergeht. An einer Straßenecke wurde des Morgens ein Plakat aufgeklebt gefunden, auf welchem mit faustgroßen Lettern geschrieben war: Wir glaubten einen Bismarck und einen Moltke zu besitzen und haben nur einen Grammont und Lebocuf zur Verfügung!"

Bukarest, 18. Juli. Der Senat »ahm eine Adresse an

den Thron an. In derselben wird die tiefste Ergebenheit für den Fürsten ausgesprochen und bezüglich der auswärtigen Politik ge­wünscht, daß Rumänien, seinen Interessen und den Wünschen Europa's entsprechend, sortfahrcn möge, unter dem Banner der Neutralität im Frieden an seiner inneren Entwickelung zu arbeiten.

Bukarest, 20 Juli. I» der gestriaeu Kammer Sitzung zog der Kriegsminister die Vorlage wegen Einberufung der Re­serven zurück. Die Kammer ernannte eine parlamentarische En­quete-Commission zur Untersuchung der Handlungen der früheren Mini ster.

Semlin, l7. Juli General Ranko-Alimpics berichtet von der serbischen Driua- (West-) Armee, daß in den Kämpfen von Bjelina die Verluste der Serben 760 Todte, die der Türken 2000 Todte betragen hätten.

Semlin, 18. Juli. Die serbische Armee bombardirte vom linken Drinanfer aus die türkische Veste Groß-Zwornik. Von den umliegenden Höhen waren große Feuersäulen sichtbar. Die türkischen Baschibozuks vertilgten zwei Dörfer in Nordbos­nien, ohne Pardon zu geben. Die türkischen Pfaffen predigen de» Ausrottungskrieg. Bei Bjelina wurden von den türkischen Irregulären an 30 Kinder lebendig verbrannt; zehn Weibern wurde der Bauch aufgeschlitzt. (B. T.)

Konstantinopel, >8. Juli. Nach Meldungen aus diplomatischen Kreise» weigert sich der Sulian, seine Minister zu empfangen. I» der Stadt ist das Gerücht verbreitet, Murad V. sei geisteskrank geworden.

Konstantinopel, 18. Juli. Eine von der Regierung erlassene Proclamation ordnet an, daß die Soldaten, welche Misse- thaten gegen die Bevölkerung verüben, verhaftet und summarisch! bestraft werden sollen. Die Commandantcn werden für das Be­tragen ihrer Untergebene» verantwortlich gemacht. Die Pforte hat eine Special-Commission nach Bulgarien gesandt mit dem Aufträge, Ausschreitungen der Baschi-Bozuks und Tscherkessen hintanzuhallen.

Konstantinopel, 20. Juli. Der Anführer einer Freiwilligenbande wurde wegen Verübung von Räubereien in der Umgebung von Philippopel heute gehängt. Der Sekretär der britischen Botschaft, Baring, reiste heute ab behufs einer Untersuchung über die Vorgänge in Bulgarien. Am Dienstag rückte» 18 serbische Bataillone von Saitschar vor, griffen die Stellung Osma» Paschas bei Jzvor Walika an, wurden jedoch mit großen Verlusten unter Zurücklassung von 5 Kanonen, Waf­fen und Munition zurückgeschlagen. Bei Wischegrad in Bos­nien wurden 3000 Serben unter einem Verlust von 300 Toden geschlagen und bis an die serbische Grenze verfolgt.

Die Affaire Wallsee hat eine überraschende Aufklärung erfahre». Nach längerem Kreuzverhör machte Wallsee vor der Stadthauptmannschaft das Gestandniß, daß er selbst der Verfasser und Absender des Sensa­tions-Telegramms gewesen sei, welches seinen Tod und die schwere Ver­wundung der beiden anderen Korrespondenten gemeldet. Die Erhebungen waren in Folge Einschreitens des österreichisch-ungarischen Konsulats erfolgt. (B. T.)

Soll ma» Loose auf Raten kaufen?

Die Frage, die wir da aufstellen, haben unter zehn sorg­samen Hausvätern des kleinen Mittelstandes vielleicht immer schon neun an sich selbst gerichtet. Es läßt sich denn auch wirklich nicht leugnen, daß die Sache viel Verführerisches hat. Da sitzt der Hausvater, umgeben von den Seinen, am bescheiden bestellten Mittagstische, und herein tritt mit liebenswürdigen Verbeugungen und sreundlichen Mienen ein mehr oder minder aussehender sremder Herr, der sich nach einigen einleiienden Worten als der Agent des Bankhauses so und so präsentirt, einen hübsch zusam- mengesalteten Stoß reizend ausgestatteter Papiere sie sehen alle so aus, als müßte ihnen ein ganz respektabler Werth inne­wohnen unter dem Arme hervorholt und, indem er seine Schätze auf dem Tische ausbreitet, dem Haupte der Familie und den anderen hochaushorchenden Hausgenossen mit großem Scharfsinn und mit noch viel größerer Zungengeläufigkeit auseinanderzusetzrn beginnt, was für leichtsinnige Thoren sie alle wären, wenn sie ihm nicht einen oder mehrere der bunten Papierbogen abnähmen und sich damit in die Lage versetzten, in allerkürzester Frist stein­reiche Leute zu werden. Es ist erstaunlich, was der fremde Herr alles geltend zu machen weiß und wie geschickt ec es geltend zu machen versteht. Eine monatliche Anzahlung, die kaum der Rede werth ist, und dafür alle die Vortheile, welche sich sonst nur wohlhabende Leute zuwenden können man bekommt ganz den Eindruck, als müßte der Herr Agent ein gutherziger Sonderling sein, der sich's nun einmal in den Kopf gesetzt hat, daß nicht mehr die reichen Leute allein glücklich sein sollen, sondern die Armen auch, und daß er dies in seiner Uneigennützigkeit zu Stande bringen muffe, möge es ihm nun kosten, was es da will. Der Hausvater ist ganz verblüfft von dem Wortschwall, von dem glänzenden Hintergründe, der sich vor seinen Augen geöffnet hat. Er denkt nach.Du sollst dich da verpflichten, monatlich einige Groschen zu erlegen, die du zwar eigentlich nicht ganz entbehren kannst, aber waS haben die kleinen Beträge auch zu bedeuten gegenüber den Vortheilen, die man dir bietet! Du brauchst nur einiges Glück zu haben, und schon am nächsten