treffen der beiden Kaiser von Oestreich und Rußland und ihrer Minister bekannt wurden. (Sch. M.)

Der A. 21. Z. telegraphier inan aus Wien, 8. Juli: Aus bester Quelle verlautet mit aller Bestimmtheit, daß England und Rußland sich mit Frankreich und Oesterreich dahin verstän­digt haben, den Krieg zwischen Serbien und der Türkei zu !o- kalisiren und, im Fall echteres Sieger bleibt, dessen Unabhängig­keit von der Pforte zu erwirken.

Wien, 11. Juli. DiePresse" meldet aus Zara: Den Reichstädler Abmachungen zufolge wurde der Hasen von Kiek für Ausschiffungen türkischer Truppen gesperrt. Aus Semlin wird gemeldet: Wallsee, der Kriegs Eorrespoudent einiger Wie­ner Blätter, wurde bei Knisevacz erschossen. Verwundet wurden: Hendle, Eorrespoudent von Berliner Blättern, Galli von der Opinion nationale" und Contouly vomTemps." Die betref­fenden Cousuln haben in Belgrad beschatt) Schritte gelhan

Nach einer Privat-Dcpcscke der Post nuS Wien sollen je­doch diese Herren mit dem bloßen Schrecken davongekommen und weder ermordet noch verwundet sein. (B. T )

Wien, 12. Juli. Die Sperrung des Häsens von Klek wird demeukirt. Es finden starke Zuzüge ötkreichischcr Süd- llaven zu den Montenegrinern statt, deren Hauptkorps Fühlung mir den serbischen Truppen sucht.

Wien, >2. Juli. Das Telegraphen Korrespondenz Büreau meldet ansbesonderer Quelle" von Serajemo, 11. Juli:Bei Wissegrad fand heute ein größerer Kampf zwischen Serben und Türken stgtt, dessen Ausgang noch unbekannt ist. Die Serben beschießen Novi-Bazar anhaltend." Ferner von Skulari, 1 l. Juli: Heute fanden zwei größere Gefechte zwischen den Montenegriner» und den Türken statt, eines bei Kernica in der Kraina, ein zweites bei Podgorizza. Die hier einlaufendeu Nachrichten laute» weniger'günstig für die Türken, welche stärkere Verluste erlitten haben sollen."

Karlsbad, 1l. Juli. Hier weilende hochadelige Russen versichern, Kaiser Alexander habe nach Abreise von Reichstadt zu mehreren Osfizieren seiner Suite gesagt:In Reichstädt wurde die Freundschaft mit meinen Verbündeten befestigt. Wir sind in Allem einverstanden. Wir werden keinen Krieg haben!"

Den russischen Zeitungen ging eine Warnung zu, sich aller Mittheilungen über militätische Bewegungen zu enthalten.

Dem Schlosse A rc n e nb e r g, dem bekannten Ruhesitz der Nopoleonijchen Familie i» der Schweiz, droht der Einsturz. Der Wasserstand im unteren Thcile des 'Lodensees ist seit nunmehr drei Woctien ein so ungewöhnlich hoher, daß zwischen Constanz und Schasfhauscn noch jetzt in mehreren Orlen der Verkehr zwischen den Häusern nur mittelst hergerichleter kleiner Brücken möglich ist. Am Fuße des 'Arenenberg sind nun entweder durch Abspnlnagen, man vermuthet mehr noch durch Unterwasser, welch aus dem Berge herooigebrochen sind, Senkungen im Boden entstanden und ein Theil des Parkes, weicher das Schloß umgab, ist sammt seinen großen, herrlichen Bäumen heiuntergerulschl, ei» Theil noch in abwärlsgehender Bewegung begriffen. Der 'Abrutsch geht bis hart an des Schloß, und die Capelle, Treppe und Schutzmauer der letzteren sind bereils in die Tiefe gestürzt.

Der ehemalige östreich. General Stratimirovic ist wegen Ungehorsams, den er bei dem Gefecht von Ak-Palanka bewiesen, von Tschernajeff für vogelsrei erklärt worden. Ein Tagesbefehl des kommandirenden Generals ordnet an, ihn zu erschießen, wo er gefangen wird.

Belgrad, 11. Juli, Nachm. (Offiziell.) Osman Pascha wurde bei Bregova in einer großen Schlacht total geschlagen. Das Widdiner Türkenkorps ist in der Auslösung begriffen. Osman Pascha retirirle bis Widdin. Die serbische Grenze ist frei von Türken. Abends: Eben wird ein Sieg Tschernajeff's über Abdul Kerim Pascha verkündet. Die türkische Hanptarmee wurde angeblich bis Sofia zurückgeworfen.

In Belgrad scheint man sich zum Theil in jener katzen- jämmerlichen Stimmung zu befinden, in welcher die Bolksmaffen, ähnlich wie in Paris,Verrath! Verrath!" schreien. Schon be­zeichnet die Bevölkerung denRussen Tschernajeff" und den Czechen Zach" als unverläßlich. Die in Belgrad lebenden öster­reichisch-ungarischen Unterthanen hegen Besorgnisse und wünschen, die Regierung möge ernste Maßregeln zu ihrem Schutze ergreifen.

(B. T.)

Kalafat, 10. Juli' Man erwartet schon sür die nächsten Tage bei Widdin eine große, vielleicht entscheidende Schlacht.

Bukarest, 13. Juli. Die Kammer ermächtigte den Finanz­minister, während 9 Monaten, von heute angesangen, den Zoll­tarif des Handelsvertrages mit Oesterreich allen Staaten zu ge­währen, welche den Wunsch ausgesprochen haben, mit Rumänien Handelsverträge abzuschließen.

Semlin, 12. Juli. Der Gouverneur von Bosnien meldet :Ich habe am 11. d. M. Nachrichten erhallen welche bestätigen, daß die türkische Armee in alle» ihren Stellungen bei Widdin, Nisfa, Sienica, Novi-Bazar, Bisfegrad und Bjelina den Feind siegreich znrückgeworfen hat, und daß dieser große Verluste an Menschen und Material erlitt. Nach einem Telegr. des Gou­

verneur von Novi-Bazar ließen die Serben, welche Eski Kilisc augrisjen, nach blutigem, bis in die Nacht dauerndem Kampfe 500 Todre und ebenso viele Gewehre und Munitionswage» aus dem Kampfplatze. Der Feind, 4000 Mann stark, floh in voller Auflösung."

Aus K o ii sta n i i n o pel schreibt derCorresp. Orient"

Es exiittn dort eine Verschwörung zur Ermoidmig des Suktans Murao, 800 Personen sollen verhaftet worden sein. Die Ver­schwörung sei auch der Grund, daß die Schwertumgürtung ver­schoben worden ist. Der Geldmangel ist in Constaittinopell so groß, daß kürzlich oie drei Pauzerfregatien, welche zum Mittel - meergetchwadcr adgegaugeii sind, nicht einen Piaster baares Geld, sondern nur eine Anzahl 'Anweisungen au die Gouverneure der Hajeiisläble mitbekommen haben.

K onst a uti uo pe l, 13. Juli. Einer Regierungs-Nachricht aus Mostar zufolge traf Selim Pascha, mit zwei Bataillonen aus dem Marsche von Gacko nach Nevesiuje begriffen, im Eng­pässe Zallan aus eine bedeutende Anzahl montenegrinischer Trup­pen; diese machten den Versuch, Selim Pascha einzuschließen. Letzterer erzwang aber nach hartnäckigem zwölsstündigem Kampfe den Durchzug und nahm alle von den Montenegrinern besetzten Punkte ein. Die Montenegriner zogen sich, nachdem sie beträcht­liche Verluste erlitten hatten, zurück. Sonach ist die Straße durch den Engpaß Zallan nach E'acko frei.

Wie aus K o n sta nt i n o p e l gemeldet wird, hat der Groß­vezier dem serbischen 'Agenten Magazinovich, als dieser das so­genannte Ultimatum des Fürsten Milan zum Gegenstände einer Besprechung machen wollte, erwidert:Ich fühle kein Bedürsuiß, diesen Brief zu lesen, noch Ihre Erläuterungen dazu anzuhören. Wir werden Serbien zermalmen. Das ist mein einziger Bescheid." Man erzählt, daß der russische Botschafter, General Jgualieff, der fortwährend Drohbriefe erhalle, aus Furcht vor einem Tür- keiiausruhr die sür den >0. d. M angesagte feierliche Einweihung der neuen russischen Kirche in Pera aus unbestimmte Zerr ver­schieben mußte. Inzwischen hat die Anwerbung von Freiwilli­gen begonnen. 6000 junge Männer und 1500 Sofias haben sich beieils als Freiwillige eiiitragen lassen. Die Letzteren werden von ihren Professoren kommaiidirt werben.Futter sür Pulver, Futter sür Pulvei" sagl Falstaff. (B. T.)

In Folge der von ü.n Türke» ausschließlich verwendeten Kartätschen-Piojemle ist die Zahl der Verwundeten Zehr groß.

Es gibt überall Verwundete, namentlich werden solche massenhaft nach Deligrad iransportln

Einem gewissenhaften Zeitungsschreiber wird es blutsauer zu berichten, was auf dem Kriegsschauplatz im Orient vorgcht und wie die Dinge tatsächlich stehen; denn Serben und Tür­ken berichten und telegraphiren nur, was für sie günstig ist, mit Sehnsucht gedenkt man der knappen, aber streng wahrheitsgemäßen Kriegsdepeschen im Jahr 1870 Es Hai alle» 'Anschein, daß die Serben auf den meisten Punkten aus dem "Angriff in die Ver- lheivigung ziirückgedrängt worden sind. Sie sind ihrer Zeit nicht mit concentrirler Macht gegen die türkische Hauptstellung vorge­rückt, um durch Uebermacht zu siegen, sondern haben ihre etwa 80,000 100,000 Mann starke Armee auf einer sehr langen Grenzlinie divisions- und brigadeweise verzettelt. Sie haben die Gränze nicht an zwei oder drei benachbarten Punkten, sondern an neun Punkten in neun Eoloniren überschritten, an Orten, wel­che 520 Meilen auseinanderliegen, um bei etwaigem Gelingen dieser Operation fächerartig gegen Widdin, Sophia, Novi-Bazar, Serajewo und Banjalunka auseinanderzumarschiren. Jetzt scheinen sie fast überall wieder über die Gränzen ziirückgedrängt zu sein. Eine Hauptschlacht hat noch nicht statlgefunden. (Abdul Kerim Pascha hat Krankheit halber das Oberkommando an Achmed Ejub Pascha abgegeben, was man sür kein glückliches Zeichen hält. Bei einer ernstlichen Niederlage der Türken hält man die christ- j liche Bevölkerung für sehr gefährdet.)

Brüssel, 8. Juli. In der Ausstellung wollte vr. Gün­ther dem deutschen Kronprinzen die Ambulanzen zeigen. Der Kronprinz entgegnete, er habe deren schon zu viele gesehen und ziehe vor, die Instrumente des Friedens zu betrachten. König Leopold begleitete heute den Kronprinzen beim Bestich des Schlacht­feldes von Waterloo.

Newyork, 11- Juli. Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien werden sich morgen, 12. Juli, nach Europa ein­schiffen. _ (Fr. I.)

Allerlei.

(Das menschliche Herz), so behauptet ein englischer Arzt, aus Grund langjähriger Untersuchungen, wiege beim Manne durchschnittlich 9. beim Weibe dagegen 8 Unzen; auch nehme das , männliche mit dem Alter an Schwere zu, das weibliche aber werde vom 30. Lebensjahre ab um ein Geringes leichter. ^

Southampton, 12. Juli. Das Postdampfschiff deS Nordd.

Lloyd Donau. Sapt. R. Bussms, welches am l. Juli von Newyork abgegangen war, ist gestern 3 Ubr Nachmittags wohlbehalten hier au­gekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Pat­sagiere , Post und Ladung 6 Uhr AbendS die Reise nach Bremen fort­gesetzt. Die Donau überbringt 228 Paffagiere und volle Ladung.