ft ist's anderswo, die Welt ist groß und der Reiche findet überall gute Freunde und Respekt."

Die Mutter hatte mit schmerzlichem Unwillen zugehört, jetzt streckte sie die Hand gebieterisch gegen ihn aus und sagte streng: Schweig', Unglücklicher! Wohin verirrst Du Dich! Heißt das die schwere Schuld bereuen, um vor Gon und dem eigenen Ge­wissen Gnade zu finden? Wähnst Du mir dem Verräthergold ein Glück zu genießen, das nur die innere Ruhe zu geben vermag? Der ewige Fluch, der daran haftet, läßt den Glanz erbleichen und den Genuß zur Folter werden. Keine Stunde länger soll dies Gold Dein Vaterhaus, wo nur Gottesfurcht mrd Redlichkeit bis­lang gewohnt, entehren. Geh' hin und gieb es den Armen, auf daß cs Dir zum Segen werde und Deine Buße unterstütze."

Günzer senkte zerknirscht den Blick, der letzte Trotz gegen die heranbrausenden Wogen der Reue war gebrochen.

Euer Wille geschehe, Mutterl" erwiderte er leise und ver­ließ dann, ohne das Auge zu erheben, das stille Gemach, aus welchem das Glück und der Friede durch seine Schuld aus ewig entwichen war.

Ebenso scheu und demüthig betrat er die Straße, um sich nach dem Hause des Prätors zu begeben. Wir ei» Verbrecher eilte er an seinen Mitbürgern vorüber, die ihm düster nachblickten oder halblaut Verwünschungen ausstießen.

Erst als er das Haus des Prätors betrat, hob er das Haupt und ries den alten Stolz zurück, der sich in seinem Hasse gegen diesen Mann «us'ä Neue, wenn auch nur momentan, zu kräftigen schien.

Ulrich Obrecht empfing ihn sehr zuvorkommend und schob ihm sogar einen prächtigen Sessel hin, was Günzer nicht zu bemerken schien.

Ich kann Euch sagen, wo jener Adrian Dörnach sich be­findet," begann Letzterer ruhig.

Nun?" fragte Obrecht überrascht und mit sichtlicher Freude.

Wer birgt mir dafür, daß ich nach Mittheilung meines Geheimnisses den Aufenthalt Katharinens erfahre?"

Ihr mißtraut meinem Wort, Günzer!" rief der Prätor stirnrnnzelnd,Hab' ich Euch Ursache dazu gegeben?"

Günzer lächelte geringschätzend.

Ein Wort gilt heute nicht viel," versetzte er langsam, ich verlange Besseres von Euch."

Obrecht besann sich einige Minuten.

Gut," sagte er plötzlich,ich will Euer Mißtrauen nicht mit Gleichem vergelte». Katharina Dietrich befindet sich in einem Kloster der Benediktinerinnen bei Epinal, um nächstens den Schleier zn nehmee. Sie ist seit jenem Ueberfalle, der mit ihrem Willen geschah, auf Befehl des Herrn Ministers Louvois, der ebensalls darum wußte, in ehrenvoller und anständigen Be­gleitung nach jenem Kloster gebracht worden, wo sie hoffentlich ihr Leben beschließen wird."

So habt Ihr sie niemals geliebt?" fragte Günzer mit mühsamer Fassung.

Aufrichtig gestanden, nein," versetzte Obrecht leichthin,mir war ihre schwärmerische Liebe recht langweilig und unbequem. Nur die Rache veranloßte mich, heimlich das Herz der schönen Jungfrau zu gewinnen. Ich bin zu solchem zärtlichen Minne wart nun einmal nicht geschaffen, dem Hasse und der Rache hatte ich mein Leben geweiht und nun ich dieses erreicht, kann die Tochter des Ammeisters, meines tödtlichen Feindes, mir nichts mehr gelten. Wie könnte ich sie ehelichen, ohne mir selber ungetren zu werden?"

Ihr habt ein Herz von Stein, Obrecht!" bemerkte der Stadlschreiber gleichgültig,doch mögt Ihr in Eurem Sinne wohl Recht haben. Nun also, Adrian Dörnach befindet sich nicht mehx in Straßbnrg"

Ah," unterbrach ihn der Prätor mit enttäuschter Miene. Die Nachricht konnte mir ein Jeder bringen."

Ich versprach Euch Wahrheit, was hättet Ihr davon, wenn ich Euch täuschte?" Er ist allerdings leichtverwundet worden in jener Nacht, doch nicht so sehr, um nicht in den nächsten Ta­gen verkleidet die Stadt verlassen zu können. Soviel ich erfahren, hat er sich nach der Schweiz gewandt."

Verwünscht," sprach Obrecht finster,viel hätte ich darum gegeben, diesen Burschen an Frankreich ausliefern zu können. Vielleicht hat man Euch absichtlich getäuscht, Günzer! Ihr seid dort nicht sehr beliebt."

Glaubt Ihr, ich wäre so einfältig gewesen, selber dorthin zn gehen?" lächelte der Stadtschreiber,meine Schwester, die Bürgermeisterin von Hagenau, welche augenblicklich bei meiner Mutter zum Besuche anwesend ist, war immer sehr wohl gelitten bei der Frau Ammeisterin und hat, ohne es selbst zu ahnen, mein Werkzeug abgegeben. Sie hat ihr im Vertrauen eine Warnung zukommen lassen und sich durchaus gleiches Vertrauen erworben. Pah, mein Herr Prätor," setzte er finster hinzu,mir liegt eben­soviel daran als Euch, diesen Nebenbuhler abzufangen, und ich hätte nicht übel Lust, ihn nach dem Kloster la Trappe zu bringen."

Ein köstlicher Gedanke," nickte Obrecht,sucht ihn zu verwirklichen, Günzer, Frankreichs König wird sich dankbar da­für beweisen."

Will's versuchen," meinte Günzer achselzuckend, wenn der Bursche noch in Straßburgs Mauern weilt, soll er mir so leicht nicht entkommen. Gott befohlen, Herr Prätor!"

Er ging. Obrecht blickte ihm finster nach.

Herr Prätor," wiederholte dieser langsam,in diesem Worte liegt sein ganzer Haß. Wir müssen dem Stadtschreiber, um ihn ungefährlich zu machen, ein höheres Amt geben, und ollte Se. Majestät, der allerchristlichste König, ein neues erst für hn schassen müssen. Im Uebrigen werde ich ihn doch ein wenig überwachen lassen."

Als der Herr Prätor am folgenden Tage diesen klugen Gedanken zur Ausführung bringen wollte, traf ihn die Nachricht, daß der Stadtschreiber Günzer seit vierundzwanzig Stunde» spur­los verschwunden sei, wie ein Donnerschlag.

Das Gerücht von einem Selbstmorde, welches blitzschnell )ie Stadt durchlief, verwarf er mit einem verächtlichen Achsel­zucken ; für einen solchen Thoren mochte er den Mann doch nicht galten, da Obrecht ihn stets so kaltblütig befunden und ihn nach dem eigenen Charakter beurtheilte, welcher jedes Mittel zum Zweck ür erlaubt hielt und das Gewissen nur bei Schwächlingen kannte.

Sein erster Gedanke war an eine Ueberlistung, und folgerecht knüpfte er au sein Verschwinden den Namen Katharina Dietrich.

Der Thor!" lachte er,er rennt in sein eigenes Verder­ben, mag er sich den Kopf an jenen Klostermaneru zerschellen."

Damit war die Sache für den Herrn Prätor abgethan, er hatte den Stadtschreiber nicht mehr zu fürchten und gönnte ihm den Untergang.

Frau Günzer wußte nichts von dem Verbleib des Sohnes, der ihr nur das viele Geld eingehändigt und dabei gesagt hatte, daß er hinausginge, um seinen Verrath durch eine gute Hand­lung zu sühnen.

(Fortsetzung folgt.)

All- r l - i.

Ein neueramerikanischer Gerb st off. DerWe­stern Tannin-Plant" (kol^gouinm ^mpbibium), von der wir natürlich nicht wissen können, wie viel Humbug daran ist, scheint dazu bestimmt zu sein, die Eichenrinde und andere Gerbmaterialien in der Lederfabrikation zu ersetzen. DerDeutsch-Amerik. Gew.° Ztg." zufolge wächst die Pflanze im Ueberfluß im Missourithale und in den Thälern der kleineren Nebenflüsse und könnte in ausgedehntestem Maße angebaut werden und zwar so, daß die ganze Welt mit Material zur Lederfabrikation wird versorgt werden können. Sie enthält 18 pCt. Tannin resp. Gerbsäure, während die beste Eichenrinde deren nur 12 pCt. enthält. Sie ist einjährig und kann gemäht, getrocknet und aufgestappelt werden, wie Heu. Die Methode des Gerbens vermittelst dieser Pflanze ist genau dieselbe, wie wenn Rinde angewendet wird. Sie liefert jedoch ein zäheres, feineres Leder, als Rinde; auch nimmt das Leder eine bessere Politur an und gewinnt an Dauerhaftigkeit. In Lincoln, im Staate Nebraska, besteht seit einiger Zeit ein« Fabrik, welche diese Pflanze mit Erfolg benützt und es sind vdn dort große Landungen derselben nach Chicago geschickt worden, wo bedeutende Firmen gefunden haben, daß eine gewisse Menge dieser Pflanze ein Drittel mehr Leder liefert, als eine gleiche Quantität Rinde. Für den Westen Amerikas ist die Entdeckung derTannin Plant" jedenfalls von außerordentlicher Bedeutung.

Für Hausfrauen. Den vielen zur Aufbewahrung der Eier empfohlenen Mitteln reihen wir folgendes an.I.« Lelier") ein französisches Journal, veröffentlicht folgende Methode: Man löse Bienenwachs in ?/s warmem Olivenöl auf und bestreiche mit der Fingerspitze das ganze Ei vollständig damit. Die Eierschale absorbirt allmälig das Oel und ihre Poren werden mit Wachs angefüllt und auf diese Weise hermetisch ver­schlossen. Es wird versichert, daß selbst nach 2 Jahren so präservirte Eier noch wohlschmeckend sind, wenn solche nicht an einem zu warmen Orte aufbewahrt werden.

New-Aork. (Eine neugierige Wanze.) Ein Reisender kam in ein Hotel in einer Stadt des Westens und wollte eben seinen Namen in das Fremdenbuch einschreiben, als er ein« Wanze in dem Buche herumkriechen sah. Die Feder weggeworfen, sein Gepäck aufnehmen und fortgehen, war bei ihm das Werk eines Augenblicks, wobei er sagte:Omaha's Flöhe haben mir zur Ader gelassen, Lcavenworth's Spinnen mich gebissen; aber ich will verdammt sein, wenn ich je vorher an einem Platze war, wo die Wanzen im Fremdenbuch Nachsehen, um zn erfahren, in welchem Zimmer ein Reisender untergebracht ist."

Newyorl, 24. Juni. (Per transatlantischen Telegraph.) Das Postdampsschifs des Nord». Lloyd Donau, Capt- R. Bussms, welche- am 10. Juni von Bremen und am 13. Juni von Southampton adge» gangen war, ist heute Morgen 4 Uhr wohlbehalten hier angekommen.

Druckfehler-Berichtigung in dem Aussah: Nach Hornisgründe rc. (Beilage zum Gesellschaschaster Nr. 74.) Statt Schönmünzach-Eia- miindung lies: Schönmünz nach Einmündung: statt in hügeligem Ter­rain lies: auf hügeligem Terrain: statt um hier.... sortzusetzen lies: um von hier fortzusetzen. __

Auflösung des RäthselS in Nr. 78:

Nichts."