erlaubt, noch Einiges ergänzend und berichtigend uachzutrageu. Das Brandungiück brach während des Nachmiltagsgottesdienstes um 2 Uhr aus, und in etwas mehr als einer Stunde brannien, durch einen heftigen Nordwestwind angefacht, fämmtliche 49 Ge- bände, welche meist mit Siroh gedeckt waren. Milten auf der Brandstätte blieben mehrere Gebäude, die mit Platten oder Schie­fer gedeckt sind, völlig unversehrt stehen. Im Ganzen wucoen 29 Familien obdachlos und von diesen haben nur 9 ihr Mobiliar versichert. Menschenleben ist keines zu beklagen und nur eine Frau erhielt bei der Rettung ihrer Habe mehrere Brandwunden, die aber nicht lebensgefährlich sein sollen. Der Besitzer, in dessen Haus der Brand seinen Anfang nahm, ist aus einer Wallfahrt nach Einsiedel» begriffen und verliert sein ganzes bewegliches Eigenthnm an Mobiliar und Vieh Im Ganzen sind gegen 40 Stücke Rindvieh und drei Pferde verbrannt. Der Branoplatz selbst, welcher sich längs der nördlichen Seite des Dorfes hin­zieht , bietet einen Anblick dar, der jeder Beschreibung spottet. Die Bäume der angrenzenden Gärieu sind ohne Ausnahme ver­brannt. (S. M)

Plochingen. Am 1. d. Mls. ist bei der Adfahrt des Oberneckarbahnzugs 65 auf dem Bahnhofe Plochingen Nachmittags 4 Uhr 48 Min. die Botenfrau Vogel von Raidwangen, Oberamts Nürtingen, veruiiglückl. Dieselbe löollte mit Handgepäck belastet einsteigen, als der Zug schon in Bewegung war, und gerieih, da ihr dieß nicht gelang, unter den Wagen, wobei sie derart ver­letzt wurde, daß sie nach Verlauf einer Stunde starb.

Sämmtliche Landwirthe im Nördlinger Bezirke haben -sich dahin geeinigt, auf den Vieh- und Getreidemärkten russisches Gold gar nicht mehr, die 20-Frau ks st ück nicht über 16 -^r, den L>onvereign nicht über 20 anzu- nehmeu.

München, 2. Juni. Am letzten Samstag hielten die Maurer Münchens eine von ca. 1500 Personen besuchte Versamm­lung ab, um die Maßregeln zu beralhen, welche gegenüber der Masjeneinwanderung italienischer Arbeiter und der dadurch ver- anlaßten Beuachtheiligung inländischer Arbeiter zu ergreifen seien. Die Versammlung beschloß, der Fachvereln der Maurer solle eine Petition an die zuständige Behörde richten, damit der Massenein- wanderung italienischer Arbeiter Einhalt gethau werde. (Das beste Mittel wäre, sich die italienischen Konkurrenten in Bezug auf unverdrossenen Fleiß und Nüchternheit zum Vorbild zu nehmen.)

Berlin, 7. Juni. Lei dem Fürsten Bismarck sinder heute,zu Ehren Delbrücks ein A bs ch i e d s d i n er statt, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen sind.

In Bieskan, Schlesien, wurde vor Kurzem ein entsetz­liches Verbrechen verübt. Der dortige Häusler Füllbier, welcher feine lüderliche Tochter ans dem Hause gewiesen, wurde von dieser und seiner das verdorbene Mädchen begünstigenden Frau im Schlafe ermorde!. Die beiden weiblichen Scheusale schlugen ab­wechslungsweise um einer Axt so lange auf den Unglücklichen ein, bis sein Schädel total zertrümmert ivar. Die Leiche wurde hierauf auf dem Felde verscharrt, wo die unausgesetzten Forschun gen des Gerichts nach dem vermißten Mann die widernatürliche Thal ans Tageslicht brachten. -

Herr Bebel, der bekannte sozialistische Drechslermeister und Reichstagsabgeordnete, hat sich entschlossen, seiner Thürkiin- kenfabrik durch Vergrößerung des Betriebskapitals einen Auf­schwung zu verleihen. Zu dem Behuf ist er mit einem reichen Privatier, einem Herrn Jßleib, dessen Bekanntschaft Bebel seiner agitatorischen Thätigkeit verdankt, ein Sozielätsoerhäitniß ein­gegangen. Die neue FirmaJßleib und Bebel" läßt gegen­wärtig zu Reudnitz bei Leipzig ein neues, großes Fabrikgebäude aufführen.

In Calden (Preußen) sind am 3!. Mai 40 Häuser ab­gebrannt«

Keine Tambours mehr in der östreichischen Armee. Die Grazer Ztg." schreibt: Zufolge kriegsministeriellen Rescripts werden die Tambours abgeschasft und in der gesammten Infan­terie und Landwehr Infanterie durch Hornisten ersetzt; als Gründe für diese Abschaffung werden angegeben, daß die Ablichtung eines nicht musikalisch gebildeten Mannes zum guten Tambour schwie­riger und zeitraubender ist als die zum Trompeter; daß ferner der Tambour im Kriege fast nutzlos, da die Trommel nicht ge hört wird und auch deren Träger fast ganz kampfunfähig macht Der Hauptgrund jedoch ist, wie man vermuthet, daß die Trommel, die überdies eine viel kürzere Benützungsdauer hat, per Stück 22 fl., das Signalhorn bloß 6 fl 20 kr koitet. Die durchschnilt liche Ersparniß dadurch wird per Jahr 68,500 fl. betragen.

- " Das österr. Ministerium des Innern hat derGartenlaube" in Leipzig den Postdebit, welcher ihr am 17. Februar d. I. ent­zogen worden war, wieder gestattet.

Prag, 3. Juni. Die Somnambule Marie Pfchera aus Scheibenredisch, welche Hunderttaujeude von Wallfahrern ange lockt, ist im Prager Krankenhaufe an Blutzersetzung in Folge künstlicher Wundmale gestorben. Arme Louise Lateau!

Lemberg, 2. Juni. Der in Husialyn ausgebrochene Brand legte 60 Häuser in Asche, zwei Kirchen wurden arg be­

schädigt. Der Schaden wird auf 250,000 fl. geschätzt; es herrscht großes Elend.

I ! l d orus aus der Toledo-Brücke in Madrid ist ein großer und sehr geschätzter Hemger, aber allen Leuten kann er's auch nicht recht machen. Er hat zwei Aeuuer; denn er ist einer der Schutzpatrone von Madrid und zugleich der Schutzheilige der Erndle in ganz Spanien. Die Erndteaüssichten waren wenig erbaulich, die von oen Heuschrecken verschonten Felbfrüchte droh­ten zu verdorreck, Regen war dringend uölhig. Da kamen die dem heiligen Jsioor geweihten Lage des 13. bis 15. Mai. Aus Nah und Fern strömten die Bauern nach Madrid, um von dem guien Heiligen, der sestttch geschmückt aus der Toledo-Brücke steht, emeu miiden Regen zu erflehen, während die Gastwirthe, die Schauöudenbesttzer, die Egwaarenhänolec ebenso eifrig um Son­nenschein beteten. Ansängtich schien oer heilige Isidor die Partei der Städler wider die Bauern zu nehmen; bis zum l3. .Mai war prächtiges Wetter und die Sonne ging strahlenv aus. Die Äudeubesitzer schwammen m Wonne, die Bauern jammerten und schlugen sich die Brust vor dem Heitigcu-Bild. Um 10 Uhr Vor­mittags schlug jedoch der Wind plötzlich um, der Himmel bedeckte sich mit Wollen, am Nachmittag erhob sich ein Sturm und Abends begann es zu regnen.Hat inchis zu sagen!" tröjteten sich die Madrider,morgen wird es wieder schönes Wetter sein!" Aber es regnete auch den anoeru Tag.Wenn es nur den dritten Tag wieder ausyöri!" ging es nun schon kleinlauter durch die Rechen der Buoenvesitzer. Jedoch auch den 3. Tag regnete es. Die Landbewohner zogen durchnäßt, aber mit fröhlichen Gesichtern, den guten heiligen Jstoorus, oec den Bauern nicht zu Schanden werden täsic, preisend heim. Bei den Madridern aber stellt sich eme furchtbare Erbitterung gegen den Schutzpatron der Stadt ein, weiche sogar ln^Tyäliichtetten gegen den Heiligen, d. h. dessen Bild, überging. Ein alles Weid, weiches mir Pfeffernüssen han­delte, hatte ihren Stand aus der Toledo-Brücke dem Heiligenbild gegenüber. Der Wind patte ihr Zelt umgeweht, der Regen ihre Wahren durchuaßi, voll Zorn griff sie am dritten Tage in ihre durchweichten Pieffernusse hinein, jormie eme Kugel und warf diese mit einem surchtoaren Fluch dem Heiligen in's Gesicht. Dies war das Zeichen, daß sämmtliche Bndenvesiher mit Steinen und sonstigen Gegcuiländen em Bombardement auf den Heiligen er- öfftteieii. Der Piacrm von San Jsiooro eilte zum Schutze seines -Patrons heryei. Umsonst!Nieder mit dem Faulenzer! Nieder mit dem Schelm!" yeatte die Menge. Die anwesenden Polizei­diener waren zum ernuuchen Einschreiten ohnmächtig. Als jedoch die nbzcehenüen Lanolenle vernahmen, wie man ihrem Heiligen umspielte, machten sie Keh.l und ergriffen dessen Partei. Messer wurden gezogen, Flinten avgeseuect, und das Schlußbild des Festes bildete eine Anzahl Tooter und Verwundeter zu Ehren des heiligen Jsidorus-

Der Gras von Paris hat sich nach England begeben, um die sterblichen Neste Locus Philipps »ach Frankreich überzuführen.

Leu einiger Zeit mach, man in den Pyrenäendepartements großen Lärm von einer neuen wunderbaren Erscheinung der Jungsrau Maria. Die Himmelskönigin soll sich diesmal bei dem Flecken Si. Palais bei Orthez einem 12jährigen Knaben Jean Lamarelns offenbart haben. In Lourdes scheint man mit der zu erwartenden Konkurrenz nicht zufrieden zu sein.

Stockholm, 7. Juni. Die Kömgin-Mutter Josephine (Wittwe Königs Oskar 1, geb. 1807) ist heute früh gestorben.

London, 8. Zum. Einer Meldung derTimes" zufolge wäre allen Pensionären der Marine, welche weniger als 55 Jahre alt sind, der Beseht euhectt, sich zum activen Dienst bereit zu halten, und denjenigen unter 45 Jahren die Eclaubniß ertheilt, in der Reserve zu dienen.

Der große Brand in Quebec soll durch Kinder herbeige­führt worden sein, die mit Zündhölzchen spielten. 700 Häuser sind abgebrannt, 7000 Personen obdachlos. Zwei Personen ver» unglücklen, und der Brandschaden wird auf 800,000 (?) Doll, geschätzt. _

Goldkurs der k. Staatskassenverwaltung

vom 8. Juni 1876.

20-Frankenstücke.16 16

Allerlei.

Unter Menschensressern stellt man sich gewöhnlich ganz absonderlich häßliche Scheusale vor, es scheint aber nach Burion'S neuestem Reisewerke:Trvo Mips Io Oorlll» Danä", daß es unter denselben auch recht wohlgebildete und ganz gemüthliche Leute gibt, die las Menschenfressen an hohen Sonn-ünd Feiertagen gewissermaßen aus idealen Rücksichten betreiben. Burton wohnte längere Zeit in dem von etwa 400 solchen Kannibalen-Seelen bewohnten Dorfe Magyau im Gebiete des Gabunstromes. Er schildert dieselben als ein schöngebautes Volk mit mildem Gesichts­ausdruck, chocotadefarbcg, und Viele hätten, wenn sie noch etwas Heller gewesen wären, für Europäer gelten können so sehr entsprachen ihre Züge dem kaukasischen Typus. Besondere Auf­merksamkeit verwenden sie auf ihre Toilette. Manche trugen Feder- krouen wie Indianer, Einer auch einen alteuropäischen Zopf,