Situationen in Sicht erscheinen, hatten gestern verbreitet, Frankreich sei im Begriff, eine große Kr i e g sanl eih e auszunehmen. Die Wahrheit ist, daß General Cissey bei den französischen Kammern einen Kredit von 260 Millionen Francs nachgesucht hat zum Umbau der G re n z b e f e st i g u n g und zur Beschaffung von Kriegsmaterial. Hierbei handelt es sich lediglich um Ausführung von solchen Arbcilen und Anschaffungen, welche schon vor längerer Zeit die Nationalversammlung beschlossen hatte. In der That ist Frankreichs Ostgrenze seit dem Verlust der Festungen Straßbnrg und Metz noch immer offen und diesem Uebelstande ab zuhelfen, hatte man schon, als Thiers noch an der Spitze der Regierung stand, bezügliche Vorlagen ausgearbeitet, welche auch genehmigt worden waren. Jetzt erst werden die Mittel liquid gemacht, um diese längst votirten Werke cmzulegea, und wenn es keine anderen unheimlichen Leichen am politischen Horizont gäbe, als dieses Kreditgesuch des französischen Kriegsministers, brauchte sich Niemand Sorge um die nächste Zukunft zu machen.
London, t. Juni. Der neue Sultan ist von Frankreich, England und Italien anerkannt worden. Der Großvezier lheilte England mit, daß die neue Regierung entschlossen sei, die Integrität der Türkei vollständig zu erhalten, wozu England zustimmte. Die Ucberreichung der Berliner Beschlüsse in Kon'tnntinopel ist aufgegeben. Die Belgrader Nachrichten sind sehr beunruhigend. Der abgesetzte Sultan lebt. Sein Schatz, angeblich 20 Millionen betragend, ist von der neuen Regierung konfiszirt worden.
Dem Vernehmen der „Ageuce Havas" zufolge hätte Serbien den neuen Sultan anerkannt und würde die Anerkennung desselben durch sämmtliche Mächte jetzt als gewiß betrachtet. Nachrichten aus Serbien zusolge dauern die militärischen Rüstungen fort, jedoch wird versichert, daß Serbien nicht zum Angriff schreiten werde.
K on stan tinop el, 4. Juni. Offiziell. Der Ex Sultan Abdul-Aziz entleibte sich diesen Morgen durch Oeffaen seiner Pulsadern mit einer Scheere. Die Regierung läßt die gesetzlichen Feststellungen des Thatbestands vornehmen. Das Leichenbegäug- nitz findet mit hergebrachtem Pompe statt.
K o n st a ut i n op e l, 5. Juni. Die Journale konstatireu, daß Abdul Aziz seit feiner Entsetzung, besonders am Vorabend des Selbstmordes, heftigen Wahnfinnsausbrüchm unterworfen war.
Der neue Sultan Mur ad steht im 36. Lebensjahre und ist nur 10 Jahre jünger als sein gestürzter Onkel. Er ist eine männliche, ritterlich schöne Erscheinung, die von der haremgebeugten Gestalt seines Vorgängers vortheilhaft absticht, spricht außer Türkisch und Arabisch auch Englisch und Französisch, ist ein ge
schulter Militär und hat sogar hier und da in den Wissenschaften genascht. Seine Gönner versichern, er sei gebildeter und energischer als alle seine unmittelbaren Vorgänger, er lasse zwar mit sich reden, könne aber auch mit den Leuten reden. Ob sein Bild nicht bald bedeutend nachduukelt, dafür können wir nicht entstehen. Mnrad ist ausgerusen worden und unterzeichnet: „Sultan von Gottes Gnade» und durch den Willen der Nation." In diesen letzten Worten soll die Bedeutung des Thronwechsels liegen, die Türkei soll aus einem despotisch regierten Lande in eine con- stilutionelle Monarchie umgewandelt werden. Wir dürfen aus das Kunststück gespannt sein. Zu diesem Zwecke soll eine Notablen- Versammluiig einbernfen, die Harems-Wirthschafl abgeschaffl werden und der Sultan eine moderne Civilliste erhalten, man sagt von 1 Million Mark. Murad soll sich bereits zu diesen drei Dingen verpflichtet haben. Mit dem Sturze Abdul-Aziz giugs sehr geschwind. Als er sich beharrlich weigerte, der Kriegskasse mehre Millionen aus seinem Privalschatze vorzustrecken, kündigte ihm der neue Scheck ut Islam in Gegenwart sämmtlicher Minister an, daß das Volk mit ihm unzufrieden und er damit abgesetzt sei. Da er einige Umstände machte, packle man ihn und die Sultanin Valide und brachte sie in den Palast Tophana als Gefangene. Ohne meine Schätze und Weiber und mit einer kleinen Civilliste, sagte er, mag ich selber nicht Sultan sein.
Allerlei.
— Klee oderKleegras? Zur Frage, ob es besser sei, reinen Klee oder Klee und Gras im Gemenge zu bauen, schreibt die Wiener landwirthschaftliche Zeitung, daß in vielen Fällen die Beimischung von Gras znm Kleesamen angewandt erscheine und namentlich dort, wo der 'Acker nicht vollkommen kieesähig sei, oder wo man wegen zu feuchter oder trockener Lage ihn nicht mit Sicherheit anvanen kann, dann habe aber eine derartige Mengsaal noch manche andere Lortheile. Diese Saaten frieren nicht so leicht aus, werden auch nicht sobald von den Mäusen vernichtet, üas Gras bleibt meistentheils und liefert nach dem Verlust des Klee's immer noch einigen Ertrag; es nährt aber ein solches Futter auch besser als der reine Klee und man habe seltener ein Aufläufen des Rindviehes zu befürchten. Die Heubereitung eines solchen Gemenges sei ebenfalls leichter und mit weniger Verlust von Kleeblüien und Blättern verknüpft und zuletzt gebe es auch noch eins bessere Weide als der reine Klee. Die am häufigsten angewendeten Geasarlen.sind Thimo- thee- und Rayzras, doch könne man ans leichtem Boden auch Schafschwingcl nehmen.
Amtliche nnd ^rivat-BekannImachttrigen.
K. Oberamtsgericht Nagold.
Schulden-AquidiMmleil.
In nachbenannten Gantsachen werden die Schntdenliquidationen und die gesetzlich damit verbundenen VerhandlmHen an den nachbenannten Tagen und Orten vorgenommen werden, wozu die Gläubiger hiedurch vorgeladen werden, um entweder in Person der durch gehörig Bevollmächtigte, oder auch, wenn voraussichtlich kein Anstand obwaltet, durch schriftliche Rezesse ihre Forderungen
und Vorzugsrechte geltend zu machen und die Beweismittel dafür, soweit ihnen solche zu Gebot stehen, vorzulegen.
Diejenigen Gläubiger — mit Ausnahme nur der Unterpfandsgläubiger — welche weder in der Tagfahrt noch vor denselben ihre Forderungen nnd Vorzugsrechte amnelden, sind mit denselben kraft Gesetzes von der Masse ausgeschlossen. Auch haben solche Gläubiger, welche durch unterlassene Vorlegung ihrer Beweismittel, nnd die Unterpfandsgläubiger, welche durch unterlassene Liquidation eine weitere Verhandlung verursachen, die Kosten derselben zu tragen.
Die bei der Tagfahrt nicht erscheinenden Gläubiger sind an die von den erschienenen Gläubigern gefaßten Beschlüsse bezüg
lich der Erhebung von Einwendungen gegen den Güterpfleger und Gantanwalt, der Wahl und Bevollmächtigung des Gläubigerausschusses, sowie, unbeschadet der Bestimmungen des Art. 27 des Exekutionsgesetzes vom l3. November 1855, bezüglich der Verwaltung und Veräußerung der Masse und der etwaigen Aktivprozesse gebunden. Auch werden sie bei Borg- und Nachlaßvergleichen als der Mehrheit der Gläubiger ihrer Kategorie betretend angenommen.
Das Ergebmß des Liegenschaftsverkaufs wird nur denjenigen bei der Liquidation nicht erscheinenden Gläubigern eröffnet werden, deren Forderungen durch Unterpfand versichert sind und zu deren voller Befriedigung der Erlös aus ihren Unterpfändern dicht hinreicht. Den übrigen Gläubiger läuft die gesetzliche fünfzehntägige Frist zur Beibringung eines bessern Käufers vom Tage ner Liquidation an, oder wenn der Liegenschaftsverkauf erst später stattfindet, vom Tage des letzteren an.
Als besserer Käufer wird nur derjenige betrachtet, welcher sich für ein höheres Anbot sogleich verbindlich erklärt und seine Zahlungsfähigkeit nachweist.
Ausschrci- bende Stelle
; Datum der
jamtlHcben Be-', flamckmachungi
Name und Wohnort
des
Schuldners.
amts^micht i b- Juni Christian Friedrich Bock,
Nagold. ! >876. Schreiner in Alienstaig.
Tagfahrt > Ort
zur j der
Liquidation. l Liquidation.
28. August 1876,
Vormittags 10 ! Altenstaig. Uhr. _
Bemerkungen.
Liegenschafts-Verkauf am 26. August 1876, Vormittags 10 Uhr.
Revier S t a m m h e i in.
Hoh-Verkittis
am Dienstag nnd Mittwoch den l3. i und 14. Juni aus lUHi den Staalswaldu!!- MJgen Weiler,Stamm- ^heimermark, Wasserbaum und Beckenegart:
80 Stück starke Nadelholz-Slangcn,
148 Rm. lannene Scheiter, Prügel und Anbruch,
25 Rm. fichtene Gerberrinde,
15 Rm. Weißtannenrinde,
32 Nm Stockholz im Boden, l780 buchene,
30>0 gemischte und 2630 Nadelholzwellen.
Zusammenkunft je Morgens 8 Uhr, am ersten Tag auf dem Grünplattenweg im Gebnsack, am zweiten Tag in der Saatschule des Lindenrain.
Nebringen.
Eichen-Verkauf.
Nächsten Freitag den 9. Juni,
—— _ Nachmittags 1 Uhr,
-erden im hiesigen Gemeindewald 2 Stück iichen von 7—8 m Länge und 66 -75 Cm. litilerem Durchmesser im öffentlichen Aufreich gegen baare Bezahlung verkauft, wzu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Gemeinderath.