und tauchte erst nach 6 Tagen zwischen Höchst und Kriftel als Leiche wieder auf, noch dazu mit Glace-Handschuhen bekleidet. Welcher Gegensatz zwischen diesen beiden Unglücksfällen!
— Die Fischerei-Ausstellung in Weimar, welche am vergangenen Sonnabend, Sonntag und Montag stattgefunden hat, war gut besucht. Die Ausstellung zerfiel 1) in lebende Fische, 2) tode Seefische und Fischkonserven und 3) Fischereigeräte, Literatur u. s. w. Die interessanteste Abteilung war die der lebenden Fische, die recht reichlich beschickt war und in der die erste Stelle die Thüringer Fischbrutanstalt zu Zwätzen, der Verein zur Aufbesserung der Fischzucht zu Erfurt, die Ausstellung von Ronnewitz in Eisenach und Sperber, Weimar, einnahmen. Sehr interessant war die von dem Erfurter Verein ausgestellte Kollektion von Gerafischen, die alle in diesem Flusse vorkommenden Fischsorten, worunter auch ein sehr seltenes Exemplar, der Zehode, ist, umfaßt und zwar: Aal, Forelle, Asche, Karpfen, Hecht, Döbel, Heßlings, Rotflosse, Barsch, Gründling, Ellritze, Stichling, Schmeite und Zehode. Ähnlich wareine von Münster-Jena ausgestellte Sammlung von Saalefischen zusammengestellt. Herr Fischhändler Hut, Weimar, hatte einen 38pfündigen Wels, in der Elbe bei Torgau gefangen, ausgestellt. Sehr interessant war auch die Ausstellung von Seefischen, die Herr Kaufmanp C. Sebesse sehr geschmackvoll in einem großen Pavillon arrangirt hatte, der außerdem bis unter die Decke mit Fischkonserven aller Art gefüllt war. Vor dem Pavillon stand das Modell eines segslfertigen Fischerbootes, das sehr geschickt gearbeitet ist. Die Ausstellung frischer Seefische umfaßte alle Erzeugnisse der Ost- und Nordsee vom 80pfündigen Stör und der 40 pfündigen Steinbutte, bis zur Kiesmuschel und dem grünen Hering. Auch konnte hiervon und von den Konserven, Mayonnaisen und Fischsalaten an Ort und Stelle probiert werden, da alles portionsweise verabreicht wurde.
— Die „Jtalia" erfährt folgenden ernsten Fall, über den die neapolitanischen Blätter Schweigen beobachten, obschon derselbe großes Aufsehen erregt. Es handelt sich um eine junge und schöne Herzogin, die ihren Mann bis zur Eifersucht liebt. Von lebhaftem und romantischem Charakter, soll sie schon einmal in einem Anfalle von Leidenschaft mit Revolverschüssen ihren Gatten und dann sich selbst zu töten versucht haben. Soviel ist gewiß, daß sich die schöne Herzogin nie von ihrem Revolver trennte. Vor einigen Tagen nun, während ihr Gatte in Rom weilte, befand sie sich auf einer Villa in der Provinz Molise, wo sie den Bürgermeister eines nahen Ortes zu sich einlud, der sich ein Vergnügen daraus machte, die arme Dame zu quälen, indem er ihr die Treue ihres Gatten verdächtigte und allerlei Geschichten von ihm erzählte. Die einen sagen nun, daß die Herzogin in einem Anfalle blinder Wut zweimal auf den Bürgermeister geschossen habe. Die anderen wollen wissen, daß er sich angetragen habe, die Dame über den Verrat ihres Gatten zu trösten, und daß er sich zu einer Kühnheit habe Hinreißen lassen, infolge welcher die aufgebrachte Herzogin zwei Revolverschüsie auf ihn abgefeuert habe. Der Bürgermeister floh, und die Herzogin schrie ihm außer sich nach: „Haltet ihn!" Die Domestiken liefen herbei, und ein Feldhüter schoß auf den Flüchtling, gerade als er über den Hof eilte. Der Bürgermeister stürzte schwerverwundet nieder, er soll bereits tot und ein Verhaftbefehl gegen die Herzogin ausgestellt sein.
— Für einen Räuberhauptmann wurde kürzlich von einer alten braven, aber böchst neugierigen Magd aus Oesterreich ihr Dienstherr, welcher Schriftsteller und Hauptmann a. D. ist, gehalten und polizeilich angezeigt. Max Schmid, der beliebte Novellist, hatte seine oberbayerische Erzählung „der Georgi - Thaler" im Verein mit sSinem Freund Hans Neuert in ein Schauspiel umzuarbeiten begonnen. Da in der Erzählung die Wirtin in der Herberge, die „Reiserwabe", in der Christnacht stirbt, wollte Schmid im vierten Akt des Schauspiels ihren Tod auf der Bühne vermeiden und schrieb an seinen Mitarbeiter, es wäre besser, wenn sie die Reiserwabe nicht aus der Welt schafften. Die Uhr mit Kette, welche
die Pyrenäen habe ihre Mutter plötzlich heftige Nervenanfälle bekommen, wie das jedes Jahr der Fall sei; diese Anfälle pflegten in der Regel einen Monat lang anzuhalten.
„Wir wollten schon in Folge dieses Unfalles wieder bis nach Bereges zurückfahren", erzählte Therese weiter, „als mein Vater sich erinnerte, daß ganz in unserer Nähe ein Gebirgsführer wohnte, den er als braven Mann früher kennen gelernt hatte; er führte uns zu diesem, der kein anderer als Biaritz war, und seitdem wohnen wir in dessen Haus, wo meine Mutter sich wohler fühlt, als es inmitten des Geräusches einer großen Stadt der Fall wäre."
„Aber fürchten Sie sich denn nicht vor den Wegelagerern und Banditen, welche die Gegend gefährden?"
»Banditen?" fragte Therese mit Erstaunen, „davon haben wir noch mchts gehört, noch bemerkt; ich glaube auch nichts davon."
„Sie glauben das nicht? Gestern erst wurden wir, eine große Anzahl von Herren und Damen, die einen Spazierritt ins Gebirge machten, von einer Bande überfallen und ausgeplündert. Biaritz war doch dabei, und er hat Ihnen nichts davon erzählt?"
„Kein Sterbenswörtchen. Er hat uns wahrscheinlich nicht in Angst setzen wollen."
„Jawohl, und wir schwebten in wirklicher Lebensgefahr; glücklicherweise haben sich die Räuber damit begnügt, uns unser Gold und unsere Börsen abzunehmen."
„Sie erschrecken mich, Lucienne; allerdings was Gold und Wertgegenstände angeht, so habe ich dafür nichts zu befürchten, denn Juwelen und Schmucksachen habe ich nicht bei mir auf der Reise, wenn ich von diesem kleinen Ringe absehe, der außer für mich aber für Niemand Wert hat; verölen möchte ich ihn darum doch um keinen Preis. — Aber sobald mein Vater heimkommt — er ist nach Spanien hinübergereist — werde ich ihn auf die Gefahren aufmersam machen und ihn bitten, uns so schnell als möglich
Dullinger der Amrei gegeben habe, sei noch im Besitze der alten Reiserwabe und müsse eine Rolle spielen. Neuert solle baldigst seinen Plan schreiben, weil die Sache schon Anfang Oktober zur Aufführung kommen solle. Diesen Brief las mit haarsträubendem Entsetzen die neugierige alte Magd in der offenen Briefmappe ihres Herrn und fand drei Tage später Neuert's Antwort: „Ich habe die Sache reiflich überlegt und finde, daß die Reiserwabe doch sterben muß. Wir können sie im Lehnsessel vollenden lassen, als hätte sie der Schlag getroffen, Uhr und Kette werd ich mir zu Nutze machen. Ich hoffe auf einen glücklichen Erfolg. Also frisch ans Werk!" Anderen Tags wollte ihr Herr nach München. Da ließ es der Magd keine Ruhe mehr. Sie lief zum Polizeiassessor, erfuhr aber zu ihrer Beschämung von diesem, der den „Georgi-Thaler" kannte, daß die Neiserwabe im Buch längst tot, und das Theaterstück wie auch die Geschichte erfunden sei.
— Dressierte Seehunde. Im Aquarium inLondon produziert sich gegenwärtig in einem zwölf Quadratmeter großen Glasbassin ein Seehunds-Künstlerquartett, welches alle Welt durch seine possir- liche Gelenkigkeit und vollendete Dressur in Staunen setzt. Außerordentlich komisch wirkt unter ihren verschiedenen Produktionen eine Scene, worin ein Seehund, als Amme kostümiert, in jeder Pfote eine Puppe haltend, und ein anderer Seehund im Kostüm der „Madame" mit Hut und Sonnenschirm, halb aus dem Wasser herausguckend, eine Promenade machen; ferner eine Seglerscene, in welcher zwei Seehunde, auf dem Rücken schwimmend, ein am Gürtel befestigtes aufgespanntes Segel an bewimpeltem Mast tragen und damit das Aussehen eines wirklichen Segelbootes anneymen. Sehr drollig nimmt sich auch eine Duellscene aus, in welcher die Gegner ein Schnellfeuer aus Revolvern auf einander eröffnen und wobei schließlich der eine Duellant von dem andern in einen großen Mörser bugsiert und hoch in die Lust geschossen wird. Dies sind nur einige Nummern aus dem reichhaltigen Seehunds-Reper- toir; es läßt sich indes schon daraus ersehen, daß man es hier mit einer eigenartigen Produktion zu thun hat, und es bietet sich ein neuer Beweis, wie menschliche Intelligenz aus den ungelenksten, schwerfälligsten Tieren gelehrige, folgsame Wesen zu machen vermag.
— Die Reklame in Australien übertrifft die amerikanische doch noch um ein gutes Stück. Der in Sidney erscheinende „Australian Morning Advertiser" kündigt einen neuen Feuilleton-Roman mit folgenden Sätzen an: „Diese seltsamen Ereignisse, welche aus dem spanischen übersetzt sind, haben bis jetzt einen unheilvollen Einfluß ausgeübt. Deshalb geben wir sie nicht ohne berechtigte Skrupel wieder. Es ist eine Pflicht der Ehre" Hastigkeit, unsere Leser davon in Kenntnis zu setzen. Mögen diejenigen, welche starken Gemütsbewegungen unterworfen sind, oder eine leicht entzündliche Phantasie haben, diese schrecklichen Erzählungen weit weg werfen. Wenn sie sich nicht um jeden Preis davor in Acht nehmen, ist es um sie geschehen. Dieses furchtbare Drama ruft auch im Gefühllosesten einen schmerzlichen Schauer hervor, es beunruhigt den Schlaf der Kaltherzigsten und entlockt den Skeptikern, welche noch niemals von Rührung ergriffen worden sind, Thränen- ströme. Das ist aber noch nicht das Schlimmste. Man hat konstatiert, daß von 10,000 Lesern dieses verhängnisvollen Romans 422 tobsüchtig und 977 tiefsinnig geworden sind, 894 haben sich das Leben genommen und 1214 sind spurlos verschwunden." Für Leute, die solchen Eventualitäten nicht gewachsen sind, kündigt das australische Blatt eine andere Ausgabe mit einem weniger lebensgefährlichen Roman an.
— Aus unfern Badeorten. Ein Badegast fragt einen Esel- teiber: „Wie viel Esel sind hier?" Der Gefragte antwortete: „Darin richten wir uns nach der Zahl der Kurgäste. Je mehr Kurgäste, desto mehr Esel haben wir hier.
— Ein erboster Schütze, der vermutlich schon öfter „links blau" getroffen, hat kürzlich bei dem Schießen zu Tölz in Oberbayem salzende klassische Bemerkung gemacht: „Woast Freund, was mi gift', wenn i fehlg'schoß'n Han, daß i am Zieler koa Ohrfeig'n geb'n kann!"
wegzuführen; denn meine MüAer hat sich soweit wieder erholt, daß sie die Anstrengung des kleinen Restes unserer Reise ertragen kann."
Lucienne hatte kaum noch auf Theresens Rede gehorcht, nachdem dieselbe ihre Aufmerksamkeit so arglos auf den Ring an ihrem Finger gelenkt hatte; mit angestrengten Blicken betrachtete sie das schmucklose Reiflein, an dem mehr die hübsche formvolle Arbeit, als das verwendete Material Wert hatte; ohne auf ihre Worte zu achten, nur um die Unterhaltung nicht ins Stocken geraten zu lassen, fragte sie:
„Und Ihr Vater läßt Sie so ganz allein hier?"
„Er ist sehr häufig abwesend, aber nur auf kurze Dauer; gestern früh ist er auf etliche Tage verreist und wird vielleicht morgen, spätestens übermorgen zurückkommen."
„Lucienne hörte gar nichts mehr, und jetzt erst bemerkte Therese, mit welcher angestrengten Aufmerksamkeit ihre Begleiterin den Ring betrachtete. Um Lucienne Entgegenkommen zu beweisen, zog sie den Ring vom Finger und reichte ihr denselben lächelnd hin.
„O". sagte sie, „er ist recht einfach und bescheiden und wird kaum jeman des Gier reizen."
Lucienne fühlte, wie eine gewaltige Angst ihr Herz zusammenschnürte, während sie das Ringlein betrachtete und in demselben den Ring Leos zu erkennen meinte: ihre Lippen zuckten, ein Aufschrei wollte sich ihr entringen, blieb aber erstickt in ihrer Kehle stecken, und ihre Augen schleuderten einen haßvollen Blick auf das arglose Mädchen an ihrer Seite. Dieses erschrack lebhaft über den so plötzlich veränderten Ausdruck Luciennes und fragte sie bestürzt, was ihr fehle.
(Fortsetzung folgt.)