Amtsblatt für den QberamLsbezirk Nagold.

Nr. 64.

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Dienstag den 30. Mai.

Inseralivnsgebühr für die 3spaltigc .Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., der 40 I v. mehrmaliger je 6 Pfg.

TageS-Nenrgkerten.

Pfarrer Carl in Gündringen ist aus sein Ansuchen wegen vor­gerückten Alters und andauernder Kränklichkeit mit der ihm gebührenden Pension in den Ruhestand versetzt worden.

Die erste Schulstelle in Haiterbach, Bez. Altenstaig, wurde dem Schulmeister Mitschelen in Warth, desselben Bezirks, übertragen.

Beim K. Kreisgerichtshof Tübingen haben als Haupt- geschworene aus das zweite Quartal 1876 u. a. zu sungiren: Arnold, Johannes, Schultheiß von Unterjesingen, Breitling, jung Jakob, Bauer von Effringen, Marquardt, Philipp, Schultheiß von Overje- singen, Müller, Johann, Pflugwirth von Bonborf, Rauser, Johann, Müller von Jselshausen, Roller, Jakob, Gemeinderath von Oberkoll- bach, Waid elich, Friedrich, Mezger von Calw, Weil, Ernst Gottlied, Bauer von Kuppingen.

Das Caiwer Wochenblatt schreibt: Einige Blätter bringen die Nachricht, bah sich der Sohn der Kaiserin Eugcnie, Lulu genannt, gegenwärtig in Teinach befinde. Sichern Berichten zufolge ist aber der junge Mann, der in Begleitung eines Je­suiten reist, und von dem die Blätter mit solcher Wichtigkeit erzählen, daß er da und dort ein Glas Bier getrunken habe, nicht der exkaiserliche Prinz, Spicherer Andenkens, sondern ein Gras Fugger.

Wildbad, 84. Mai. Durch die gute Witterung der letz­ten Tage hat sich der Zuzug von Badgästen bedeutend gehoben. So traf vorgestern der berühmte General v. Werder zu Kur hier ein und nahm wie im vorigen Jahre in der schön gelegenen Billa Blumenthal Wohnung. Prinz Peter von Olden­burg wird bis 1. Juli eintrcffen, Fürst Gort sch akoff, wel­cher den Kaiser von Rußland nach Ems begleitete, kommt von dort aus hieher. Auch soll General v. d. Tann bereits ange­sagt sein.

Stuttgart, 25. Mai. Ja der Mittwochssitzung der Kammer wurden zunächst zwei Interpellationen Angebracht, die eine von Khuen wegen des projektirten Lazarethgebäudes in Weingarten, das derselbe an einem andern gesünderen Ort gebaut wissen nwchte, die zweite von Uhl und Vvlmle wegen der Bertheilung der Kosten an den Noiks- schulen unter die einzelnen Gemeinden und Parzellen, welche dieselben nicht nach Familienzahl, sondern nach dem Verhältnis der Staatssteuer vorgenommen wissen wollen. Beide Interpellationen fanden zunächst ihre Erledigung durch die Erklärung sowohl des Chefs des Kriegsde- partements als auch des Kultministers, in den betreffenden Sachen den Wünschen der Interpellanten nicht Nachkommen zu können. Uhl behielt sich die Stellung eines Antrags vor. Hieraus machte Minister v. Mitt­nacht zugleich im Namen der andern Minister eine Mittheilung über mehrere Gesetzentwürfe, über Verwaltungsrechtspflege, über Aufhebung des Geheimenraths und Bildung eines Staatsministeriums und Staats­raths, über Entscheidung von Kompetenzfragen, welche im Laufe der nächsten Zeit an die Kammer gelangen sollen. Vorläufig legte derselbe einen aus 9 Artikeln bestehenden Gesetzentwurf über die Bildung eines S taa ts m iniste r iums dem Hause vor. Der Gesetzentwurf über die Verwaltungsrecbtspflegs soll im Laufe des Monats Juni an die Kam­mer gelangen und es wird eine Berufung der Kammer im Herbst in Aussicht genommen, falls die Kommissionsarbeiten die Berathung des Entwurfs im Plenum bis dahin ermöglichen. Hierauf fuhr die Kammer in der Berathung des Beamtengesetzes fort.

(Gmü » der Lotterie.) Mer erste Gewinn von 10,000 auf das Loos 48,936 fiel an Georg, Wilhelm und Christian Roth und Georg, sämmtlich von Plattenhardt und sämmtlich Steinhauer.

Reutlingen, 22. Mai. Nicht geringes Aufsehen erregte es heute, als ein Beamter des K. Oberamts und der Polizei mit zahlreicher Hilfsmannschaft und einem Sachverständigen in einer hiesigen Buchdruckerei Haussuchung ooruahm und den Satz zum dritten Heft des großen Generalstabswerkes über den deutsch­französischen Krieg nebst dem Vorrath des gedrucktten zweiten Heftes confiscirte. Es soll das Werk für Amerika bestimmt gewesen sein, allein dieß ändert bekanntlich nichts es ist eben ein Nachdruck. Wir und unsere hiesigen Fachgenossen bedauern diesen Vorfall umsomehr, als leider dadurch das Rennomee, in welchem Reutlingen ohnedem schon, des früheren Nachdrucks wegen, beim deutschen Buchhandel steht, wohl kaum verbessert werden wird.

Nach den vom statistischen Amte veröffentlichten Hauptresul­taten der letzten Volkszählung hatte das deutsche Reich am 1. Dez. 1875 42,757,812 Einwohner gegen 41,058,792 im Jahre 1871, hat also um die bedeutende Zahl von 1,699,0204 ,»4 zu­

genommen.

DieNordd. Allg. Ztg." berichtet über das deutsche Mit- trlmeer-Geschwader: Das Geschwader nimmt seinen Weg über

Plymouth, Lissabon resp. Gibraltar und einen noch näher zu bestimmenoen italienischen oder griechischen Hasenplatz. Um die einzelnen eben in den Dienst gestellten Schiffe vor ihrer Abfahrt zu sehen, hatte sich der Chef der Admiralität am Samstag den 20. d. Mts., nach Wilhelmshaven begeben und besuchte dieselben in Begleitung der Conlre Admirale Klatt und Bätsch am Sonntag. Bon einer eigentlichen Besichtigung war der Kürze der Zeit halber ebgesehen worden, und es wurden nur die auf dem Ober­deck divisionsweise ausgestellten Besatzungen gemustert. Das Geschwader hat eine Besatzung von 2209 Mann an Bord, und zwar befinden sich ans den beiden Breitseir-Panzerfregatten Kaiser" undDeutschland" je 600 Mann, auf der Fregatte Kronprinz" 482 Mann,aus dem Friedrich Karl" 476 Mann und per Schiss 75 Soldaten des Seebataillovs unter dem Befehl eines Offiziers des genannieu Bataillons Der AvisoPomme- rania" hat 25 Mann Equipage. Dazu treten noch die Korvette Medusa" mit 50 Matrosen und 120 Schiffsjungen, die Kano­nenbooteNautilus" mit 55 Matrosen,Komet" undMeteor' mit je 35 Matrosen. Von dieser Gesammtmacht können als Landungskorps 800 Matrosen und 300 Seesoldaten verwandt werden. Beide Kalegorieen und Mannschaften, welche etwa 11 Kompagnieen, zu 100 Mann, formiren, sind mit dem Mauser­gewehr ausgebildet. Außerdem haben dieselben zwei bis drei Batterieen, je zu vier Geschützen, leicht transportabler 8-Centi- meter-Kanonen mit eisernen Lafetten. Dieselben werden, nachdem sie aus den Booten an das Land gebracht worden sind, nebst den zugehörigen Protzen von Matrosen gezogen und bedient; sind Pferde oder Maulthiere vorhanden, so werden sie in die zu die­sem Zwecke stets mitgegebene Gabel eingespannt und folgen den Bewegungen der Infanterie. Die gestimmte artilleristische Aus­rüstung des entsandten Geschwaders besteht ans 16 26-<§enti- metergeschützen, 34 2l Centimetergeschützen, 3 15-Centimeterka- nonen, 15 12 Centimeterkanonen, 20 8-Centimeterkanonen, von welchen 17 Boots- und Landungsgeschütze sind. Nach Eintreffen der Panzerschiffe in den türkischen Gewässern wird voraussichtlich das KanonenbootNautilus" die Reise nach Ostasien weiter fort­setzen, um sich mit dem an den chinesischen Küsten versammelten zweiten deutschen Geschwader zu vereinigen.

Berlin, 26. Mai. (Allg. Ztg.) In diplomatischen Krei­sen wird die Ablehnung der Berliner Konferenzbeschlüsse seitens Englands als definitiv betrachtet. Die offizielle Mittheilung der Beschlüsse an die Pforte steht bevor. Inzwischen wird versucht werden, die Waffenruhe in Bosnien und in der Herzegowina herzustellen.

Köln, 24. Mai. Gegenwärtig sind in unserer Stadt nicht weniger als 21 Elementarlehrerstellen unbesetzt. In einzel­nen Schulen mußte deßhalb Halbtags-Unterricht eingeführt wer­den

Driburg, 24 Mai. Heute wüthcie hier ein große r Brand, welcher 52 Wohnhäuser total und 14 so zerstörte, daß sie unbewohnbar sind. 120 Familien obdachlos.

Wien, 26. Mai, Vormittags. (Privatlelegramm des Neuen Tagblatts.") Wie verlautet, sind die Nordmächte übereingekommen spezielle Verhandlungen zu eröffnen, um Eng­land zum Beitritt bei der Aktion im Orient zu bewegen. Graf Andrassy hat den Englischen Botschafter eingeladen, zunächst jene Punkte zu bezeichnen, welche Ursache der Engli­schen Weigerung sind. Der Generalstabschef John, der gestern plötzlich starb, war ein intimer Freund des Erzherzogs Albrecht, des Schöpfers der neuen Armee-Organisation. Der Verstorbene war die militärische Hoffnung Oe st reich s.

Pest, 24. Mai. Der türkische Botschafter Aarifi Pascha ist hier angekommen und hat mit dem Grasen Andrassy konferirt. Auch der russische Botschafter Nowikoff ist hier eingetroffen. Der englische und der deutsche Botschafter werden erwartet.

In voriger Woche sind in Schweden zwei Mörder hin­gerichtet worden. König Oskar hatte sich geweigert, die Mörder zu begnadigen, weil, wie er sagte, die Hinrichtungen ohnehin auf­hören würden, wenn die Mordthaten aufhörten.

Einer Sorge sind die fünf Kabinette los und ledig: Die Insurgenten nehmen die Vorschläge der Mächte an. Das