Der Gesellschafter.

Amtsblatt sür den Oberamtsbezirk Nagold.

Nr. 62.

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, außerhalb des Bezirks 2 M. 45 Psg.!

Donnerstag den 25. War.

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Amtliche».

Nag old.

DiftriktS-Arztstelle in Altenstaig.

Nachdem Distrikts-Arzt vr. Ienisch in Altenstaig, welcher die Verpflichtung hatte, die kranken Armen in Altenstaig, Alten­staig Dorf, Berncck, Beuren, Bösingen, Ebershardt, Egenhausen, Enzthal, Ettmannsweiler, Fünsbronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmersseld, Spielberg, Ueberberg, Walddorf, Warth und Wen­den, ohne besondere Anrechnung in ärztliche», wundärztlichen und geburtshilflichen Fällen zu behandeln, mit Tod abgegangen ist, wird der vom Amtsoersammlungs-Ausschuß im Verhinderungs falle eines Distrikts Arztes als dessen Stell-Vertreter aufgestellte prov. Herr Oberamlswundarzt vr. Nuding hier, bis über die Wie­derbesetzung der erledigten Distrikts-Arztstelle entschieden sein wird, sich jeden Dienstag und Freitag nack Altenstaig begeben und sich an diesen Tagen von Nachmittags 2 Uhr bis Abends 6 Uhr zur Verfügung stellen, was hiemit zur allgemeinen Kcnntniß ge­bracht wird.

Den 23. Mai 1876.

^ __ Oberamt^ G üntner. _

Nagold.

Beurlaubung wegen häuslicher Verhältnisse.

Mit Bezugnahme aus den in Nr. 11 des Ministerial-Amts- blattes von 1875 enthaltenen Ministerial-Erlah vom 22. Mai 1875, Z. 3246,

betr. die Aufstellung von Verzeichnissen über diejenigen

Mannschaften des activen Heeres, deren häusliche Verhält­nisse eine Beurlaubung zur Disposition angezeigl erscheinen

lassen, werden die Ortsvorsteher angewiesen,

1) in ortsüblicher Weise diesen Erlaß zur allgemeinen Kennt-

niß zu bringen und sodann

2) die Verzeichnisse bis 15. Juni d. I. hieher vorzulegen.

Einer Fehl-Urkunde bedarf es nicht.

Zu Bekanntmachung oben erwähnten Erlasses zum Anschlag am Rathhaus, sowie zu Anlegung der vorgeschriebenen Verzeich­nisse werden den Ortsvocftehern die erforderlichen Formulare von hier aus zngchen.

Den 23. Mai 1876.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiten.

Von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises wurde am 19. Mai zum Schultheißen der Gemeinde Zwerenberg, OA. Calw, Johannes Wolf, seither Gemeinderath und Gemeindepfleger, ernannt.

In Folge erstandener Präparandenprüfung wurden u. a. folgende Schutamtszögtinge in das Seminar zu Eßlingen ausgenommen: Nüßle, Friedrich, von Oberjesingen, Renz, Michael, von Emmingen, Sattler, Andreas, von Deckenpfronn, Süßer, Friedrich, vonDeckenpsronn, Bolz, David, von Enzklösterle, Weit, Johannes von Cbersharvt, Wurster, Heinrich, von Altenstaig.

Wände r Versammlung württembergischer Land- w i r th e. Dieselbe vertheilt gegenwärtig die Tages-Ordnung für ihre achtundzwanzigste auf 6. und 7. Juni anberaumte Zusam­menkunft in Calw. Am 6. Juni beginnen die Verhandlungen über 12 Tagesfragen Morgens 9 Uhr in der Turnhalle. Das gemeinschaftliche Mittagessen wird im Gasthof zum Waldhorn um l'/r Uhr gehalten und um 4'/- Uhr ein Ausflug nach Hirsau gemacht werden. Am zweiten Tag, 7. Junik, Morgens 8 Uhr Fortsetzung der Verhandlungen in der Turnhalle, nachher Abfahrt mittelst Extrazugs nach Neuen­bürg, Rodenbach und Wildbad, unterwegs Besichtigung der Sen­senfabrik, Holzschneiderei und Wiesenwässerungen. Die beantragte» Resolutionen zu den Tagesfragen sind folgende: 1) die Wan­derversammlung wolle erklären, daß sie die Frage der Reorgani­sation der landw. Centralstelle und des landw. Vereinswesens so -lange nicht von ihrer Tagesordnung absetzen werde, bis dieselbe in befriedigender, den Wünschen der Mehrheit der württembergischen Landwirthe entsprechender Weise gelöst ist; 2) die k. Staatsregierung um Errichtung einer landw. Mittelschule zu bitten; 3) zum An­kauf von Simmenthaler Originalthieren und Errichtung von Waideschlägen in geeigneten Lagen hinzuwirken, um dadurch unabhängiger von der Schweiz zu werden re.

In der 'Nacht vom 17. ds. hörte Polizei-Inspektor Neher in Stuttgart bei einem Visitalionsgang in der Judengasse ein jämmerliches Geschrei aus einem Hause; als er nachfocschte, fand er ein zweijähriges Kind, das in seinem Bettchen von Ratten angegriffen und schrecklich'an Händen, Füßen und Gesicht zer­bissen war. (Wo waren denn die Eltern?)

Stuttgart, 22. Mai. Die Maimessc hat in gewohnter Weise ihren Anfang genommen mit der Möbelmesse. Die Zufuhr an Waren ist so bedeutend als je; doch sind die, wie immer die Sorten von Schreinerarbeiten, welche dem gewöhnlichsten Haus­brauch dienen, weil überwiegend. Je zahlreicher die Möbelfabriken werden und je weiter i» ihnen an der Hand ausgezeichneter Ma­schinen die Arbeitstheilung getrieben wird, um so weniger sind die Landschreiner im Stande, mit den Fabriken zu konkurriren. Je größer die Konkurrenz mit den Fabriken wird, um so weniger können sich auf dem Lande Kräfte ausbilden, welche mit mühsam errungener Fertigkeit durch Handarbeit das langsam zu Stande bringen, was die Maschine im Fluge und mit vollkommener Sauberkeit schafft. Die Möbelmesse wird wohl bald nicht mehr unter den Motiven für die Nothwendigkeit für die Errichtung einer Gewerbehalle angeführt werden können. (S. M.)

Stuttgart, 22. Mai. (Landesproduktenbörse.) Die heutige Börse war wieder ziemlich bewegt, doch hielten die Käufer bei den erhöhten Preisen etwas zurück. Wir notiren: - Waizen, baierischer, 12 ^75-4 bis 13 35 -4, russischer 12 40-60 -4, amerikanischer 12 50 ^ bis 13 Kernen 13 ^ 20 bis 75 Dinkel 8 75; Haber 8 bis 10 10 -4. Mehlpreise pro 100 Kilogramm sammt

Sack: Nr. 1: 39 dis 40^: Nr. 2: 23 bis 35 Nr. 3: 27 bis 28^: Nr. 4: 24 bis 25

Weinsberg, 20. Mai. Auch unsere Stadt hatte nach langen Berathungen und Debatten sich dem Vorgehen der beiden Nachbarstädle, Hellbronn und Neckarsulm zum Behufe der Wein­bergräucherung angeschlossen. Leider fiel der erste Versuch keines­wegs ermulhigend ans. Die Kosten des Räucherns beliefen sich auf 6700 fl. und der Erfolg war gleich Null. Es ist nicht mehr und nicht weniger erfroren, als in solchen Markungen, wo nicht geräuchert wurde. Der Grund des Mißlingens wird darin gesucht, daß man beim Räuchern erst gegen 4 Uhr Morgens, statt um 1112 Uhr Nachts angefangen habe.

Am 19. Mai ist der bei Weinsberg gelegene Rappen­hof vollständig niedergebrannt. Ein Dienstmädchen, durch deren Fahrlässigkeit bei Entleerung von Asche das Unglück entstanden sein soll, ist in Haft. (Sch. M.)

Rottwcil, 22. Mai. Am letzten Freitag wollte ein Mann in seinem Wohnhause dahier mit einem kleinen Kinde auf dem Arme die nicht im besten Zustande befindliche Stege hinabgehen, stürzte aber über dieselbe hinab und war alsbald eine Leiche, während das Kind znm Glücke keinen Schaden nahm.

Weingarten, 19. Mai. Heute Mittag kurz nach 12 Uhr ereignete sich hier ein gräßliches Unglück. Vor dem Schul- und Rathhaus spielte die Schuljugend. Ein schwer beladener Holz­wagen fuhr vorüber und als er um die Ecke beim Rathhans in die Straße einbog, fiel ein siebenjähriger Knabe in Folge eines Stoßes durch einen andern Jungen so vor das linke Hinterrad des Wagens, daß dieses den Kopf des armen Burschen zerdrückte und dieser sofort den Geist ausgab. Der schnell herbeigcrufene Arzt fand ihn schon todt. Den Fuhrmann trifft in keiner Weise ein Vorwurf.

Scharenstetten, Oberamts Blaubeuren, 19. Mai. Ein räthselhafter Vorfall setzte gestern das Gericht in Thätigkeit. Vorgestern Morgen nach 5 Uhr begab sich ein 70jähriger Schneider von Scharenstetten nach dem benachbarten Oppingen, um dort auf der Stör zu arbeiten. Nahe an der Stelle, wo von der Vizinalstraße der Weg nach Radelstetten abzweigt, sah der Mann einen Siesel im Felde stehen. Er ging hin und bemerkte, daß sich in dem Stiesel dem Anscheine nach ein Stück Fleisch befinde. Ohne näher nachznsorschen, begab er sich weiter. Ungefähr 200 Schritte Oppingen zu fand er nun an der Straße liegend den 68jährigen Küfer und Ausdinger Scheiffele von Scharenstetten. Auf seine Frage, was er denn da mache, erwiderte Scheiffele, ach wenn er nur noch seinen Fuß hätte. Zugleich zeigte ec seinen rechten Fuß vor, an welchem der unterste Theil vom Knöchel