französisch gemacht, was fällt dem Rath ein, sich allein dagegen zu stemmen?"

Der Schreiber zuckte die Achseln und blickte nach der Thür, durch weiche in diesem Augenblicke die hohe Gestalt des Doktors Ulrich Obrecht trat.

Wie elektrisirt sprang der kleine Rathmann auf und schritt mit einer kriechenden Unterwürfigkeit auf ihn zu.

Die Soldaten schienen sich wenig um den Eintretenden zu kümmern, sie spielten und zechten ruhig fort, während der Wirth eine Thür öffnete, um dem vornehmen Herrn ein Stübchen allein mit dem Schreiber anzubieten.

Laßt nur, Meister Schwertfeger," wehrte Obrecht freundlich ab, indem er, dem Schreiber einen Wink gebend, auf jenen Tisch zuschritt, wo Letzterer mit dem Schuhmacher Platz genommen.

Wenn's die Herren erlauben, setze ich mich zu Ihnen," sprach der Doktor,es schwatzt sich angenehmer in Gesellschaft."

DieHerren" suhlten sich natürlich über die Maßen geehrt durch Obrechl's vornehme Gegenwart und rückten dichter zusammen, um ihm Platz zu machen.

Wein her!" rief Obrecht mit lauter Stimme,für alle hier am Tisch, Meister Schwcrtfeger! Die wackeren Bürger sind meine Gäste, sie werden einen Becher von einem Freunde nicht verschmähen."

Der Wirth fällte die Krüge, und die wackern Bürger ließen den freigebigen Freund hoch leben.

Ei, Herr Doktor!" begann jetzt der Schreiber mit einem schlauen Lächeln,verzeiht, daß ich es so verwunderlich finde, Euch in dieser schlechten Schänke unter uns armen Schluckern in letzter Zeit jo häufig zu sehen, Ihr ein so vornehmer Herr, dem die feinste Gesellschaft zu Gebote stände?"

Ach was, geht mir mit der seinen Gesellschaft, mein lieber Schreiber," ries Obrecht mit einer verächtlichen Handbewegung, mich ärgert das Prahlen und Großthun, das Schlemmen und Prassen jener Herren, die sich vom Marke des Volkes nähren und es schließlich doch verkaufen. Ich kann's nicht mit arischen, wie der arme Bürger, der bald nichts mehr hat, um den Hunger der Seinen zu stillen, für diese hohen Herren sich plagen, Tag und Nacht Wachen halten muß für die Sicherheit derer, die nur ihre Macht und ihre Privilegien au Frankreich zu verlieren fürchten."

Ja, ja, es ist eine Schande, wir wollen es nicht mehr, mögen sie selber jetzt Wache halten!" So riesen sie mit finsterer drohender Miene.

Was wollt Ihr dagegen machen, meine Freunde?" fuhr Obrechr fort,nichts, sage ich Euch, gar nichts!"

Wir werden die Herren zwingen, dem Unglück ein Ende zu machen, daß man wieder einmal ruhig schlafen kann," bemerkte der Schreiber.

Zwingen? womit?" spottete Obrecht,geht hin, ver­sucht es, man wird Euch bald stumm und zahm machen. Nein, mit offener Gewalt ist nichts zu machen, mit Empörern und so­genannten Verräthern weiß der hohe Rath kurzen Prozeß zu machen. Seht, meine Freunde!" fuhr er leise fort, einen raschen Blick umherwerfend und sich dann vertraulich über den Tisch beugend, seitdem mein armer Vater der Rache seiner Feinde znm Opfer .fiel, habe ich mich aögewandt von jenen stolzen Menschen, die kein Herz für ihre ärmern Mitbrüder haben und nnr nach Ehre und Reichthum trachten. Das sind die Kameele, von denen Christus, sprach, die ebensowenig durch ein Nadelöhr gehen, als daß sie in's Himmelreich kommen. Als Christ habe ich mich deshalb zu den Armen gewandt und es endlich eingesehen, daß unsere Selbstständig­keit nur den regierenden Herren zu gute kommt und. den reichen BürgernEuch aber nicht, meine Freunde!''

Nein, nein, uns nicht!" scholl es wie aus einem Munde.

Wenn der Noih ein rusches Ende gemacht, die Stadt dem König von Frankreich, der sie doch früher oder später gewaltsam einmal nimmt, gutwillig übergeben würde, so könnten wir Alle, und besonders die ärmern Bürger von Glück sagen. Wir wären alsdann von allem Kriegselend, als Plünderung, Mord und Brand

verschont, würden unsere alten Freiheiten', wie auch besonders unfern protestantischen Glauben behalten und von dem mächtigen König als getreue Unterthanen mit Liebe und Fürsorge behandelt werden."

Darin mag der Doktor wohl Recht haben,* nickte Meister Veit,der Schreiber sprach vorhin ebenso, da wollte es mir nicht so recht einleuchten aber von dieser Seite betrachtet, sieht's schon anders aus."

Wir sind auch der Meinung," riesen mehrere Stimmen.

Es muß ein Ende haben, so oder so!" fuhr Meister Beit fort,ich habe noch eine Menge Genossen, die gleich dabei sind, dem hohen Rath die Wahrheit zu sagen."

Laßt die Thorheiten, meine Freunde!" sprach Obrecht leise das hilft nichts, wie ich Euch vorhin schon deutlich machte. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß einige Herren des Raths damit umgehen, die Stadt dem König ausznliefern. Mir wär's schon recht"

Uns auch, wir wären darüber froh," fiel der Chorus wie­der ein.

Wenn es mich nicht zugleich auch ärgerte, daß jene Reichen wieder mit dem ganzen Vortheil davongehen sollten. König Ludwig wird ihnen eine große Summe zahlen, die könnten ärmere Menschen, wie Ihr, zum Exempel, ebenso leicht verdienen. Meint Ihr nicht auch?"

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Ueber das neue deutsche Infanterie-Gewehr sind neuerdings mehrfache Veröffentlichungen erfolgt, die in verschiedenen, in ihnen enthaltenen Einzelheiten nicht ohne Interesse erscheinen. Danach besitzt die neue Infanteriewaffe eia Kaliber von 1l Millimeter, einen 50kalibrigen, sehr scharfen Drall und flache Züge von 0,3 Millimetern. Das Schloß enthält einen Cylinderverschluß mit Selbstspannvorrichtung, und ist für den Gebrauch einer Metallpatrone berechnet, wobei die Entfernung der verbrauchten Patronenhülse durch einen Extractor bewirkt wird. Die sehr starke Pulverladung besteht aus 5 Gramm des neuen, gegen das früher gebräuchliche Gewehrpulver wesentlich offensiveren Pulvers, das Geschoß wiegt 25 Gramm. Die Tragweite des Gewehrs stellt sich bei 35 Grad Elevation auf beinahe 300<) Meter, also auf weit über ein Viertel deutsche Meile. Die Visir- einrichrung reicht bis 1600 Meter und wird die Visirnahme bis zu 270 Bieter 350 Schritt durch ein Standvisir, von da bis 350 Meter durch eine kleine Kappe und auf Entfernungen von 400 bis 1600 Meter durch ein Schiebvisir bewirkt. Die Feuer­geschwindigkeit stellt sich für geübte Schützen bei freihändig hin­gelegten Patronen zu 26 und für die Gefechtsaction beim Schnell­feuer noch zu !2 bis 14 Schuß in der Minute. Dir Länge des Gewehres beträgt 1,35 Meter, das Gewicht 4,54 Kilo, also wenig über 9 Pfund. Es wird noch angeführt, daß das neue deutsche Gewehr die von seiner Leistungsfähigkeit gehegten günstigen Erwartungen nicht nur vollkommen und in allen Beziehungen erfüllt, sondern eher noch übertroffen hat.

(Eia Frauenzimmer kann nicht in den Himmel kommen.) Ein Schalk behauptete, es käme kein Frauenzimmer in den Himmel. Man fragte ihn, womit er seine Behauptung belegen wollte, und er antwortete: Es steht.in der Offenbarung Johannis im 8. Kapitel:Und es ward eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde;" 'so lange könne aber keine Frau und kein Mädchen schweigen."

Eine Pfälzer Bauernfrau sagte in der Freude ihres mütterliche« Herzeus zum Herrn Pfarrer, indem sie auf ihren sechsjährigen Sohn zeigte, welcher gerade seine kleine Schwester prügelte:Herr Pater, sehe« Sie mal den Jungen an, das is a Kerl, der kann Kegel schieben, Karte spielen und Fluchen wie alle Deibel."Aber Frau. Nachbarin"-, meinte der hochwürdige Herr Pfarrer,kann er denn auch beten?".Nee, dazu ist er noch viel zu kleene!" ,

Southampton, 20. Mai. Das Postdampfjchisf des Nordd. Lloyd Frankfurt, Capt. F. v. Bülow, welche« am 29. April vo« Neworleans und am o. Mai voil Havana abgegangen war, ist heute ge­stern 3 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier augekommen und hat beute um 2 Uhr Morgens die Reise nach Bremen fortgesetzt._

Amtliche und HZrival-Bekanntmachnnge».

Brennholz- und Ausschuß- Klötze-Verkauf.

Am Samstag den 27. ds. Mts., von Vor- kmittags 9 Uhr an, werden aus hiesigem Gemeindewald 140 Rm. Scheiter und Prügelholz und 69 Stück Ausschuß-Klötze, worunter eine Buche, 12 Mir. lang und 1,39 Fm. hallend, verkauft, wozu Kaufs­liebhaber zur benannten Zeit auf hiesiges Rathhaus eingeladen werden.

Den 19. Mai 1876.

Stadtschultheißenamt.

Brenner.

B e r n e ck.

Nutz- und Brennholz- Verkauf.

^ ^ Samstag den

27. ds. Mts., ^Nachmittags 1 Uhr, werden aus den gutsherrl. Waldungen Kcgelshardt, Neubann, Thann, Bruder­rain und vom Scheidholz 7 Wagnerbuchen,

36 Stück Nadelholz-Lang- u. Sägholz, 235 Stück Floßwieden,

7 m buchenes und 360 m tannenes Brennholz öffentlich verkauft.

Zusammenkunft im Kegelshardt.

Pfrondorf. ^

Bei dem heute stattaehabten

Ban-Akkord

wurde die Zimmer- und Schreiner­arbeil im Betrag von 428 98

und 543 ^ 37 nicht zngesagt. Ge­nannte Arbeiten werden deßhalb wiederholt ausgeschrieben und wollen lusttragende Handwerksleute ihre Offerte längstens bis Samstag den 27. d. Mts., . Vormittags 11'/» Uhr, dem SchuUheißeuamt einsenden.

Nagold, den 20. Mai 1876.

' A. A H. Schuster, Obcramtsbaumetster.