Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

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Nr. 58.

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Donnerstag den 11. War.

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Tages-Neuigkeite«.

* Nagold, 10. Mai. Diesen Morgen wurde in Wild­berg ein wuihverdächl'ger Hund, schwarzer Pudel, erschossen. Derselbe kam in aller Frühe in der Richtung von Jselshausen hieher, biß eine Frau auf der sog. Insel und rauste mit einem Metzgerhund. Von hier ans nahm er seinen Weg nach Emmin­gen und Wildberg, wo er, wie bemerkt, durch eine Kugel un­schädlich gemacht wurde, nachdem er leider auch dort ein Kind, sowie eine Kuh gebissen haben soll. Für hier ist bereits Huude- spcrre angeordnet.

Stuttgart, 7. Mai. Gestern Abend beging der Lieder­kranz ein schönes und seltenes Fest: es galt die 25jährige un­unterbrochene Borstandschaft des Herrn Prof. Dr. Blum zu feiern.

Stuttgart, 8. Mai. (Landesproduktenbörse.) Au heu­tiger Börse zeigte sich regere Kauflust und der Verkehr in Brodfrüchten war ziemlich lebhaft. Wir notiren: Waizen, baicrischer 12 .4L 40 bis 13 russischer 12 2550 4, amerikanischer 12 ^ bis 12 <^l 40 4,

Kernen 12 40 4 bis 13 Dinkel 7 4L 90 4 dis 8 Haber 8 4L 70 4

bis 9 4L 50 4. Meblpreise pro 100 Kilogramm sammt Sack: Nr. 1 34-39 4L, Nr. 2 33-34 4L, Nr. 3 27-28 4L, Nr. 4 23 .iL 50 4. bis 28-« 50 4.

Am 1. Mai hieltder Schwarz wälder Zweig-Verein -für vaterländische Naturkunde in Horb eine Zusam­menkunft unter Betheiligung von Herren aus Nagold, Calw, Tübingen und Reutlingen. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorstand, vr. Schüz aus Calw, halten die auftretenden Redner Gelegenheit, ihre Erfahrungen mitzutheilen. So sprach Apotheker Kober von Nagold über die Gcsteinformationcn des Schwarzwalds, vr Sturm von Teinach über die Losung des Auerhahns, Professor Dubais von Tübingen über den empirisch­praktischen Werth der Naturwissenschaft, Rechts Anwalt vr. Hahn aus Reutlingen über Verwendung von Ouarz und Feldspat und Direktor Lukas von da über die Kultivirung der Alpenpflanzen auf dem Schwarzwalde. Interesse erregte das Vorzeigen verschie­dener Steinarten, so einer Quarzdrüse mit Malachit aus dem Hochdorfer Tunnel, einer Sammlung von Fischzähnen und Schnecken, künstlich bearbeiteteu Steinen rc. Ein gemeinsames Mittagsmahl bildete sodann mit Toasten und anregender Unterhaltung den Uebergang zum gemüthlichen Theil des Programms.

Marbach, 9. Mai. Zur Feier der Enthüllung des Schil­lerdenkmals ist die Stadt aufs schönste beflaggt und mit Grün überaus reich geziert. Von Verwandten Schillers sind anwesend Freiherr v. Gleichen-Rußwurm und Frau Oberförster v. Schiller. Unter den eingetroffenen Festgästen befinden sich der Präsident der Kammer der Abgeordneten v. Holder mit vielen Abgeordneten. Die Festrede hält der Dichter I. G. Fischer aus Stuttgart.

Kindersegen. Als ein eklatantes Beispiel außergewöhn­lichen Kindersegens wird uns mitgetheilt, daß eine Ehefrau in Renningen ihren Mann vor wenigen Tagen zum vierten Mal mit Zwillingen beschenkt hat. In vier aufeinander folgenden Jahren hat diese jetzt 33 Jahre alte Frau Zwillinge, und in zusammen 9 Jahren nicht weniger als 13 Kinder geboren. Von den Zwillingen sind 3 Paare gestorben und nur das letzte befindet sich noch am Leben. Im letzten Jahre starben der Familie 6 Kinder, der älteste Knabe an den Folgen eines unglücklichen Sturzes. Das Kurioseste dabei ist, der Mann, welcher sich so verdient gemacht hat um das Civilstandsregistec der Lebendigen, ist der Todtengräber von Renningen und heißt Reinhold Beck.

Die Details über den Brand in der Mühle in Jggenau, Gemeinde Unterschwarzach, lauten schauererregend. Die neuge­baute Mühle, der Speicher und das Waschhaus stehen noch, das ausnehmend große hölzerne Wohnhaus mit Strohdach dagegen ist völlig abgebrannt. Die allgemein beliebten, braven Müllers­leute, Erhardt mit Namen, Mann und Weib, waren bereits im Freien; der Mann wollte noch die Pferde loslassen, die Frau ein Kind retten. Beide blieben in den Flammen, mit ihnen

2 Kinder, die Mutter der Frau von Mittelbuch, weiche auf Besuch war und der Schweizer, zusammen 6 Personen. Die

3 älteren Söhne allein haben das Leben gerettet. Bis jetzt sind

4 Leichen, kaum mehr kenntlich, der Mann an der Stallthüre unter dem Pferde liegend, aufgefunden. Der Haushund, als ob er das Unglück verstehe, irrte heute suchend und gesenkten Kopfes auf

den Feldern umher. Etwa 13 Stücke Vieh, darunter, 4 schöne Pferde, sind ebenfalls verbrannt. Der Brand ist kurz nach 10 ausgebrochen. Als die Post um ^4l2 Uhr vorbeisuhr, waren die Spritzen von Schwarzach und Dietmanns anwesend. Der angrenzende Hof, ebenfalls mit Strohdach, ist hauptsächlich durch den Regen gerettet worden. Die Stadt Wurzach ist nur (r Stunde entsinn, man sah in das Feuer, man wußte, wo es brennt, die Post brachte die sichere Nachricht aber die Feuerwehr durste vor Ankunft eines Feuerreiters nicht ausrücken, weil Jggenau zu einem andern Oberamt gehöre! Die Wurzacher Feuerwehr erschien mit Tagesanbruch! Solch' traurige Schluß-Folgerungen weiß ich schon öfters; wann wird endlich da die gesunde Ver­nunft zu ihrem Rechte kommen? (D. V.)

Kirchheim, 5. Mai. Der am letzten Dienstag von hier entwichene Buchhalter der Spar- und Vorschußbauk, C. Rieth - müller, wurde sofort von Hrn. Statiouskommandanl Kramer verfolgt, in Llauveuren verhaftet und an das K. Oberamtsgcricht Kirchheim eingelieferl. Im Besitze von Geld war der Flüchtige nicht, dagegen hält er die Aussage ansrecht, daß er von seinem Chef mit 350 beschenkt und aufgefocdert worden sei, mit ihm das Weite zu suchen.

Murrhardt, 8. Mai. In Fornsbach brach gestern früh i» dem Hause des Schuhmachers Johannes Schieber Feuer aus, welches so schnell um sich griff, daß in ganz kurzer Zeit das Gebäude total abbrannte. Die Leiche einer Frau, welche den andern Tag hätte beerdigt werden sollen, wurde in der Bestürzung zu retten vergessen und ist mitverbrannt.

In Dresden ist eine Frau Souchay gestorben und hat 21 Mlll. Thaler und eine prachtvolle Villa hiuterlassen. Ihr Mann war ein Engländer, -der nach Deutschland übergesie- delr war, sie war eine geborene Schunk aus Leipzig.

Berlin, 9. Mai. Die deutsche, im Mittelmeer kreuzende CorvetteMedusa" hat Befehl erhalten, sofort von Messina nach Salonichi abzugehen. Die Cabinette von Petersburg und Wien haben gleichfalls Kriegsschiffe in die türkischen Gewässer bet Satonichi beordert.

Der Reichs-Anzeiger schreibt: Das Reichskanzleramt hat die Absicht, ein gleichmäßiges Format des Papiers von 32 Centi- meter, 1 Millimeter Höhe und 20 Centimeter Breite für den Gebrauch bei sämmtlichen deutschen Reichs- und Staats- (?) Be­hörden einzuführen.

Der R.-Anz. theilt mit: Der östreichisch-ungarische Minister des Aeußer», Graf Andrassy, wird, der auf Befehl des Kaisers an ihn ergangenen Einladung folgend, am 9. Mai in Berlin eintreffen. DieKöln.Ztg." weiß außerdem zu melden, daß die Einladung durch ein eigenhändiges Schreiben des Fürsten Bis­marck erfolgt sei, ans Befehl des Kaisers, nachdem auch Kaiser Alexander zu erkennen gegeben hatte, wie sehr es ihn freuen würde, den östreichischen Minister der auswärtigen Angelegen­heiten in Berlin zu begrüßen.

Die Militär-Stiefel Fabrik in Berlin hat eine amerikanische Maschine in Gebrauch, mittelst deren 35 Arbeiter täglich 137 Paar Stiefeln fertigen, also jeder 4 Paar Stiefeln. Durch Verbesserungen hofft man's noch weiter zu bringen und so weit, daß eine Maschine ausreicht, um je ein Armeekorps mit Stiefeln zu versehen. Besondere Militär-Gerbereien, an die man gedacht, sollen nicht angelegt werden, doch falls bei dem alten guten Ge­brauch bleiben, daß jeder deutscher Soldat im Kriege ein guter Gerber ist. Bei den Pferden der Artillerie und des Fuhrwesens werden die Pferdeschoner eingeführt, die ein Mecklenburger In­genieur Fehrmann erfunden hat. Sie bestehen aus einem mit Kautschukringen gefüllten Eisen-Cylinder und erleichtern durch ihre Einsügung zwischen den Strängen und dem Zugscheit das Anziehen und mildern die Rückwirkung der Stöße. Die Pferde werden um 20 Proc. dadurch erleichtert.

In Berlin wurde ein Metzger, der einem Dienstmädchen statt 2 nur 1'/, Pfund Leber zugewoge» hatte, zu 300 Mark Geldstrafe verurtheilt.

In Herford brach am 5. ds. Mts. in der Schön- feld'schen Spinnerei, dem größten Etablissements der Stadt, Feuer aus, welches mit rasender Eile das Wohnhaus, Lagerhaus und