Aiütsblatt für de» OierauiMezirk Nagold.
Nr. 53.
Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier söhne Trägerlohn) 1 M. 60 Pfg., für den Bezirk 2 Ml , außerhalb des Bezirks 2 M. 45 Pfg.
Donnerstag den 4. Mai.
Inseralionsgebühr für die Zspaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg-, der , mehrmaliger je 6 Pfg.
1876.
NE" Bestellungen ans den „Gesellschafter" für die Monate Mai und Juni werden von allen Postämtern und Postboten angenommen.
Inserate müssen immer am Tage vor dem Erscheinen des Blattes spätestens bis Morgens 9 Uhr im Druckereilokale aufgegeben sein (größere Inserate erbitten wir noch früher), wenn auf eine bestimmte Aufnahme in betr. Nummer gerechnet werden will. Später einlaufende Inserate werden für die nächste Nummer zurückgelegt. _ Red. d. Gesellsch.
Amtliches
Nagold.
A» die Ortsvorsteher.
Einzug und Ablieferung des Gebäudebrandschadens für das Jahr 1876.
, Nach der Verfügung k. Ministeriums des Innern vom 3.
. December 1875, Reggs.-Bl. S. 576 ist je die Hälfte des Ge- oäudebraudschadens auf 1. April und 1. August d. I. abzuliesern.
Da ein großer Theil der Gemeinden mit der Ablieferung der verfallenen Brandschadensgelder noch im Rückstand ist, so erhalten die betr. Orrsvorstehern die Weisung, dafür Sorge zu tragen, daß die Rückstände sofort an die Oderamtspflege abgeliefert werden.
Längstens bis 15. d. M. ist Vollzugs-Anzeige hieher zu erstatten.
Den 2. Mai 1876.
_K. Oberamt. Güntner.
Tages-Neuigkeiten.
Das K. Ministerium des Innern warnt in einem Erlasse vor der Auswanderung nach Brasilien, für welche in diesem Jahre von Agenten mit großem Eifer geworben werde. Die Auswanderer sind nämlich, statt Ansiedler und Grundbesitzer zu werden, vielmehr bestimmt, die mehr und mehr verschwindende Neger-Bevölkerung zu ersetzen und somit in einer der Sklaverei nicht unähnlichen Lage dem größten Elend ausgesetzt.
Stuttgart. Die Bäckergenossenschaft hat beschlossen, künftig das Brod dem Gewicht nach zu verkaufen.
Stuttgart, den 1. Mai. (Landes-Produktenbörse.) Bei heutiger Börse war das Geschäft recht schleppend, da es an Kauflust fehlte und nur für Haber herrschte bessere Nachfrage. Wir notiren: Walzen, baierischer, 12 20—50 -t, russischer 12 ^ 10—20 -4, amerikanischer 12 ^ 25 Kernen 12 30-70 Haber 9 bis 9 30
Mehlpreise pro 100 Kilogramm sammt sack: Nr. 1: 37—38 ^l, Nr. 2: 32 bis 33 Nr. 3: 26-27 Nr. 4: 23 50 bis 24 ^ 50
! Freudenstadt, 30. April. Vorgestern geriethen drei
Erdarbeiter von den Eisenbahn-Viadukten bei Grünthal mit ihrem Aufseher in heftige Unterhandlungen wegen eines ausgebrochenen Streiks, wobei der Aufseher von seinem Revolver Gebrauch machte und einen der Arbeiter in den Unterleib schoß, so daß dieser eine tödtliche Verletzung davontrug. Der Thäter, ein sonst sehr solider und gebildeter junger Mann und Sohn eines der Unternehmer, ist bereits vom hiesigen OA.-Gericht in Haft genommen.
Kirchheim u. T., 30. April. Gestern war im Gasthof zur „Post" die zweite außerordentliche Plenarversammlung der Mitglieder von der Spar- und Vorschußbank Kirchheim, die ebenfalls zahlreich besucht war. Es wurde die Liquidation beschlossen ! und so findet nun eine außergerichtliche Abwicklung statt. Als ! Liquidator wurde von der Gesellschaft Herr Kaufmann Nestel, sowie der neue Ausschuß bestätigt. Das in der Kasse vorhandene Geld soll einstweilen auf der K. Hofbank deponirt werden.
In Wartenberg (Bayern) ist ein 23jähriger Mann an der Wasserscheu gestorben, der vor 7 Jahren von einem kranken Hunde gebissen worden war.
Rüdesheim, 30. April. Heute Nachmittag platzte der Dampfkessel des an der hiesigen Landungsbrücke liegenden Trajektbootes „Luise". Etwa 30 Tobte. Bis Abends wurden erst i vier Leichen aufgefischt^ Zwei hiesige Frauen wurden vermißt.
' Ein 6jähriges Mädcheg in Berlin verschluckte eine stählerne Tuch nadel mit schwarzem Glasknopfe. Die Eltern drangen auf abführende Mittel, der Arzt aber sagte: wickeln wir die Nadel ein, damit sie die Darm- und Magenwände nicht verletzt, und geben wir ihm Kartoffelbrei, Haferbrei rc. zu essen. Er drang durch und nach einem bangen Tage drang auch die Nadel durch, vollständig eingewickelt in dicken Brei.
Berlin, 2. Mai. Die für he utige 3. Lesung der Eisenbahnvorlage im preuß. Abg. Hause von Lasker angekündigte Resolution gehl dahin: Die Regierung zu ersuchen, dahin zu wirken, daß für den Fall der Uebertragung der preuß, Staatseisenbahnen auf das Reich gleichzeitig alle Eifenbahnanfsichlsrechte des preuß. Staats von dem deutschen Reiche übernommen werden. Bei der Abstimmung wurde die Resolution angenommen und das ganze Gesetz in namentlicher Abstimmung mit 216 gegen 160 Stimmen genehmigt.
Wiesbaden, 1. Mai. Heute Vormittag um 11 Uhr ist die belgische Königssamilie hier angekommen und am Bahnhofe von sämmtlichen hier anwesenden Fürstlichkeilen empfangen worden. Heute Abend sinder großes Diner zu Ehren der belgischen Majestäten statt. Nach der Ankunft des Königs der Belgier begab sich der Kaiser in Begleitung des Großherzogs und der Großherzogin von Boden nach Caub; dieselben werden mit der Kaiserin Zusammentreffen und gemeinschaftlich in Lorch diniren, worauf die Kaiserin nach Koblenz und die andern Herrschaften nach Wiesbaden zurückkehren. Auf dem Bahnhof zu Rüdesheim nahm der Kaiser vom dortigen Bürgermeister Bericht über den gestrigen Unglücksfall entgegen, welcher sich als sehr bedeutend herausstellt; die Zahl der Todten beläuft sich auf mindestens 25, meistens Personen aus Rüdesheim, Bingen und Geisenheim, auch ein Fräulein Nachelsky aus Ostpreußen befindet sich unter den Todten.
Wien, 29. April. Mukhtar Pascha ist mit 25 Bataillonen, 3000 Baschibozuks und 2000 Arnauten nach Niksttsch aufgebrochen. Die Insurgenten, welche unvorbereitet, weil sie mit den Verwundeten beschäftigt waren, sammelten sich eilig im Duga Passe. Eine Schlacht steht bevor. — Die Pforte erklärte sich bereit, über die Mehrforderungen der Insurgenten mit diesen direkt zu verhandeln. Die Mächte sprachen ihre hohe Befriedigung über diese Erklärung aus. — Die türkischen Vertreter versichern, die Pforte werde im Stande sein, dem Aufstand in kurzem ein Ende zu machen, wenn Serbien und Montenegro verhindert werden, denselben zu unterstützen. Dahin zu wirken, seien die Großmächte um so mehr verpflichtet, als sie der Pforte das militärische Vorgehen gegen diese Staaten verwehrten.
Wien, 29. April. („Allgem. Ztg.") Heute ist der Welfenschatz nach Paris abgegangen, wohin König Georg definitiv übersiedelt. — Fürst Alfred Windisch-Grätz, das Familienhaupt, Sohn des bekannten Feldmarschalls, ist gestorben.
Wien, 1. Mai. Nachrichten von bester Seite versichern, daß die Beseitigung der Schwierigkeiten in den Ausgleichs-Verhandlungen gelungen sei und daß demgemäß der Ausgleichs-Vertrag zwischen beiden Ministerien schon morgen perfect werden dürfte.
Wien, 2. Mai. Die „Pol. Corr." meldet: In dem heute unter dem Vorsitze des Kaisers ab gehaltenen Minister-Rathe wurde in allen die Erneuerung des Ausgleiches betreffenden Punkten, einschließlich der Quotenfrage, vollständige Einigung erzielt. Die betreffenden Vorlagen werden gleichzeitig vor die Vertretnngs- körper der beiden Reichshälften gebracht werden und haben sich beide Regierungen zur Vertretung und Durchführung dieser Vorlagen solidarisch verbindlich gemacht.
Pgris, 1. Mai. Nach einer Depesche des „Siocle" wäre Mukhtar Pascha von den Insurgenten bei Presjeka cernirt.
Petersburg, 30. April. Die Pforte verlangte von den Mächten deren moralische, aber nicht bewaffnete Mitwirkung, um die Unterstützung der Aufständischen durch die Nachbarn zu verhindern.
Konstantinopel, 30. April. Einem Regierungstcle- gramm zufolge ist Mukhtar Pascha, nachdem er die Insurgenten vollständig geschlagen und ihre Positionen genommen hatte, in Nicsic eingezogen.
In der Nähe von Wolverhamton (England) wurde dieser Tage ein 8 Pfund schwerer Meteorstein gefunden, der bei regnerischem Wetter und mit einem heftigen Knall gefallen war. Die Explosion wurde auf mehrere Stunden im Umkreise wie ein Kanonenschuß vernommen.
Der nordamerikanische Präsident Grant soll, wie amerikanische Zeitungen versichern, sein ganzes Vermögen in Grund- Spekulationen verloren haben, so daß er zu Bezahlung seiner