Herzogs von Eoinburg verlangt nämlich als die Tochter des Kaisers Alexander den Vorrang vor den andern Töchtedn der Königin, sogar vor der Prinzessin von Wales, was ihr rundweg abgeschlagen wurde. Daraus entstanden Streitigkeiten bei Hose und deshalb erschien die Herzogin von Edinburg niemals bei einem feierlichen Lever oder Drawuig-Room der Königin. Wenn die Königin Kaiserin wird, dann wachsen ihre Töchler.mn einen Zoll. Mi­nister Disraeli muß für diese Hos- und Etikette-Zänkereien die Kastanien aus dem Feuer holen. Das Unterhaus und der Lord machen dazu sehr ärgerliche Gesichter und der einzige Trost ist, daß man sich nicht nm des Kaisers Hart zankt.

Versailles, 25. März. Eine tiueressanle statistische Angabe ist folgende: die drei Linken der D eputrr tenkam m e r zählen 23 Millionäre, die Monarchisten deren nur 16 oder 17. Desgleichen gibt es unter den Deputieren mehr Republikaner, welche Sch!össer besitzen, als es Monarchisten gibl, die Engen- thümer von solchen Gebäuden sind, welche man in Frankreich als Schlösser zu bezeichnen pflegt.

Nach dem Tode des Grafen Eaoour belegte die italienische Regierung alle Papiere des berühmten Staatsmannes mit Be­schlag. Als man jedoch später zur Registricuug der einzelnen Schriftstücke schritt, machte man die unangenehme Entdeckung, daß gerade der wichtigste Theil derselbe», die geheime und vertrauliche Korrespondenz mil fremden Staatsmännern und Ministern, spurlos verschwunden war. Alle 'Nachforschungen blieben ohne Resultat. Jetzt ist nun, wie dieDeutschen Nachrichten" melden, die italienische Polizei durch Zufall in den Besitz der kostbaren Schriftstücke gelangt. Um einen Begriff von dem Werlhe derselben zu geben, sei erwähnt, daß sich darin elf eigenhändige Briefe Napoleon's Hl., acht solche von Fürst Bismarck und drei von der Hand des Fürsten Gonschakoff befinden. (F. I.)

Der P rinz vo n W ales ist auf der Rückreise von Indien am 25. ds. in Kairo cingetroffen, und vom Chedive festlich empfangen worden.

Im Territorium Wyomiz wurde kürzlich ein- Mann aus dem Ostengelyncht". Später fanden die Lhäter aus, daß sie einenMißgriff" in der Person gemacht hatten, und schickten die Leiche in einem schönen Sarge und mit einem Kondolenzschreiben an die Hinterbliebenen des irrthümlich Gehängten.

K o n sta n l i n o p e l. Vor mehreren Tagen ist hier eine interessante Persönlichkeit zu Grabe getragen worden. Abdul Fetta Aga, der älteste der Eunuchen des großherriichen Harems, starb im Palais von Top-Capou im 102. Lebensjahre.

Allerlei.

Kleine Probe einer angeb isisch enVernnnflre- ligion. Ein verstorbener Schweizer Oberst, oder eigentlich sein Geist fuhr in dessen Nichte. Einst fiel die Wasserflasche aus dem Tisch um, da sprach der Geist des Oheims aus der Nichte, das habe er gethan, denn es sei ein böser Geist in dem Wasser. Als die Familie eine Wohnung mielhen will, fällt in jedem be­sehenen Hause ein Unfall vor. Wieder jagt der Geist des Oheims aus der Nichte, das habe er gethan, weil er die Familie abhatten wollte, sich da einzumiethen. Es wäre nemlich nicht gut für sie gewesen. Solcher Geisterglauben wird heutzutage noch und wieder als die wahre Wissenschaftund Religion ausgegeben" und in Schriften verbreitet. An und für sich wäre eS nicht übel, wenn uns ein derartiger Klopfgeist deralhend zur Seite stünde, besonders auch bei der wichtigen Frage, was man ohne Gefahr trinken darf, oder wo ein menschlicher Hausherr wohnt, der nicht jedes Vierteljahr ansschlägt. Aber noch.mehr werlh wäre es, in Weise der Amerikanischen Spiriüsten Tobte herLei- rusen zu können, damit sie uns z. B. anzeben, wo Milchhäfen mit vergrabenen Goldgulden liegen, vielleicht auch, wo man nach Wasser oder Steinkohlen bohren muß, oder was der schwierige Lateiner Damtas unter der und der Stelle seiner Schriften ver­standen wissen will. Wie leicht gienge dann das Präpariren! Wie gut bekäme» es unsere Buben in der Lateinschule!

Als der Dichter Ferdinand Fr eilig rat h, der neulich in Cannstatt gestorben ist, zum erstenmal nach Schwaben kam, kehrte er bei Justinus Kerner in Weinsberg ein, der Arzt, Dichter und Geisterseher war. Der Alte traute dem jungen Manne im wilden Democratenbarte nicht recht, ob er der ächte Freiligrath sei und machte eine Probe aus seine Weise. Bei Tisch machte er seinen Gästen, unter denen mehrere Poeten waren, den Vor­schlag, daß nach der Reihe Jeder eine alte Mütze des Dichters Uhland aussetzen, aus einem Glase von Duller trinken und von Liesen Reliquien begeistert Reime machen solle. Mütze und Glas gingen reihum und Freiligrath biß sich glänzend 'raus. Immer von neuem kreiste Mütze und Glas und Freiligraths Reime wurden immer feuriger und prächtiger. Da sprang der alte Kerner aus, umarmte seinen Gast und ries: Ja, Du bist's! Das war im engsten Kreis, im großen Kreis aber oder gar öffentlich war dem Beherrscher der deutschen Sprache und dem mannhaften Manne die Gabe der Rede versagt und die Kehle rein zugeschnürt. Ee hatte das Kanonensicber, wenn er nur zehn Worte sprechen sollte. Als er Ende der 60cr Jahre im Triumph

nach Deutschland zurückkehrte und ihm in Cöln ein Fest bereitet wurde, auf das er wochenlang vorbereitet war, da wischte er sich vielmal die heiße Stirn, athmete tief auf und klopfte an das Glas.Meine Freunde" begann er mit zitternder Stimme, stockte, biß sich auf die Lippe und zerknitterte die Serviette. Meine Freunde" begann er noch einmal,von ganzem Herzen" und stockte wieder. Ein schmerzliches Lächeln über seine Un­geschicklichkeit flog über sein Gesicht, dann warf er die Serviette weg, griff in die Westentasche und holte einen kleinen Zettel hervor, aus dem sein kurzer Dank, den er vorher sorgsam memori rt hatte, ausgeschrieben stand. Er las den einfachen Satz stockend ab; denn es flimmerte ihm vor den Augen. Ein kräftiges Hoch machte der peinlichen Lage ein rasches Ende. Freiligrath hatte schon einen großen Namen als Dichter, als ec sich verlobte. Einem Freund schickte er seine Verlobnngsanzeize mit den Worten : Das ist das Beste, was ich jemals habe drucken lassen! Und er hatte Recht; denn seine Braut wurde eine vortreffliche Frau, die ihm auch in den schweren Tagen der Verbannung und der Noth treu zur Seite stand. Der Kummer wich erst dann, als ihm eine Rationalschenknng zu Theil wurde und er in das Vaterland zurückkebren konnte.

Ans Beßler's Geschichte der Bienenzucht lernt man viel Interessantes. Schon zur Zeit Alexander des Großen, also mehr als dreihundert Jahre vor Christi Geburt, traf ein Kauf­mann aus Marseille, der eine Entdeckungsreise nach dem Bern­steinlande machte, an der Nocdküfte Germaniens die Verwendung von Honig zur Methbereitung. Durch die Einführung des Christenthums in Deutschland erhielt die Bienenzucht einen raschen Aufschwung: die Kirche bedurfte des Wachses uns des Honigs. Besonders waren es die Mönche, welche sich der Bienenzucht widmeten, und diese geistlichen Herren haben es schon vor mehr als tausend Jahren verstanden, mit dem Honig manchen sogenannten Rachenputzer zu fabriciren: wir ersehen daraus, daß damals der Kartoffelzucker noch nicht erfunden gewesen zu sein scheint ! Unter Len Fürste» bemühte sich besonders Karl der Große, die Bienen­zucht zu heben und verordnte, daß aus jedem seiner Güter ein Imker oder Zeidler sein solle. Außerdem wurden die Bauern gezwungen, sich mit der Bienenpflege aozugeben, weil Adel und Geistlichkeit deren Erträge forderten. Die späteren Kaiser erließen zugleich immer strengere Gesetze der Bienenzucht. Der Bienendieb wurde eben so streng bestraft wie der Kirchenräuber; ein Bienenstock hatte damals einen größeren Werth als in unseren Tagen; noch im Jahre 1358 wurde zu Mosbach ein Bienenstock zu demselben Preise verkauft, wie eine fette Kuh. In der Gegend von Nürnberg bildete sich bald eine Genoffenschaft von Bienenzüchtern und ihre Rechte als Zeidler wurden 1378 durch ein kaiserliches Privilegium bestätigt. Zweimal alljährlich versammelte man sich, um die einschlägigen Fragen zu besprechen, und jeder Zeidelwirth war verpflichte! zu erscheinen.

Emen interessanten Beitrag zu O e st re i chs S ch u l v er­hält nissen gibt nachfolgende milttair-statistische Notiz. Nach dieser waren des Schreibens kundig von 1000 Rekruten in Niederöstreich 984, in Schlesien 946, in Oberöstreich 839, in Böhmen 810, in Salzburg 756, in Steiermark 765, in Mähren 67!, in Kärnten 581, in Tyrol 366, im Küstenlande 307, in Fiume mit Gebiet 286, in Siebenbürgen 146, in Kroatien und Slavonien 143, in Galizien 115, in Krain 106, in der Buko­wina 39, in Dalmatien 43. Ungarn hat bei 1000 Rekruten 338 des Lesens und Schreibens Kundige. Diese Angabe erhält eine eigenthümliche Beleuchtung durch den dem Reichstage von Seiten des Kuttnsministeriums vorgelegten Bericht über das Schuljahr 1872/73, nach welchem in 801 Gemeinden gar keine Schulen vorhanden waren und von 2,121,420 schulpflichtigen Kindern nur 1,443,266 die Schule besuchten.

HeirathscandidatinneN. Bor einigen Tagen war in einem Mailänder Blatts folgende Annonce zu lesen:Ein junger Mann mit guter Anstellung, die ihm jährlich 10,000 Lire abwirft, wünscht sich zu verehelichen. Passende Anträge mit Beilegung der Photographie beliebe man an die Adresse N. N. zu richten." Schon wenige Tage nachher befand sich der Annoncirende im Besitz von nicht weniger als fünsnnd- sechzig Hrirathsanträgen mit eben so vielen Photographien. Der junge Mann richtete sofort an jede dieser Heiraths-Candidatinnen ein Schreiben, in dem er ihr miltheitte, er wäre nicht abgeneigt, sie zu ehelichen; doch wünsche er vor Allem, sie persönlich kennen zu lernen. Er bitte sie daher inständig!!, von ihm einen Sperrsitz im Scala-Theater für Dienstag, den 14. ds. anzunehmen. Er, der Heiraths-Candidat, werde sich in ihrer Nähe befänden. Am Abend des 14. ds. waren die Besucher des Scala- Theaters nicht wenig überrascht, als sie die meisten Sperrsitze in Der mittleren Abthrilung des Parterre mit jungen Mädchen besetzt fanden, die alle auf's Eleganteste gekleidet und geschmückt waren. In einem Sperrsitze vor diesen Mädchen saß unser falscher Heiraths Canvidat, der sich von Zeit zu Zeit umdrshle und über die hinter ihm sitzenden Ehe- Canbidalmnen Revue abhielt. Es dauerte nicht lange, so erfuhr das Theater-Publikum die Geschichte dieser Annonce und deren Folgen, wo­raus sich im Hause eine große Heiterkeit entwickelte. Die armen Opfer dieses schlechten Witzes aber beeilten sich, so schnell als möglich aus dem Theater zu verschwinden.

(Die Buckligen.) Niemand 'hat dies körperliche Gebrechen so zartsinnig und poetisch erklärt, wie Balzac. In I einem Roman sagt er:Die Buckligen sind wahre Engel; der > Höcker aus ihrem Rücken ist wahrscheinlich das Etui, worin sie j ihre Flügel bewahren."