der Wind in einer kreisenden Bewegung in Frankreich aus Norden, in Belgien und Westdeutschland aus Nordwesten, in Hamburg aber aus Süden wehte, so ist es erklärlich, daß die gesperrten Flußmündungen der Maas und des Rheines das Wasser weit hinauf stauten, während die Elbe bedeutend fiel. Frankreich hat ebenfalls sehr gelitten. In den Forsten des Thüringer Waldes sind die Baumriesen massenweise von Meister Blasius gelallt worden, ohne sich an den emtsmäßigen Hauungsplan zu kehren. In einer einzigen Oberförsterei des Kreises Schleusingen liegen nach ungefährer Schätzung 50,000 Raummeter an der Erde.
Der Astronom Falb erkennt den Grund des cigenthümlichen Wetters Ende Februar und Anfangs März in der atmosphärischen Hochfluih d. h. in dem durch die Mond- und Sonnen- Anziehung mit großer Geschwindigkeit in hohe Breiten geführten Aequatorialsirom, dessen feuchter Inhalt im Sinken rasch verdichtet und vom Polarstrom in der Tiefe als Regenwolke nach dem Süden getragen wird. Daher, so lange der Aequatorialstrom in der Höhe fließt, die blauen Stellen des Himmels zwischen Regenwolken, daher der häufige Wechsel zwischen Sonnenschein und Regen, daher Wintergewitter und Hagel, Föhn und große Niederschläge nebst Ueberschwemmunzen. Falb glaubt sogar, daß ähnliche Erscheinungen um den 25. März herum wiederkehren.
Vom Sturme verweht. Aus Mülhausen wird geschrieben: Bei dem heftigen Sturm am letzten Sonntag ging ein junges Ehepaar den Kanal entlang nach Diedenheim, die junge Frau einige Schritte hinter dem Mann zurück. Als er nach einer Weile, zurück sah, vermißte er die Frau, suchte sie überall vergeben^ und am Montag wurde sie tobt im Kanal gefunden, wohin sie wahrscheinlich durch den heftigen Sturm geworfen worden war.
Die französische Regierung hat unter Vorbehaltung der Zustimmung der beiden Kammern beschlossen, daß im Jahre 1879 eine Weltausstellung in Paris abgehalten werden soll.
Versailles, 18. März. In der heutigen Sitzung der Kammer brachte der Deputirte Floquet einen Antrag auf fosori tige Aufhebung des Belagerungszustandes ein. Die Dringlichkeit wurde mit großer Majorität votirt. Der Finanz-Minister beantragte einen Credit von 1,750,000 Francs für die Ueber- schwemmten. — Die Seine ist ein wenig gefallen.
Nach einem Privatbriefe von Neapel ist der dem Vesuv zum Wächter bestellte Direktor des königl. Observatoriums, Herr Prof. Palmieri, der Ansicht, daß der bevorstehende Ausbruch des Berges wohl einer der heftigsten der letzten Jahrzehnte werden dürste, woraus die von ihm in den letzten Wochen gemachten Wahrnehmungen Hinweisen. Palmieri hat sich in seinen Beobachtungen und Vorausbestimmungen, den Vesuv betreffend, noch nie getäuscht; seinen Beobachtungen liegt genaue Sachkenntniß und bereits mehr als 20jährige Erfahrung zu Grunde. Der berühmte Direktor glaubt, daß bis zu dem bevorstehenden, allgemein be- fn5chteten Ausbruch kaum mehr als 4 Wochen vorübergehen.
London, 17. März. Das Unterhaus beschloß nach lebhafter sechsstündiger Debatte mit 305 gegen 200 St. Ueberzang zur Diskussion der einzelnen Paragraphen des Gesetzentwurfes, welcher die Königin ermächtigt, den Titel „Kaiserin von Indien anznnehmen. Damit ist das von der liberalen Opposition gestellte Amendement des Marquis of Hartington, welches den Titel „Kaiserin" mißbilligt, verworfen.
Die Ausstellung in Philadelphia wird mit einem Marsche von Richard Wagner eröffnet. Honorar 5000 Dollars.
Allerlei.
— In diesen Tagen hielt Professor Di. Rosenthal in Wien einen Vortrag „lieber Scheintod", dem wir Folgendes entnehmen: Alle Symptome, die man bisher als Beweise des Todes angenommen hat, sind durchaus nicht untrügliche Anzeichen desselben. Weder aus dem Gebrochensein des Auges, noch aus der Unveränderlichkeit der Pupille, der Muskelstarre, dem Mangel der Herztöne und des Puises und dem marmorgleichen Sichab- heben der Hand gegen Kerzenlicht kann man mir Sicherheit auf den wirklich eingetretenen Tod schließen. Denn alle diese Anzeichen kommen in Folge gewisser hysterischer.Leiden und Vergiftungen, sowie tuberkulöser Krankheiten schon an dem lebenden Körper vor und fehlen auch andererseits nach dem Tode in Folge anderer Krankheitsfälle. Das Gleiche gilt von der Fänlniß; und wenn auch die Pariser Akademie der Aerzte die Lehre, daß das Abnehmen der Temperatur am menschlichen Körper und das Eintreten der Kälte ein untrügliches Zeichen des Todes sei, als richtig erkannt und prämiirt hat, so ist dieselbe gleichwohl nicht stichhaltig, denn die Erfahrung hat gezeigt, daß bei trunkenen Personen, die lange Zeit in der Kälte gelegen waren, die Körperwärme auf 26, ja sogar aus 24 Grad Celsius gesunken war und daß dieselben gleichwohl lebten. Doch ist es der Wissenschaft gelungen, in der Electricität ein eben so sicheres als leicht anwendbares Mittel zu finden, um Tod und Scheintod von einander zu unterscheiden. Jede Leiche ist gleich nach Eintritt des Todes leicht durch den elektrischen Strom erregbar, man kann an derselben durch ihn nicht allein Athembewegungm sowie ein Heben und Senken der
Brust heroorbringen, sondern auch Gesichtsausdrücke, wie Lachen, Schmerz rc. erzeugen. Doch dauert diese elektrische Erregbarkeit nur eine halbe Stunde, dann nimmt sie ab und nach Verlauf von 3 Stunden, bei Leuten, die an einer tängern chronischen Krankheit gestorben sind, schon 2 Stunden nach dem wirklichen Tode erlischt sie ganz. Bei Scheintodten jedoch wird dieselbe ungeschwächt fortdauern, und so ist der elektrische Strom ein verläßliches Mittel, zu entscheiden, ob in einem Körper noch Leben sei oder nicht. Prof. Rosenthal führt ein Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung an. Eine junge, nervös erregbare Frau war nach heftigen Gemülhsausbrüche» mit einem Schrei plötzlich niedergefiinken und lag seit anderthalb Tagen mit leichenblassem Gesicht tedtos da. Von zwei Aerzlen hatte der eine sie bereits als lodt erklärt, der andere enthielt sich einer bestimmten Aeuße- rung. Das Auftropfen von heißem -Siegellack und andere Mittel, die man in ähnlichen Fällen anzuwenden pflegt, waren vergebens geblieben und schon wurden die Vorbereitungen zur Beerdigung getroffen. Professor Rosenlhai, der zufällig von dem Fall Keniuniß erhielt, untersuchte die leblose Frau; kein Herzklopfen war zu hören, kein Athmungsgeräusch zu vernehmen, kein Puls zu fühlen, nur eine kleine Bewegung der Bauchwand schien den letzten Rest des noch vorhandenen Lebens zu verraten. Er legte nun den elektrischen Apparat an, auf dessen Wirkung der Körper vortrefflich reagirle. Professor Rosenthal erklärte die Frau darauf als jcheintodt, empfahl das Anlegen warmer Tücher und das Zuführen frischer Luft, sowie das Einflößen von schwarzem Kaffee, vermischt mit etwas Branntwein. In der That erwachte die Frau am nächsten Tage, also nach 'Verlauf von 44 Stunden vom Scheintode, und erlangte nach und nach Besinnung, Sprach- und Bewegung wieder. Wieder hergestellt befragte man sie, wie sie sich während ihres anscheinend leblosen Zustandes befunden habe, sie erklärte darauf, daß sie zu Anfang desselben bewußtlos gewesen sei, dann aber sei die Besinnung zurückgekom- mcn und sie habe alles gesehen und gehört, was um sie vorging. Trotz der Vorbereitungen, die sie zu ihrem Begräbniß treffen sah, sei sie nicht im Stande gewesen, einen Laut oder ein Lebenszeichen von sich zu geben. Der Zustand sei ähnlich dem gewesen, wie er bei beängstigenden Träumen und bei Narkotisirungen (künstl. Betäubungen) vorkomme. — Professor Rosenthal knüpfte daran die Bemerkung, daß es überhaupt nicht zu rathen sei, in einem Zimmer, wo ein Sterbender ooer kurz zuvor Verstorbener liege, über dessen Zustand oder über Dinge, die seinen Tod betreffen, zu sprechen, da das Gehör jenes Organ ist, welches am spätesten erstirb! und auf diese Weise leicht die letzten Minuten in entsetzlicher Weise verbittert werden können. Die elektrische Untersuchung hat gleichzeitig den Vortheil, daß sie von jedem Laien vorgenommen werden kann. Die Manipulation besteht einfach darin, daß man die Enden der Drähte der elektrischen Batterie etwas zuspitzt und dieselben in die Haut des Körpes steckt, wobei jedoch die Venen zu vermeiden sind. Gewöhnlich geschieht das Einstecken am Nacken, an Fuß oder Hand. Rea- gireu nach Verlaus dreier stunden nach Eintreten des leblosen Zustandes die Muskeln, indem sie sich zusammenziehen, so ist dies ein Zeichen, daß man es bloß mit einem Scheintodten zu thun hat.
— Kein schuh, keine Revolution, so schien es 1848 in Paris und Berlin. Dort unv da entzündeten ebenso geheimniß- und verhängnisvolle Schüsse den Straßen- und Barricaden-Rampf. Maxime du Camp, ein sehr angesehener und ernster französischer Schriftsteller, schildert neuestens als angeblicher Augenzeuge die Geschichte des Schusses in Paris, der die Republik vom 24. Februar 1848 zur Folge gehabt hat. Louis Philipp hatte am 23. Februar sein unpopuläres Ministerium entlassen und die Hauptforderungen des Volkes erfüllt, Paris schwamm in Wonne und man illuminirte die Häuser. Da krachte ein Schuß auf dem Boulevard des Capuzines, die Leute riefen: wir sind verrathen! der Barri- cadondau begann und andern Tages lag der Thron Louis Philipps in Trümmern. Das ging so zu: Oberitlisutenant Courand vom 14. Linien-Regiment hatte sich mit seinem Bataillon am 23. Februar Abends vor dem Ministerium des Auswärtigen aufgestellt, um den gestürzten Minister Guizot zu schützen. Nach 9 Uhr Abends strömten Tausende von Neugierigen über den Platz, denen die Soldaten im Wege standen. Diese standen Gewehr in Arm und riefen: Hier darf Niemand durch! Die Spitze der Ungeduldigen machte Halt, die Hintermänner drängten nach und es entstand Verwirrung. Da öffnete sich das Glied des Bataillons und dessen Commandeur ritt allein der Menge entgegen. Was wollt Ihr? fragte ec gelassen. — Wir wollen, daß das Ministerium des Auswärtigen illuminiren soll! schrie man ihm zu. — Das geht mich nichts an. — So lassen Sie uns durch! — Ruhig antwortete der Oberstlieutenant: Kinder, ich bin Soldat und muß gehorchen; ich habe die Ordre, Niemand hier durchzulassen und folglich werdet Ihr nicht durch- kommsn. Wenn Ihr weiter gehen wollt, so nehmt Euern Weg durch die Straße Vasse-du-Rempart. — Es lebe die Linie! brüllte die Menge. — Ich bin sehr gerührt von Eurer Sympathie, entgegnete Courand, allein ich muß meine Befehle ausjühren, ich kann Euch nicht durchlaffen. Bei diesen Worten trat ein bärtiger Mensch mit einer Fackel in der Hand, welcher den Hausen anzusühren schien, aus den Offizier zu und schrie ihn an: Ihr seid alle nichts als Lumpengesindel und ich sage Euch, daß wir durch müssen; das ist unser Recht! — Die Soldaten fingen an zu murren, der Oberstlieutenant streckte seine Hand nach ihnen aus, als wolle er sie beschwichtigen, und antwortete, ohne in Aufregung zu geraden: Euer Recht kenne ich nicht, aber ich kenne unsere Pflicht und werde sie nicht verletzen. — Du bist ein Gelbschnabel, ich werde Dir den Schnurrbart rösten! versetzte der bärtige Bummler und hob seine Fackel zum Gesichte des Offiziers empor, der rasch den Kopf zurückwarf. Da sprang ein Sergeant von den Grenadieren vor und legte mit dem Gewehr aus den Mann au. Dieser Sergeant war ein Corse Giacomoni