er Gesellschafter

Amtsblatt sür den Oberamtsbezirk Nagold.

Nr. 33.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet, halbjährlich hier söhne Träacrlobns 1 M. 60 Psg., für den Bezirk 2 Bi. auberhalb des Bezirks 2 M. 15 Psg.

Donnerstag den 16. März.

JnseralionSgebiihr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher vchrift bei einmaliger Einrückung 9 Psg-, bei 40I V. mehrmaliger je 6 Psg. ,

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorfteher.

Zum Zweck der Fertigung und Veröffentlichung einer lieber- sicht über die im Jahre 1875 in Württemberg zu Stande ge­kommenen oder in Vorbereitung, beziehungsweise in Angriff ge­nommenen bedeutenden landwirthschafilichen Verbesserungen, wie Feldweg- und Markungs-Regulirungen, Güterzusammenlegungeii, Ent- und Bewässerungen, F-iuß-Correklionen, größere Ortspflan­zungen, Allmand-Regulirungen, Bepflanzung größerer Waidflächen mit Obst- oder Holzbäumen rc., werden die Ortsvorsteher aufge­fordert, innerhalb 8 Tagen etwa vorgckommene bedeutendere Verbesserungen anzuzeigen.

Kommt von einer Gemeinde keine Anzeige ein, so wird an­genommen, daß dort nichts geschehen ist.

Den 14. Rärz 1876.

K. Oberamt. Güntner.

N a g o l d.

An die Gemeinde- und OrKschnlbehörden.

Der Ausschuß des landwirthschafilichen Vereins hat in Würdigung des großen Nutzens der Singvögel für die L.rndwirth- schast beschlossen, zum Zweck der Anregung der Hegung derselben mittelst Brutkästen für sede Gemeinde 3 Modelle solcher Kästen anzuschaffen und au die betreffenden Ortsvorsteher zu übersenden, damit durch weitere Belehrung und Anschauung der zahlreicheren Aufstellung solcher Nistkästen Eingang verschafft werde.

Indem dw Ortsvorstcher aufgefordert werden, diesem ge­meinnützigen Streben des landwirthschafilichen Vereins ihre Unter­stützung angedeihen zu lassen, und auf möglichste Verbreitung der Nistkästen in ihren Gemeinden hinzuwirken, werden zugleich die Ortsschulbehörden veranlaßt, die gedachten Kästen auch in den Schulen ausstellen und deren Nützlichkeit den Schülern erklären und er läutern zu lasten.

Die Nistkästen sind in dreierlei Größen von Julius Knapp in Neckarsulm angefertigt und Nr. 1 um den Preis von 40 L sür Staaren, Nro. 2 um 35 L für Meise» und Nr. 3 ebenfalls für 35 ^ für Rothschwänzchen und Fliegenschnäpper zu bekommen und ist das K. Oberamt bereit, Bestellungen für die Gemeinden anzunehmen und zu vermitteln.

Bei diesem Anlaß wird zugleich die genaue Beachtung der Vorschriften der König!. Verordnung vom 7. Mai 1859, be­treffend den Schutz der Vögel (Regierungsblatt Seite 80), in Erinnerung gebracht.

Den 13. März 1876.

König!, gemeinsch. Oberamt.

Güntner. Göz.

TageS-Neuigkeiten.

Die Helserstelle in Nagold wurde dem Repetenten am evangeli­schen Stift zu Tübingen, Ednarv Ströle, übertragen. (T. CH.)

Aus das erledigte Kameralamt Ehingen wurde der Kameralver- walter Eisenbach in Altenstaig gnädigst versetzt.

Der Orkan vom 12./13. hat nach vorliegenden Berichten in verschiedenen Theilen Deutschlands großen Schaden angerichtet.

Stuttgart, 12. März. Die abnormen Witterungsverhältnisse, welche sich säst über ganz Europa ausdehnen, haben das Getreidegeschäft an den meisten auswärtigen Plätzen etwas befestigt und den Verkehr mitunter belebt. Doch ist bis jetzt eine wesentliche Preissteigerung von nirgends angezeigt. Auch unsere heutige Börse verkehrte in etwas festerer Haltung und es zeigte sich namentlich sür Brodfrüchte regere Kauflust. Wir notiren: Weizen, ruff. 12 12 28 -k dto. bayer.

11 ^ 60 -t bis 12 10 -rk dto. amerikan. 12 12 ^10-4 Kernen

11 50 -1 - 12 Dinkel 7 20 - 60 4 Gerste, bayer. 10 10 ^

dto. württb. 9 Haber 8 ^ 10-30 -k. Mehlpreise pr. 100 KIg. inkl. Sack: Mehl Nr. 1: 36-37 ^ Nr. 2: 32 33 Nr. 3: 26-27 Nr. 4: 22-23

Stuttgart, 14. März. Herr Direktor vr. v. Binder ist heute zu der diesjährigen Frühlingskouferenz der Reichsschnl- Kommission nach Berlin abgereist.

Rotte »bürg, 12. März. Ein Stücklein zur Landplage derfechtenden" Handwerksburschen ist auch ans hiesiger Gegend zu berichten. In der Gemeinde O. kamen zwei solcher Fecht­brüder auf ihrem Gange auch in das Haus des Ortsvorstehers. Der eine davon wollte, als sie das erkannten, wieder umkehren;

der andere dagegen sagte frech:Was fragen wir nach so 'nem Bauernschulzen!" Dieser Schulze aber stand unweit van ihnen und hörte das Gespräch mit an; er beschenkte den ersten, nahm den andern fest und ließ ihn über Nacht ins Ortsgefängniß bringen. Dort zerriß der Mensch seine sämtlichen Kleidungsstücken in Fetzen, so daß man ihn am andern Morgen »ackl aus der Pntsche liegend fand. Was nnn Ihnn? Der Schulze holte höhereu Orts Instruktion ein, von wo ihm die Weisung wurde, daß dem Jnhaftirten. Kleider zu beschaffen seien. Wohl oder übel entnahm der Schultheiß den Bedarf aus seinem eigenen Kleidervorrath und ließ daun den wieder gut monürteu Fechtbruder weiterschieben." (Zur glücklichen Wei­terreise hätten dem Burschen gut gezählte Fünfundzwanzig viel­leicht auch gut gethan.) (N. T.)

In verflossener Nachi (13.) drohte derStadtTübi n genschon wieder Feuersgefahr, indem in der Scheuer des Herrn Wa'dhorn- wirth Wetzet in der ehem.Schloßküferci" Feuer auskam, das noch rechtzeitig entdeckt und gelöscht wurde. Die neulich ausgespro­chene Bcrmuthung, daß einzelne der in letzter Zeit häufig vor­gekommenen Brandsälle auf Brandstiftung zurückzusühren seien, scheint setzt zur Gewißheit zu werden, da die heute Nacht ge­machte Wahrnehmungen auf's Bestimmteste darauf Hinweisen, daß das Feuer eiugclgt wurde und ist auch die Polizei dem ver­meintlichen Thäter bereits auf der Spur. (T. CH )

Utm, 12. März. Seit einigen Tagen treffen hier täglich 12 bis 14 österreichische Waggons ein, beladen mit u n garisch en Pferden, nach Frankreich bestimmt. Die eine Hälfte dieses Transports geht über Mengen und Basel, die andere über Mühlacker und Avricoun weiter.

Bruchsal, 11. März. Gestern wurde in dem benach­barten Philippsbnrg eine geachtete Familie in tiefe Trauer ver­setzt, an welcher die ganze Gemeinde Theil nimmt. Der 19jährige Sohn des dortigen Dammmeisters M. schoß sich in der Küche, vor den Augen seiner Mutter, welcher er noch Lebewohl sagte, in die Schläfe und war augenblicklich todt. Die Ursache dieses unseligen Selbstmordes soll ein kurz vorausgegangener Zwist zwischen Vater und Sohn gewesen sein.

Berlin, 10. März. Der 100jährige Geburtstag der Königin Louise wurde heute von der Einwohnerschaft Berlins in herzlicher und weihevoller Weise begangen. Diese edle, hehre Frauengestalt ruft eine Epoche bitterer Noch und tiefer Erniedri­gung Preußens und Deutschlands in unser Gedächtniß zurück. Napoleon hatte den größten Theil von Preußen besetzt. In den Festungen Glogau, Stettin und Küstrin lagen französische Be­satzungen, welche vom Lande ernährt werden mußten. Es war eine trübe Zeit. Aller Handel stockte, ungeheure Kriegssteuern mußten an Frankreich bezahlt werden, Berlin und Potsdam waren die Residenzen französischer Marschälle und Haupt-Waffenplätze für den Erbfeind, welcher das Land aussaugte, alle Kaffen raubte und selbst die Bank, die Wittweu- und Waisenkassen, die Stis- tuiigskassen der Kirchen und Schulen nicht verschonte. Der alte Thiers hat später einmal ausgerechnet, daß Napoleon von der Schlacht bei Jena (14. Oktober 1806) bis zum Herbst 1808 aus Preußen und den nächsten von ihm eroberten norddeutschen Gebieten nahezu 600 Millionen Franken gezogen habe. So lastete die Hand des französischen Imperators schwer auf deutschen Landen. Mitten im tiefsten Unglück, mitten in der allgemeinen Niedergedrücktheit und blassen Mutlosigkeit war es die Königin Louise, welche ihre hohe Würde als deutsche Frau, als Königin von Prcußrn, aufrecht erhielt. Man darf es wohl sagen, daß es Napoleon war, welcher diesem edlen Weib ein frühes Grab bereitet hat, und es ging dazumal das ritterliche Gefühl durch das ganze preußische Volk, den Tod der Königin zu rächen. Sie selbst hinterließ die schönen Worte:Wenn gleich die Nach­welt meinen Namen nicht unter den Namen der berühmten Frauen nennen wird, so wird sie doch, wenn sie die Leiden dieser Zeit erfährt, wissen, was ich durch sie gelitten habe, und sie wird sagen: sie duldete viel und harrte aus im Dulden. Dann wünsche ich nur, daß sie zugleich sagen möge: aber sie gab Kindern das Dasein, welche besserer Zeiten würdig waren, sie herveizuführen gestrebt und endlich sie errungen haben." Die hohe Dulderin