Gottesdienstes wurde in Neuharting (Oberbayeru) beim Stellner- bauern ein Raubmord begangen. Der Mörder, welcher wahr­scheinlich wußie, daß außer der Stallmagd, einer Schwester der Bäurin, niemand zu Hause sei, schlich sich in den Stall und ließ daselbst den Stier und eine Kuh ab, um so die Stallmagd in den Stall zu locken, welche auch durch den Lärm veranlaßt, sich dorthin begab, wo sie von dem Mörder erschlagen wurde. Der Thäter sprengte nun in der Schlafkammer der Bauersleute 3 Kästen auf und nahm eine Summe von 250 fl. zu sich, während er andere Werthsachen unberührt liegen ließ. Die Erschlagene schleppte er in deren Schlafkammer und legte ihren Kopf auf einen Reisigbündel, welchen er vor feinem Abgänge anzündete, um das Anwesen in Brand zu stecken und jo die ruchlose Thal zu verbergen; glücklicherweise löschte aber das Feuer aus. Dem Thäter soll man bereits auf der Spur sein.

DerFrank. Kurier" bringt folgenden bemerkenswerlheu Artikel über wilde Banknoten: Kaum konnten wir uns der lang ersehnten Segnungen einer einheitlichen deutschen Währung er­freuen, als auch schon wieder die Unannehmlichkeiten mit soge­nannten wilden Banknoten eintraten. So erhielt Einsender dieses von einem Gewerbsmann folgende Sorten: 100 M.-Note der Leipziger Bank, 100 M.-Note der Geraer Bank, 100 M.-Note der Lübecker Privatbank, 100 M.-Note der Oldenburger Landes­bank, welche fämmtlich keine Umlauffähigkei! in Snddeutschland, beziehungsweise außerhalb ihres engeren Vaterlandes haben. Derjenige, welcher sie in Verkehr bringt, wird bis zu 150 <^il bestraft. Trotzdem ist die Menge des Umlaufs solcher Noten jetzt schon sehr bedeutend, und es liegt deßhalb die Bermmhung nahe, daß einzelne dieser Banken Leute aufstelleu, welche die Noten gegen kleine Provision in Verkehr bringen, wie dieses auch früher von verschiedenen Notenbanken geschehen ist, und schein! man hiezu besonders unter Süddeutschlaud ausersehen zu haben, welches von jeher der Äimmeiplatz aller möglichen und unmög­lichen Münzsorten war. Jedermann sollte sich seine bisherigen Verluste als Warnung dienen lassen, diesen alten Schlendrian ein- für allemal abzuschaffen, die Annahme entschieden zu ver­weigern, oder noch besser LUrasanzeige zu erstatten; denn nur auf diese Weise können die guimüthigen süddeutschen Geschäfts­leute sich selbst vor Verlust bei Umwschslung, der mindestens ' s Prozent beträgt, oder vor einer bedeutenden Geldstrafe von 150 schützen. Es bedarf nur eines kräftigen Vorsatzes und wir werden auf immer dieser Landplage enthoben werden. Aus an's Werk!

Frankfurt, 8. Febr. In verschiedenen hiesigen Gewer­ben gibt sich eine Bewegung gegen die Gewerbe- Freiheit kund. Versammlungen in dieser Richtung stehen bevor.

Weimar, 6. Febr. Heute Nachmittags halb 3 Uhr hat die Trauung des Prinzen Reuß mit der Prinzessin Marie von Sachsen Weimar stattgefunden. Bei der der Trauung folgenden Tafel brachte der Kronprinz des deutschen Reichs den Toast aus das Wohl der Neuvermählten aus.

Berlin, 8. Febr. Heute war nach langer Zeit zum ersten Male wieder Fürst Bismarck im Hause anwesend; er will der Discusuon der Strafgesetz-Novelle beiwohnen und am Don­nerstag den Reichstag schließen. Der Kanzler sah heule recht angegriffen aus; er wird bis zu seiner völligen Wiedergenesung eines abermaligen längeren Urlaubs benöthigt sein. Daß Bis­marck nur noch wenige Jahre im Amt zu bleiben gedenkt, hat er am letzten Sonnabend unumwunden ausgesprochen. (Fr. I.)

Im Reichstage wurde in den letzten Tagen über den Jnvalidenfonds (180 Mill. Thlr.) verhandelt. Es wurde dabei manches klar und hell, was von den mancherlei Gegnern künstlich und böswillig verdunkelt und verdächtigt worden war. Man hatte sogar Gerüchte zu verbreiten gewußt, als ob es bei der Anlegung der beir. Summen nicht ganz reinlich und zweifels­ohne zugegangen sei, und obgleich diese Verdächtigungen in der betr. Commission schon gründlich widerlegt worden waren, be­

antragte dennoch der Abg. v. Schorlemer-Alst im Namen des Centrums eine Resolution, daß durch die Anlegung eines großen Theils des Jnvalidenfonds in nicht vom Staate garantirten Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen dem Gesetze vom 23. Mai 1873 nicht entsprochen sei. Dieses Mißtrauensvotum verwandelte sich aber in ein Vertrauensvotum. Der politische Gegner der Regierung, der Abg. Richter, stellte der Finanzverwaltung des Reichs ein glänzendes Zeugniß der Geschicklichkeit und Reinheit aus, und der Abg. Lucius (Erfurt) wies nach, daß die Regie­rung (Camphausen und Delbrück) nicht besser und loyaler habe handeln können, als sie es gethan habe. Das Centrnm erlitt eine gewaltige Niederlage. Der klericale Abg. v. Ludwig be­schuldigte den Abg. Miguel geradezu, daß er sich bei Anlegung der Jnvalidengeldcr bereichert habe, und wurde zweimal zur Ordnung gerufen. Miguel rechtfertigte sich sofort und so über­zeugend, daß Windthorst erklären mußte, Ludwig habe ohne Zu­stimmung des Centrums gesprochen. Präsident v. Forcken- beck ist durch den Tod seiner Frau (in Breslau) an der Leitung der Sitzungen verhindert, der Reichstag hat ihm seine Thcilnahme durch Erheben von den Sitzen ausgesprochen. Simson ist an F.'s Stelle getreten.

rHUe diePost" erfährt, ist Kardinal Hohenlohe vom Papst und von seinen Kollegen im heiligen Kollegium in der herzlichsten Weise empfangen worden. Biele unrichtige Mitthei­lungen über Hohenlohe's Stellung zur Kurie werden, wie das Blatt meint, dadurch widerlegt.

Alles ist falsch! Sogar unter den blutjungen 20-Mark- Scheinen gibt es schon falsche, die bis auf ein Pniiktlein hinter dem 11 ganz ehrlich und ächt aussehen.

(Deutsche Mode.) Von Memel ans soll demnächst an die Kronprinzessin eine Petition abgehen, die dort und in der Umgegend bereits seit einiger Zeit circulirt. Die Petition suppli- cirt:Es wolle Ew. königl. Hoheit allergnädigst gefallen, die Feststellung deutscher Moden in hochdero königl. Hand zu neh­men. Ew. königl. Hoheit werden sich sehr bald überzeugen heißt es weiter daß diese,Moden sofort für Deutschland allein maßgebend sein, sowie diesem unserem theuren Barerlande Tau­sende an Frauenleben (?) und Millionen an Reichsmark erhalten bleiben werden."

In dem schlesischen Dorfe Rndno hat der 20jährige Häuslersohn Pieczik seine leibliche Mutter vermittelst mehrerer Axthiebe getödtet und zwar aus dem Grunde, weil ihm die Mutter nicht das zum Tanz verlangte Geld geben wollte! Der Mörder ist verhaftet und in das Kreisgerichtsgefängmß zu Gleiwitz ge­bracht worden.

Newyork, 9. Febr. Eine große, gestern Abend ausge- brochene Feuersbrunst zerstörte zwei Hotels. mehrere Magazine und eine Anzahl Häuter. Der Schaden wird auf 3 Millionen Dollars geschätzt. Don der Feuerwehr sind 3 Mann tobt, 5 beschädigt.

Allerlei.

(Ländlich, sittlich.) Wenn uns der Gebrauch mancher ungewohnten deutschen Wörter schon seltsam berührt, z. B. in Oesterreich Jausen für Vesper, Tandler, Klampferer u. dgl., so ist dies in noch höherem Maße der Fall, wenn wir ein auch bei uns gebräuchliches Wort anderwärts in ganz anderer Bedeutung anwenden hören. Außer einigen unästhetischen Aus­drücken des schlesischen, westfälischen und steirischen Wörter­schatzes gehört hierher die Interjektion P fui, welche in Lievland und Kurland nicht mehr und minder wie Nein bedeute. Man kann daher in Mitau oder Riga auf die Frage:Ich habe Sie so lange nicht gesehen Sie sind doch nicht krank gewesen," sehr oft die Antwort hören: O pfui, ich bin ganz gesundst Der Eintretende fragt:Ich störe doch nicht?" und erhält die tröstliche Antwort:Pfui, Sie sind sehr willkommen !"

Amtliche «nd

Privat-Bekanntmachungen

Unterthalheim.

Liegenschafts-Verkauf.

Die zu der Gantmajse des Anselm DeNling, Zimmermanns von Unterthalheim

gehörige Liegenschaft, nemlich:

Reut selb er.

P.-Nr. 2122. 15 Ar 76 m aus dem Schleifen neben Catharine Faß- ^ nacht und Georg Pfeffer,

Anschlag 170 angekauft um 125

»P.-Nr. 1978. 9 Ar 78 m im Hundsru- cken neben Joachim Götz beiderseits, Anschlag 140 angekauft um 125 -M Aecker ^4.

P.-Nr. 1904. 20 Ar 79 m auf dem Vohl neben Viktoria Weihing

und den Anwändern, Anschlag 260 angekaust um 175 Aecker 0.

P.-Nr. 447. 20 r 14 m in Hinteren

2 Aeckern Thaddäus Kaupp hier und Johannes Lutz von Ober- thalhcim, Anschlag 150 angekaust um 125 -ck

wird am

Dienstag den 22. Febr., Vormittags 10 Uhr,

aus dem Rathhaus in Unterthalheim im zweiten und letzten öffentlichen Aufstreich verkauft.

Nagold, den 29. Januar 1876.

K! Gerichtsnotariat. Buzengeiger.

S ch o p f l o ch.

Bekanntmachung.

Die Gemeinde Schopf­loch hat um Erneue­rung der ihr unterm 5. September 1871 auf 5 Jahre ertheilten Erlaubniß zur Abhal­

tung von 2 Vieh- und Krämermärkten nach­gesucht, wobei dieselbe beabsichtigt, den bis­her am 2. Donnerstag des Monats Mal abgehaltenett Markt je am Dienstag vor Pfingsten abzuhalten. x

Dieses Gesuch wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß etwaige Einwendungen binnen 14 Tagen bei Unterzeichneter Stelle anzubringen sind. Freudenstadt, den 8. Febr. 1876.

K. Oberamt. Bames.